Dienstag, 3. Februar 2015

Funkperlen reloaded: HLA-150+

   QRP ist eine tolle Sache, aber es gibt Momente, da wünscht man sich etwas mehr Leistung. Wenn man beides möchte – zum Beispiel im Urlaub – ist eine PA für das QRP-Kistchen genau das Richtige! So hat man im “Basislager” Power und auf der Wandertour nur den leichten QRPeter.
   Das waren die Überlegungen, die mich zum Kauf eines HLA-150 Plus von RM Italy bewogen haben. Wenn man aber etwas im Internet stöbert, stösst man schnell auf kritische Stimmen. Zum Beispiel auf der Seite von W8JI. Er hat die PA getestet und bemängelt die starken Intermodulationsprodukte. Über 90W sei sie nicht zu gebrauchen, und auch da seien die IMD höherer Ordnung inakzeptabel.
Trotzdem habe ich es riskiert (no risk no fun) und eine solche PA beiWaters&Stanton bestellt. Ein Lieferant aus England, mit dem ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht habe.
Kaum war heute Sonja da, die Briefträgerin, habe ich sie aufgeschraubt. Natürlich die PA und nicht Sonja. Und da habe ich eine tolle Entdeckung gemacht. Anstelle der bisherigen SD1446 sassen nun zwei MS1051 von Microsemi auf dem Kühlblech. Der SD1446 ist ein 70W Klasse C Transistor. Der MS1051 jedoch ein 100W Klasse AB-Typ, also spezifisch für SSB-Betrieb gebaut. Er ist wesentlich robuster, wie die Grenzdaten zeigen. Zum Beispiel Imax 20A, gegenüber 12A beim SD1446.

   Wie ihr wisst, lasse ich nichts anbrennen und ich wollte vorallem zwei Dinge wissen:
1. Wieviel bringt die PA bei Ansteuerung mit einem FT-817 (5W)
2. Wie sieht die IMD mit den neuen Transistoren aus?
Was Nummer Eins angeht ist das Resultat folgendes:
   Im 160m und 80m Band brachte sie satte 210W (bei 13.5V), und noch 190/185W bei eingeschalteter 3dB Dämpfung. Die SWR-Anzeige im FT-817 blieb “ruhig”. Die PA ist also mit 5W schon weit in der Kompression. Der Einsatz der 3dB-Dämpfung oder eine Ansteuerung mit 2.5W empfiehlt sich.
   Im 40m Band waren es aber nur noch 150W. Auf 30m dann wieder 195W und auf 20m 180W. Das Eingangs SWR war auf allen drei Bändern perfekt. Das heisst, ich habe es in der Eile nicht extra gemessen, denn die Anzeige auf dem 817er war auf Null. Den “Durchhänger” auf 40 werde ich noch genauer untersuchen. Vielleicht ein Problem im LPF (Bauteiletoleranzen?).
   Doch dann gings bergab und das Eingangs SWR bergauf:
   Auf 18MHz liefert das Teil noch 170W, auf 21MHz noch 160W und auf 24.9MHz noch 130W. Das Eingangs-SWR stieg aber an und lag im Bereich 1:1.5 bis 1:2. Der 3dB-Switch verbesserte zwar das SWR, aber die Leistung fiel natürlich noch mehr ab: 120/110/90W.
   Im 10m Band war das SWR wieder über alle Zweifel erhaben, doch die Verstärkung ging auf 13dB zurück – gemäss Datenblatt der Transistoren übrigens ein typischer Wert bei 30MHz! Doch 100W sind noch mehr als genug.

   Aber wie sieht es mit der IMD aus? Ich habe sie vorläufig nur bei 3.6MHz gemessen und war entzückt. Die Intermodulationsverzerrungen des FT-817 wurden durch die PA nicht wesentlich verschlechtert, wie das folgende Bild beweist:


   Mehr als 30dB bei 200WPEP, gemessen nach ARRL Standard, sind ein akzeptabler Wert. Der Einsatz der neuen Transistoren, die speziell auf SSB-Betrieb ausgelegt sind, hat sich also gelohnt.
   In der nächsten Zeit werde ich die PA vollständig ausmessen. Aber auf den ersten Blick sieht es gut aus.
   73 de Anton

   PS. Ich empfehle auf allen Bändern das 3dB Dämpfungsglied einzuschalten. Auf 17/15/12m wird der FT-817 entlastet und die PA wird so nicht zu stark in die Kompression getrieben. Ausnahme ist das 10m Band. Dort kann man auf die 3dB Dämpfung verzichten.