Höchste
Zeit, mich wieder um den Funkperlen-Blog zu kümmern! HE3OM ist Geschichte und
die Gerätschaften hängen wieder zu Hause an den gewohnten Antennen. In der
Zwischenzeit hat sich einiges auf dem Stationstisch angehäuft: Unter anderem
ein Icom IC-736,
auf Ebay ersteigert und aus den USA eingeflogen, und ein FT-817 zur Reparatur.
Wieso gerade ein
IC-736? Heute gibt’s doch jede Menge hübsche Neugeräte, voller DSP und Menüs.
Der
IC-736 hatte es mir schon immer angetan. Er markierte das Ende einer Epoche.
Zugleich war er eines der am besten ausgerüsteten Geräte seiner Zeit
(1994-1996). Eingebautes Netzgerät, Antennentuner, 6m-Band und FM. In Europa
findet man ihn nicht so häufig wie seine abgespeckte Version, den IC-738.
Dieser besitzt kein eingebautes Netzteil und kein 6m-Band. Zu jener Zeit liefen
in Europa noch viele Kanal 2 Fernsehsender und 50 MHz war nur ein Thema unter
Spezialisten. Der Vorgänger der IC-736/738 war übrigens der IC-737. Er sah äusserlich praktisch gleich aus und auch die
Schaltung unterschied sich nicht wesentlich von seinen Nachfolgern. Aber der
innere Aufbau war unterschiedlich und sehr aufwändig. Die hohen
Produktionskosten könnten ein Grund für den raschen Modellwechsel gewesen sein.
The electrical performance is excellent.
The measured figures for reciprocal mixing, dynamic range and close-in
performance are amongst the best I have seen on any receiver at any price.
Die Nachfolger
IC-736/738 wiesen im grossen und ganzen etwa die gleichen Werte auf. Die Geräte
können deshalb heute im normalen Amateurbetrieb durchaus mithalten und brauchen
sich gegenüber heutigen DSP-Geräten nicht zu verstecken.
Was mir am IC-736
besonders gefällt, ist das grosse analoge S-Meter, die grosse und sehr gut lesbare
LCD-Anzeige und die menüfreie Bedienung. Für jede Funktion hat es eine Taste
oder einen Regler. Für alle Bänder und alle Betriebsarten gibt es separate
Tasten. Das Gerät hat einen Regler für die Leistung und einen RF-Gain und zwei
wählbare Antennenanschlüsse. Ganz menüfrei ist das Gerät allerdings nicht.
Einige Parameter lassen sich in einem Minimenü einstellen. Jedoch durchaus
Dinge, die man einmal einstellt und dann vergisst.
Was ich an dem Gerät
vermisse, ist eine Möglichkeit bei CW den BFO einzustellen. Anstatt der fixen
750Hz-Ablage zum Beispiel 500Hz. Auch das Notchfilter könnte besser sein. Es
ist nur ein NF-Notch und hat eine geringe Kerbtiefe.
Der
IC-736 aus den USA sah übrigens aus wie neu. vermutlich war er kaum gebraucht
worden. Das Netzteil liess sich problemlos von 110V auf 240V umstellen und die
fehlenden CW-Filter und den Quarzofen fand ich ebenfalls in der E-Bucht bei
einem Händler in HongKong. Der IC-736 hat, wie bereits sein Vorgänger, die
Möglichkeit CW-Filter in beiden Zwischenfrequenzen zu bestücken, 9MHz und 455
kHz. Die Selektion ist deshalb entsprechend gut und kann mit dem Passbandtuning
noch weiter eingeengt werden. Wie bei all meinen Geräten habe ich das Gerät
frequenzerweitert. Die Diode, die es umzulöten gilt, befindet sich auf der
Rückseite der Frontplatte. Kein leichter Eingriff und nichts für zittrige
Hände. Doch jetzt kann ich auch mit diesem Gerät bei meiner nächsten Expedition
nach Norwegen das 5MHz-Band benutzen :-) Und wer weiss,
vielleicht hat unsere Behörde auch mal einen guten Tag und gesteht uns dort ein
paar kHz zu.
Wenn ihr also über
einen gut erhaltenen IC-736 stolpert: es lohnt sich, das Gerät genauer
anzusehen. Man sollte aber wissen, dass man diese Version (im Gegensatz zum
IC-738 oder IC-737) nicht mit 12V betreiben kann. Das eingebaute Netzteil
versorgt die PA-Transistoren mit 28V! Und Vorsicht beim eingebauten Tuner: ich
hatte schon zwei 738er mit defektem Autotuner (Dioden kaputt). Vermutlich ist
er etwas schwach auf der Brust.