Donnerstag, 30. April 2015

Das 80m Band versinkt im Störnebel - Teil 2



Um den Störungen Herr zu werden, genügt es nicht, über den bösen China-Schrott zu lamentieren. Der OM muss aktiv werden. Und zwar in zwei Bereichen:

1. Nach dem Strategem: Angriff ist die beste Verteidigung, müssen die Störer aufgespürt und vernichtet entstört werden.

2. Der OM muss seine Station gegen Störungen immunisieren.

Natürlich kann er sich auch durch Flucht auf einen Radiohill dem Störangriff entziehen. Oder durch Rückzug ins Automobil. Aber nehmen wir an, wir möchten zu Hause bleiben und auch von dort aus funken.

Was wir in jedem Fall zuallererst tun müssen ist folgendes:

Wir nehmen eine 12V Autobatterie, hängen unseren Transceiver dran und gehen dann in den Keller. Dort schrauben wir die Hauptsicherungen raus. Alle drei Phasen. Sind sie plombiert, werden wir bei der nächsten Kontrolle behaupten, die Plombe sei von selbst abgefallen.
Jetzt sollte es im Haus zappenduster sein, rien ne vas plus. Ausser dem Transceiver an der Autobatterie.

In vielen Fällen ist nun der Störnebel auf 80m nicht ganz verschwunden, aber erheblich reduziert. Denn wenn einem die Läuse jucken, sitzen sie meistens im eigenen Pelz.

Wer diesen ersten wichtigen Schritt unterlässt, wird nie die ganze Wahrheit erfahren. Denn in den letzten Jahren haben wir uns unzählige Läuse in den Pelz gesetzt. Sie heißen zumeist Steckernetzteile oder Wall Warts bei den Angelsachsen. Wir brauchen sie für unser ganzes elektronisches Leben. Als Ladegeräte und als Stromversorgungen. Nur in den Veteranen steckt noch ein richtiger Trafo drin. Alle anderen sind Schaltnetzteile.

Das sind alles kleine Sender mit hübschen Antennen. Natürlich Dipole, wie es sich gehört. Das Anschlusskabel auf der Ausgangsseite und die ganze Hausverkabelung auf der Netzseite.

Selbstverständlich sind sie alle mit China Export beschriftet, abgekürzt CE, Doch das hindert die Hersteller im fernen Osten nicht daran, nur das Notwendigste einzubauen. Und dazu gehören leider keine Teile zur HF-Entstörung. Öffnet man die Dinger, springen einem oft die leeren Plätze nicht bestückter Bauteile auf der Leiterplatte ins Auge.
Manchmal spendiert ihnen ein Importeur, vom schlechten Gewissen geplagt, eine Ferritperle im Piggyback Format. Doch diese Perlen sind keine Funkperlen, schon gar nicht für unsere tiefen Bänder.

Ganz schlimm sind die nachträglich aufgeschnappten Klappferrite, die einem überall angedreht werden. Ihr Luftspalt reduziert die Wirkung erheblich. Etwas Abhilfe bringt nur ein festes Zusammendrücken, zum Beispiel mit einem Kabelbinder.

Aber für 80 oder gar 160m können wir Ferritperlen getrost vergessen. Sie bringen nichts.
Die damit erzielte Induktivität ist zu gering - auch bei mehreren Windungen.

Doch zurück zu den Schaltnetzteilen. Meistens lassen wir sie auch stecken, wenn wir sie nicht benutzen. Doch das hindert sie nur bedingt am Strahlen. Nur Ausschalten oder Ausstecken hilft wirklich.

Aber wie wir aus Kinofilmen wissen, gibt es nicht nur die Bösen, sondern auch die Guten. Also Schaltnetzteile, die recht gut entstört sind. Doch wie im Film manchmal ein Guter zum Bösewicht wird, geschieht dies auch bei den Schaltnetzteilen. Kondensatoren sterben den Wärmetod und nach einiger Zeit wird das Netzteil zum Störsender. Man baut ja nicht die teuersten Komponenten ein.

Wie dem auch sei. Spätestens nachdem die XYL Soupe à la grimace (Grimassensuppe) serviert und der Hausmeister Amok läuft, müssen die Sicherungen wieder rein. Dann fängt die Feinarbeit an. Meistens ist es nicht ein einzelner Störer, der dem OM Kopfschmerzen bereitet, oft stören sie im Chor.

Hier die Liste meiner Störer, die ich eliminieren musste:

- Der DVD Player
- Venta Luftbefeuchter
- Netzteil des Internet Modems
- Netzteil der 12V Küchenbeleuchtung
- Sparlampen aller Couleur
- Ladegeräte für Akkus
- Ladegerät meines 2m Handys!

Die Liste ist nicht abschließend und immer wieder schleicht sich ein Neuer unter die Störer.

Beim Luftbefeuchter hilft nur das Abschalten während der Funkzeiten. Für das Internet-Modem habe ich ein Trafonetzteil gebaut und das mitgelieferte entsorgt. Sparlampen wurden rausgeschmissen und dafür ein "Lebenslager" Glühlampen angelegt. Vielleicht bleib ich darauf sitzen:  inzwischen habe ich störfreie LED Lampen gefunden. Aber für dieses Problem gibt's ja noch den Flohmarkt in Zofingen.

Beim DVD Player musste ich das Gerät bloß erden und bei allem anderen Karsumpel halfen die bewährten N30 Ringkerne von Epcos. Mit diesem Material und mehreren Windungen (mindestens 5) erreicht man genügend Dämpfung für 80 und 160m.

Leider ist das nur die Spitze des Eisbergs. Im nächsten Teil werde ich über weitere Störquellen und Abhilfemaßnahmen berichten.

Bild: Gestern brachte mir Sonja, die Briefträgerin, ein Päckchen aus Kassel. Es enthielt Bernds Starter Kit für den SOTA-OM. Mit den beiden "Abrissbirnen" werde ich etwas üben müssen. Leider konnte ich bei der Abgabe meines Militärmaterials den Helm nicht behalten.
Danke Bernd!