Freitag, 1. Mai 2015
Das 80m Band versinkt im Störnebel - Teil 3
Der grösste Störer von allen ist die Antenne des OM. Davon kann sich jeder leicht überzeugen: Stecker raus und das S-Meter strebt seinem Nullpunkt zu.
Leider geht es nicht ohne Antenne. Die HF direkt ins Internet zu speisen ist keine Lösung. Da fällt mir gerade ein: Dieser Punkt sollte in den Fragenkatalog für die zukünftige Lizenzklasse K aufgenommen werden.
Doch Scherz beiseite: Art und Aufbau der Antenne sind ein wesentlicher Faktor bei der Störsituation.
Wer kein Low Band DXer ist und nicht abseits von allem CE-Zeug wohnt, der sollte auf Vertikalantennen verzichten. Wir hier im Alpenland sowieso. Vertikalantennen sind gut für feuchte Ebenen und nahe beim Wasser. Hierzulande sind sie generell schlechter als horizontale Drähte.
Und bei den Drähten schneiden die Zweibeiner besser ab als die Einbeiner.
Mit Zweibeiner meine ich klassische Dipolantennen. Einbeiner sind Drähte, die als Gegengewicht die "Erde" benutzen. Denn je nachdem wie diese "Erde" aussieht (Erdpfähle, Gartenzäune, vergrabene Radiale) können Störsignale aus der Umgebung eingeschleppt werden.
Doch oft geht es nicht anders als mit einem Einbeiner - zum Beispiel einer Inverted L. Wichtig ist dann, dass der Speisepunkt möglichst weit weg von potentiellen Störquellen ist (weg vom Haus) und dass das Koax mit einer Mantellwellensperre unmittelbar beim Speisepunkt und beim Hausientritt versehen wird.
Denn der Mantel des Koaxialkabels ist für die Störwellen ein gefundenes Fressen. Störsignale gelangen so aus dem Haus zur Antenne und von dort zurück in den Empfänger.
Elektriker wissen es, OM meist nicht: Der Strom gelangt über drei Phasenleitungen ins Haus. Vom EW, bzw. dem nächsten Trafo kommt keine Erdleitung. Die Netzerdung geschieht direkt beim Haus - bei Neubauten mit einem Fundamenterder. Je nachdem, was da so alles am Netz hängt, geistern dann allerhand suspekte Erdströme ums Haus. Eine ziemlich unübersichtliche Situation, von der die HF-Installation des OM Abstand nehmen sollte.
Der typische Amateurfunk-Dipol für 80m ist ein Steilstrahler. Er hängt auch bei 20m Höhe noch zu tief, um flach zu strahlen und die Wellen sprudeln wie bei einem Springbrunnen in die Ionosphäre. Meistens hängt ja der Draht viel tiefer. Das hat zwar auf den Springbrunnen-Charakter keinen wesentlichen Einfluss, wohl aber auf die Effizienz. Die Bodennähe frisst Leistung weg - SWR hin oder her.
Doch der Springbrunnen hat auch einen Vorteil. Diese Art Antenne strahlt nicht nur himmelwärts, sie empfängt auch vorzugsweise die Signale aus den Wolken. Daher nimmt sie weniger Störsignale aus der Umgebung auf, als ein Flachstrahler wie zum Beispiel eine Vertikalantenne.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich wieder einmal erwähnen, dass eine Antenne nicht resonant sein muss, um zu strahlen. Auch zweimal 15m oder weniger gehen auf 80m noch gut. Vorausgesetzt man setzt einen Tuner an den Speisepunkt oder ans Ende der Zweidrahtleitung, mit der man das Teil speist. Als Bonus kriegt man in diesem Fall noch eine Allband-Antenne.
Bild: Die 80g "Abrissbirnen" aus Bernds SOTA-Set im Großformat. Erste Übungswürfe verliefen erfolgreich: keine Beule, keine kaputten Ziegel und Fenster ;-)
PS. Die Antenne ist das wichtigste Teil jeder Funkstation. Wer mehr wissen will, sollte sich den Rothammel und das Schweizer Antennenbuch in den Shack stellen.