Das Leben verläuft in Wellen. Und so ist es auch mit unserem Hobby. Mal surft man auf dieser, mal auf jener Welle. Gerade im Amateurfunk gibt es unzählige Wellen. Und damit meine ich jetzt nicht nur die verschiedenen Bänder, sondern auch die verschiedenen Betätigungsfelder: von Röhrenfunk bis Digital, von Höhlenfunk bis DX. Die meisten OM surfen in ihrem Funkerleben auf verschiedenen Wellen und wechseln alle paar Jahre. Einige bleiben aber ihr ganzes Leben in der gleichen Welle stecken. Das sind die Dauerwellenfunker. Im Extremfall bleiben sie ihr Leben lang auf der gleichen Frequenz. Aber es gibt auch einige, die verlassen die Funkwellen und widmen sich einem anderen Hobby. Das Funkervirus hat sie nie richtig gepackt. Denn die infizierten Wellenreiter bleiben dem Funk ein Leben lang treu.
Apropos Virus: Habt ihr gewusst, dass man sowohl "der" wie "das" schreiben kann. Das Virus ist ein Geschlechtswandler.
Doch zurück zum Wellenreiten. Eine ganz alte Welle ist die Röhrenwelle. Manchmal packt sie auch frisch gebackene OM. Radios, die in der Nacht glühen, haben ihren besonderen Reiz.
Ein lieber Funkfreund mit HB3 Rufzeichen reitet gerade die Röhrenwelle. Er baut jetzt ein Röhrenaudion, und ich hoffe, sein Projekt hier eines Tages vorstellen zu können. Damit surft er eigentlich auf einer Doppelwelle: Röhren + Audion.
Rückkopplungsempfänger sind nicht nur für den Bastler, sondern vor allem für den Operateur eine besondere Herausforderung. Mein Freund hat sich für
diese Schaltung hier entschieden. Sie stammt aus Jogis Röhrenbude.
Ich muss gestehen, dass ich nie ein Audion mit Röhren gebaut habe, obwohl ich im ausklingenden Röhrenzeitalter aufgewachsen bin. Ja, ich habe auch nie einen Empfänger mit Röhren gebaut, bloß Sender und Endstufen. Manchmal denke ich, dass mir deshalb etwas fehlt und dann beginne ich Schaltungen zu studieren. Zum Beispiel die des legendären
HBR-Empfängers - ein Superhet und kein Audion. Dieser Empfänger wurde in unterschiedlichen Versionen von vielen OM gebaut. Aber was solls: zurzeit reite ich die MOSFET-PA Welle. Plus natürlich die Dauerwelle Antenne, wie die meisten OM.
Hier, zur Abrundung des Themas, ein Reload aus dem alten Blog zum Thema Röhren:
Glühwürmchen
nennen die Amerikaner kleine Röhrensender. Und so wie wir die kleinen Tierchen
in der Sommernacht sympathisch finden, erfreuen uns auch die kleinen
Glaszylinder mit ihrem Glühen. Dieses Glühen hat etwas Mystisches und auch
etwas Nostalgisches. Das warme Licht der Glühfäden erinnert uns an
wärmendes Feuer und das ist auch der Grund wieso wir im Grunde Sparlampen nicht
mögen und den Glühlampen nachtrauern. Apropos Glühlampen: wer noch eine möchte,
muss sich sputen. Seit dem 1. September dürfen nur noch maximal 60W Lampen
verkauft werden und ab 1.9.2011 nur noch 40W. Ein Jahr später ist dann der Ofen
ganz aus (Sparpotential am Gesamtstromverbrauch ca. 0.5%, hi).
Hoffentlich
kommt nicht ein EU-Bürokrat darauf, auch die Röhren zu verbieten. Und damit
zurück zu den Glowbugs. Im Bild oben ist ein typisches Beispiel zu sehen: ein
AM/CW-Sender, gebaut von Paul, HB9DFQ. Die Röhre vorne rechts ist übrigens eine
OA2, eine Stabilisatorröhre. Das Gas im Zylinder leuchtet im Betrieb
blau-violett! Im nächsten Bild sehen wir den Sender von unten:
Welch
ein Gegensatz zu den Platinen moderner Transceiver! Man braucht keine Lupe um
den Sand (SMD-Komponenten) zu sehen. Doch wer jetzt meint, Paul sei ein
unverbesserlicher Nostalgiker, der irrt gewaltig. Diese Fotos hat Paul mit einer
selbstgebauten Digitalkamera aufgenommen als es noch keine zu kaufen gab!
Paul
hat mich übrigens bei meiner Nordkap-Expedition im Frühling am Funk begleitet
und nie einen Sked ausgelassen. Ob auf den Lofoten, den Vesteralen, am Nordkapp
oder in den unendlichen Wäldern Finnlands: Sein Signal war immer zu hören und
trotz dem sehr schlechten Funkwetter hat es immer geklappt. Einmal, als nur das
30m-Band eine vernünftige Chance bot, hat er kurzerhand eine Antenne für dieses
Band aufgebaut. Notabene für ein einziges QSO! Paul, so scheint mir, ist das
pure Gegenteil zum Steckdosenamateur.
Was
den Aufbau anbetrifft: So sehen eben Experimente aus. Ich erinnere mich an ein
Zusammentreffen mit einem Funkamateur als ich etwa vierzehn Jahre alt war.
Voller Stolz zeigte ich ihm meinen selbstgebauten Audion-Empfänger für das
40m-Band. Der sei nicht schön, meinte er und “grusig” gelötet.” Recht hatte er,
dafür funktionierte er sehr gut.
Marco,
HB9BGG, hat mir ein Bild seiner selbstgebauten Funkstation geschickt. Nein, es
handelt sich nicht um den Transceiver und die Endstufe im Hintergrund, es geht
um das Breadboard im Vordergrund. Es ist nicht zu glauben, aber so wurde früher
gefunkt. Die Einzelteile wurden auf Holzbrettchen (Darum Breadboard >
Brotbrett) montiert, Frontplatten waren überflüssig. Und trotzdem funktionierte
es. Doch sehen wir uns diese spezielle Funkstation einmal genauer an:
In diesem Bild sehen wir den Empfänger für das 80m
Band mit zwei Uraltröhren REN 904 in Kaskodenschaltung. Diese Röhre ist eine
indirekt geheizte Triode mit einem fünfpoligen Stiftsockel. Die äußere
Metallisierung des Glaskolbens ist mit der Kathode verbunden (am Mittelstecker
des Röhrensockels). Hier das
Datenblatt zu dieser Röhre. Eine erste Serie dieses Typs wurde 1930
hergestellt. Natürlich gibt’s die Dinger nicht mehr neu, auch nicht in China.
Eine Kaskodenschaltung mit zwei hintereinander
geschalteten Trioden sieht übrigens so aus.
Marcos Empfänger verfügt weder über einen Vorverstärker, noch über eine
NF-Stufe. In der Terminologie der Audion-Empfänger nennt man das einen 0V0.
Trotzdem ist die Lautstärke für den angeschlossenen hochohmigen Kopfhörer
ausreichend (der 2000 Ohm Hörer erspart dem Bastler den Ausgangstrafo).
Doch
weiter zum Sender:
Dieser ist Quarz gesteuert. Das ist das Klötzchen mit
dem Griff, links unten. Ein Militärquarz auf 3550 kHz. Die Röhre im Bild ist
eine “49” aus den USA. Es handelt sich dabei um eine Tetrode. Sie hat also zwei
Gitter. Hier das Datenblatt. Zum ersten mal gebaut wurde sie
vermutlich 1932. Wieviel Leistung Marco mit dieser Röhre erzielte, hat er mir
nicht verraten. Sie dürfte vermutlich im Bereich von 1-5W liegen.
Auf
dem ersten Bild ist noch eine weitere Röhre zu entdecken. Rechts neben dem
Trafo. Es ist eine RGN 1064, ein Zweiweggleichrichter von Telefunken (Eine
Kathode, zwei Anoden).
Vielen
Dank, Marco, HB9BGG, für die tollen Aufnahmen.
Breadboards
sind eine gute Sache und für das Experimentieren unerlässlich. Doch wer richtig
Freude am Selbstgebauten haben will, verpackt sein Projekt schliesslich in eine
hübsche Form. Wir funken ja nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den
Augen. Wir lieben nicht nur das Glühen der Röhren, sondern auch schöne Skalen
und Frontplatten, zappelnde S-Meter und leuchtende Kontrolllampen.
Im
Bild oben ist ein Selbstbau-Empfänger zu sehen. notabene noch mit Röhren, mit
dem man nicht nur gut hört, der auch Freude macht. Marco, HB9BGG hat ihn
gebaut. Es ist ein Einfachsuper für das 80m-Band mit einer ZF von 455kHz.
Hier
der RX von oben:
und
hier noch von unten:
Marco hat dazu noch einen passenden Sender gebaut, den
ich euch nicht vorenthalten möchte. Es ist ein SSB Sender ebenfalls für das 80m
Band mit der Signalaufbereitung auf 9MHz. Der Output beträgt 35W PEP aus
einer 6DQ6. Einer Röhre wie sie früher in TV-Geräten zur
Horizontalablenkung eingesetzt wurde.
Hier
noch die Bilder von Marcos Sender:
Interessant, wie eine Röhre (VFO) wie ein Leutturm aus
dem Chassis ragt ;-)
Der folgende Bericht ist von HB9DFQ. Vielen Dank,
lieber Paul, für diesen interessanten Beitrag.
Das
folgende Bild zeigt meine 80m Nostalgie-Funkstation für CW. Ich hatte mir
vorgenommen, einmal eine Station zu betreiben, die nur mit Elektronenröhren
bestückt ist. Damit war es immerhin möglich Stationen aus halb Europa zu
arbeiten. Auf der linken Seite befindet sich der Sender. Dieser wurde in einem
früheren Beitrag schon einmal detaillierter vorgestellt. Auf der rechten Seite
befindet sich der sogenannte Züripeiler. Dies ist ein Peilempfänger, der
zu Beginn der Fünfzigerjahren in einer kleinen Serie von Zürcher OM’s gebaut
wurde. Offenbar gab es zu dieser Zeit noch keine brauchbaren Peilempfänger.
Ausserdem wurde er auch für den NMD verwendet. Den passenden Sender dazu habe
ich leider nicht. Der Frequenzbereich geht von 3.5 MHz bis 3.8 MHz.
Um
den Empfänger zu betreiben, werden folgende Batterien benötigt: 80 Volt für die
Anodenspannung, -15V für die Gittervorspannung und 1.4 Volt für die
Röhrenheizung.
Hier
sieht man die Bedienungselemente im Detail:
Das
nachfolgende Bild zeigt das Schaltschema. Es handelt sich um ein sogenanntes
ZF-Audion mit einer Zwischenfrequenz von 465 kHz. Es werden 3 Batterie-Röhren
verwendet. Diese benötigen nur 50 mA Heizstrom und funktionieren schon bei
niedrigen Spannungen. Da die Kathoden direkt geheizt sind, ist das Gerät sofort
betriebsbereit. Man muss also nicht wie bei einem normalen Röhrengerät warten,
bis die Kathoden die Betriebstemperatur erreicht haben. Röhre V1 wird als
Vorverstärker verwendet. Röhre V2 wird als Lokaloszillator und Mischer benutzt.
L5 und L6 sind die Oszillatorspulen. Anodenseitig wird das ZF-Signal
ausgekoppelt. Der linke Teil von V3 ist das Audion für die Zwischenfrequenz von
465 kHz. Der rechte Teil von V3 arbeitet als NF-Verstärker. T1 und T2 sind
NF-Übertrager. Mit dem Potentiometer R6 lässt sich die Empfindlichkeit in
weiten Grenzen variieren. Das ist zum Peilen sehr wichtig. Die sonst bei einem
Audion-Empfänger üblichen Macken treten bei diesem Gerät nicht auf. Die
Schaltung funktioniert überraschend gut. Natürlich ist es ein
2-Seitenbandempfänger. Für den CW-Empfang haben sich die alten hochohmigen
Kopfhörer mit Metall-Membrane bewährt, die eine ausgeprägte Resonanz aufweisen
und somit schmalbandig sind. Für den SSB-Empfang eignet sich ein moderner,
niederohmiger, dynamischer Kopfhörer dessen Frequenzgang flach ist.
Nun
noch zum Innenleben: Wie man aus diesem Bild erkennen kann, haben sich die OM’s
vor 60 Jahren sehr viel Mühe beim Aufbau gegeben. Sogar die Schrauben wurden
mit rotem Sicherungslack gesichert.
Dieses
Bild zeigt das leere Batteriefach für die Heizbatterien. Auf der linken Seite
befindet sich das Batteriefach für die Anodenbatterie. Unten befindet sich die
Röhre V3 für das Audion und den NF-Verstärker.
Wie
schon vorher erwähnt, benötigt man zur Stromversorgung Batterien, die heute
nicht mehr erhältlich sind. Der Empfänger funktioniert jedoch so gut, dass es
schade wäre, diesen im Schrank verstauben zu lassen. Ich habe mich deshalb
entschlossen, einen Spannungswandler zu bauen, der die Heiz- Anoden- und
Gittervorspannungs-Batterien ersetzt. Das folgende Bild zeigt den
Gegentakt-Durchflusswandler mit einer Betriebsfrequenz von ca. 50 kHz. Der
Wandler stört auf gewissen Frequenzen den Empfang. Deshalb gibt es an der
Frontplatte einen Schalter um die Arbeitsfrequenz einige kHz zu schieben.
Als
Oszillator wird ein 74HCT14 verwendet. Als Schalttransistoren 2x 2N2222.
Die
paar Windungen über dem Klebband liefern die 1.4 V Heizspannung. Unten befindet
sich der Gleichrichter für die Anodenspannung. Links von der Löcherplatte ist
noch der Sockel für die 15 V Gitterbatterie ersichtlich.
Die
Eingangsspannung des Wandlers beträgt jetzt 12 V. Der Last-Strom 100 mA. Damit
nimmt dieses Gerät nur 1.2 Watt auf. Das ist auch nicht mehr, als bei einem
modernen DAB-Empfänger !
Es
ist wirklich erstaunlich, mit welchen Mitteln früher portable Geräte realisiert
wurden. Obwohl die Betriebsspannungen etwas exotisch sind und die Batterien
langsam unbezahlbar werden, kann man mit Spannungswandlern diese Geräte
auch heute noch in Betrieb halten.
Es
wäre jedenfalls schade, wenn solche Geräte verschrottet würden.
Im
Gegensatz zu den modernen Geräten ist es eine Herausforderung damit ein QSO zu
machen. Das Hauptproblem ist, auf der richtigen Frequenz zu senden, da der
Empfänger ja keine Seitenbandunterdrückung aufweist.
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de Paul, HB9DFQ