Oft
ist es nicht einfach, die verschiedenen Ausbreitungsmechanismen bei
UKW-Verbindungen auseinanderzuhalten. Für Verbindungen über mehrere hundert
Kilometer habe ich bisher meistens Troposcatter verantwortlich gemacht. Ein
Thema, das ich hier in
diesem Blog bereits angeschnitten hatte. Diese Ausbreitungsart wurde ja schon
von den Amerikanern im Vietnamkrieg eingesetzt um die Unzuverlässigkeit der
Kurzwellenverbindungen zu umgehen. Auch heute noch setzt man bei gewissen
militärischen Verbindungen auf Troposcatter. Sie sind besonders sicher, da es
dazu keine Satelliten braucht. Allerdings sind riesige Antennen und große
Sendeleistungen notwendig.
Richtige
Troposcatterverbindungen sind konstant und zuverlässig. Das ist bei
Amateurfunkverbindungen über mehrere hundert Kilometer aber interessanterweise
nicht immer der Fall. Auch beim letzten Contest wunderte ich mich wieder über
das plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Signale. Da hört man
unvermittelt eine Station mit gutem Signal und Flatterfading für 1 bis 2
Minuten, und schon ist sie wieder weg. Hat der OM die Antenne gedreht? Oder ist
Troposcatter tatsächlich so unstet?
Tim, DK5OH, hat mich
gestern auf etwas aufmerksam gemacht, das mein “Troposcatter-Weltbild” heftig
ins Wanken bringt.
Sind
unsere UKW-DX außerhalb der Inversionslagen wirklich Troposcatterverbindungen
oder handelt es sich dabei nicht hauptsächlich um Aircraft Scatter AS? Stimmt
das, was Funkamateure über Tr0poscatterberichten, oder hilft da noch ein anders Phänomen
nach?
Frank, DL2ALF, hat sich diese Frage auch gestellt und hat sich
intensiv mit Aircraft Scatter auseinandergesetzt. Er hat dazu ein, in meinen
Augen, schlichtweg geniales Tool entwickelt.
Es ermöglicht die Voraussage von Verbindungen über Reflexionen an Flugzeugen.
Sein
Programm erstellt nicht nur ein Streckenprofil zwischen zwei Stationen und
ermittelt eine Aircraft Scatterzone, sondern zeigt auch in Echtzeit die zur
Reflexion infrage kommenden Flugzeuge in der Nähe der Funkstrecke. Dies unter
Einbindung des bekannten und beliebten Info-Portals Flightradar 24.
An
Flugzeugen mangelt es heutzutage über Mitteleuropa ja nicht. Da kommt ein
Reflektor nach dem andern angeflogen :-)
Oben im Bild sieht man
einen Screenshot der Strecke zwischen Manfred, HB9FLU, den ich im Contest
gehört habe, und mir. Die Flugzeuge in pink (magenta) sind Reflexionskandidaten
und die roten könnten bald zu solchen werden. Die grauen fliegen zu tief. Zu
sehen ist auch das Streckenprofil zwischen uns beiden, unter Berücksichtigung
der Erdkrümmung.
Damit
man das Programm voll nutzen kann, sollte man Franks Dokumentationaufmerksam
studieren und unter Optionen die SRTM3 Daten herunterladen. Das dauert zwar
ganz schön lange, aber es lohnt sich, diese Elevationsdaten reinzuziehen. Zudem
ist das Feld “Use Internet Feed” zu aktivieren, damit das Programm die
Daten von Flightradar24 nutzen kann. Ohne werden keine Flugzeuge angezeigt.
Eine
fantastische SW und ein interessantes Tool um weiter der Frage
nachzugehen: TS oder AS?
Vielen Dank an Tim für
den wertvollen Hinweis und an Frank für das Programm.