Mittwoch, 28. Februar 2018

Der Funk-Leuchtturm des Südens.



In der Nähe von Dijon im Locator JN26si steht eine ganz besondere Radarstation. Sie ist auch für uns Funkamateure von Interesse, denn sie arbeitet in der Nähe des 2m Bandes auf der Frequenz 143.050 MHz und kann uns Aufschluss über die Ausbreitungsbedingungen im 2m Band geben.

Dieses Radar hat eine spezielle Aufgabe: die Überwachung des nahen Weltraums über Frankreich und Westeuropa. Es kann Weltraumschrott und Satelliten ab 10cm Grösse bis in 1000 km Höhe entdecken und ihre Bahnen bestimmen.
Bevor es 2006 in Betrieb genommen wurde, mussten sich die Europäer auf die Weltraumüberwachung der USA stützen.

Das Radar (GRAVES) arbeitet mit hoher Leistung und schmalen Antennen-Keulen, die sich über den Himmel bewegen wie das Licht eines Leuchtturms. Die Empfangsstation befindet sich nicht am gleichen Ort, sondern 400 km südlich.

Das System arbeitet mit dem Doppler-Effekt und errechnet daraus die Bahnen der Objekte, die seine Strahlen durchkreuzen.

Da ich auf dem Land wohne, kann ich den Doppler-Effekt am besten mit Kuhglocken erklären. Denn das ist hier ein tägliches Phänomen. Zumindest solange, bis es die Schnösel aus den Städten, die aufs Land ziehen, geschafft haben, die Glocken zu verbieten.
Aber der Dopplereffekt funktioniert auch bei Kirchenglocken und dem Ruf des Muezzins.

Wenn man sich mit dem Auto einer Kuhweide nähert, klingen die Glocken zuerst höher als normal. Wenn man sich im Auto entfernt, klingen sie tiefer.
Diese Frequenzverschiebung kommt dadurch zustande, dass die Wellen beim Empfänger zusammengestaucht, beziehungsweise gedehnt werden. Je höher die Geschwindigkeit, desto ausgeprägter ist dieser Effekt, desto größer ist die Frequenzverschiebung.

Das Radar strahlt nur gegen Süden - 90 bis 270 Grad mit einer Elevation von 15 bis 40 Grad. In größerer Entfernung ist es also nicht direkt zu empfangen. Was hingegen gut zu hören, oder auf einer Wasserfallanzeige zu sehen ist, sind die Reflektionen an Satelliten und am Mond, wenn dieser von den Radarstrahlen angeleuchtet wird..
Natürlich haben alle Signale einen Frequenzversatz durch den Dopplereffekt. Kaum ein Objekt steht still am Himmel.
Die kurzen Pops die man ab und zu hören kann, stammen von Meteoriten.

Das Radar arbeitet mit einem kontinuierlichen Träger auf 143.050 MHz ohne Modulation. Wenn man in CW oder SSB verschiedene Töne hört, stammen die daher von unterschiedlichen Objekten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
Die Antennen überstreichen den südlichen Himmel in 6 Schritten zu 3.2 Sekunden. Ein Durchgang dauert daher 19.2 Sekunden.

Wer nicht nur hören, sondern auch sehen möchte, der kann zu einem NF-Wasserfall-Programm (FFT) greifen und das Audiosignal des Empfängers in den PC speisen.
Zu empfehlen ist Spectran oder Spectrum Lab. Letzteres ist wesentlich komplizierter in der Bedienung, bietet aber entsprechend mehr Möglichkeiten.

Wer mehr über das Radar erfahren möchte, findet hier viele Informationen: 1, 2, 3

Unten im Bild ein Screen-shot mit dem Sender-Standort aus Google-Earth. Die vier Antennen-Arrays sind halbkreisförmig angeordnet:

 
 Oberstes Bild: Winterstimmung. Der Turm einer Kapelle ragt in die Fresnel-Zone meiner 10 GHz Antennenkeule in Richtung Alpen.

Freitag, 23. Februar 2018

Überraschung: Der FT-818 löst den FT-817 ab!

Seit Jahren geisterte das Gerücht durch die einschlägigen Foren, Yaesu würde den Nachfolger des FT-817 auf den Markt bringen. Doch bisher waren alle News zu diesem Thema bloß Nieten. Auch die Bilder, die herumgeboten wurden, war nichts als Fotomontagen:

Und wie jedes Jahr, wenn der erste April näher rückt, ist es auch diesmal wieder soweit. Ein neues Bild von einem angeblichen FT-818 wird gezeigt:


Doch auch dieses Bild ist nichts anderes als eine billige Collage und ganz sicher nicht das Erscheinungsbild eines neuen Yaesu FT-818.

Kürzlich hatte ich hier in diesem Blog prophezeit, dass es der FT-817 bis ins nächste Jahrzehnt schaffen werde. Trotz der vielen Komponenten, die inzwischen abgekündigt wurden, wie zum Beispiel den mechanischen Filtern von Collins oder den Endstufen-Transistoren.

Doch in den letzten Tagen musste ich meine Meinung revidieren. Zwar habe auch ich kein valables Bild eines neuen Transceivers entdeckt, aber ich habe einen Prüfbericht aus den USA einsehen können, über ein Modell aus der Vorproduktion von Yaesu mit der Bezeichnung FT-818.
Dieser Bericht stammt vom FCC, ist recht umfangreich und sicher kein Fake.

Yaesu hat also in den USA einen FT-818 genannten Transceiver testen lassen, und der hat den Test bestanden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses neue Gerät an der Tokio Ham Fair am 25./26. Ausgust 2018 vorgestellt wird, erachte ich als hoch.

Doch wenn schon kein Bild des Neuen zu haben ist, sind wenigstens ein paar Daten über ihn durchgesickert?

Aus dem Prüfbericht des FCC geht hervor, dass es sich um einen Portabel-Transceiver handelt für KW, 6m, 2m und 70cm. Das Gerät wird über eingebaute Akkus betrieben und weist einen Anschluss für eine externe Speisung mit 13.8V auf. Dass es sich dabei um einen Allmode-Transceiver handeln muss, und nicht bloß um ein FM-Gerät, scheint logisch - sonst würde der KW-Bereich keinen Sinn haben.
Ferner spricht der Prüfbericht von einem Superhet-Empfänger. Also ist es wahrscheinlich kein SDR mit einem A/D-Wandler an der Antenne, bzw. mit direct sampling.

Alles andere ist Spekulation. Und die sprießt jetzt im Web wie frische Pilze nach einem Herbstregen.
Folgendes Rezept kann man zurzeit in der Gerüchte-Küche zusammenkramen:

- 12 Watt Ausgangsleistung
- eingebauter Antennentuner
- 3 Ah Lipo Akku

Ich denke, den Deckel wird man nicht lange auf dem Topf halten können und bin gespannt auf weitere Details. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.


Wer sich selbst überzeugen möchte: hier ist die Seite des FCC.
(Grantee Code K66 & Product Code 03770X30)


Ein Abschwächer für den QCX

Ihr erinnert euch sicher an Andy HB3YAF, den Telegrafisten. Auch er ist ein begeisterter Besitzer eines QCX. Und da er - im Gegensatz zu mir - von Mechanik was versteht, hat er ihm ein Gehäuse gestrickt. So sieht das im Rohbau aus:


Mit diesem Gehäuse ist der QCX im Portabelbetrieb auch für den schlimmsten Fall gerüstet.

So ein richtiges Gehäuse hätte mein QCX zwar auch verdient, aber so lange ich daran herumbastle, ist ein Breadboard zweckmäßiger.
Die neueste Modifikation, die er bekommen hat, ist ein Abschwächer. Denn der Empfänger ist sehr empfindlich und verfügt über keine AGC.  Das NF-Poti regelt also die Gesamtverstärkung des Empfängers.
Das klappt bei starken Signalen, wie sie meine Antenne im 80m Band bringt, nicht immer gut. Die Lautstärke ist oft zu gross und die NF verzerrt. Ein RF-Gain wäre ideal, doch soweit wollte ich die Schaltung nicht modifizieren. Mit einem einfachen Trick lässt sich ein schaltbarer Abschwächer anbauen.
Dabei handelt es sich um einen kleinen Schalter, mit dem die Antennen-Spule des Eingangstrafos kurzgeschlossen wird. Das ist die mittlere Windung der drei kleinen. Die Drähte müssen kurz sein, nicht länger als 4 cm.
Wenn die Windung über den Schalter kurzgeschlossen wird, gelangt erstaunlicherweise immer noch genügend Antennenspannung auf den Trafo. Die Dämpfung beträgt ca. 20dB.

Bei Signalstärken von plus 20 und mehr dB über S9 erhält der NF-Regler somit wieder etwas Luft und die Lautstärke lässt sich mit dem Poti besser einstellen.

So sieht mein Breadboard zurzeit aus:


Oben links ist der Step-up Konverter zu sehen, der die Spannung konstant auf 14 Volt hält, unabhängig von der Speisespannung. Das Modul rechts davon kommt natürlich über Ebay aus China und zeigt die Speisespannung. Es verbraucht selbst nur 5mA. Zurzeit hängt ein kleiner 12V Bleiakku dran. Rechts sieht man den Schalter für den Abschwächer. Den Antenneneingang habe ich versetzt, damit er mir nicht in die Quere kommt. Adleraugen erspähen sicher auch den kleinen Kühlkörper auf dem Spannungsregler des QCX. Das Teil wird meines Erachtens sonst zu warm.


Donnerstag, 22. Februar 2018

Trockenbatterien für den QCX



Was für ein Flop, die Geschichte mit der Kuh-Batterie. Aber ich habe die Hoffnung, den QCX mit Trockenbatterien zu betreiben, noch nicht aufgegeben.
Doch diesmal habe ich mir vorgenommen, zuerst das Datenblatt zu lesen, bevor ich mich in Versuche stürze. RTFM: ein Ratschlag den viele OM nicht beherzigen ;-)
Doch im Falle der Weidezaun-Batterie ist es nicht so leicht, ein adäquates Datenblatt aufzutreiben. Was sollen auch der Bauer und seine Kühe mit Daten anfangen. Ihnen reicht's, wenn das Teil funktioniert und davon können sie sich mit einem Griff, beziehungsweise mit dem Maul am Zaun überzeugen.

Nach längerer Suche habe ich doch noch etwas gefunden, das nach einem Datenblatt aussieht. Nicht vom Hersteller der Landi-Batterien, aber von der Konkurrenz. Aber vielleicht ist die Landi-Batterie auch nur umgelabelt worden, und die Dinger stammen alle aus der gleichen Quelle - wer weiss.

Was ich befürchtet hatte, bestätigte das Datenblatt. Es handelt sich bei der Batterie um eine Luft-Zink-Batterie. Dieser Typ wird vor allem als Knopfzelle in Hörgeräten eingesetzt. Daher muss vor Gebrauch der Kleber von den Luftlöchern abgezogen werden, was ich auch getan habe. Dieser Batterietyp ist nicht für große Ströme gemacht.

Wenn man keine Ahnung hat (was bei mir öfter vorkommt) und etwas über die Seele einer Batterie in Erfahrung bringen will, schließt man sie am besten kurz. Natürlich nur eine Sekunde und mit einem Zangen-Ampere-Meter, um den Kurzschlussstrom zu messen. Doch Vorsicht: bei Akkus sollte man diese Methode tunlichst unterlassen. Das weiss jeder Automechaniker, dem mal ein Gabelschlüssel auf die Batteriepole gefallen ist. Die Ermittlung des Innenwiderstandes muss bei Akkus mit einem Lastwiderstand erfolgen.

Die Kuh-Batterie aus dem vorherigen Blogeintrag brachte nicht mehr als ein Ampere Kurzschluss-Strom zustande. Nach dem ohmschen Gesetz lässt sich daher der Innenwiderstand der Batterie mit R=U/I berechnen. 9V/1A ergeben 9 Ohm. Et voilà: das ist der Grund, wieso da nicht mehr Strom rauskommen kann: der Innenwiderstand ist viel zu hoch.

Zum Vergleich habe ich eine alte 1.5 Volt D-Zelle von der Migros gemessen (oben im Bild), die sich seit Jahren im Keller langweilt und auf eine Taschenlampe wartet, die schon längst das Zeitliche gesegnet hat. Ablaufdatum 2004! Sie war noch ziemlich munter und brachte noch 10 Ampere Kurzschlussstrom auf. Ihr Innenwiderstand beträgt also nur 150 mOhm.

Eine Serie dieser Batterien (6-8 Zellen) könnte also durchaus den QCX betreiben, wie das Datenblatt zeigt. Mit dem Step up Converter aus dem vorhergehenden Blogeintrag könnte die Spannung konstant gehalten und das letzte Quäntchen Energie aus den Zellen gezogen werden. Ob sich das rechnet, ist eine andere Frage. Denn Trockenbatterien sind teuer und lassen sich nicht, oder nur sehr beschränkt aufladen.
Somit käme eine solche Stromversorgung nur als Notlösung in Frage.   


Dienstag, 20. Februar 2018

Was für die Kühe gut ist, frisst der QCX nicht.

Kürzlich hat mich mein QCX wieder im Stich gelassen. Doch diesmal was es nicht der Mikroprozessor, sondern bloß ein Kondensator. Der Koppelkondensator C29 von den Endstufentransistoren zum Tiefpassfilter hatte den Geist aufgegeben. Das Teil ist angesichts des Stroms und der Spitzenspannung an diesem kritischen Punkt etwas schmalbrüstig dimensioniert. Ich habe an seiner Stelle jetzt zwei robustere Kerkos mit je 47nF im Parallelbetrieb eingesetzt.

Bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich den Transformator T1 neu gewickelt. Er lag mir schon lange auf dem Magen und ich hatte für seine chaotische Bewicklung auch schon ein paar Bemerkungen von anderen OM kassiert. 68 Windungen hat die Hauptwicklung der 80m Version auf dem kleinen T50-6 Ringkern. Das ist mit dem mitgelieferten Draht nur zu schaffen, wenn man mindestens in zwei Lagen wickelt. Und so sah das bei mir aus:


Ein richtiger Schandfleck. Also habe ich es mit dünnerem Draht versucht (0.2mm) und jetzt sieht das Teil schon wesentlich appetitlicher aus:

 Für die drei andere Wicklungen habe ich etwas dickeren Draht genommen und zur besseren Unterscheidung für die mittlere Wicklung eine andere Lackfarbe gewählt. Auch der Trimmer musste über die Klinge springen und einem 60pF Exemplar Platz machen. Dafür konnte ich einen der Parallelkondensatoren entfernen. 
Die chaotische Wicklung hatte übrigens eine viel zu hohe Induktivität ( ca. +50%) trotz gleicher Windungszahl. Probleme beim Abgleich waren deshalb vorprogrammiert.

Da der Lötkolben schon warm war, habe ich gleich noch eine weitere Modifikation eingebaut:
Im Original liegt die Mittenfrequenz des CW-Filters bei 700 Hz. Doch viele Telegrafisten hören bei tieferen Frequenzen. Ich gehöre auch dazu. Deshalb habe ich das Filter auf 480 Hz gesetzt und die entsprechenden Widerstände ausgetauscht, wie von Paul KE7HR und Georges F6DFZ vorgeschlagen wird. Natürlich müssen dazu auch einige Werte im Abgleich-Menü geändert werden. Aber das ist in der Mod-Anleitung gut beschrieben und es hat sich gelohnt. Der QCX klingt in meinen Ohren jetzt noch besser.

Doch kommen wir endlich zu den Kühen:
Die Bauern benutzen hier alle diese elektrischen Weidezäune, die so schön Knack-Knack machen, wenn der Noiseblanker aus oder bescheiden ist. Die Batterien zu den Knack-Knack-Kästen findet man in der Landi - meinem "Antennenshop" *. Zum Beispiel diese hier:

Im Vergleich zu Bleiakkus sind sie sehr leicht und im Vergleich zu Lipos harmlos ;-)
Man kann sie zwar nicht mehr aufladen, denn es handelt sich um ganz gewöhnliche Trockenbatterien. Doch 55 Ah reichen für weit mehr als eine ganze SOTA-Saison oder ein année sabbatique mit dem QCX. Dabei ist das die kleinste Version. Die grösste hat 175 Ah!
Auch als Reserve für den Notfunk dürfte die Batterie eine gute Lösung sein. Für QRP, denn für grosse Ströme sind die Dinger nicht gemacht. 

Siehe Update: Diese Batterie ist für den Amateurfunk nicht brauchbar

"Aber die hat ja nur 9 Volt", werdet ihr jetzt einwenden. "Damit sackt die Sendeleistung ins Bodenlose."
Da muss ich euch Recht geben. Das wäre tatsächlich ein Problem - wenn es diese kleinen Dinger nicht gäbe, die man für weniger als 2 Dollar auf Ebay kaufen kann. Notabene free shipping. Diese China-Teile heißen "Voltage step up converter". 
Sie sind winzig, haben einen sehr hohen Wirkungsgrad (>90%) und machen aus den 9V spielend jede höhere Spannung bis 30V. Diese lässt sich mit einem Potmeter einstellen. Ich habe sie zurzeit bei 14 Volt eingestellt, so dass der QCX 4 Watt an die Antenne bringt. Natürlich auch dann, wenn gegen das Lebensende der Batterie die Spannung der Batterie absinkt. Der Konverter hält die Spannung konstant.


Strom ist für diese Teile auch kein Problem. Sie können wesentlich mehr liefern als der QCX verdauen kann.

Doch wie bei allem, was auf Ebay aus dem Land der Morgenröte kommt, muss man auch bei diesen Teilen aufpassen. Bei mir waren die Entstörkondensatoren nicht bestückt und anstelle der Ausgangsdrossel hockte ein Null-Ohm-Widerstand in der Leitung. 
Doch für einen heißen Lötkolben und eine gut sortierte Bastelkiste ist das kein Problem und bisher sind mir keine Störungen beim 80m-Betrieb aufgefallen.

*Apropos "Antennenshop"  bei der Landi. Die haben nicht nur diese tollen unbrauchbaren Trockenbatterien, sondern u.a. auch Blitzschutzvorrichtungen für Langdrahtantennen, Antennenumschalter und Isolatoren ;-)

UPDATE: Ich habe die gezeigte Batterie gerade getestet. Für Kühe mag sie vielleicht gut sein, doch für den Amateurfunk ist sie unbrauchbar. Bei mehr als ein paar Milliamperes geht die Spannung in die Knie und bei mehreren hundert, wie sie beim Senden gebraucht werden, liegt die Spannung am Boden. Sorry für die Fehlinfo. Ich werde diese Batterie zum Bauern rüber bringen, vielleicht haben seine Kühe noch Spass daran. 
Die Dinger mögen zwar eine sehr hohe Kapazität haben, doch nur wenn man ein paar Milli zieht. 



Freitag, 16. Februar 2018

Der ICOM IC-7610 im Vergleich


Rick DJ0IP hat eine super Webseite mit mehr als 2.6 Millionen Besuchern seit Januar 2013. Auf Englisch, denn Rick kommt ursprünglich aus den USA. Die Reihe der Rufzeichen, die er bisher innehatte ist schwindelerregend.
Rick hat nicht nur mehr Humor als der mitteleuropäische Durchschnittsamateur, er hat auch beste Beziehungen zu Rob Sherwood. Den mit der Liste, ihr wisst schon.

So findet man auf Ricks Seite immer das Neuste von Rob Sherwood NC0B.
Und jetzt wird es spannend: Rob hat kürzlich den IC-7610 mit seinen anderen Gerätschaften verglichen: mit dem großen Schlachtschiff von Kenwood, dem TS-990S, mit einem ANAN 7000DLE und natürlich mit dem IC-7300. Der Vergleich fand diesmal nicht im Labor statt, sondern in der harten Wirklichkeit: unter Contest-Bedingungen. Rob hat ein Traum-QTH in Colorado, nicht zu vergleichen mit unseren bescheidenen Verhältnissen im überbevölkerten und HF verseuchten Mitteleuropa. Darum leuchtet bei seinem IC-7300 die OVL-Anzeige auch nur in seltenen Fällen.

Wie sind Rob's Vergleiche ausgefallen? Was sind seine Schlüsse, die er daraus gezogen hat?

- Aus seiner Sicht sind die wesentlichen Verbesserungen des IC-7610 gegenüber dem IC-7300 das lautlose QSK (Full BK) und das Audio Peak-Filter APF. Kein Wunder, den Rob ist ein CW-Mann.
 Aber auch der grosse Kenwood hat eine lautlose Sende-Empfangsumschaltung ohne klapperndes Relais. Der ANAN hingegen nicht.

- Zwar sei auch der ANAN ein Spitzengerät, an dem es kaum was auszusetzen gäbe, doch Rob mag es, wenn er alles in einer Kiste hat (all in one). So kann sich sein Computer ganz aufs Log konzentrieren.

- Interessanterweise findet er den Zweitempfänger zwar wichtig für DX-Expeditionen, doch nicht für den "Hausgebrauch".

- Abgesehen vom geräuschlosen QSK und dem APF findet er, dass der IC-7300 und der IC-7610 fast gleich gut arbeiten. Er lobt besonders die Noise Reduction NR, die nirgends so gut sei wie in den ICOM's: "The best I have ever used".

- Rob kommt in seinem Bericht dann auf einen Punkt zu sprechen, der mir auch schon aufgefallen ist: viele OM benutzen weder RF-Gain noch Abschwächer. Dabei sind dies zwei ganz wichtige Funktionen, die den Empfang auf den tieferen KW-Bändern erleichtern. Anstatt im 80 oder 160m Band das S-Meter bei S6 oder gar bei S9 rumleiern zu lassen, ist es besser den Abschwächer einzuschalten, und/oder den RF-Gain zurückzunehmen. Der Empfang wird damit sofort ruhiger und angenehmer und die AGC wird nicht mehr vom Noise "überrannt" und kann wieder richtig arbeiten.
Das betrifft übrigens alle Empfänger, ob klassische Superhets oder moderne Direct Sampler.

- Im Übrigen findet Rob die Spektrums- und Wasserfallanzeige auf den ICOM's wesentlich besser als auf dem Kenwood oder dem ANAN.

- Was den Sendeteil der Geräte anbelangt, ist sich Rob der Unzulänglichkeiten der 12V-Endstufen bewusst. Die Intermodulationsverzerrungen dieser Sender können nicht mit der Empfangstechnik schritthalten. Ja, sie machen deren Fortschritte sogar zunichte. Der Kenwood, so vermutet er, ohne Genaues gemessen zu haben, sei in dieser Hinsicht besser, da er eine 50V Endstufe verwende.

- Eine interessante Bemerkung im Bericht betrifft den Noiseblanker NB. Bisher habe es ICOM nur im 781er und im Pro3 zustande gebracht, Impulsstörungen richtig wegzukriegen. Besonders schlimm sei in dieser Hinsicht der IC-7000.

- Natürlich kommt Rob auch auf das OVL-Problem zu sprechen. Das ist die Anzeige, die bei den Direct-Samplern anspringt, wenn der A/D-Wandler überlastet ist. Der Empfänger erzeugt dann nur noch Chaos und ist unbrauchbar. Da Rob am "Ende der Welt" lebt und nicht in Zentraleuropa, hat er die OVL-Anzeige beim IC-7300 bisher nur einmal gesehen, als eine CB-Station in der Nähe war. Aber er weiß um die Situation hier in Europa.

- Der mitlaufende Preselector im IC-7610 scheint nicht gerade das Gelbe vom Ei zu sein. Einerseits ist es offenbar nur ein einpoliges Filter mit einer ziemlich flachen Selektionskurve, andererseits sind da offenbar Relais am werkeln. Rob berichtet von Knackgeräuschen im Empfänger und aus der Kiste die alle 10 oder 20kHz beim Drehen über das 160m Band zu hören seien. Darum habe er diese, DigiSel genannte Funktion, ausgeschaltet.

Bild: bunte "Vögel" über der Jammerbucht.


 

Mittwoch, 14. Februar 2018

Seltsame HF-Blüten


Nikola Tesla, nach dem Elon Musk seine Autos benannt hat, war ein exzentrischer Erfinder. Seinem Forscherdrang entsprangen eine grosse Zahl von Patenten, zu Beginn durchaus handfest und nützlich, doch mit zunehmenden Alter immer skurriler. Denn Tesla war von einer Idee besessen: der drahtlosen Übertragung von elektrischer Energie.

Dass diese Idee immer noch in den Köpfen rumschwirrt, beweist eine amerikanische Firma mit dem Namen TEXZON. Dieses Unternehmen unter der Leitung eines ehemaligen Generals hat sich zum Ziel gesetzt, Energie zwischen zwei beliebigen Punkten auf der Erde zu übertragen, notabene im 160m Band! Ein Kraftwerk soll dabei einen Sender betreiben, der so genannte Zenneck-Wellen aussendet. Diese sollen dann mit entsprechenden Empfängern überall auf der Erdkugel empfangen werden.
Jonathan Zenneck war ein deutscher Physiker, der sich mit Hochfrequenz und Wellenausbreitung befasste.
Zenneck Wellen, so wird in einer ziemlich abstrusen Abhandlung beschrieben, würden sich unterschiedlich von Grund- und Raumwellen ausbreiten. Sie würden die Erde als verlustlosen Wellenleiter benutzen, ohne als elektromagnetische Wellen abgestrahlt zu würden.
Beim Lesen der Erklärungen von TEXZON hat sich mein Gehirn dermaßen verknotet, dass ich immer noch daran bin, die Ordnung in meinem Hirnkasten wieder herzustellen.

Eine weitere HF-Blüte, die seit einiger Zeit durch den imaginären Aether geistert, ist ein Raketentriebwerk, das mit Mikrowellen-Energie läuft. Es soll Raumschiffe auf unvorstellbare Geschwindigkeiten beschleunigen und so Reisen nach Alpha Centauri möglich machen.
An diesem EM-Drive sollen unter anderen auch die NASA und die Chinesen forschen.
Das Verrückte daran ist, dass niemand schlüssig erklären kann, wie das Teil funktioniert. Denn es ist ein Triebwerk aus dem nichts rauskommt. In eine Blechkammer werden Mikrowellen eingespeist, die darin zwischen den Wänden hin- und her reflektieren. Was dabei zum Vortrieb führt, entzieht sich der bekannten Physik.

Leider sind nicht alle HF-Blüten so lustig. Eine, die uns Funkamateuren immer wieder zu schaffen macht, ist PLC - Power Line Communication. Diese Art der Kommunikation, bei der Hochfrequenz über nicht abgeschirmte Kabel verschickt wird, muss einem kranken Ingenieurgehirn entsprungen sein. Dabei wird der ganze Kurzwellenbereich benutzt und ein Teil der Energie natürlich abgestrahlt. Diesen Müll können wir dann in unseren Empfängern hören.
Doch nicht nur die Stromleitungen der Hausinstallation werden für die Datenkommunikation im Kurzwellenbereich missbraucht, auch die Telefondrähte. Auch diese sind in der Regel nicht abgeschirmt und strahlen wie Langdrahtantennen.
Es soll sogar Funkamateure geben, die sich sowas freiwillig ins Haus holen und dann auf den Bändern lauthals über die Störungen jammern. Diesen OM sollte man die Lizenz wegnehmen.

Wie sich das anhört, könnt ihr im folgenden Video hören. Irgendwo in meiner weiteren Umgebung wird so ein Unding betrieben. Glücklicherweise weit weg von meiner Antenne und mit ausgesparten Amateurfunkbändern. Ja, sogar das 11m CB-Band wurde verschont, wie im Video zu hören ist:

   

Der Datenmüll ist glücklicherweise nur schwach zu hören. Um ihn mehr hervorzuheben, habe ich den Vorverstärker eingeschaltet und drehe in AM über den KW-Bereich - angefangen bei 29.7 MHz.
Wehe dem. der sowas im Haus oder nebenan hat. Dann kommt das grausige Gebrabbel auch auf den Funkbändern hoch, wie das Murmeln einer Bande Orks.

Sonntag, 11. Februar 2018

FT-817 aufgemotzt





Der FT-817 wurde Ende 90er entwickelt und kam 2001 auf den Markt. Nach fast zwei Jahrzehnten ist er in seiner Klasse immer noch konkurrenzlos. Zwar gibt es den KX3 auch mit dem 2m Band, doch das 70cm Band fehlt.
Wie bei den meisten Geräten, hatte auch der FT-817 zu Beginn an Kinderkrankheiten zu leiden. Die Endstufe ging leicht kaputt und konnte sich wegen Schwingneigung schon bei Unterspannung verabschieden. 2004 kam dann die verbesserte Version FT-817ND, die in der Endstufe anstelle der 2SK2975 die MOSFET RD07MVS1 beschäftigt.
Dieser Transistor ist wesentlich robuster. Ich benutze ihn ebenfalls in meinem IC-7400 als Treiber. Allerdings dort mit weniger Ruhestrom, als im Service-Manual verlangt. Der hat nämlich bei seinen Vorgängern zum Exitus geführt.
Diese Vorgänger waren - wie könnte es anders sein - auch die unzuverlässigen 2SK2975.

Im FT-817ND werkeln die beiden SMD-Transistoren nur auf Halblast. Die PA könnte spielend 10W bringen und lässt sich über das Service-Menü auch entsprechend modifizieren. DK9VZ zeigt auf seiner Webseite, wie das geht.
Natürlich kann auch dieser Transistor den Hitzetod sterben und im FT-817 ist die Kühlung bescheiden. Deshalb empfiehlt auch DK9VZ, mit 10W keine Dauerbetriebsarten wie FM oder digitales "Zeug" zu fahren und den 10W Betrieb auf SSB und CW und auf Kurzwelle zu beschränken. Doch das ist kein Problem, kann man doch die einzelnen Leistungsstufen entsprechend einstellen.
Diese Modifikation habe ich zwar ausprobiert, aber inzwischen benutze ich eine kleine PA, wenn ich mehr Leistung haben will. Sie läuft mit zwei völlig unterbeschäftigten VRF2933 und 24-28 Volt und ist deshalb praktisch unkaputtbar.

Wer weiss, ob und wann das eierlegende Wollmilch-Mini-Schwein noch auf dem Markt bleibt. Aber es hat gute Chancen, auch noch sein drittes Markt-Jahrzehnt zu erleben.
Allerdings werden die Ersatzteile langsam zu einem Problem. Wer die PA-Transistoren ersetzen muss, bekommt nur noch NOS, und wer noch ein CW-Filter nachrüsten will ebenfalls. Denn Collins hat die Fabrikation mechanischer Filter schon 2015 eingestellt. In einem zukünftigen Occasionsmarkt werden deshalb FT-817 ohne CW Filter wohl drastisch an Wert abgeben. Wer noch kein Filter drin hat, der sollte jetzt noch zugreifen.

OT zum Sonntag:
Ein Bayrischer Ex-Politiker zur derzeitigen Muppet-Show in der NZZ. Achtung Linke: das ist ein "böser" Rechter. Dafür bringe ich nächstes Mal was von der Sahra, meiner deutschen Lieblingspolitikerin ;-)))



Donnerstag, 8. Februar 2018

Kiwi - ein Web SDR für jedermann



Herzliche Gratulation, unser grosser Kanton hat eine neue Regierung und Frau Merkel hat es wieder geschafft. Auch viele andere wohlbekannte Gesichter sind wieder dabei - eine Garantie für ein stabiles "Weiter so". Zudem bekommt DL nun ein Heimatministerium und dazu als Gegengewicht Herr Schulz als EU-Minister.

Aber Spaß beiseite, das hier ist ja kein Polit- sondern ein Amateurfunkblog.

Vielleicht seid ihr schon auf den Kiwi gestoßen? Nicht die Frucht oder den gleichnamigen Vogel, sondern den SDR-Empfänger.
Der Kiwi ist kein gewöhnlicher SDR. Man kann ihn nämlich direkt ans Internet anschließen. So kann sich die ganze Welt bei euch einloggen und sehen, was eure Antenne alles aus dem Äether fischt. Zwar ist der gleichzeitige Zugriff meistens auf vier User beschränkt, dafür kümmert sich der Kiwi darum, dass die dynamische Zuteilung der IP-Nummer eures Internetanschlusses keine Fisimatenten macht.
Vier gleichzeitige Hörer auf eurem SDR scheint zwar ein enger Rahmen, dafür sprießen die Kiwis im Internet wie Pilze nach einem feinen Herbstregen. Täglich kommen rund um den Erdball neue hinzu. Die meisten leider nur auf Kurzwelle. Dabei wäre gerade VHF/UHF/SHF für ein enges SDR-Netz interessant. Es ist eher weniger spannend, zwischen dem zu vergleichen, was der Heiner auf 20m hört, mit dem was Reiner 20km weiter empfängt.
Für KW reichen m.E. die klassischen Web-SDR, die wesentlich mehr gleichzeitige Hörer verkraften können.

Wer sich mal die Kiwis anschauen und anhören möchte: Hier sind sie - offen für jedermann. Denn zum Hören braucht es keinen Kiwi.

Und hier geht's zu dem Gerät. Kaufen kann man es im Laden. Zwar nicht bei Aldi oder Lidl, aber zum Beispiel bei Wimo.



 Zum ersten Video: Funkamateure brauchen Englisch. Wer seine Kenntnisse verbessern und dabei auch noch was zum Lachen haben möchte, dem kann ich diese Serien empfehlen.
 Zum zweiten: das passt auch zum Thema Sprache ;-)

Mittwoch, 7. Februar 2018

Basteltipps


Das Bilderrätsel des letzten Posts wurde gelöst. Die erste Nachricht mit der richtigen Lösung kam von Ekki DK2CH und hiess Silizium. 
Das Teil hat eine Reinheit von 99.99% wie sie für Solarzellen benötigt wird und kommt natürlich nicht so in der Natur vor. Wenn ihr also etwas ähnliches im Wald findet, ist es ein Stück zusammengeknüllter Alu-Folie.
Für die Herstellung von Halbleitern muss die Reinheit aber sehr viel höher sein: 99.999999999%.



Apropos Halbleiter: Gerade ist eine Sendung von RD15HVF1 aus Griechenland eingetrudelt - NOS.
Dieser MOSFET, der von KW bis ins 70cm Band 15 Watt liefern kann, ist bei Bastlern sehr beliebt, obwohl es heutzutage Besseres gibt. Doch die neuen Typen sind allesamt in SMD ausgeführt und welche Schwierigkeiten man damit haben kann, habe ich hier beschrieben. Ich musste nämlich in meinem IC-7400 die Treibertransistoren auswechseln - ein paar RD07MVS1. Ich glaube nicht, dass ich das ein zweites Mal tun würde.
Genau aus diesem Grund ist der alte RD15HVF1 in Bastlerkreisen so begehrt. Man kann ihn einfach auf ein Kühlblech schrauben. Zudem läuft er mit 12 bzw 13.8V.
Leider wird das Teil nicht mehr fabriziert und hat deshalb die chinesische Fake-Industrie auf den Plan gerufen. Auf Ebay zu kaufen ist also ähnlich wie ins Casino zu gehen und beim Roulette auf eine Zahl zu setzen. Der einzige zuverlässige Lieferant, der mir im Moment noch einfällt, ist die BOX73. Mal sehen, wie lange der NOS dort noch reicht.

So ein Teil habe ich auch in meinem "Zwischi" eingesetzt, dem Transverter, der meinen IC-7300 von 72 MHz ins 432 MHz Band bringt. Zwischentransverter habe ich ihn genannt, weil ich damit u.a. den 3cm Transverter von Kuhne ansteuern kann. Der 7300er ist also jetzt auf 10 GHz QRV und hat schon die ersten QSO's bestanden. Hier ist der Zwischi in Steampunk-Technik nochmals zu sehen, zusammen mit seinem Schema:

Leiterplatten sind zwar eine tolle Sache. Aber bis ich die gezeichnet und bestellt habe, ist der Prototyp schon längst gelötet und x-mal geändert ;-)
Und da auch eine Leiterplatte eine vernünftige Abschirmung braucht, löte ich das Ganze gerade in ein Blechgehäuse. Teile von Leiterplattenmaterial werden als Stützpunkte verwendet und das scharfe Auge kann sogar hie und da SMD-Komponenten erkennen, die Verwendung finden.
Nebst Kondensatoren natürlich die MMIC PGA-103+. So ist denn alles bis auf den RD15HVF1 in 50 Ohm Technik zusammengeschustert und ziemlich problemlos, von einigen Attaken von Herrn Murphy abgesehen. Aber das habe ich ja schon hier beschrieben und will euch nicht weiter damit langweilen. Auch den zugehörigen Lokal Oszillator habe ich hier beschrieben.
Nur noch ein Tipp für die Bastler unter euch:
Wer anstatt 50 Ohm Module diskrete Transistoren vorzieht und dann komplexe Impedanzen anpassen muss, dem kann dieses Tool helfen - es frisst sogar S-Parameter.

In diesem Zusammenhang ist es wieder Zeit, eine Warnung auszusprechen: Meine Schaltungen funktionieren in meinem Shack, ob sie auch bei euch funktionieren würden, entzieht sich meiner Kenntnis ;-)

Bild: Knapp über dem Nebel auf 650m.


Montag, 5. Februar 2018

IC-7610 alter Wein in neuen Schläuchen?





Bei neuen Transceivern ist immer auch Altes dabei - die Hersteller würden sagen: Altbewährtes.
Denn Entwicklungen sind teuer und die Stückzahlen im Amateurfunk sind klein im Vergleich zu Mainstream-Produkten. Nach Herstellkosten, Marketing&Sales, Overhead und den Margen der Händler und Zwischenhändler bleibt nicht mehr viel übrig. Wohl wesentlich weniger als 100$ pro Transceiver, wenn wir mal den IC-7300 als Beispiel nehmen. Damit muss die Entwicklung amortisiert werden. Und da ist nicht nur das Salär der Entwicklungsingenieure und Konstrukteure zu bezahlen. Es geht unter anderem auch um neue Spritzwerkzeuge und Erneuerung der Laborausrüstung, um nur einige Posten zu nennen.
So findet man oft viele Baugruppen kaum verändert auch in der nächsten und übernächsten Gerätegeneration. Zum Beispiel die Senderendstufe. Im Kampf um einen Spitzenplatz in der Sherwood-Liste findet sie keine Beachtung. Die meisten OM schauen sich ohnehin nur die Empfängerdaten an. Ob der Seder splattert wie vor dreissig Jahren, interessiert nur einige Freaks.

Icom hat in den IC-7300 viel Entwicklungsarbeit gesteckt. Im Gegensatz zu anderen Entwicklungen konnte nur wenig von Vorgängern tel quelle übernommen werden. Den Transceiver als Wegbereiter zu einem niedrigen Preis auf den Markt zu bringen war ein strategischer Entscheid. Dafür wird nach der Penetrationsstrategie mit den Nachfolgern jetzt Skimming betrieben. Der IC-7610 muss wohl auch einen Teil der Entwicklungskosten für den IC-7300 übernehmen.

Wie auch immer: das sind natürlich Spekulationen ;-)

Zu diesem Thema noch zwei Zuschriften, die ich erhalten habe:

Hallo Anton,

Ich wollte Dir diese Nachricht gerne über funkperlen.blogspot.com
zukommen lassen. Aber Kommentar nur mit Google-Konto?! Nicht Dein
Ernst, oder?
Herzlichen Dank für Deinen kompetenten Kommentar zum Empfänger des
IC-7610.
Leider hast Du die Senderseite völlig vergessen: eine
12V-MOSFET-Endstufe ohne Predistortion mit einem IMD3 von etwa -35dB
ist Stand der Technik von vor 20 Jahren!
Vy 73 de DM2TA



Hallo Anton,
ursprünglich wollte ich mir auch den IC-7610 zulegen.
Icom-Japan hatte ihn mal mit -10% unter dem Preis des IC-7600 geplant,
jetzt liegt er ca. 20% über dem IC-7600-Preis.
!!! Nix mit hau wech die Kröten !!!
Die anderen Punkte hast Du schon sehr gut beschrieben und die Vorteile
liegen im wesentlichen auf der Rückfront.
Hier noch eine Info zum IC-7300 (hat DB6NT sh PDF) entwickelt.
Damit lassen sich alle Transverterprobleme lösen. Ich werde meine 630m-PA
dafür umrüsten.

vy 73 de Ekki DK2CH


Bilderrätsel: Was ist das?

Samstag, 3. Februar 2018

Soll ich einen IC-7610 kaufen?



Das ist eine Frage, die sich sicher viele OM stellen. Für die einen wäre es der Einstieg in die SDR-Welt. Sie arbeiten noch mit einem klassischen Transceiver, vielleicht gar ohne Spektrum- und Wasserfallanzeige. Für andere wiederum, die bereits stolze Besitzer eines IC-7300 sind, wäre es einfach ein Upgrade.
Doch was spricht dafür und was dagegen?

Für DXer und Contester ist der Fall klar. Ein vollwertiger Zweitempfänger ist für sie ein Muss. Weniger ambitionierte Funkamateure können gut darauf verzichten, auch wenn sie sich ab und zu in ein Pile-up stürzen, um ein seltenes DX zu ergattern. Für die "Gelegenheitsamateure", die bereits mit einem SDR arbeiten, ist der Zweitempfänger nicht dringend, haben sie doch auf dem Bildschirm das Pile-up jederzeit im Blick. Auf jeden Fall dürfte dieses Feature den mehr als doppelten Preis gegenüber dem IC-7300 kaum rechtfertigen. Ausser für die OM, die im Geld schwimmen wie Dagobert Duck in seinem Geldspeicher in Entenhausen.

Natürlich ist der Zweitempfänger nicht der einzige Vorteil des grossen Icom-SDR gegenüber dem IC-7300. Ein wichtiges Argument ist der mitlaufende Preselector für den Empfänger. Denn SDR-Empfänger haben einen Nachteil, der oft verschwiegen wird: Der AD-Wandler hat eine begrenzte Kapazität. Stehen zu viele starke Signale an seinem Eingang an, gehen ihm die Bits und Bytes aus. Er reagiert mit einem "Rien ne vas plus" und ein ordentlicher Empfang ist vor lauter Phantomsignalen nicht mehr möglich. Beim IC-7300 kann das vor allem an grossen Antennen geschehen, denn seine fixen Bandfilter sind breit wie Scheunentore. Da reicht Radio China abseits der Amateurbänder und die OVL-Anzeige (Overload) beginnt zu flackern. Auf dem Display und im Lautsprecher bricht dann das Chaos aus. Ich habe in diesem Blog mehrfach darüber berichtet und mir in der Folge einen externen Preselector gebaut, um Abhilfe zu schaffen. Denn ohne nützt auch ein superguter Dynamikumfang bei 2 kHz Abstand nichts, trotz Sherwood Liste.
Der IC-7610 wird in dieser Hinsicht wesentlich besser sein. Da lehne ich mich mal hoffnungsvoll weit aus dem Fenster.

Ob Icom auch an anderer Stelle nachgebessert hat, werden die ersten Testberichte zeigen. Die Rauschunterdrückung (NR) und die Störaustastung (NB) sind ja bereits beim IC-7300 sehr gut und gehören bei dem Kleinen zu den starken Seiten. Auch die ZF-Filter sind ausgezeichnet, sodass da vermutlich kein grosses Potential mehr vorhanden ist.

Aber der IC-7610 hat ja noch mehr zu bieten. Eine grössere Anzeige zum Beispiel, 7" statt 4.3". Dazu eine vereinfachte Bedienung. Auch sie dürfte den "Profiamateuren" zusagen: Die Bänder sind direkt über ein Tastenfeld wählbar. Die Morse-Geschwindigkeit lässt sich über einen eigenen Regler einstellen. Man braucht dazu nicht mehr auf dem Bildschirm rumzutappen. Das gleiche gilt für den RIT, der beim IC-7300 über den Multiknopf bedient wird. Nur einen Leistungsregler sucht man beim IC-7610 vergebens. Schade, den haben sogar meine IC-746/IC-7400 auf der Frontplatte.

Gute Gründe für den Kauf eines IC-7610, beziehungsweise für einen Upgrade vom IC-7300, sind auf der Rückseite des Transceivers zu finden. Ein zweiter Antennenanschluss und ein separater Empfängereingang, sowie einen Anschluss für einen Transverter. Auch ein Eingang für eine externe 10 MHz Referenz fehlt nicht. Und für Telegrafisten wichtig: nebst dem Paddle lässt sich auf der Rückseite eine normale Taste anschließen. Etwas was ich beim IC-7300 vermisse, kann ich doch mit dem Paddle nicht langsam geben. Bei Tempi unter 80 bekomme ich den Krampf in den Gehirnwindungen und wechsle dann gerne auf den alten Klopfhammer. Für Telegrafisten, die nicht morsen können, lässt sich ein Keypad anschliessen. Ob der IC-7610 für "full break in" wie der 7300er ein Klapperrelais hat oder eine lautlose Diodenschaltung, konnte ich leider nicht herausfinden. Aber das wird sicher nächstens in einem Testbericht geklärt werden.

Reichen all die Goodies für einen Upgrade vom IC-7300 auf den IC-7610?
Für mich muss ich diese Frage verneinen. Mehr als den doppelten Preis ist mir all das nicht wert.
Für den OM, der sich nach Jahrzehnten auf seine Pensionierung mal was Neues leisten und damit auch in die SDR-Technik einsteigen will, könnte die Antwort aber Ja lauten.
Schließlich läuft es auf eine Geldfrage hinaus. Wieso sollte ich mich in einem VW zum Affen machen lassen, wenn ich mir einen Benz leisten kann?

Hier gehts zu der englischen Broschüre und den Manuals.

Bild: Nein, kein Irrtum. Der Flex 6600M ist sicher ein valabler Konkurrent zum IC-7610.

  

Donnerstag, 1. Februar 2018

Von Büchsen und anderen Dingen


Manchmal kommen Kommentare von Lesern daher wie die alte Fastnacht. Sind doch gefühlt Jahrhunderte vergangen, seit ich ein paar Sätze über den IC-7610 geschrieben habe.
Nun ist dazu ein Kommentar eingetrudelt, den ich euch nicht vorenthalten möchte:

Peter hat einen neuen Kommentar zu dem Post "Der neue ICOM IC-7610" hinterlassen: 

Tja. Ich habe beide Büchsen. Und einen IC-7600.Und einen K2. Und einen KXe. Einen TR4C. Eine 'C' Drakeline. Einen Perseus.....
Ehrlich. Völlig egal, was Anton, Sherwood und andere sagen:
Der IC-7300 und auch der FT-991(A) sind in ihrer Preisklasse absolut preiswerte und vor dem Hintergrund des Preises absolut empfehlenswerte TRXe. Man muss halt sorgfältig seine Bedürfnisse analysieren. Geht bei mir nicht, da ich der Meinung bin, dass derjenige, der am Ende das meiste Spielzeug besitzt, gewonnen hat. Gottseidank bin ich seit 45 Jahren in festen Händen.
Ich bin nun nicht gerade ganz unbedarft, was Contest und grenzwertiges DX angeht. Aber der 7300 macht generell eine gute Figur. Natürlich kann man an den Schrauben drehen. Du Anton, hast den Preselektor komplett selbst gebaut. Ich habe schlicht eine Buchse aus einem FA-SDR geknipst und den (recht guten) Preselektor alà BCC verwendet. Wie sagte der Herr Bush jr.? Mission accomplished. Der 7300 kann sich nun mit allen anderen meinen ( und ein paar anderen )Büchsen messen. Wie er in beiden CQWW's eindrucksvoll bewiesen hat.

Keine Ahnung wer Peter ist und welches Rufzeichen er hat. Aber ich bin natürlich mit seiner Meinung einverstanden: Am Ende geht es nur darum, wieviele Kisten Büchsen der OM hat ..... und seine Erben entsorgen müssen ;-)
Der 7610er hat ja mit ziemlicher Verspätung das Licht der Funkerwelt erblickt. Aber immerhin gibt es schon ein paar Kommentare dazu auf Eham. Die meisten im 5/5-Bereich. Die kritischen Geister gehören in der Regel nicht zu den Early Birds. Trotzdem: mir scheint, der Zauber des 7300 fehlt.

Mein IC-7300 hat derweil eine neue Aufgabe gefasst. Denn auf KW bin ich mit meinem Tower vollauf zufrieden. Diese Geräte brauchen nämlich keinen Preselector, damit sie bestimmungsgemäß funktionieren. Darum macht der IC-7300 nun die Mikrowellen unsicher. Denn dort erschließt seine Wasserfallanzeige eine neue Dimension. Auf einen Blick sieht man, was los ist. Stationen sind dort oben - auf 23 und 3cm - sehr dünn gesät. Da möchte man keinen Pieps verpassen. 
Die Wasserfallanzeige ist - je nach Bandbreite - sehr empfindlich und oft sieht man bereits die Signale, bevor man sie decodieren kann.

Im folgenden Video ist die Bake HB9EI/B auf dem Monte Tamaro zu sehen, die ich Dank Diffraktion an den Alpenkämmen mit einem kleinen 33cm Sat-Spiegel empfangen kann. 

  
Natürlich kann der IC-7300 auf 23cm und 3cm nicht nur hören, sondern auch senden. Dazu habe ich ihm einen Zwischentransverter gebaut, der das Signal von 72 auf 432 MHz umsetzt. Die 432 MHz werden dann in einem Kuhne-Transverter mit nachfolgender Endstufe auf 10 GHz verwurstelt.
So sieht der "Zwischi" aus: 


Eine typische Steampunk-Konstruktion wie man sie vermutlich auch im Viktorianischen Zeitalter schon gebaut hat. Nur gab es damals noch keine Dioden-Ringmischer und keine MMIC's in 50 Ohm Technik. 
Ich weiss, dass viele von euch technische Details langweilen. Daher nur kurz: 
In der untersten Kammer ist der Empfangsvorverstärker mit zwei PGA-103+ und einem Bandpassfilter zu sehen. In der Kammer darüber befinden sich die 5V-Stromversorgung für die PGA's, die S/E-Umschaltung für 72 MHz, Dämpfungsglieder und zwei Mischer - einer für Senden, der andere für Empfang, sowie ein simpler Leistungsteiler mit Widerständen. Da meine Bastelkiste keine Ringmischer-Not kennt, habe ich auf einen gemeinsamen Mischer mit Umschaltung verzichtet.

In der dritten Kammer befindet sich der Sendetreiber mit zwei PGA-103+ und einem Bandpassfilter, sowie die Basisspannungserzeugung für den PA-Transistor in der obersten Kammer.
Dort sitzt ein RD15HVF1 mit dem S/E-Relais für 432 MHz.

Der IC-7300 ist im 70 MHz nicht gerade ein Wunder an Sauberkeit, wie folgendes Spektrogramm zeigt:


Trotzdem gut genug, da die in Serie geschalteten Transverter genügend selektieren.

Bild: Krölle Bölle ;-)