Samstag, 21. Juli 2018

Neues Leben im 2m Band




Dreht man über das 2m Band, herrscht Totenstille. Im ober Teil wird ab und an ein Relais aufgetastet,  auf der APRS-Frequenz 144.800 MHz irrlichtern ein paar Datenpakete durch den Aether und weiter unten piepst eine einsame Bake ihr ewig gleiches Lied. Im SSB-Band gleich darunter herrscht tote Hose und in CW sowieso. Alles scheint wie ausgestorben.

Bis auf eine einzige Frequenz, bzw. einen einzigen Kanal: 144.174 USB.
Dort sind die Neophilen der Funkergemeinde versammelt. In Subkanälen von jeweils 50Hz zirpen sie ihre Kurzbotschaften. Es gibt kaum eine Tageszeit, in der nichts los ist, manchmal herrscht ein Betrieb wie im 20m Band.

Dort sind sie also alle hingekommen, die SSB/CW-DXer, die sonst den unteren Bandabschnitt bevölkert haben. Ihr neues Spiel heißt jetzt FT-8, und wenn das so weiter geht. platzt bald dieser eine Kanal aus allen Nähten. Die meisten tummeln sich im Audiofrequenzbereich von 600 bis 1600 Hz.
1 kHz geteilt durch 50 Hz ergibt 20 Kanäle. Frequenz-ökonomisch ist sie, die neue Betriebsart, das muss man ihr lassen.

Doch ist das noch Amateurfunk? Hat nicht Joe Taylors FT-8 den Amateurfunk zerstört, wie behauptet wird?

Ich habe die letzten zwei Tage mal reingehört und mitgemacht, um mir eine Meinung zu bilden. Und bin dabei fast süchtig geworden bei diesem neuen Spiel. Es war noch nie so leicht, ein "QSO" zu machen. Ein Mausklick genügt und schon zirpt der Computer los. Das "QSO" läuft vollautomatisch. Eigentlich bräuchte es den OP gar nicht. Der PC könnte auch selbst auf einen CQ-Ruf antworten oder selbst CQ rufen und dann ein QSO tätigen.
Ja, ich bin sicher, dass eine der nächsten Versionen - vielleicht FT-8 oder 9 - dieses Feature anbieten wird. Am nächsten Morgen kann man dann im elektronischen Log nachschauen, was der Computer die Nacht durch gemacht hat. Bei WSPR besteht bereits diese Möglichkeit.

Geht damit der Amateurfunk kaputt? Schafft er sich ab?
Ich denke nicht.
Auch dieses "Spiel" gehört dazu. Denn Amateurfunk heißt: immer neues auszuprobieren, ob sinnvoll oder nicht.
Funkamateure, die Jahr ein, Jahr aus immer das gleiche machen, am gleichen Wasserloch hocken und der Vergangenheit nachtrauern, verpassen das (Funker-) Leben. Eigentlich haben sie das falsche Hobby, denn Amateurfunk ist Experimentalfunk.

Das neue "Spiel" wird sich im 2m Band viel rascher totlaufen als auf anderen Bändern. Die Anzahl der erreichbaren Stationen ist überschaubar. Sind alle einmal abgearbeitet, wird es langweilig. Denn mit FT-8 kann man nicht chatten. Die Kommunikation beschränkt sich auf Locator und Rapport.
Als nächstes wird dann das 70cm Band abgegrast und dann kommen die Mikrowellenfreaks dran.
Spätestens dann müsste Joe Taylor den nächsten Wurf bringen.

Wie dem auch sei: spannend ist die Entwicklung allemal und das Mitmachen und Beobachten hat seinen Reiz.

Folgende Dinge sind mir in diesen zwei Tagen aufgefallen:

1. So leicht wie in den flachen Ländern ist es nicht, hier zwischen Jura und Alpen. Trotzdem konnte ich mit Troposcatter, ohne angehobene Ausbreitungsbedingungen, Distanzen zwischen 300 bis 600km erzielen. Aufgrund meines Radiohorizonts vorzugsweise gegen Norden. Station: IC-7400 mit 100W und 6 Element DK7ZB Yagi.

2. Die meisten FT-8 Signale konnte ich auch akustisch wahrnehmen. Das heißt: es hätte auch in CW und oft auch in SSB geklappt.

3. Manchmal sieht man einzelne CQ-Rufe (Single Shots), wo dann trotz gutem Signal kein "QSO" zustande kommt. In meinem Fall aus England und Südfrankreich. Vermutlich handelt es sich dabei um kurze Flugzeugreflexionen. Bei weiter entfernten Single Shots (z.B. ein UA3) war vermutlich kurzzeitig Es im Spiel.

4. Benachbarte Stationen können störend sein. Dagegen hilft: gleichzeitiges Senden beim CQ rufen oder Antenne drehen. Bewährt hat sich auch das manuelle Notchfilter des IC-7400.

Bild: Kein gutes UKW-QTH. Ritzlialp mit Blick auf die Gastlosen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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