Die Mini Whip ist vermutlich die kleinste Aktiv-Antenne für Lang- bis Kurzwelle. Sie wurde vom holländischen Funkamateur Rohloff Baker PA0RDT entwickelt und wird von SWL und Funkamateuren als Empfangsantenne eingesetzt. Prominentestes Beispiel ist der SDR an der Universität Twente. Über diesen Empfänger, der das Spektrum von 0 bis 29.16 MHz empfängt, hören täglich Tausende von SWLs und Funkamateuren via Internet gleichzeitig auf verschiedenen Frequenzen und in verschiedenen Betriebsarten in den Aether. Und alle über die gleiche Mini Whip auf dem Dach des Gebäudes.
Ich habe schon viele Aktivantennen ausprobiert und im Garten steht auch eine ALA1530LF von Wellbrook, eine magnetische Aktivantene, die ich verwende, wenn der Empfang über die Sendeantenne kritisch wird. Manchmal hilft's, manchmal nicht - die Bilanz ist durchzogen.
Nun wollte ich einmal die berühmte Mini Whip ausprobieren. Bausätze oder fertige Antennen werden von verschiedenen Händlern angeboten und im Internet findet man unzählige Berichte zu dieser populären Empfangsantenne. Ich habe in der Bucht einen Printsatz bestellt. Die Komponenten dazu lieferte meine Bastelkiste. Meine Print kamen aus den USA und wurden von WA3IAC entworfen:
Der Print links ist die eigentliche Antenne. Das heißt, die freie Printfläche links wirkt als Antenne, rechts befindet sich die zugehörige Elektronik. Der kleine Print rechts ist die Weiche zur Fernspeisung. Die Antenne wird über das Koaxialkabel mit 12VDC versorgt.
Bestückt habe ich sie an einem Abend zwischen zwei CW QSO's ;-) Und so sehen meine bestückten Print aus:
Wie meistens, wenn das Material aus der Bastelkiste kommt, hat man nicht gerade die verlangten Komponenten zur Hand. Ich habe anstelle des Transistors 2N5109 einen 2N3866 eingesetzt und anstelle der 470uH Drosseln 1mH. Das sind die beiden dicken schwarzen Töpfe.
Die Mini Whip, mit ihrer winzig kleinen Antennenfläche, ist natürlich eine kapazitive Antenne mit einer sehr großen Impedanz. Diese wird mittels eines FET heruntertransformiert, und das schwache Signal wird dann durch einen nachfolgenden NPN HF-Transistor verstärkt. Eine solche Antenne nimmt praktisch nur die elektrische Feldkomponente der elektromagnetischen Wellen auf.
Das kann ein Vorteil sein - magnetische Störungen aus der Umgebung werden kaum empfangen - aber auch ein Nachteil: Elektrische Störfelder nimmt sie bevorzugt auf. Dies im Gegensatz zu den aktiven Loopantennen wie die erwähnte Wellbrook. Bei denen ist es gerade umgekehrt.
Am meisten Erfolg hat man mit der Mini-Whip, wenn sie möglichst weit weg vom häuslichen Störnebel platziert wird.
Für einen ersten Versuch habe ich sie an eine Angelrute geklebt und durch das Dachfenster geschoben:
Erstaunlicherweise war damit das Signal etwas stärker als von der Wellbrook unten im Garten. Aber auf KW waren die Resultate nicht berauschend. Besonders auf 160 und 80m war der Geräuschpegel vom China-Schrott aus dem Haus noch sehr hoch. Doch von der Mittelwelle an nach unten, begann die Mini Whip ihre Qualitäten auszuspielen. Der Langwellenempfang war fantastisch und als ich sie direkt an den Mikrofoneingang meines Notebooks anschloss, konnte ich mit dem SAQ-Programm, das ich hier vorgestellt habe, Signale bis in den kHz-Bereich hinunter empfangen, die ich bisher nicht hören konnte, auch nicht mit meiner Langdraht am PC. So sah das Spektrum von 0 bis 22 KHz aus:
Eine Mini Whip in Kombination mit dem PC dürfte also ideal sein, um die sporadischen Aussendungen von SAQ auf 17.2 kHz zum empfangen. Die Signale im kHz Bereich sind wahrscheinlich Netz-Steuersignale. Diese werden vom EW zwar auf das Stromnetz eingespeist, aber von diesem eben auch abgestrahlt. Dabei können sie recht große Distanzen überbrücken. Bekannt ist zum Beispiel, dass hierzulande die Netz-Steuersignale aus Italien empfangen werden.
Als nächster Versuch werde ich mal mit dem FT-817 und der Mini Whip durch die nähere Umgebung streifen, um einen optimalen Standort zu finden. Die Antenne ist ein Keeper und ich werde sie fix installieren, wenn ich sie in ein Gehäuse verpackt und Lust darauf habe, ein weiteres Koaxkabel im Garten zu vergraben.
Dabei werde ich auch nach einigen Meter Koax eine Mantellwellensperre einbauen. Denn auch die Mini Whip ist - wie alle Antennen - ein Dipol. Das Gegenstück zur Printfläche ist der Mantel des Koaxialkabels. Ein bisschen davon muss man der Antenne also lassen ;-) Aber es gilt zu verhindern, dass Störungen aus dem Haus zur Antenne verschleppt werden.