Montag, 26. Oktober 2015

Zofingen steht vor der Tür



Nächsten Samstag steigt wieder die Schrottparty in dem alten Zähringer Städtchen Zofingen.

Zwar wollte ich diese Woche nach Deutschland fahren, doch wegen "handwerklicher Umtriebe" muss ich leider zuhause bleiben. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Aber vielleicht reicht es ja für einen Sprung nach Zofingen am Samstag.

Markus, HB9AZT, schreibt dazu im Funkamateur:

...nicht selten findet sich an den zahlreichen Ständen neben viel Schrott auch ein wirklich toller Fund, der kaum je in einer Online-Börse zu haben ist. 

Markus schreibt weiter, dass die Preise auf dem Occasionsmarkt dramatisch zusammengebrochen seien und meint dazu:

...die neuen Geräte sind derart günstig, dass sich der Kauf von Occasionen mit all ihren Risiken nicht mehr lohnt. Zudem gelangen durch Stationsauflösungen viele alte Geräte auf den Markt, die kaum mehr einen Abnehmer finden.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Trotzdem werden wohl im einjährigen Turnus viele Geräte wieder vom einen in den anderen Keller wechseln ;-)

Aber es soll in Zofingen noch einen anderen Auftritt geben, der interessant werden könnte. Folgende E-Mail konnte ich heute aus meinem virtuellen Postkasterl fischen:
Sehr geehrte Präsident und OM,
Als Teil meiner Bewerbung um das Amt des Präsidenten der USKA sind Sieherzlich eingeladen, meinen Stand am 31.10.15 an der Surplus Party inZofingen unterhalte, zu besuchen.

Cher OM, cher président,
Pour vous présenter ma personne et la passion,  notamment comme radioamateur, dans le cadre de ma candidature pour la présidence de l'USKA,j'ai la plaisir de vous inviter pour une visite à mon stand quej'entretien à la Surplus Party de Zofingen le 31. Octobre 2015.
73 de HB9EUF Olivier Stampfli
Chapeau, kann ich da nur sagen. Das nenn ich Wahlkampf. Ein Präsident zum Anfassen und keine graue Technikmaus, das wär doch mal was anderes. Zudem kommt Olivier aus dem Röstigraben und könnte so die Welsch- und Deutschschweiz zumindest auf dem Gebiet des Amateurfunks einander näher bringen.





Sonntag, 25. Oktober 2015

LDMOS doch kaputtbar!

Bild: aus dem Blog von PA0FRI. Zwei abgeschossene BLF188XR

Die hübschen Videos, die zeigen, wie die neuen HF-Transistoren von NXP geplagt werden, sind wohl etwas zu optimistisch. Der Hype um den Kilowatt-LDMOS BLF188XR hat bei einigen schon einen argen Dämpfer erlitten. Unter anderem bei PA0FRI, der seit einiger Zeit Versuche mit diesem Teil anstellt und auf seinem Blog sehr schön dokumentiert.
Nun hat er gerade zwei Stück in den Halbleiterhimmel befördert und seine Tests vorläufig beendet.

Im Hamradioboard haben sich André DL6AST und Uli DK4SX meinen Fragen aus dem letzten Blogeintrag angenommen. Ihre Antworten sind sehr interessant.

Nun ist mir auch klar, wieso einige OM beim BLF188XR auf eine Gegenkopplung verzichten. Ein Blick ins Datenblatt des Transistors bringt die Wahrheit an den Tag, wie Uli ausführt. Die Gates dieses Doppeltransistors sind sehr empfindlich und vertragen nur eine Gate Source Spannung von -6 bis +11 Volt. Offenbar eine Manko der LDMOS Architektur. Im Gegensatz dazu verträgt der VRF2933 +/-40 Volt.
Bei Fehlanpassungen, bzw. fehlgeschalteten Tiefpassfiltern gelangt rasch mal zuviel Spannung über die Gegenkopplung auf die Gates und der Transistor ist futsch. Beim BLF188XR braucht es da nicht viel. Aber die geringe Vgs Spannung setzt auch der Eingangsleistung enge Grenzen. Ob da eine Mikroprozessor gesteuerte Schutzschaltung rasch genug ist, um bei einem Zuviel an Steuerleistung rechtzeitig abzuklemmen?

Ich habe mich deshalb entschieden, auch bei meinen nächsten Basteleien bei den VRF2933 zu bleiben. Nicht zuletzt auch aus dem Grund, weil vier Transitoren die Abwärme besser verteilen und sich so besser kühlen lassen. Vier Hotspots sind einfacher zu handhaben als einer.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

LDMOS-Endstufen: Copy Paste



Der Bau von Endstufen fasziniert viele Funkamateure. Mit modernen Transistoren und TLT's (Transmission Line Transformers) ist das auch kein Hexenwerk mehr und wer nicht nur Steckdosenfunker ist und über die notwendigen Messmittel verfügt, schafft das in der Regel auch.
Endstufentransistoren waren in der Vergangenheit empfindliche Wesen und schneller kaputt als der OM denken konnte.
Nach den (fast) unkaputtbaren VRF2933 und seinen Verwandten faszinieren zurzeit LDMOS die Bastelgemeinde. Auch sie sind extrem robust und für eine Kilowatt-Endstufe braucht es nur einen einzigen. Der kostet nicht einmal viel. Beim Rundfunkausrüster PCS Electronics bezahlt man für einen BLF188XR 130 Euro. PCS Electronics ist übrigens auch Lieferant für Rig Expert Antennnen Analyzer. 
Der BLF188XR beinhaltet ein Transistoren-Paar in einem Gehäuse und wird vorzugsweise im Push-Pull-Betrieb eingesetzt. Hier das Datenblatt des Herstellers NXP

Im Netz findet man eine wachsende Schar von OM, die diesen Transistor benutzen. Jeder scheint sein eigenes Süppchen zu kochen und ist stolz auf sein Design. Das kann ich gut verstehen. Einige bieten ihre Platine im Netz zum Kauf an - als Bausatz oder fertig aufgebaut und ausgemessen.

Ich habe inzwischen schon einige davon bewundern können und muss gestehen, dass ich nie ein so schönes Design zustande bringen können. Meine Aufbauten sehen immer etwas chaotisch aus.

Allerdings sind mir beim Betrachten der verschiedenen LDMOS-PA's ein paar Fragen durch den Kopf gegangen. Und wie das manchmal so ist, findet man darauf auch in den einschlägigen Foren keine Antwort. Aber vielleicht diskutieren dort nicht die, welche wirklich etwas von der Materie verstehen. Ja, manchmal habe ich den Eindruck, dass sich gerade die wichtig machen, welche noch nie eine solche PA erfolgreich gebaut haben ;-) Da entgleist dann schon mal dem einen oder anderen die Convenance.

Doch zurück zu meinen ungelösten Fragen betreffend LDMOS Kurzwellen PA's:

1. Die meisten Designs sind praktisch gleich und wahrscheinlich guckt jeder bei jedem ab (so wie ich das auch mache). Ob dies der Grund ist, wieso einige ihre fertig bestückten Platinen ohne Schema ausliefern. Seltsam. 

2. Obschon sich die meisten einig sind, gibt es Designs, bei denen die Gegenkopplung fehlt. Ein Mysterium.

3. Die Angabe für den  BIAS Strom (Ruhestrom) für AB-Betrieb könnte nicht unterschiedlicher sein. Von 250mA bis 3A findet man alles. Guckt man ins Datenblatt werden ganze 40mA für AB-Betrieb angegeben. Notabene: Es handelt sich hier um eine Push-Pull Endstufe für AB-Betrieb. IMD und Oberwellenmessungen für verschiedene Ruheströme sucht man vergebens.

3. Die Koppelkondensatoren am Ausgang befinden sich bei einigen vor und bei anderen nach dem Ausgangstrafo. Weil echte HF Kondensatoren teuer sind, werden dort meist ganze Batterien von X7R Chip-Kondensatoren parallel geschaltet. Natürlich wegen des hohen HF-Stroms. Dummerweise ist dieser Strom vor dem Trafo höher als nachher, da die Impedanz ja hochtransformiert wird. Die Kondensatoren nachher anzuordnen wäre also logisch. Kopfkratz.

4. Die Lizenzinhaber wollen möglichst ein Kilowatt oder mehr rausquetschen und sind enttäuscht, wenn das nicht auf allen Bändern klappt. Gerade auch in Germany, obwohl in DL nur 750W zugelassen sind. OK, das macht den Braten nicht fett und dürfte wohl noch in der Toleranz liegen. Aber wieso 1KW im 50MHz Band? Hierzulande sind auf 50MHz nur 100W zugelassen und ich habe 6m deswegen gar nicht auf dem Bandschalter. Ist das in DL anders? Oder darf man das, wenn man die US-Lizenzprüfung macht und zusätzlich ein amerikanisches Rufzeichen bekommt :-)

5. Wieso bauen wir eigentlich Schutzschaltungen für alle Fälle in diese PA's, wenn die Transistoren praktisch unkaputtbar sind (Abgesehen vom Schutz gegen zuviel Treiberleistung/zu hohe Temp.):



Fragen über Fragen. So, jetzt könnt ihr mich wieder in den Foren zerreißen, bis euch das Kristallwasser aus den Glimmerkondensatoren tropft ;-)












   

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Yaesu schießt den Vogel ab

Kurz nachdem ICOM den IC-7300 präsentiert hatte, kündigte Yaesu auch einen neuen KW-Transceiver an: den FT-410. Ist das Yaesus Antwort auf den Direct Sampler von ICOM?



Wohl kaum. Höchstens eine verspätete Antwort auf  seinen Vorgänger, den ICOM IC-7200. Die Ähnlichkeiten sind auffällig: Vom Frontlautsprecher bis zu den technischen Daten.

Interessant ist die Bezeichnung. Deutet die niedrigere Nummer des FT-410 auf einen abgespeckten FT-450 hin?
Der 450er, m.E. das hässlichste Gerät in der Geschichte des Amateurfunks, scheint nicht gerade ein Renner zu sein. Da könnte man schon auf den Gedanken kommen, nachzudoppeln. Ich bin gespannt auf den Preis des Neuen.

Können tut er laut Datenblatt alles, was der OM braucht, wenn er nicht gerade DXpeditionär oder 59er ist. Das Gerät ist gefällig, im Gegensatz zum 450er stimmen die Proportionen, und die digitale Signalverarbeitung in der zweiten ZF von 24 kHz macht Quarzfilter obsolet.

Bei dem was er nicht kann, schlägt er aber den IC-7200 noch um paar Längen: er hat kein 6m Band und man findet nirgends einen USB-Stecker!

Damit ist er nicht nur ein Transceiver wie alle anderen auch, sondern ein Rückschritt.

Aber vielleicht sollten wir das Teil nicht mit unseren Maßstäben messen. Die Zielkunden dieses Transceivers dürften kaum im wohlstandsgesättigten Europa oder in den USA zu finden sein.

Hier der Link zum Handbuch des FT-410.







 

Montag, 12. Oktober 2015

Ein neues Tiefpassfilter für meine PA

Ich weiß nicht, wie es euch so geht, aber wenn der Nebel ins Land kommt und mein Geburtstag in die Nähe rückt, dann werde ich immer etwas depressiv und stelle mir so Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Da hilft jeweils auch die Antwort 42 nicht weiter.



Auch der neuste Hit aus Deutschland hilft nicht. Obschon der von Mutti höchstpersönlich vorgetragen wird:


Die beste Therapie ist für mich immer noch der Lötkolben. Und bei dieser Gelegenheit kam mir das Tiefpassfilter aus meiner Kilowatt-Endstufe wieder in den Sinn, das einigen von meinen Lesern das Kristallwasser aus ihren alten Glimmeraugen getrieben hat. Zugegeben, das Ding sieht nicht besonders hübsch aus. Und ich könnte jetzt zu meiner Entschuldigung ins Feld führen, dass die inneren Werte wichtiger sind als die äußeren. Doch so funktioniert unsere Welt nun mal nicht.

Deshalb habe ich bei W6PQL eine seiner Filterplatinen bestellt, um meinen Fauxpas auszumerzen. Sonja, die Postbotin, hat sie denn auch prompt geliefert und ich war sofort hingerissen von ihr.
Sie ist nämlich nicht so mager wie die russischen oder europäischen, sondern fast einen Zehntelzoll dick. Und ihre dicken Leiterbahnen sind voll verzinnt. Damit wir uns richtig verstehen: ich meine die Leiterplatte und nicht Sonja.

Aber ich mag auch bei Frauen etwas Material. Denn Männer mögen Fleisch. Nur Hunde lieben Knochen.

Entschuldigung. Meine vorgeburtstägliche Depression äußert sich manchmal in Gedankenflucht. Also zurück zum Thema. Hier das LPF (Low Pass Filter) von W6PQL voll bestückt:


Das Tiefpassfilter ist für 1.5kW ausgelegt und umschaltbar von 160m bis 6m. Die kürzeren Bänder sind in Gruppen zusammengefasst, wie auf dem Bild zu erkennen ist und wenn keine Relais aufgezogen sind, ist das 160m Filter aktiv. Das Design der Platine ist sehr clever gemacht. Ein- und Ausgang befinden sich beim 6m Filter (links). Dann folgen der Reihe nach die höheren Bänder bis zum 160m Band ganz rechts. Das 6m Band wird also auf dem kürzesten Weg mit dem Ein- und Ausgang verbunden. Die Relais sind so geschaltet, dass jeweils die Leiterbahnen zu den längeren Bändern abgeschaltete werden. Das sieht, vereinfacht dargestellt, so aus:


Und das hat seinen guten Grund: Die Leiterbahnen ( = zusätzliche Induktivitäten und Kapazitäten*) bilden zusammen mit den Relaiskontakten (= zusätzliche Kapazitäten) parasitäre Pole, die sich in die Filtercharateristik einschleichen und den Frequenzganz der Filter bei höheren Frequenzen im Sperrbereich beeinträchtigen. Das kann dazu führen, dass die notwendige Sperrdämpfung bei einigen Harmonischen ungenügend ist. Das geht manchmal beim Design von Amateur-Leiterplatten vergessen. W6PQL hat dem bei seinem Deisgn voll Rechnung getragen. Siehe dazu auch seine Messungen.

Ein weiteres Highlight seines LPF ist die Verwendung von Glimmer Chip Kondensatoren. Diese sind für hohe HF-Spannungen und große HF Ströme spezifiziert. Ihre Betriebsspannung von 1kV ist in jedem Fall ausreichend, wenn man weiß, dass Glimmerkondensatoren mit der doppelten Betriebsspannung geprüft werden. In Wirklichkeit vertragen sie im Notfall noch etliches mehr - der Hersteller will sie ja nicht bei der Prüfung zerstören.

Andere Konstrukteure setzen anstelle von Glimmer Kerkos ein - zum Beispiel schöne gelbe oder blaue ;-) Ich habe schon stundenlang Datenblätter von keramischen Scheibenkondensatoren durchforstet. Doch bisher habe ich noch keine (bezahlbaren) gefunden, bei denen HF-Spannung und HF-Strom spezifiziert sind. Natürlich gibt es keramische Chipkondensatoren, die für HF-Leistung konzipiert sind. Doch diese Spezialitäten kann der normal betuchte OM kaum bezahlen. Und die bekannten russischen Türknopf-Kondensatoren, wie man sie günstig in der E-Bucht findet, sind für diesen Zweck einfach zu groß.

Leider habe ich es nicht geschafft, die wunderbare Platine so schön zu bestücken, wie oben auf dem Bild. Die Schuld gebe ich meiner Bastelkiste. Sie wollte partout ihre alten Glimmerkondensatoren loswerden. Und für das letzte Filter sind ihr sogar die Ringkerne ausgegangen. Kurz: ich musste improvisieren.

Macht nix. Mein Filter verzichtet auf das 6m Band. Dafür habe ich die Bandgruppen etwas anders zusammengefasst und meine selbst berechneten Filter eingesetzt. Hierzulande darf man auf 6m sowieso nur mit 100 Watt funken. Ob das in DL anders ist? Aber vielleicht sind dort auch höhere HF-Leistungen auf Kurzwelle zugelassen, nach den Diskussionen in Foren und auf den Bändern zu schließen ;-)

Wie dem auch sei: ich bin mit meinem neuen Filter zufrieden. Die Durchgangsdämpfung liegt im Bereich von 0.1 dB. Oberwellenunterdrückung und Rückflussdämpfung sind im ähnlichen Rahmen wie sie W6PQL gemessen hat.
Apropos Durchgangsdämpfung: Oft hapert es bei amateurmäßigen Filtern an diesem Wert. 0.1dB bedeuten bei 1kW, dass gute 23 Watt verloren gehen. Bei einem halben dB sind es dann schon über 100W. Darum sollte man Endstufen immer mit dem Filter messen. Tut man das nicht, wird die Filterdämpfung nicht berücksichtigt und zugleich wird die Leistung der Oberwellen mitgemessen.





























* bei diesem Design und FR4-Dicke nicht relevant

Samstag, 10. Oktober 2015

Antennen, Antennen ...








Immer wieder erhalte ich interessante Zuschriften mit Tipps und Anregungen.

So hat mich HB9EMS darauf aufmerksam gemacht, dass die Swisscom plant, Antennen für das Mobilfunknetz in Kabelschächten zu montieren, um damit den steigenden Bedarf an Datenverkehr mit Mikrozellen abzudecken.
Natürlich hat die Swisscom nicht vor, aus der Tiefe eines Datenschachtes zu senden. Damit wären die Mikrowellen nicht einverstanden, wie wir Funkamateure wissen. Die Antennen werden zu diesem Zweck in den Deckel des Schachtes integriert. Sie sind also bündig mit der Strasse und wenn das Handy (Cellphone) den Deckel sieht, wird das auch klappen. Vermutlich auch mit Reflexionen an umstehenden Gebäuden. Hier das Patent eines solchen "Funkdeckels".

Eine andere Zuschrift hat mich von HB9ERB erreicht. Er schreibt zu meinem Beitrag "Auf der Suche nach 20dB:
Mit einem Begriff bin ich nicht ganz einverstanden: dass Windoms unsymmetrisch gespeiste Antennen seien. Das wäre im Widerspruch zum Balun, den Du eine Zeile vorher erwähnst.
Mein Vorschlag wäre "Windom-Antennen sind außermittig gespeiste Dipolantennen ..."
Damit bin ich einverstanden. Auch im Englischen wird ja der Begriff OCFD "Off Center Feed Dipole" verwendet. Nichts desto trotz ist die Windom ein asymmetrisches Gebilde und wird deshalb in der Literatur auch zu den unsymmetrischen Antennen gezählt. Wie das mit dem Balun und der angestrebten Symmetrierung gehen soll, ist mir aber immer noch nicht klar. In erster Linie wird der Balun ja zur Transformation der Impedanz eingesetzt. Er wird aber kaum aus einer unsymmetrischen eine symmetrische Antenne machen können.

Ich habe in der letzten Zeit viel zu OCFD Antennen gelesen. Einiges scheint mir widersprüchlich und zweifelhaft und unter den Experten scheint nicht in jedem Fall Einigkeit zu herrschen.
DJ0IP meint dazu auf seiner Webseite, der OCFD habe einen schlechten Ruf und der sei unter anderem dadurch zustande gekommen, dass die meisten OCFD-Antennen falsch gebaut seien. Genauer: die meisten OCFD hätten einen falschen Balun. BAD BALUN, schreibt er auf seiner englischsprachigen Seite ;-)

Aber vielleicht bestehen die Differenzen auch wegen der unterschiedlichen Ziele der Hersteller/Erbauer dieser Antennen. Die einen setzten auf die Zuleitung als strahlendes Element, damit die Antenne "richtig" funktioniert: Beispiel Carolina Windom. Andere wollen unbedingt vermeiden, dass das Speisekabel strahlt, bzw. empfängt.

Wie dem auch sei. Wenn das SWR und das Speisekabel nicht grottenschlecht sind und der Balun nicht heiß wird, werden die meisten Wellen wohl den Aether erreichen ;-)
Oder zumindest die Regenwürmer erwärmen, wenn das Teil niedrig hängt.

Hier noch die Seite von ON4AA zum Thema OCFD. Und hier eines sehr gute Einführung zum Thema von DH2MIC in einem Afu-Kurs. Auch DG0SA hat zu diesem Thema einen interessanten Vortrag gehalten. Er lässt sich hier herunterladen. Runter scrollen zu: Vortrag Rügen 2008: "Probleme außermittig gespeister Antennen"

Wenn ich nochmals einen OCFD baue, was mir heute unwahrscheinlich scheint, so werde ich wohl auf dieses Balun Design von OH7SV setzten. Aber ich setzte lieber auf einen Remote Tuner direkt am Speisepunkt der Antenne. Auch und wieder im nächsten Urlaub.

Bild: Mit dem Kanu in der Calanque d'en vau

Dienstag, 6. Oktober 2015

Auf der Suche nach 20dB



Glücklich der Hochwasser-Katastrophe an der Côte d'Azur entkommen, sass ich am Sonntag in der heimischen Funkbude und ließ die QSO's aus dem Ferien-QTH in Gedanken Revue passieren. Eines ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Es war ein Grasnarben-QSO mit einer QRP-Station. Das Signal war trotz ruhigem 40m Band unheimlich schwach; viel schwächer als von anderen 5W-Stationen in ähnlicher Entfernung.

Inzwischen habe ich das S-Meter meines FT-817 ausgemessen und weiß nun, dass dieser OM etwa 20dB schwächer bei mir ankam, als andere QRP-Stationen. Ein Rätsel, dem ich unbedingt auf den Grund gehen wollte.

Ich habe den OM angerufen und mit ihm über sein Equipment diskutiert. Er hatte etwa 6 bis 7m Draht in der Luft, gespeist über ca. 10m H155 Koax und einen manuellen Tuner an seinem FT-817.
Nicht gerade ein Hit. Aber 20dB schwächer - das konnte nicht sein! Irgendwo war da noch ein Hund begraben.

Ein Teil des Hundes lag wohl darin, dass der OM nicht einfach einen gewöhnlichen Draht benutzt hatte, sondern dass dieser zu einer Windom Antenne gehörte. Genauer gesagt: es war der kurze Teil der Windom. Der lange lag wohl irgendwie im Gebüsch.

Alles halb so schlimm, doch zu einer "modernen" Windom gehört auch ein Balun. In diesem Fall ein 1:4.

Windom-Antennen, sind unsymmetrisch gespeiste Dipolantennen und sie funktionieren recht gut. Aber nur, wenn sie hoch und frei in der Luft hängen. Sonst gehören sie eher ins Kapitel Dummy Load.

Trotzdem! 20dB sind enorm viel. Von den 5W eines FT-817 bleiben danach nur noch 50mW für den Aether übrig! Wo war die andere Hälfte des Hundes begraben?

Wurde die Leistung wegen des schlechten SWR im Koax verheizt? Als der OM mir erzählte,
dass er trotz Tuner kein gutes SWR einstellen konnte, schaltete in meinem Kopf eine Alarmlampe auf rot und ich wollte wissen, welchen Tuner der OM benutzt hatte.

Es war ein MFJ. Nichts gegen MFJ. Man kriegt von dieser Firma das, wofür man bezahlt und wenn man die Kisten vor Gebrauch inspiziert und ggf. nachlötet, funktionieren sie auch. Nun, es war ein MFJ 16010. Ein L-Tuner für Langdraht-Antennen:


Hier sehen wir das Innere des Tuners. Und hier noch sein Schema:


Zwar besitzt das Teil auch am Antennenausgang eine SO-239 Buchse, doch dort sollte man tunlichst kein Koax anschließen, sondern direkt den Antennendraht mittels eines Bananensteckers. Dann tut das Teil auch, was es verspricht. Natürlich nicht ganz, denn die Marketingleute versprechen immer mehr als sie halten können ;-) Einige Drahtlängen - besonders auf den längeren KW-Bändern - kann der Tuner nicht abstimmen. Dazu reichen die 324pF des Drehkos einfach nicht. Aber der OM hat ja eine Zwickzange und kann am Draht herumschnippeln, bis es passt. 

Schwierig wird es jedoch, wenn der angeschlossene Draht kürzer als eine Viertelwellenlänge ist. In diesem Fall sollte nämlich der Drehko auf der Transceiverseite sein. Das ist aber kein Problem, sofern der OM sich an die Lizenzprüfung erinnert oder die Anleitung von MFJ gelesen hat. Der gewiefte OP vertauscht einfach Ein- und Ausgang. Doch zu kurze Drähte mag er nicht, auch hier reicht die geringe Kapazität des Tuners nicht aus.

George Smart hat den 16010 elegant modifiziert und einen Umschalter eingebaut, damit er nicht mehr umstecken muss. So kann er im Bedarfsfall Ein- und Ausgang vertauschen. Wenn Smart noch smarter gewesen wäre, hätte er noch einen kleinen Kippschalter mit Mittelposition eingebaut um ggf. 330pF, bzw. 660pF zum Drehko hinzuzuschalten. Am liebsten Glimmer oder überdimensionierte Kerkos.
Eine Buchse für die Erdung würde das Bild noch abrunden. Denn ohne richtiges "Gegengewicht" kitzelt die HF den OM und die Antenne ist nur ein schwaches Licht. 
Mit diesen Mods wird der kleine Kerl dann erst so richtig munter und passt dann wirklich (fast) jeden Draht an, wie MFJ behauptet.

Allerdings immer noch nicht ein Koax. Das bleibt den Pi und T-Tunern vorbehalten, wie sie ebenfalls MFJ in allen Variationen herstellt.

Fassen wir also nochmals zusammen: Missbrauchte Windom und falscher Tuner = -20dB. 

Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte: hier eine Einführung in die Anpassung von DL2JAS



Freitag, 2. Oktober 2015

CW ist im Vormarsch...



...und hält nun auf den Relaisstationen Einzug. Doch wie es scheint, handelt es sich dabei leider nicht um Übungssendungen, sondern um eine Störung. Und zwar sowohl um eine HF-technische, wie auch um eine aus dem Katalog der Psychopathologie.
Aus der Webseite von HB9GL, der USKA Sektion Glarnerland:
Relaiskrieg zurück
Wegen absichtlicher und andauernder Störungen von gestern 1. Oktober 2015 sind die beiden Relais HB9GL (Mollis und Zürich) abgeschaltet. Salvatore Bencivenga HB9EWB hat unverblümt erklärt, dass er den Relaiskrieg wiederaufgenommen habe und deckte unsere Umsetzer den ganzen Tag über mit CW-Signalen ab Computer ein. Das BAKOM ist informiert.
Bild: Hundertfüßer auf dem Vormarsch. Achtung! Giftig