Dienstag, 24. Februar 2015

HB9BNK: Erfahrungen mit einem chinesischen AutoTuner

Aus dem QUB, dem Bulletin der Sektion Basel, HB9BS, der USKA. Mit freundlicher Genehmigung von Werner, HB9BNK:


Erfahrungen mit einem chinesischen AutoTuner

Vor etwa 10 Jahren kaufte ich bei Titanex in DL eine 7-Band Vertikal-Antenne (4010 m). Die Antenne ist 7.8 m hoch, aber nur etwa 6 kg schwer. Abspannungen sind nicht erforderlich - es gibt keine Traps - nur blankes Metall (Titan). Ein einziges Radial von ebenfalls 7.8 m Länge soll irgendwie gegen den Boden verspannt werden. Die Antenne wird symmetrisch gespeist und ist eigentlich ein Dipol. Vor dem Eintritt ins Haus hatte ich einen Balun 4:1 montiert und die Verbindung zum Transceiver geht über RG-213. In den neuesten Angeboten von Titanex ist diese Antenne nicht mehr zu finden. http://www.titanex.de



Mit dieser Antenne war ich eigentlich zufrieden und dachte kaum über sie nach. Das änderte sich im vergangenen Sommer schlagartig, als ich im (immer lesenswerten) Blog von HB9ASB (https://funkperlen.wordpress.com/) einen Beitrag über Smartuner las. Er schreibt dort:
«Mir ist schleierhaft, wieso sich so viele OM mit Trap- und Unun-Antennen, mit G5RV, W3DZZ, FD4 und Konsorten abplagen. Mit einem Autotuner und einem Dipol von ca. zwei mal 13m ist man von 80 bis 10 auf alllen Bändern QRV. Sogar 160m wird noch einigermassen gehen. Mit ca. zweimal 22-25m gehts auch dort recht flott. Mit einer Vertikal von ca. 7m ist man von 10 bis 40 QRV – bei guter Erde/Radials.“
Anton beschreibt unter anderem den chinesischen Tuner CG-3000, der für etwa 300.-- z.B. von WIMO bezogen werden kann. Ich habe die ganzen Dokumentationen gelesen und - da das Wetter Antennen-Arbeiten begünstigte - hielt schon ein paar Tage später DHL mit einem Paket vor der Haustüre an.
Innert einer Stunde hatte ich dem Tuner noch eine Mantelwellensperre verpasst und die Speisung der Titanex umgebaut: Der Vertikal-Strahler wurde oben am Tuner angeschlossen mit einem ganz kurzen Kabelstück; der Radial unten am Tuner an die Erd-klemme. 12V dazu und etwas Isolierband - fertig.
Gemäss Anton hätte ich auch für die 12V-Leitung eine Mantelwellensperre montieren sollen - das hatte ich vergessen, (und prompt: wenn der Tuner am gleichen 12V-Netzteil hängt, wie mein alter CW-Keyer, dann macht dieser prompt Zicken - verstellt die Geschwindigkeit etc).



Nun in‘s Shack zum FT-1000. Zuerst den internen Antennentuner ausschalten, Analog-S-Meter einschalten und Abstimmen auf 10m.
Ein kurzer Schlenker des Zeigers und das SWR war perfekt. Und so ging es weiter bis inklusive dem 40m Band. Hie und da ein QSO - gute bis sehr gute Rapporte. Der CG-3000 braucht jeweils eine bis etwa drei Sekunden Dauer-Strich mit wenig Leistung, um sich einzustimmen - der Empfangspegel stieg jeweils beträchtlich an.
Würde auch 80 m funktionieren? Ja, saubere Abstimmung und ein paar Europa-QSO‘s zum Beweis.
Der CG-3000 verträgt - je nach Beschreibung (nur) 150 bis 200 Watt - für mich kein Problem, da ich den FT1000 meistens mit rund 100 Watt betreibe. Nun wurde ich aber übermütig und schaltete den FT1000 auf 160 m. Hier nahm sich der Chinese draussen am Mast etwas mehr Zeit, aber es kam auch hier ein gutes SWR zustande. Ein QSO mit Schweden und später in einem 160m CW-Contest mehrere Kontakte mit England und Schweden zeigten, dass alles gut funktionierte.
Auf den DX-Bändern lief es auch gut - gefühlsmässig hörte ich ‹besser› und konnte etliche interessante DX-CW-QSO›s führen. Beim Rennen um VK9DLX auf Lord-Howe-Island hatte ich auch Glück: Eines Morgens hörte ich die Station auf 17m in CW recht gut und nach dem 5. Anruf mit „up 1“ landete ich dort dann auch im Log - immer mit ca. 100 Watt. Im (spartanischen) Handbuch von CG Antenna Ltd (www.cgantenna.com) wird darauf aufmerksam gemacht, dass gewisse Antennenlängen zu vermeiden sind - ich habe davon nichts gemerkt.
Es ist also schon so, wie Anton schreibt: Eine Antenne muss nicht resonant sein, um zu strahlen! Damit die volle Sendeleistung in den Strahler gelangt, muss dieser jedoch an die Speiseleitung angepasst werden
Für meine Antennen-Situation hat sich Anton‘s Empfehlung jedenfalls bestens bewährt. Mit wenig Aufwand (finanziell und zeitlich) habe ich das Antennensystem deutlich verbessern können (alle KW-Bänder und offenbar ‹mehr Punch›, also weniger Verluste).
Anton, HB9ASB empfiehlt die Tuner-Philosophie auch für temporäre Einsätze wie Notfunk, Fielddays etc, wo man mit wenig Aufwand ganz kurzfristig ein gutes Signal auf diversen Bändern in die Luft stellen muss.
Hier ein Auszug aus seinem Kommentar zur Notfunk-Übung der USKA am 1. November 2014:

„Es gibt eine einfache Lösung um an der nächsten Notfunkübung mit einer Antenne gehört zu werden und ich verrate euch das Rezept dazu. Nein, ihr braucht keine teure CD mit einer Bauanleitung zu kaufen und kein NDA zu unterschreiben.
1. Kauft euch einen automatischen Antennentuner, zum Beispiel einen CG-3000.
2. Kauft eine 50m Rolle Kupferlitze unverzinnt, PVC isoliert. 0.75mm² reicht. Isolation grau, das fällt am wenigsten auf.
3. Schneidet davon 26m ab.
4. Baut damit eine L-Antenne, wie es bereits Generationen von Funkamateuren und Profis vor euch getan haben. 6m hoch, 20m lang. Das heisst: Tuner auf den Boden, mit dem Draht von dort 6m hoch und der Rest horizontal. Bäume, Fahnenstangen, Fiberglasruten, Dachfirste dienen als Befestigungspunkte. Am Ende der Antenne herrscht Hochspannung; dort muss ein anständiger Isolator hin. Die Landi weiss Bescheid ;-)
5. Schneidet nochmals 20m Draht ab und verlegt diese vom Erdungsanschluss des Tuners auf dem Boden direkt unter dem Antennendraht. Einfach ins Gras legen. Damit besitzt ihr nun eine NVIS-Antenne, welche für den Notfunk bis zu einigen 100km ausgezeichnet funktioniert. Für das 80m Band, aber auch für das 60m Band, sollte dies in den nächsten Jahren freigegeben werden. Auch auf 40m funktioniert diese Antenne noch sehr gut als Steilstrahler.
Höher als 6m zu gehen, bringt nicht viel. Wem das schon zu hoch ist: 4m geht mit einer geringen Einbusse auch noch und ist allemal besser als jede Vertikalantenne Wer 30m Länge unterbringen kann, sollte das tun. Der Lohn dafür ist eine S-Stufe mehr.
Das Gegengewicht bleibt aber bei 20m Länge. Diese Antenne ist rasch aufgebaut, wirkungsvoll und stimmt sich automatisch ab. Ein verkürzter Dipol gleicher Länge auf gleicher Höhe müsste mühsam in Resonanz gebracht und mit einem Balun angepasst werden, wäre schmalbandig und für 60m und 40m nicht zu gebrauchen. Zudem würde die Anpassung an den niedrigen Strahlungswiderstand vermutlich zusätzliche Verluste bringen.“ 
Dem ist eigentlich nichts mehr beizufügen.

Werner, HB9BNK