Glücklich der Hochwasser-Katastrophe an der Côte d'Azur entkommen, sass ich am Sonntag in der heimischen Funkbude und ließ die QSO's aus dem Ferien-QTH in Gedanken Revue passieren. Eines ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Es war ein Grasnarben-QSO mit einer QRP-Station. Das Signal war trotz ruhigem 40m Band unheimlich schwach; viel schwächer als von anderen 5W-Stationen in ähnlicher Entfernung.
Inzwischen habe ich das S-Meter meines FT-817 ausgemessen und weiß nun, dass dieser OM etwa 20dB schwächer bei mir ankam, als andere QRP-Stationen. Ein Rätsel, dem ich unbedingt auf den Grund gehen wollte.
Ich habe den OM angerufen und mit ihm über sein Equipment diskutiert. Er hatte etwa 6 bis 7m Draht in der Luft, gespeist über ca. 10m H155 Koax und einen manuellen Tuner an seinem FT-817.
Nicht gerade ein Hit. Aber 20dB schwächer - das konnte nicht sein! Irgendwo war da noch ein Hund begraben.
Ein Teil des Hundes lag wohl darin, dass der OM nicht einfach einen gewöhnlichen Draht benutzt hatte, sondern dass dieser zu einer Windom Antenne gehörte. Genauer gesagt: es war der kurze Teil der Windom. Der lange lag wohl irgendwie im Gebüsch.
Alles halb so schlimm, doch zu einer "modernen" Windom gehört auch ein Balun. In diesem Fall ein 1:4.
Windom-Antennen, sind unsymmetrisch gespeiste Dipolantennen und sie funktionieren recht gut. Aber nur, wenn sie hoch und frei in der Luft hängen. Sonst gehören sie eher ins Kapitel Dummy Load.
Trotzdem! 20dB sind enorm viel. Von den 5W eines FT-817 bleiben danach nur noch 50mW für den Aether übrig! Wo war die andere Hälfte des Hundes begraben?
Wurde die Leistung wegen des schlechten SWR im Koax verheizt? Als der OM mir erzählte,
dass er trotz Tuner kein gutes SWR einstellen konnte, schaltete in meinem Kopf eine Alarmlampe auf rot und ich wollte wissen, welchen Tuner der OM benutzt hatte.
Es war ein MFJ. Nichts gegen MFJ. Man kriegt von dieser Firma das, wofür man bezahlt und wenn man die Kisten vor Gebrauch inspiziert und ggf. nachlötet, funktionieren sie auch. Nun, es war ein MFJ 16010. Ein L-Tuner für Langdraht-Antennen:
Hier sehen wir das Innere des Tuners. Und hier noch sein Schema:
Zwar besitzt das Teil auch am Antennenausgang eine SO-239 Buchse, doch dort sollte man tunlichst kein Koax anschließen, sondern direkt den Antennendraht mittels eines Bananensteckers. Dann tut das Teil auch, was es verspricht. Natürlich nicht ganz, denn die Marketingleute versprechen immer mehr als sie halten können ;-) Einige Drahtlängen - besonders auf den längeren KW-Bändern - kann der Tuner nicht abstimmen. Dazu reichen die 324pF des Drehkos einfach nicht. Aber der OM hat ja eine Zwickzange und kann am Draht herumschnippeln, bis es passt.
Schwierig wird es jedoch, wenn der angeschlossene Draht kürzer als eine Viertelwellenlänge ist. In diesem Fall sollte nämlich der Drehko auf der Transceiverseite sein. Das ist aber kein Problem, sofern der OM sich an die Lizenzprüfung erinnert oder die Anleitung von MFJ gelesen hat. Der gewiefte OP vertauscht einfach Ein- und Ausgang. Doch zu kurze Drähte mag er nicht, auch hier reicht die geringe Kapazität des Tuners nicht aus.
George Smart hat den 16010 elegant modifiziert und einen Umschalter eingebaut, damit er nicht mehr umstecken muss. So kann er im Bedarfsfall Ein- und Ausgang vertauschen. Wenn Smart noch smarter gewesen wäre, hätte er noch einen kleinen Kippschalter mit Mittelposition eingebaut um ggf. 330pF, bzw. 660pF zum Drehko hinzuzuschalten. Am liebsten Glimmer oder überdimensionierte Kerkos.
Eine Buchse für die Erdung würde das Bild noch abrunden. Denn ohne richtiges "Gegengewicht" kitzelt die HF den OM und die Antenne ist nur ein schwaches Licht.
Mit diesen Mods wird der kleine Kerl dann erst so richtig munter und passt dann wirklich (fast) jeden Draht an, wie MFJ behauptet.
Allerdings immer noch nicht ein Koax. Das bleibt den Pi und T-Tunern vorbehalten, wie sie ebenfalls MFJ in allen Variationen herstellt.
Fassen wir also nochmals zusammen: Missbrauchte Windom und falscher Tuner = -20dB.
Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte: hier eine Einführung in die Anpassung von DL2JAS