Es ist nicht alles
Troposcatter was glänzt. Doch wer auf dem flachen Land wohnt, dort wo die
Kavallerie zuhause ist, ist auf diese Ausbreitungsart angewiesen. Sonst
wäre der UKW-Radius auf Sicht plus ein bisschen Beugung beschränkt und für das
Normal-QTH schon nach ein paar Kilometern Ende Gelände.
Natürlich kennen auch
wir Bergindianer Troposcatter. Nur so sind, ohne spezielle Inversionslagen,
Stationen von hier aus in DL, ON und PA zu arbeiten.
Doch im Gebirge sieht
die UKW-Welt anders aus, als in der Ebene. Reflexionen an Bergen ermöglichen
stabile Verbindungen über grosse Distanzen. Reflexionen sind für den
Bergindianer unter den Funkamateuren die vorherrschende Ausbreitungsart.
Wer nicht nur einen Blindenstock, sondern eine Yagi sein Eigen nennt, merkt das
sofort.
Doch
wehe, die Fresnelzone bis
zum Reflexionspunkt ist "angeknabbert". Dabei handelt es sich um ein
Rotationsellipsoid, dessen Dicke von der Wellenlänge abhängt. Ragen Hindernisse
in diese Zone, erfährt die Ausbreitung zur Gegenstation oder zum gewünschten
Reflexionspunkt eine zusätzliche Dämpfung.
Das ist zum Beispiel
der Grund, wieso ich kaum über Reflexionen an den Berneralpen arbeiten kann,
obschon ich diese sehen kann. Auch Italien lässt sich von meinem QTH via
Beugung am Alpenkamm nur schwer arbeiten. Die stärksten Signale aus dem Süden
kommen bei mir vom Norden her – eingefangen und zurückreflektiert vom
Chasseral, meinem Hausberg.
Tom,
HB9EZY, beschäftigt sich schon längere Zeit mit diesem Thema und er hat mich
auf eine interessante Seite aufmerksam gemacht: auf HeyWhatsThat.
Damit kann der OM für
sein eigenes QTH (oder für seinen Portabelstandort) eine Sichtkarte erstellen.
Bei mir sieht sie so aus:
Darauf erkennt man die
Reflexionsgebiete am Jurahang, mit dem Chasseral als prominenten Punkt. Auch
für die Gegenstation, in diesem Fall HB9EXA, habe ich diese Karte erstellt:
Wie man sehen kann,
ist der Chasseral tatsächlich unser gemeinsamer Reflexionspunkt. Beamrichtung
und die extrem starken Signale bestätigen in der Praxis die Theorie.
Mit
dem Profiler von
HeyWhatsThat kann man aber auch ein Streckenprofil erstellen, wie ich es mit
Google Earth getan habe. So sieht das dann in unserem Fall aus:
Tom
hat sich von dieser Seite und von F6FVY inspirieren lassen und ein eigenesTool gebaut. Und mit Radio
Mobile Online, einem vor allem für Relaisstationen
interessanten Werkzeug, hat er u.a. die Abdeckung des Relais HB9FS bestimmt.
Wie
ihr wisst, bin ich nicht gerade ein Relais-Fan :-) Doch das
betrifft nur den operationellen und nicht den technischen Aspekt. Technisch
sind Relais durchaus ein interessantes Fragment unseres Hobbys.
Zu einem Punkt, der
hier in die Diskussion eingebracht wurde, zu der Antennenpolarisation, komme
ich noch zu einem späteren Zeitpunkt. Ist es wirklich so, dass man seine 10m
Antenne bloss vertikal stellen muss, um damit quer durch Hügel und Wälder zu
funken? Wir werden sehen.*
73 de Anton