In Deutschland wird zurzeit über eine Einsteigerlizenz (Klasse K) diskutiert. In diesem Zusammenhang hier nochmals ein Rückblick auf das Lizenz-System in den USA:
Wie schwer ist die US-Lizenzprüfung?
Veröffentlicht am 28. August 2014
Veröffentlicht am 28. August 2014
Obschon die USA bei CEPT mitmacht und wir Europäer auf der anderen Seite des Atlantiks problemlos funken dürfen, ist es für viele
OM reizvoll, ein amerikanisches Call zu besitzen. Die Gründe dafür sind
verschieden. Für manchen ist es ein Challenge, eine Herausforderung, die
US-Prüfung in Englisch zu absolvieren. USA-Reisenden geht es dagegen um ein
einfacheres Rufzeichen ohne Schrägstrich, und manch ein OM macht die Prüfung für “die Gallerie”; Diplomsammler gehören zu dieser Kategorie.
Wie dem auch sei. Für eine US-Funkerprüfung muss man
nicht in die USA reisen. Man kann sie zum Beispiel auch in Deutschland
absolvieren. Denn die USA haben ein anderes Prüfungssystem als die
meisten europäischen Staaten. Während hier normalerweise die Behörden die
Prüfungen abnehmen, geschieht das in den USA durch Volontäre des ARRL, also durch andere Funkamateure. Diese müssen dabei nicht zwingend US-Bürger
sein.
Die USA kennen drei
Lizenzklassen mit unterschiedlichen Privilegien: Technician,
General und Extra. Wobei die General etwa unserer HB3 und die Extra unserer
HB9 Prüfung entsprechen sollen, wie mir Insider versicherten.
Früher gab es noch
eine Advanced zwischen General und Extra und eine Novice-Class, doch diese
wurden im Jahr 2000 im Zuge einer Reorganisation abgeschafft.
Kritisiert wird oft, dass durch die Reorganisation
2000 die Ansprüche an die Ausbildung der Funkamateure gesunken seien. Kritiker
sprechen von einem Dumbing Down der
Funkamateure – einer Verdummung. Ein Trend, den manche auch in Europa glauben
feststellen zu können.
Macht nix. Die Menschheit wird eh immer dümmer.
Was die Funkerprüfungen anbelangt, werden Behauptungen aufgestellt, Expertenmeinungen abgegeben, und es wird darüber philosophiert, welche Prüfung nun einfacher oder schwieriger sei und ob sich die Fragenkataloge auswendig lernen lassen. Mir schwirrt heute noch der Kopf ob all der Diskussionen, die ich bereits hatte ;-)
Interessant war's trotzdem. So erfuhr ich zum
Beispiel, dass die HB3er Prüfung die leichteste in ganz Europa sei – vielleicht
mit Ausnahme der österreichischen. Dass die US Technician Prüfung einfacher
sei, wollte man nicht gelten lassen. In der Vergangenheit seien sogar HB9er im
ersten Anlauf an der Technician gescheitert. Die notwendigen
Englischkenntnisse, inklusive technischem Vokabular, würden oft unterschätzt.
Doch zurück zur eigentlichen Frage: Wie schwer sind
die US-Prüfungen wirklich?
Dort können alle drei Prüfungen – Technician, General,
Extra – online und übungshalber absolviert werden.
Ich habe das gerade getan, ohne Vorbereitung.
Die Technician war Pipifax. Die technischen Fragen
sind CB-mässig. Nur meine fehlende Kompetenz in Sachen US-Regeln haben zu ein
paar Punkten Abzug geführt. Ich hätte aber eine excellente Chance, die Prüfung in
Wirklichkeit zu bestehen, meinte qrz.com. Also nix wie los zu den nächsten 35
Fragen der General Class. 26 Richtige muss man mindestens haben. Hier zeigt
sich der Mangel an Kenntnissen bei den US Regeln noch stärker. Ein paar Mal
muss ich raten, manchmal hilft der gesunde Funkerverstand. Aber ich bestehe die General auch.
Nun hält mich nichts mehr auf. Es geht um die
Extraklasse. Diesmal klicke ich
mich nicht im Schnellzugstempo durch den Test wie zuvor. Trotzdem, kaum angefangen passiert schon
ein erster Flüchtigkeitsfehler. Anstatt Upp berechne ich nur Up. Jetzt muss ich
mich am Riemen reißen. Denn die Fragen zu den Vorschriften lauern noch auf
mich. Von 50 Fragen muss ich 37 richtig beantworten.
Nach weniger als einer halben Stunde ist es geschafft:
Zu 94% bestanden. Die Chancen seien sehr gut, meint der Bildschirm, dass ich die
Prüfung auch in Wirklichkeit bestehen würde.
Doch das werde ich nicht tun. Amerika ist zwar ein
wunderbares Reiseland und ich habe mich dort – speziell in New England – immer
wie zuhause gefühlt. Doch die CEPT Lizenz reicht mir. So weiß mein Gegenüber
sofort, woher der OM mit dem komischen Dialekt kommt ;-)
Fazit: Auch ohne Lernen kann ein "interessierter" Funkamateur die US-Prüfungen bis zur höchsten Lizenzklasse bestehen. Allerdings empfehle ich zur Sicherheit, die FCC-Regeln durchzulesen. Wer so angefressen vom Funk ist, wie ich, dem bleibt automatisch alles im Gedächtnis hängen, auch wenn er sich sonst nicht einmal den Namen seiner Schwiegermutter merken kann :-)
Wer vor zwanzig Jahren die HB9/Klasse
A Prüfung gemacht hat, keinen Selbstbau betreibt
und sich auch sonst nicht für technische Details interessiert, der muss
büffeln. 6 Monate Vorbereitung dürften reichen. Alternativ lassen sich die
Antworten auch auswendig lernen.