Noch komplizierter als die folgende Detektiv-Story:
In der letzten Zeit hatte ich ein paar schöne CW QSOs mit
Bernd ist ein ausgezeichneter Telegrafist und verhaspelt sich nicht dauernd wie ich. Er morst sogar die Umlaute korrekt, was für mich zu Beginn ziemlich gewöhnungsbedürftig war. Ein alter Fuchs eben.
Wir hatten QSOs auf 80, 40 und 30m und vor allem auf letzterem Band ist mir sein außerordentlich starkes Signal aufgefallen. Zum Teil weit über S9. Natürlich spielten dabei die Ausbreitungsbedingungen eine Hauptrolle. Aber ohne Antenne geht nix.
Als mir Bernd ein paar Fotos seiner Antenne schickte, kam ich ins Grübeln. Hier seine Beschreibung dazu:
...so funkt sichs auf der Insel:
KX3, KXPA100, Balun 1:4, Hühnerleiter, 2 x 20m-Dipol.Der Dipol ist umfunktioniert zur inverted L-Antenne mit elevated Radial.
Der 10m-GFK-Mast ist am Terrassenwinkel festgebunden. Der Speisepunkt in ca. 1,20m Höhe. Der eine Dipolschenkel läuft am Mast bis nach oben und von dort schräg runter zu einer Hecke. Der andere Schenkel läuft in ca. 1m Höhe frei über dem Boden. Die Anpassung über Autotuner gelingt auf allen Bändern 80-10m. Die Rapporte sind durchweg gut. Die Bänder sind hier sehr ruhig. Ein 40m-Band, bei dem das S-Meter bis auf S1 zurückgeht, ist kaum wieder zu erkennen.Und das sind die Bilder von Bernds Station und Antenne:
Eine interessante Antenne, fand ich. Nur der herabhängende Teil der Inverted L machte mich etwas misstrauisch und ich fragte mich, wie gut Bernds Installation in Wirklichkeit war.
Meine Detektivarbeit begann damit, dass ich auf Google Earth sein Haus auf der Insel ausspähte, um herauszufinden, in welche Richtungen er diese seltsame Mischung aus Inverted L mit Durchhänger, Inverted V und elevated Radial gespannt haben könnte.
Dann wurde Eznec 5+ gestartet und die Antenne dort simuliert.
Zuerst wollte ich wissen, wie gut die Anpassung über die Zweidrahtleitung funktionierte. Bernd benutzt nach dem Tuner in der PA einen Balun mit 1:4. Ich nahm deshalb an, dass seine Zweidrahtleitung etwa 200 Ohm hatte. Aber ich verzichtete darauf, die Leitung, deren Daten und Länge ich nicht kannte, zu simulieren und betrachtete die Anpassung an 200 Ohm direkt am Speisepunkt der Antenne. Das sieht so aus:
Nicht übel: Die Verluste des Zweidrahts sind gering und das SWR im 80m Band ist gut. Auch auf 30m sind 1:10 noch resonabel und dürften kaum zu wesentlichen Verlusten in der Zweidrahtleitung führen (Koax wäre eine andere Story ;-) Auf 40 liegt das SWR etwas höher, aber ist m.E. noch kein Problem.
Schön ist ja bei Eznec 5, dass man nach dem Rechnen der SWR-Kurve mit dem Cursor an eine beliebige Stelle fahren und dort direkt den Real- und Imaginärteil der Impedanz ablesen kann.
Die Leistung kommt also in Bernds Antenne an. Doch wie wird sie abgestrahlt?
Zuerst mal das 30m Band:
Allerdings würde man in die entgegengestzte Richtung (etwa Norden) noch ein oder zwei dB dazugewinnen, doch das merkt die Gegenstation kaum.
Diese Bevorzugung des Nordens tritt im 40m Band noch ausgeprägter zu Tage:
Hier ist auch der Abstrahlwinkel nicht mehr so günstig. Noch nachteiliger ist der Umstand, dass nun der äußere Ring bei -5.3dBi liegt. Gegenüber dem 30m Band gehen also rund Dreiviertel der Leistung an die Würmer verloren. In der Tat war Bernds Signal auf 40m immer wesentlich schwächer.
Doch schauen wir uns noch das 80m Band an:
Der Abstrahlwinkel ist perfekt, leider gerade in die entgegengesetzte Richtung. Und da der äußere Ring bei -5dBi liegt, verliert hier Bernd insgesamt etwa 10 dB.
Trotzdem hat es auch auf 80m noch gut geklappt - flache Strahlung sei Dank.
Beim Antennenbau muss man sich immer nach den lokalen Gegebenheiten richten. Man kann seine Stolperdrähte nicht über Wege spannen und beim Nachbar ist meist auch Schluss. Im Urlaubs QTH wird man sich nach passenden Befestigungsmöglichkeiten richten, sowohl für Masten wie für Drähte. Bernd hat das sehr gut gemacht und es dürfte schwer sein, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten an diesem QTH noch wesentlich mehr herauszuholen. Denn auf Læsø gibt es noch einen anderen Mitspieler, dem man Beachtung schenken muss: dem Wind.
Meine kleine Detektivarbeit ist natürlich voller Ungenauigkeiten und fußt auf Spekulationen. Sie hat keinen Anspruch auf Genauigkeit. Trotzdem zeigt sie, wie interessant es sein kann, auch im Urlaub mal mit der Antennensimulation zu spielen. Meist hat man ja eh einen Computer dabei.
PS. Gerade sehe ich, dass Roy W7EL neu eine Version 6 von Eznec anbietet!