Dienstag, 3. Februar 2015

Funkperlen reloaded: Was ist Intermodulation und wie wird sie gemessen?


Veröffentlicht am 21. November 2013 

   In jedem nichtlinearen Element entstehen Oberwellen des hindurchgeschickten  Signals. Ein solches nichtlineares Element ist zum Beispiel der Endstufentransistor. Diese Oberwellen sind aber nicht weiter schlimm, sie können  vom Tiefpassfilter nach der Endstufe unterdrückt werden.
   Doch jetzt wird es richtig ungemütlich. Denn ein nichtlineares Element ist auch ein toller Mixer. Die entstehenden Oberwellen werden untereinander gemischt und es entstehen neue Produkte. Da der Mensch in der Regel gerne Ordnung hat, hat man ihnen Nummern gegeben. Uns interessieren aber nur die ungeraden Nummern 3,5,7,9 usw.
   Denn die IM-Produkte gerader Ordnung liegen so weit weg, dass sie von den Filtern des Senders ausgesiebt werden. Doch die Ungeraden liegen innerhalb des Sendekanals oder, besonders fies, in unmittelbarer Nachbarschaft. Dort können sie das Filter der Endstufe ungehindert passieren.
   Am nächsten liegen die Intermodulationsverzerrungen dritter Ordnung (Die erste Ordnung  ist übrigens immer die Grundfrequenz) und das sind:
2F1-F2, 2F2-F1, 2F1+F2, 2F2+F1
   Nehmen wir zur Vereinfachung mal an, wir senden auf 100KHz in USB. Wenn wir also unseren Zweitongenerator anschliessen kommen hinten 100.7 und 101.9 kHz raus.
   Wenn unser Sender nicht absolut linear arbeitet, so entstehen durch Oberwellen und deren Mischung auch die folgenden Frequenzen dritter Ordnung:
99.5 kHz, 103.1 kHz, 303.3 kHz, 304.5 kHz. Die beiden letzten Frequenzen können wir vergessen, da sie so weit weg liegen, dass sie vom Tiefpassfilter des Senders ausgesiebt werden.
   Doch mit 99.5 kHz und 103.1 kHz ist unser Signal bereits schon schön breit geworden und belästigt die OM in den Nachbarkanälen.
   Die nächste „gefährliche“ Ordnung ist die Fünfte. Für sie gilt:
3F1-2F2, 3F2-2F1 und 3F1+2F2, 3F2+2F1.
   Die beiden letzten Produkte können wir wieder vergessen, sie liegen weit ab vom Schuss. Doch für die beiden ersten entstehen Intermodulationsprodukte von:
98.3 kHz und 104.3 kHz. Wir splattern damit also links und rechts über die Nachbarkanäle.
   Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Zwar nehmen die Intermodulationsprodukte mit zunehmender Ordnung in ihrer Stärke immer weiter ab, doch wenn man bedenkt, dass viele Sender bei der neunten Ordnung immer noch so um die -50dB liegen, bedeutet das bei starken Signalen, dass sie plus minus 10 bis 15 kHz rund um ihre Frequenz in unseren Empfänger reinsplattern. Und da nützt uns auch der beste Empfänger nichts, denn das Problem liegt beim Sender.
   Da unser Mundwerk jedoch nicht nur zwei Töne absondert, wie der Zweitongenerator, entsteht bei Intermodulation ein ganzer Wellensalat. In der Praxis ist es also noch schlimmer als in der Theorie.
   Ganz schlimme Dreckschleudern erkennt man bereits an ihrer gruseligen Modulation: Man hört dabei die Intermodulationsprodukte, die sich innerhalb unserer Empfängerbandbreite befinden.
Wie wird Intermodulation gemessen?
   Die ARRL misst die Intermodulationsverzerrungen von Transceivern mit einemZweitongenerator mit 700 und 1900 Hz, der am Mikrofoneingang angeschlossen wird. Mit einem Spektrum-Analysator wird dabei das Ausgangssignal des Senders beobachtet. Mann misst dabei, wie viel die Intermodulationsprodukte unterhalb der beiden Grundfrequenzen liegen. Die ARRL gibt diesen Werten – im Gegensatz zu den Vollprofis – freundlicherweise noch 6dB hinzu und peppt sie damit etwas auf. Die Begründung: Mit zwei Tönen gleichzeitig moduliert, erreicht der Sender nicht die Spitzenleistung PEP.
Wenn Endstufen gemessen werden, nimmt man zwei separate HF-Generatoren und kombiniert ihre Signale in einem Combiner. Wenn man einfach einen Amateurfunk-TX zur Ansteuerung nimmt, wie ich es gemacht habe, bekommt die Endstufe bereits die IM des TX ab und das Resultat wird somit verschlechtert.
   Wichtig ist, dass bei IM-Messungen der Sender nicht überfahren wird, sonst stimmt das Resultat auch nicht mehr. Der Mikrofoneingang sollte also durch den Zweitongenerator nicht mehr Saft erhalten, als normalerweise durch das Mikrofon.
   Auch hier gilt grundsätzlich: wer misst, misst Mist