Sonntag, 6. März 2016

Das Wort zum Sonntag



Die Tageszeitungen haben mit schwindenden Auflagen zu kämpfen. Das liegt nicht nur daran, dass der Graben zwischen den Journalisten, oder denen, die sich dafür halten, und ihren Lesern immer grösser wird. Es liegt natürlich in erster Linie am Internet. Zwar gibt es kaum eine Zeitung, die nicht auch online gegangen ist, doch die meisten haben nun Paywalls eingerichtet. So will die NZZ zum Beispiel hirnrissige 52 Franken pro Monat für den digitalen Zugriff. Während ich die New York Times bereits für $15 aufs Smartphone und für $20 aufs Tablett kriege. Archiv bis 1851 zurück inbegriffen.
Ich denke nicht, dass das ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist. Es gibt zuhauf alternative Informationsquellen im Internet (Siehe z.B. meine OT-Links) über das ganze politische Spektrum hinweg.
Die Zeitungen werden sterben, oder man wird sie mit Geld vom Steuerzahler künstlich am Leben erhalten müssen.

Das gleiche Schicksal droht den Amateurfunk-Zeitschriften. Ausgerechnet die Funkamateure, die dabei sind, ein eigens Internet einzurichten - das HamNet. Ausgerechnet sie halten verbissen an Papier fest. Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Auf den zweiten Blick jedoch schon: Das Durchschnittsalter der Öhmer befindet sich in der Nähe des Rentenalters und verschiebt sich zunehmend gegen scheintot. Da mag man Veränderungen nicht mehr so sehr. Man wählt CDU, kauft ein graues Auto und schwarze Hosen.

Natürlich gibt es ein paar Cracks, die aus persönlichem Interesse, oder vielleicht auch weil die Bestätigung in der beruflichen Karriere nicht so geklappt hat, etwas Leben in die konservative Bude bringen. Aber auch die bewegen sich in der erwähnten Altersklasse. Zwar wird Nachwuchs angelockt, am liebsten mit Prüfungen für Dummies. Doch High Flyer sind da kaum in Sicht. Der Trend geht in Richtung Verdummung des Amateurfunks. Man höre nur den Funkbetrieb auf den Bändern.

Blättert man die Amateurfunk-Zeitschriften durch, wird dies offensichtlich. Meistens kalter Kaffee frisch aufgekocht. Natürlich mache ich das in meinem Blog auch - aber ich verlange wenigstens kein Geld dafür;-)

Da wird zum Beispiel in der CQ-DL, der Clubzeitschrift des DARC, als letzter Schrei ein Pendelempfänger für UKW-Empfang aus der Mottenkiste geklaubt. Notabene ohne Vorstufe - also eine Störquelle par Excellence.
In der gleichen Zeitschrift wird angekündigt, dass Baofeng angeblich Tokyo High Power gekauft hat und plant, KW-Transceiver im Billigsegment anzubieten. Doch diese Meldung ist bereits mehr als ein Jahr alt. Vielleicht sollten die Redakteure beim DARC lernen, etwas schneller zu googeln.

Doch die anderen sind nicht besser. Ob Radcom oder Practical Wireless oder was auch immer. Wirklich Neues gibt es nicht - nur alte Kamellen. Von der Hochglanz-Broschüre der Schweizer USKA will ich gar nicht reden. Nur die QST bringt manchmal einen Lichtblick. Interessanterweise ist dann aber der Autor oft ein Europäer.

Im letzten Radcom, der Clubzeitschrift des RSGB, schrieb ein OM in einem Leserbrief, dass er es völlig unnötig finde, wenn bei Testberichten das Innenleben der Geräte gezeigt würde. Das interessiere doch niemanden mehr. Was zähle, seien Frontplatte und Rückwand. Damit hat der Gute den Zustand unserer aussterbenden Spezies treffend auf den Punkt gebracht.

Bild: NF-Verstärker