Donnerstag, 22. Oktober 2015

LDMOS-Endstufen: Copy Paste



Der Bau von Endstufen fasziniert viele Funkamateure. Mit modernen Transistoren und TLT's (Transmission Line Transformers) ist das auch kein Hexenwerk mehr und wer nicht nur Steckdosenfunker ist und über die notwendigen Messmittel verfügt, schafft das in der Regel auch.
Endstufentransistoren waren in der Vergangenheit empfindliche Wesen und schneller kaputt als der OM denken konnte.
Nach den (fast) unkaputtbaren VRF2933 und seinen Verwandten faszinieren zurzeit LDMOS die Bastelgemeinde. Auch sie sind extrem robust und für eine Kilowatt-Endstufe braucht es nur einen einzigen. Der kostet nicht einmal viel. Beim Rundfunkausrüster PCS Electronics bezahlt man für einen BLF188XR 130 Euro. PCS Electronics ist übrigens auch Lieferant für Rig Expert Antennnen Analyzer. 
Der BLF188XR beinhaltet ein Transistoren-Paar in einem Gehäuse und wird vorzugsweise im Push-Pull-Betrieb eingesetzt. Hier das Datenblatt des Herstellers NXP

Im Netz findet man eine wachsende Schar von OM, die diesen Transistor benutzen. Jeder scheint sein eigenes Süppchen zu kochen und ist stolz auf sein Design. Das kann ich gut verstehen. Einige bieten ihre Platine im Netz zum Kauf an - als Bausatz oder fertig aufgebaut und ausgemessen.

Ich habe inzwischen schon einige davon bewundern können und muss gestehen, dass ich nie ein so schönes Design zustande bringen können. Meine Aufbauten sehen immer etwas chaotisch aus.

Allerdings sind mir beim Betrachten der verschiedenen LDMOS-PA's ein paar Fragen durch den Kopf gegangen. Und wie das manchmal so ist, findet man darauf auch in den einschlägigen Foren keine Antwort. Aber vielleicht diskutieren dort nicht die, welche wirklich etwas von der Materie verstehen. Ja, manchmal habe ich den Eindruck, dass sich gerade die wichtig machen, welche noch nie eine solche PA erfolgreich gebaut haben ;-) Da entgleist dann schon mal dem einen oder anderen die Convenance.

Doch zurück zu meinen ungelösten Fragen betreffend LDMOS Kurzwellen PA's:

1. Die meisten Designs sind praktisch gleich und wahrscheinlich guckt jeder bei jedem ab (so wie ich das auch mache). Ob dies der Grund ist, wieso einige ihre fertig bestückten Platinen ohne Schema ausliefern. Seltsam. 

2. Obschon sich die meisten einig sind, gibt es Designs, bei denen die Gegenkopplung fehlt. Ein Mysterium.

3. Die Angabe für den  BIAS Strom (Ruhestrom) für AB-Betrieb könnte nicht unterschiedlicher sein. Von 250mA bis 3A findet man alles. Guckt man ins Datenblatt werden ganze 40mA für AB-Betrieb angegeben. Notabene: Es handelt sich hier um eine Push-Pull Endstufe für AB-Betrieb. IMD und Oberwellenmessungen für verschiedene Ruheströme sucht man vergebens.

3. Die Koppelkondensatoren am Ausgang befinden sich bei einigen vor und bei anderen nach dem Ausgangstrafo. Weil echte HF Kondensatoren teuer sind, werden dort meist ganze Batterien von X7R Chip-Kondensatoren parallel geschaltet. Natürlich wegen des hohen HF-Stroms. Dummerweise ist dieser Strom vor dem Trafo höher als nachher, da die Impedanz ja hochtransformiert wird. Die Kondensatoren nachher anzuordnen wäre also logisch. Kopfkratz.

4. Die Lizenzinhaber wollen möglichst ein Kilowatt oder mehr rausquetschen und sind enttäuscht, wenn das nicht auf allen Bändern klappt. Gerade auch in Germany, obwohl in DL nur 750W zugelassen sind. OK, das macht den Braten nicht fett und dürfte wohl noch in der Toleranz liegen. Aber wieso 1KW im 50MHz Band? Hierzulande sind auf 50MHz nur 100W zugelassen und ich habe 6m deswegen gar nicht auf dem Bandschalter. Ist das in DL anders? Oder darf man das, wenn man die US-Lizenzprüfung macht und zusätzlich ein amerikanisches Rufzeichen bekommt :-)

5. Wieso bauen wir eigentlich Schutzschaltungen für alle Fälle in diese PA's, wenn die Transistoren praktisch unkaputtbar sind (Abgesehen vom Schutz gegen zuviel Treiberleistung/zu hohe Temp.):



Fragen über Fragen. So, jetzt könnt ihr mich wieder in den Foren zerreißen, bis euch das Kristallwasser aus den Glimmerkondensatoren tropft ;-)