Wer nicht nur auf den
Relaisfrequenzen unterwegs ist, der kennt es. Seit Jahrzehnten posaunt es sein
unheimliches Signal in den Æther. Tag für Tag, Nacht für Nacht, nur mit einem
kleinen Unterbruch morgens zwischen 7:00 und 7:50 UTC. Wann es genau angefangen
hat, weiss niemand. Irgendwann Anfang der 70er oder 80er Jahre ist es
erschienen und seither nicht mehr verschwunden. Welchem Zweck sein Signal
dient, darüber gibt es nur Spekulationen.
Eine davon ist die,
dass damit eine Frequenz besetzt und freigehalten werden soll. Doch für wen und
wozu?
Andere sagen, es sei
eine Art „Totmann-Pedal“. Als jenes Pedal, das ein Lokomotivführer immer
drücken muss, damit seine Lok fährt. Drückt er nicht mehr, hält der Zug. Ob das
in modernen Lokomotiven noch so ist, weiss ich nicht.
Doch das Nebelhorn ist
kaum ein Totmannpedal für eine Lok. Wenn das Signal verschwinde, würden die
russischen Atomraketen scharf gemacht, heisst es. Denn das Signal kommt aus
Russland, auch wenn sich der Standort nicht genau peilen lässt.
Die
Geschichte wird dadurch noch rätselhafter, dass der Sender in der Vergangenheit
immer wieder für kurze Zeit seltsame Nachrichten in den Æther geschickt hat.
Sie sind zwar sehr selten. In zwanzig Jahren wurden nur 25 Nachrichten von
Höramateuren registriert. Doch sie haben dazu geführt, dass man das Rufzeichen
zu wissen glaubt: UVB-76. Allerdings meldete sich die Stimme in den letzten
Jahren mit MDZhB und für eine kurze Zeit auch mit 94ZhT. Hier
ist eine dieser Nachrichten zu hören.
Veränderungen gab es
im Laufe der Zeit auch beim Signalton. Er scheint in den letzten Jahren tiefer
und durchdringender geworden zu sein, als wolle er uns vor einer nahenden
Katastrophe warnen.
Es gab auch längere
Unterbrüche in der Aussendung. Insbesondere im Jahr 2010. Überhaupt hat es
dieses Jahr in sich: So wurde im September nach einem Unterbruch von mehreren
Tagen das Schwanensee Ballett von Tschaikowski gespielt. Ein Unikum in der
jahrzehntelangen Geschichte des Nebelhorns.
Ob das Signal des
Nebelhorns von einem Tonband kommt, ist nicht sicher. Russische Gesprächsfetzen
zwischen den Tönen deuten darauf hin, dass es über ein Mikrofon aufgenommen
wird.
Wie dem auch sei. Ich
hoffe, dass wir das Signal von UVB-76 noch lange hören können. Wer weiss, was
passiert, wenn es eines Tages verstummt.
Der Sender steht
vermutlich irgendwo zwischen Pskow und St. Petersburg und ist nachts gut zu
hören. Frequenz 4625 kHz.