Montag, 18. Januar 2016

Der Stockcorner JC-4s



Mein neuer Stockcorner JC-4s Antennentuner hat die große Zerlegung überlebt und sitzt jetzt im Gestell und wartet auf seinen Einsatz.
Natürlich habe ich ihn vorher etwas gekitzelt, um zu sehen, was er kann. Sein Talent hat mich dabei verblüfft: mit 3m Laborkabel als Antenne und der Netzerde als Gegengewicht passte er auf allen Bändern mit einem SWR von beinahe 1:1 an. Damit könnte er sogar eine Angelrute als Balkonantenne auf 160m anpassen.
Allerdings würde ich in diesem Fall nur mit kleiner Leistung arbeiten, denn die Spannung an der Antennenbuchse (und den dahinter sitzenden Komponenten) wird bei einer so kurzen Antenne auf den längeren Bändern enorm hoch. 1kW würde seinen sicheren Tod bedeuten.
Der JC-4s hat im Vergleich zu anderen Antennentunern eine höhere Induktivität (max. 80uH)  zur Verfügung und kann deshalb kürzere Antennen anpassen als die Konkurrenz. Zudem sind die Abstimmschritte feiner (6pF und 0.08uH), so dass eine genauere Anpassung möglich ist.

Aber ich will jetzt nicht den ganzen Katalog seiner Vorzüge nachbeten. Das kann jeder in der deutschen Bedienungsanleitung nachlesen.

Groß sind die Unterschiede zu meinem ersten Exemplar nicht, das draußen in der Kälte unverdrossen seinen Dienst verrichtet.

Zum Demontieren ist er nach wie vor eine Kummerkiste - mit seinen zwei Etagen, den vielen Steckverbindern, dem billigen italienischen Platikgehäuse und den scharfkantigen Blechen. Aber solange man das Teil nicht reparieren muss, spielt das keine Rolle ;-)

Mein Interesse richtete sich vor allem auf die Kondensatorbank. Denn die Kondensatoren sind in einem automatischen Antennentuner das schwächste Glied. Ganz einfach aus dem Grund, weil das Produkt viel zu teuer würde, wenn der Hersteller echte HF-Leistungskondensatoren verbauen würde. Und so wurde denn auch bei den HF-Kondensatoren im JC-4s am meisten gespart. Kleine gelbe Keramikscheiben werden paketweise in Serie und parallel geschaltet, um die hohen Blindströme und Spitzenspannungen zu verdauen.
Im wesentlichen 22pF und 47pF Kondensatoren, dem Aufdruck nach vermutlich von Vishay. Entweder aus der S-Serie oder der 561R/564R Serie. Immerhin Klasse 1 Kerko's.
Verwirrt hat mich aber der Umstand, dass die 47pF von der Baugröße her kleiner sind als die 22pF, obwohl sie für die gleiche DC-Spannung gebaut sind.
Nur die Kondensatoren für die grösste Kapazitätsstufe sind Glimmerkondensatoren (oben rechts im Bild). Glimmer überall einzusetzen, wäre sicher zu teuer gewesen.




Übrigens wurde auch bei den Entkopplungs-Kondensatoren auf der Steuerplatine gespart. Anstelle 105 Grad Typen werden durchwegs 85 Grad Elkos eingesetzt (Lelon). Dabei kann es in der dichten Plastikkiste sehr heiß werden, wenn Sonnenlicht und Verlustleistung gleichzeitig für das "Klima" sorgen. Ich werde alle Elkos bei Gelegenheit austauschen.
Die Relais (Omron) sind von guter Qualität und ich mag ihre durchsichtigen Deckel. So kann man leicht kontrollieren, was passiert und ob etwa ein Kontakt verschmort ist. Allerdings dürfte das bei diesem Tuner sehr selten der Fall sein, da er sich glücklicherweise weigert, mit hoher Leistung abzustimmen. Natürlich wurde auch bei den Relais gespart: anstatt 16A Typen sitzen im JC-4 10A Relais. Doch das soll kein Vorwurf an die Entwickler sein. Ich hätte es genauso gemacht.

Leider stimmt das Schema, das mir Stockcorner auf Verlangen zugesandt hat, immer noch nicht mit der Schaltung überein. Und es hat mich einige Zeit gekostet, bis ich begriffen habe, dass zwei zusätzliche Relais die Sensoren nach erfolgter Abstimmung überbrücken und so "aus dem Rennen nehmen".
Im Prinzip eine gute Sache, genauso wie die Unterbrechung und Erdung der Antennenanschlüsse, wenn der Tuner keine Versorgungsspannung bekommt. Damit kann ihn nur noch ein direkter Blitzeinschlag killen.

Der JC-4 ist wohl nach wie vor einer der besten Antennentuner auf dem Markt in dieser Leistungs- und Preisklasse: 1kW PEP für etwas mehr als 500 Euro.

Doch Vorsicht was das Kilowatt anbelangt. Lesen Sie unbedingt die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Antennenapotheker ;-)
Und so ganz ohne zusätzlichen Schutz würde ich die Kiste nicht im Freien montieren. Vorsicht ist die Mutter der Dichtheit.