Freitag, 29. Mai 2015

Funkperlen Reloaded: Frankreichs "Collins" Empfänger

Veröffentlicht am 28. April 2011 
Die Empfänger von A.M.E. (Ateliers de Montage Électrique) sind ausserhalb Frankreichs wenig bekannt. Doch für die Nostalgiker unter Frankreichs Funkamateuren sind sie ein Begriff wie die legendäre Marke Collins. Die Firma A.M.E. in Paris versorgte die Armee, die Marine, die PTT, Botschaften, Handelsschiffe, Küstenfunkstationen usw. mit Funkempfängern. Der bekannteste Typ ist der 7G-1680, der besonders bei Frankreichs AM Liebhabern anzutreffen ist. Das sind die Old Timer, die seit 30 Jahren (!) jeden Sonntag Morgen auf 3550 kHz anzutreffen sind. Die Geräte stammen aus den 50er Jahren und sind mit 12 Röhren bestückt. Sie überdecken den Frequenzbereich 1.75 – 40 MHz in sieben Bändern, sind als Doppelsuper mit ZF-Frequenzen von 1600 kHz und 80 kHz aufgebaut und verfügen über Filter für 8 kHz, 2 kHz, 0.5 kHz und 0.1 kHz (-6dB). Doch die Geräte sind keine Leichtgewicht. Sie wiegen sage und schreibe 68 kg.
Ein interessantes Detail: Sie verfügen nicht nur über ein S-Meter, sondern auch über ein magisches Auge. Damit ist auch das Rätsel gelöst, wieso ab und zu Magische Augen der Französischen Armee auf Flohmärkten auftauchen. Viele davon in der langlebigen gelben Ausführung.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Schrottfunker



    In meinem Kollegen und Freundeskreis sind einige Funkamateure, die machen sich einen Spaß daraus, mit "Schrott" zu funken. Mit Funkgeräten, die ich schon längst entsorgt hätte. Die Geräte stöhnen manchmal auf der QRG vor Altersschwäche.
Dabei handelt es sich nicht etwa um Antiquitäten oder rare Oldtimer, sondern um japanische Amateurfunkgeräte, wie sie zuhauf noch in der E-Bucht herumschwirren.

Der Kenwwod TS-520 ist so ein Fall. Mich wundert immer wieder, wie viel manch einer für so ein Teil noch verlangt. Dieser Woody gehört zu den Geräten, an die ich mich nur mit Schaudern erinnere. Ich hatte sogar zwei davon und daher glaubte ich jahrelang, dass das 40m Band von Natur aus am Abend unbrauchbar sei.

Aber es gibt auch Geräte, an die ich mich gerne erinnere und mit denen ich auch heute noch gerne funken würde. Am besten von allen ist mir der Icom IC-765 in Erinnerung geblieben. Ein Schlachtschiff von Gerät, groß und schwer. Aber mit einem ausgezeichneten Empfänger und einem ebenso guten Sender. Doch kaufen würde ich ihn als Occasion nicht: Ihn heutzutage mit allen optionalen Filtern zu bestücken, würde bereits über 500 Euro kosten und vermutlich wäre bald dieses oder jenes zu reparieren, sofern man die Ersatzteile noch erhält. Ich erinnere mich daran, dass ich so ziemlich alle Fehlerquellen ausmerzen musste, die irgendwo im Web beschrieben sind. Unter anderem den Trafo im eingebauten Schaltnetzteil und die Trimmer im PLL.

Wie die meisten Geräte aus den 80er Jahren, ist auch der IC-765 am anderen Ende der Badewannen-Kurve angelangt.

Den Vogel der Nostalgie haben kürzlich ein paar englische Funkamateure abgeschossen. Sie haben am Marconi Day mit einer Sonderbewilligung mit einem Löschfunkensender QSO gemacht.

Hier zum Schluss noch ein besonderer Leckerbissen: eine neue Art das Morsen zu erlernen.






Sonntag, 24. Mai 2015

Powerline - die ultimative Betriebsart



    Bisher haben die meisten OM die Powerline-Technologie immer verteufelt. Auch ich gehörte zu den Kritikern, wie zum Beispiel hier nachzulesen ist. Nur ein ganz weiser OM war so mutig, im vorletzten HB-Radio Entwarnung zu geben: "Hat den Praxistest bestanden". war dort zu lesen.
Der Mann hat Recht.

Liebe XYL und OM, wir haben uns geirrt!
Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass diese Technologie uns nur schadet. Das war ein fundamentaler Irrtum, wie ich nun herausgefunden habe.
Wir haben es bisher nur nicht verstanden, diese famose Technik für unsere Zwecke zu nutzen.

Ich habe deshalb kein Risiko gescheut und mich in gefährliche Forschungsarbeiten gestürzt. Und was ich herausgefunden habe, ist schlicht sensationell.

Waren wir Funkamateure doch immer der Meinung, dass wir zum Funken eine Antenne brauchen. Unzählige Blogger und Buchautoren haben unentwegt an dieser Legende gearbeitet. Dabei haben wir alle eines übersehen:

Wer eine Steckdose hat, braucht keine Antenne!

Die PLT Hersteller haben das von Anfang an gewusst. Sie waren uns einen Schritt voraus. Nur wir waren so blind und meinten, wir müssten überall ums Haus Drähte spannen. Dabei lag die Lösung so nahe: Wir brauchen nämlich nichts anderes zu tun als das, was diese PLT Modems auch tun.

Wir schließen unsere Transceiver, anstatt an die Antenne, einfach an die Steckdose an!

Ihr denkt das sei ein Witz aus meinem Steampunk-Universum?
Ihr täuscht euch. Denn ich habe es heute getan: Ich habe PLC gefunkt.

Die Power Line Technologie arbeitet mit kleinen Leistungen und versaut versorgt damit die Umgebung mit HF. Daraus folgerte ich, dass auch wir nur QRP einsetzen müssen. Also habe ich meinen Ultimate 3 genommen und an die Steckdose, anstatt an die Antenne gesteckt. Und da ich nach dem Wahlspruch lebe: "Entwickle eine gesunde Faulheit", habe ich auf so unnötige Feinheiten wie eine Anpassung oder eine Schutzschaltung verzichtet. No Risk no Fun und rein mit dem Koax in die gute alte Dose.

Zugegeben, nicht gerade an die Phase, im Casino setze ich generell nie auf Rot. Aber zwischen Nullleiter und Erdstift. Denn das Netz weiß schon was es zu tun hat und die Kopplungskapazitäten sind genügend groß, dass auch die Phase was abbekommt.

Erwähnen muss ich vielleicht noch, dass der Strom bei uns nicht via Dachständer rein kommt, sondern unterirdisch. Doch unser altes Holzhaus aus dem Jahr 1805 verfügt über eine ausgezeichnete Netzverdrahtung ;-)
Wer noch über einen altbewährten Dachständer Strom in Hütte bekommt, ist aber sicher noch besser dran. Er ist stolzer Besitzer einer Langwellenantenne.

Das Resultat meines Experiments lässt sich durchaus sehen. Hier das Ergebnis eines bloß halbstündigen WSPR-Tests am Sonntagnachmittag:


Dass es nur nach Norden ging, dürfte weniger an der Richtcharakteristik meiner Netzinstallation liegen, als am Umstand, dass unsere Funkfreunde im Süden nicht so flüsterfreudig sind, sie machen lieber einen auf Five-Nine.
Nun warte ich gespannt auf die erste Amateurfunkverbindung im PLC Mode, ohne Antenne, nur von Netz zu Netz :-)

PS. Noch ein paar Tipps für Nachahmer: 1. Dort wo es zwickt, ist die Phase. Das ist ein No-Go. 2. Den Ultimate 3 an einem Akku zu betreiben und nicht irgendwo zusätzlich zu erden, verbessert vermutlich die Wirkung. 3. Ihr tut nichts Illegales. Erstens sendet ihr auf einer Amateurfunkfrequenz und zweitens steht nirgendwo in den Amateurfunk-Vorschriften, dass man nicht ins Netz senden darf. 4. Diese antennenlose Betriebsart funktioniert nicht auf allen Bändern gleich gut und hängt von der jeweiligen Hausinstallation, sowie von den anderen am Netz angeschlossenen Geräten ab. 5. Störungen waren während des kurzen Versuchs in keinem Haushaltsgerät festzustellen. Der Fernseher lief (leider) wie immer und das Bier im Kühlschrank war kalt.


Samstag, 23. Mai 2015

Ein einfacher Netz-Installationstester



Wie bereits der Redaktor des HB-Radio (das Vereinsorgan der USKA) festgestellt hat, ist in manchen Sektionspublikationen Gescheiteres zu lesen als in seinem Heft. Das kann ich bestätigen, doch es war nicht immer so. Als das HB-Radio noch Old Man hieß und im bescheidenen Kleinformat monatlich als Old Man erschien, waren die Artikel m.E. besser. Heutzutage ist nicht zu übersehen, dass jeweils der letzte Hafenkäse zusammengekratzt werden muss, um das HB-Radio zu füllen.

Kürzlich hatte ich wieder Le SUNe télégraphe in Händen, das Blatt der Sektion Neuchâtel (Danke François!). Die wenigen zusammengehefteten A4 Blätter sind interessanter als ein ganzer Jahrgang der USKA Hochglanzbroschüre. SOTA und Antennen stehen diesmal im Vordergrund. Und daneben ist mir auch eine kleine Perle aufgefallen. Yves HB9DTX beschreibt darin ein simples Tool, mit dem überprüft werden kann, ob die Netzinstallation in Ordnung ist. CHF 3.30 kostet es im Selbstbau und passt in einen Schweizer 220V Stecker (Leider haben wir hierzulande eine eigene Steckernorm. Europa hat im Stromnetz noch keine sichtbaren Spuren hinterlassen). In einem deutschen hat's vermutlich sogar noch mehr Platz.

Das Schema ist selbsterklärend und Yves hat sogar, neben den Preisen, die Bestellnummern von Conrad aufgelistet. Mit etwas Geschick kann man das Neonlämpchen dort platzieren, wo beim Stecker das Kabel rauskommt.

Die Bedienungsanleitung ist einfach:
Man steckt das Dinge in die Dose und wenn die Lampe blinkt, ist alles in Ordnung.
Leuchtet sie nicht, ist entweder die Erde oder die Phase unterbrochen.
Leuchtet sie dauernd, ist der Nullleiter unterbrochen oder die Anschlüsse in der Dose sind vertauscht. Voilà!


 Liebe USKA Redaktion, lasst euch doch Le SUNe Télégraphe schicken, dann können wir zwei Monate später was Interessantes lesen!

Freitag, 22. Mai 2015

Funkperlen reloaded: Die Gefängnisexpedition



Die Gefängnis-Expedition
Veröffentlicht am 26. September 2014 

Bisher habe ich kaum über DX Expeditionen berichtet. Das liegt daran, dass ich kein DXer bin. Doch das war nicht immer so.
Wer kein Young Timer unter den DXern ist, kann sich sicher noch an den legendären Romeo Stephanenko erinnern. Er wurde 1961 in der Ukraine geboren – damals gehörte diese noch zur Sowjetunion. Sein Vater war Funkamateur (heute noch aktiv als UZ1RR) und auch Romeo begeisterte sich für dieses Hobby und erhielt das Call UB5JRR
Romeo heiratete Alyona und sie hatten eine Tochter. Auch Alyona machte die Lizenzprüfung und erhielt das Call UT5JTA. Damit konnten die beiden in Kontakt bleiben, als Romeo für ein Projekt 1989 nach Vietnam versetzt wurde.
Allerdings war es bisher unmöglich gewesen, in Vietnam eine Funklizenz zu erhalten und entsprechen begehrt war dieses Land unter den DXern.
Was andere vergeblich versucht hatten, gelang Romeo. Er erhielt das Call 3W3RR. Das Pileup auf den Bändern war riesengross. Doch Romeo war ein ausgezeichneter Operator und bekannt für einen zuverlässigen und raschen QSL-Versand.
Damals wie heute wurden für das Rückporto Dollarnoten beigelegt. Oft mehrere Dollar, da die Absender dachten, ihre Chance zu erhöhen, eine QSL zu erhalten. Der Versand kostete aber damals aus Vietnam und der Sowjetunion nur den Bruchteil eines Dollars – schließlich waren die grünen Zettel damals noch etwas wert. Allerdings nicht mehr so viel wie 1972 als ich zum ersten Mal in den USA war. Damals kostete der Dollar über vier Franken.
Trotzdem: Romeo machte mit dem Überschuss aus dem QSL-Porto ein gutes Geschäft. Für eine Handvoll Dollar liess sich in der damaligen Sowjetunion ganz gut leben.
Das ermöglichte Romeo weitere DX-peditionen und er machte sich auf, an Orten aktiv zu werden, wo noch nie zuvor ein Funkamateur gewesen war. Sein nächstes Ziel war Spratly. Die Spratly-Inseln waren damals wie heute ein höchst umstrittenes Gebiet. Trotzdem schaffte es Romeo, aufgrund seiner guten Beziehung in höchste Regierungskreise, von Vietnam eine Erlaubnis für eine Expedition zu erhalten. Zusammen mit seinen Freunden war Romeo unter dem Call 1S0XV und 1S1RR im April/Mai 1990 QRV. Insgesamt schafften sie 40‘000 QSO. Jeder der Teilnehmer bezahlte dafür zwar 1000 Rubel (damals für viele ein Jahressälar), der Rest übernahm die Sowjetunion. Wie die Rechnung für jeden einzelnen nach dem QSL-Versand unter dem Strich aussah, darüber lässt sich nur spekulieren.
Wie auch immer: Die nächste Expedition stand schon fest. Afghanistan! Mitten im Chaos des Krieges: Die Russen zogen sich gerade aus dem Land zurück.
Romeo gelang es wieder, eine Lizenz zu ergattern und er machte das Unmögliche möglich: Im Januar 1991 waren er und sein Freund Valerie YL1WW als YA0RR QRV, aus einem Versteck im belagerten Kabul. Ein äusserst gefährliches Unterfangen. Nur Stealth-Antennen konnten gebaut werden. Ein Tower mit einem Beam wäre sofort beschossen worden.
Romeo Stephanenko wurde in der Folge zu einem der berümtesten DXer. Nun folgte eine Expedition auf die andere. Die Liste der Rufzeichen, die Romeo in all den Jahren benutzte, ist überwältigend:
1S0RR, 1S0XV, 1S1RR, 3W3RR/UF6F (earthquake rescue operation), 3W3RR/mm (South China Sea), 3W5JA, 3W7A, 3W8AA, 3W100HCM, 4J1FM, 4J1FW, 4J0Q, 4L/AH0M, 4U1ITU, 4U1VIC, 5A0RR, 9D0RR, 9H3UP, 9H50VE, 9Y4/AH0M, AH0M, AH0M/am (Bermuda Triangle perambulation), AH0M/VE2, AH0M/VE3, AH0M/W4 (Dry Tortugas Isl.), BY1PK, DL/AH0M, EK0JA, EK0RR/am (hot air balloon), EK0RR/mm (Russian Navy submarine), EW8TJ, FJ/AH0M, FS/AH0M, HB0/3W3RR, HB9/AH0M, IT9/AH0M (Etna volcano), J37/AH0M, J6/AH0M, JA3ZTN, JI1ZTA, KP2/AH0M, KP4/AH0M, LZ1KDP, LZ9A, LZ/AH0M, OE/AH0M, OK8ERR, OM9CRR, P5RS7, PJ2/AH0M, PJ7/AH0M, R3A (Russian Parliament, 20-21 August 1991), RB4JWS/UF1O (South Ossetia), RB4JWS/UF1Q (Adzharia), RB4JWS/UF1V (Abkhazia), RO/3W3RR (Pridnestrovie), S79R, TA1/3W3RR, TA2/3W3RR, UB5JRR, UB5JRR/UA6E (Mount Elbrus), UB5JRR/UA6X, UQ1GWW, V2A/AH0M, VP2E/AH0M, VP2M/AH0M, VP2M/AH0M/am (helicopter), VP5/AH0M, XE2/AH0M, XV2A, XV0SU, XV100HCM, XY0RR, YA0RR, YL1WW, YL75ID (Island of Death)
Amateurfunk war nun zu seinem „Beruf“ geworden. Sicher nicht nur des Geldes wegen. Der Thrill, an außergewöhnlichen Orten in einem Pileup zu stecken, war der ultimative Kick – vielleicht vergleichbar mit einer Droge.
Zwar kamen immer wieder Zweifel an seinen DX-Aktivitäten auf. Zum Beispiel im Falle von Myanmar (Burma), wo er angeblich als XY0RR QRV war. Doch die Gemeinde der DXer glaubte an Romeo. Er war ihr Held und die Zweifler waren missgünstige Neider.
Doch 1993 überdrehte Romeo das Rad. Als P5R7S war er angeblich aus Nord Korea QRV. Doch die Station stand vermutlich nicht in Korea sondern irgendwo in der Gegend von Wladiwostok. Die ARRl begann zu zweifeln. Doch zuviele DXer hatten P5R7S im Log und das DXCC Komitee konnte sich nicht zu einem Entschluss durchringen.
Inzwischen gingen Romeos Expeditionen weiter. Zum Beispiel 5A0RR aus Libyen. Eine ebenfalls umstrittene Aktivität.
Erst 1996 fasste die ARRL einen Entscheid: Romeo wurde aus dem DXCC-Programm ausgeschlossen. Für viele DXer und Anhänger Romeos brach eine Welt zusammen.
Nun wurde es still um Romeo. Er zog nach Malta und lebte dort unter dem Namen Roy Rogers. Unter dem Rufzeichen 9H3UP hielt er den Kontakt mit seinen Freunden in Russland und der Ukraine aufrecht. 1999 erfolgte die Scheidung von seiner Frau Alyona, die heute in den USA erfolgreich ein Geschäft betreibt. Die DX-Welt begann Romeo zu vergessen.
Doch für Romeo war damit die Abwärtsspirale noch nicht beendet. Er verstickte sich immer mehr in kriminelle Aktivitäten. Unter den Namen Roman Vega war er mit verschiedenen Pässen auf undurchsichtigen Wegen in der Welt unterwegs. 2004 wurde er in Zypern verhaftet und an die USA ausgeliefert. 40 verschiedene Vergehen wurden ihm vorgeworfen, unter anderem Kreditkartenbetrug im grossen Massstab. Letztes Jahr – nach über zehn Jahren Untersuchungshaft – wurde Romeo zu 29 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Untersuchungshaft abgerechnet, muss er also noch 18 Jahre absitzen. Ein trauriges Ende für einen zweifellos passionierten Funkamateur.
Quellen:
- Practical Wireless September 2014
Dokufunk
Romeo 3W3RR Jail-pedition

Bild: Begegnung in Cotignac

Emil und die Detektive

Nein, dieser Titel hat nichts damit zu tun, dass mein Deutsch vermutlich ähnlich klingt wie Emil. Pünktchen und Anton haben mich dazu inspiriert. Aber das ist eine komplizierte Geschichte.

Noch komplizierter als die folgende Detektiv-Story:

In der letzten Zeit hatte ich ein paar schöne CW QSOs mit Emil Bernd OZ/DK1DU. Bernd genießt mit seiner Frau Gaby DK7FL zurzeit das Inselleben. Mitten im Kattegat auf Læsø, einer Insel wo am Horizont das Meer den Himmel küsst und sich die Möwen um die Reste der Fischer balgen. Sonst passiert dort kaum etwas, was sich auch im lokalen QRM auf den Bändern niederschlägt: es ist ruhig.

Bernd ist ein ausgezeichneter Telegrafist und verhaspelt sich nicht dauernd wie ich. Er morst sogar die Umlaute korrekt, was für mich zu Beginn ziemlich gewöhnungsbedürftig war. Ein alter Fuchs eben.

Wir hatten QSOs auf 80, 40 und 30m und vor allem auf letzterem Band ist mir sein außerordentlich starkes Signal aufgefallen. Zum Teil weit über S9. Natürlich spielten dabei die Ausbreitungsbedingungen eine Hauptrolle. Aber ohne Antenne geht nix.
Als mir Bernd ein paar Fotos seiner Antenne schickte, kam ich ins Grübeln. Hier seine Beschreibung dazu:
...so funkt sichs auf der Insel:
KX3, KXPA100, Balun 1:4, Hühnerleiter, 2 x 20m-Dipol.Der Dipol ist umfunktioniert zur inverted L-Antenne mit elevated Radial.
Der 10m-GFK-Mast ist am Terrassenwinkel festgebunden. Der Speisepunkt in ca. 1,20m Höhe. Der eine Dipolschenkel läuft am Mast bis nach oben und von dort schräg runter zu einer Hecke. Der andere Schenkel läuft in ca. 1m Höhe frei über dem Boden. Die Anpassung über Autotuner gelingt auf allen Bändern 80-10m. Die Rapporte sind durchweg gut. Die Bänder sind hier sehr ruhig. Ein 40m-Band, bei dem das S-Meter bis auf S1 zurückgeht, ist kaum wieder zu erkennen.
Und das sind die Bilder von Bernds Station und Antenne:








Eine interessante Antenne, fand ich. Nur der herabhängende Teil der Inverted L machte mich etwas misstrauisch und ich fragte mich, wie gut Bernds Installation in Wirklichkeit war. 

Meine Detektivarbeit begann damit, dass ich auf Google Earth sein Haus auf der Insel ausspähte, um herauszufinden, in welche Richtungen er diese seltsame Mischung aus Inverted L mit Durchhänger, Inverted V und elevated Radial gespannt  haben könnte.

Dann wurde Eznec 5+ gestartet und die Antenne dort simuliert. 
Zuerst wollte ich wissen, wie gut die Anpassung über die Zweidrahtleitung funktionierte. Bernd benutzt nach dem Tuner in der PA einen Balun mit 1:4. Ich nahm deshalb an, dass seine Zweidrahtleitung etwa 200 Ohm hatte. Aber ich verzichtete darauf, die Leitung, deren Daten und Länge ich nicht kannte, zu simulieren und betrachtete die Anpassung an 200 Ohm direkt am Speisepunkt der Antenne. Das sieht so aus:

 Nicht übel: Die Verluste des Zweidrahts sind gering und das SWR im 80m Band ist gut. Auch auf 30m sind 1:10 noch resonabel und dürften kaum zu wesentlichen Verlusten in der Zweidrahtleitung führen (Koax wäre eine andere Story ;-) Auf 40 liegt das SWR etwas höher, aber ist m.E. noch kein Problem. 

Schön ist ja bei Eznec 5, dass man nach dem Rechnen der SWR-Kurve mit dem Cursor an eine beliebige Stelle fahren und dort direkt den Real- und Imaginärteil der Impedanz ablesen kann. 

Die Leistung kommt also in Bernds Antenne an. Doch wie wird sie abgestrahlt?
Zuerst mal das 30m Band:

  Das sieht gut aus. Der Cursor befindet sich in Strahlrichtung Mitteleuropa. Der Abstrahlwinkel ist für die Distanz zwischen uns (knapp 1200km) gut. Der äußere Ring liegt bei 0.6dBi.
Allerdings würde man in die entgegengestzte Richtung (etwa Norden) noch ein oder zwei dB dazugewinnen, doch das merkt die Gegenstation kaum.

Diese Bevorzugung des Nordens tritt im 40m Band noch ausgeprägter zu Tage:


Hier ist auch der Abstrahlwinkel  nicht mehr so günstig. Noch nachteiliger ist der Umstand, dass nun der äußere Ring bei -5.3dBi liegt. Gegenüber dem 30m Band gehen also rund Dreiviertel der Leistung an die Würmer verloren. In der Tat war Bernds Signal auf 40m immer wesentlich schwächer.

Doch schauen wir uns noch das 80m Band an:


Der Abstrahlwinkel ist perfekt, leider gerade in die entgegengesetzte Richtung. Und da der äußere Ring bei -5dBi liegt, verliert hier Bernd insgesamt etwa 10 dB.
Trotzdem hat es auch auf 80m noch gut geklappt - flache Strahlung sei Dank.

Beim Antennenbau muss man sich immer nach den lokalen Gegebenheiten richten. Man kann seine Stolperdrähte nicht über Wege spannen und beim Nachbar ist meist auch Schluss. Im Urlaubs QTH wird man sich nach passenden Befestigungsmöglichkeiten richten, sowohl für Masten wie für Drähte. Bernd hat das sehr gut gemacht und es dürfte schwer sein, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten an diesem QTH noch wesentlich mehr herauszuholen. Denn auf  Læsø gibt es noch einen anderen Mitspieler, dem man Beachtung schenken muss: dem Wind.

Meine kleine Detektivarbeit ist natürlich voller Ungenauigkeiten und fußt auf Spekulationen. Sie hat keinen Anspruch auf Genauigkeit. Trotzdem zeigt sie, wie interessant es sein kann, auch im Urlaub mal mit der Antennensimulation zu spielen. Meist hat man ja eh einen Computer dabei.

PS. Gerade sehe ich, dass Roy W7EL neu eine Version 6 von Eznec anbietet!


Mittwoch, 20. Mai 2015

Icom IC-7200



Während man in Deutschland zwischen Ferien und Urlaub unterscheidet, habe ich hier im Röstigraben bisher niemand von Urlaub reden hören. Alle "gehen" in die Ferien bzw. les vacances.
Aber da ich nicht mehr im Hamsterrad strample, spielt das für mich eh keine Rolle.

Allerdings werden in den nächsten Monaten auch meine Blogbeiträge seltener und dünner werden. Das sind dann meine Blogferien ;-)

Die meisten Funkamateure funken natürlich auch in den Ferien. Ja, viele lesen ihren Ferienort sogar nach funktechnischen Gesichtspunkten aus. Ich gebe gerne zu, dass ich auch zu dieser Spezies gehöre. Denn ohne Antenne sind Ferien nur halb so schön.

Ein paar Meter Draht und ein automatischer Tuner tun es immer. Wenn keine Bäume zu erwarten sind, kommt ein Teleskopmast mit.

Daneben natürlich der bewährte IC-7200. Einer der am meisten unterschätzten Transceiver. Viele verschmähen ihn, weil er kein FM hat. Dabei ist der Empfänger sehr gut und die digitale ZF bietet nicht nur eine Auswahl ausgezeichneter Filter, sondern auch ein Passbandtuning mit separat einstellbaren unteren und oberen Grenzfrequenzen. Entfernt man den Filz aus dem Mikrofon, ist die Modulation sehr kräftig und angenehm.
Zwar lässt sich seine Software über den USB-Anschluss nicht updaten, aber er ermöglicht einen problemlosen Betrieb mit digitalen Betriebsarten bei direktem Anschluss an den PC.
An langen Drahtantennen habe ich nie IM-Probleme festgestellt. Auch am Abend im 40m Band musste der Attenuator nie benutzt werden. Der NB, das Notchfilter (manuell und automatisch!) wie auch die NR sind sehr wirksam.

Das Gerät hat zwar ein Kunststoffgehäuse, doch darunter steckt ein Alu-Spritzgusschassis mit einzelnen Abteilen, deren Metalldeckel mit Dichtungen versehen sind. Auch die Frontplatte ist gegen Spritzwasser geschützt.
Der Transceiver ist sehr robust aufgebaut und die Kühlung der Endstufe für Dauerbetrieb ausgelegt.

Das Gerät kostet um die 900 Euro. Ein TCXO ist bereits eingebaut und das Mikrofon ist auch dabei. Nur die zusätzlich erhältlichen Griffe sind unverschämt teuer. Es gibt meine Erachtens zurzeit keinen besseren Empfänger für diesen Preis.

Der IC-7200 hat mich auf meinen Reisen nie im Stich gelassen und er gehört zu den wenigen Geräten, die ich jederzeit wieder kaufen würde.
Dieser Transceiver ist wohl eines der am besten gehüteten Geheimnisse im Amateurfunk ;-)
Die Bewertung auf Eham spricht Bände.


Bild: IC-7200 als Mobilstation in einem 97er Cadillac DeVille






Sonntag, 17. Mai 2015

Einen Schritt zurück, Maestro!



Wer den ganzen Tag am Computer arbeitet, mag am Abend nicht auch noch mit einem PC funken.
Auch mir geht es so: ich spiele lieber mit einem richtigen Transceiver mit Knöpfen und Reglern.

Nichts gegen SDR. Im Gegenteil! Es ist meiner Ansicht nach das Schaltungsprinzip der Zukunft. Doch nicht in einer Blackbox.
Das hat auch Elad erkannt und mit dem FM Duo ein hübsches Teil kreiert. Der OM hat damit die Wahl: Standalone oder im Verbund mit einem PC. Leider hat des Gerätchen noch ein paar Kinderkrankheiten und nicht wenige Eraly Birds lassen es deshalb z.Z. fallen wie eine heiße Kartoffel.

Auch Flex Radio, der Blackbox Hersteller per se, hat nun die Seele des OM etwas besser studiert und einen Schritt zurück getan: mit dem Maestro wurde eine Front für die 6000er Serie geschaffen. Mit einem Tuning-Knopf und Reglern, wie es sich gehört ;-)

Samstag, 16. Mai 2015

Stockcorner JC-4: der Hilberling unter den Antennentunern?

   Vor ein paar Tagen habe ich etwas getan, das ich eigentlich nie mehr tun wollte. Ich habe ein Gerät gekauft, das neu auf dem Markt ist. Allerdings keinen Transceiver, sondern einen Remote Tuner:

Einen JC-4 der holländischen Firma Stockcorner.

Es ist einer jener Tuner, die direkt am Speisepunkt der Antenne montiert werden, um diese optimal an das Koaxialkabel anzupassen. Denn ein Tuner in der Funkbude ist zwar eine wunderbare Sache, doch ab einem gewissen SWR wird die Leistung hauptsächlich im Koax verbraten (es sei denn, der OM benutzt eine Zweidrahtleitung).

Heute morgen habe ich dann wieder etwas getan, was man eigentlich nicht tun sollte:

Kaum ausgepackt (Nein, ich habe keines dieser unsäglichen "unpacking videos" gemacht), habe ich den Tuner auseinander genommen und seine Innereien genau unter die Lupe genommen.

Denn der JC-4 verspricht viel, zum Beispiel:

- 1kW PEP SSB

- 2 Antennenausgänge für den Anschluss z.B. einer Langdraht und einer Vertikal. Es kann, ohne Retuning, zwischen den Ausgängen umgeschaltet werden. Das ermöglicht einen raschen Antennenvergleich.

- 80uH maximale Induktivität. Mehr als die meisten anderen Tuner (CG-3000: 32uH) und das bedeutet, dass damit auch sehr kurze Antennen angepasst werden können.

- Die Antennen werden beim Ausschalten der Speisung geerdet.

- 6pF Schritte am Ausgang. Das ist sehr wenig und ermöglicht eine gute Feinabstimmung. Selbstverständlich ist auch dieser Tuner, wie alle anderen, in Pi-Konfiguration geschaltet (Tiefpass). Diese Konfiguration bietet in den meisten Anpassungsfällen den besten Wirkungsgrad.

- Der Tuner kann, wenn gewünscht, direkt mit den Tuner-Ausgängen der gängigen Japan-Geräte angesteuert werden. In den übrigen Fällen wird ein mitgeliefertes Kästchen benutzt, das auch eine Umschaltung zwischen den beiden Ausgängen ermöglicht.

- Der Tuner ist auch während des Betriebs gegen statische Aufladung der Antenne geschützt. Selbstverständlich aber nicht gegen direkten Blitzschlag.

- Wird nur eine Antenne benutzt, kann direkt ein Dipol an die beiden Ausgänge angeschlossen werden.

Ob das Teil wirklich hält, was es verspricht, werde ich in den nächsten Monaten ausprobieren und dann in diesem Blog darüber berichten.

Vorerst muss ein Blick in sein Inneres genügen.

Der Tuner ist als Doppeldecker aufgebaut. Oben sitzen die Spulen, unten die Kondensatoren.
Die Platinen sind professionell gemacht und bestückt. Die meisten IC's sitzen in Sockeln und können daher im Reparaturfall rasch ausgetauscht werden. Allerdings bedeutet jeder überflüssige Steckkontakt auch eine zusätzliche Fehlerquelle.

Zur Fehlersuche dienen LED-Anzeigen auf dem Unterdeck. Sie sind aber nur zu sehen, wenn der Tuner auseinander genommen wird. Die Relais sind Markenware von Omron. Die Spulen sind als Luftspulen auf Spulenkörper aus Kunststoff gewickelt. Und da habe ich schon wieder etwas getan, was man eigentlich nicht tun sollte:

Ich habe ein Stück abgeschnitten und eine Brennprobe gemacht.

Ich bin zwar kein Kunststoffspezialist, aber ich tippe mal auf PVC.

Das ist keine schlechte Wahl. Besser wären natürlich Keramik-Spulenkörper. Doch das liegt bei einem Preis von 499 Euro sicher nicht drin.

Daher wurde auch bei den Kondensatoren gespart, wie bei der Inspektion des Unterdecks offensichtlich wurde. Pakete von preiswerten Kerkos sitzen an den meisten Plätzen. Glimmer wurden nur an kritischen Stellen eingesetzt. Ob sich das im harten Altagsbetrieb bewähren wird, werden wir sehen. Denn die Spannungsfestigkeit ist in Tunern (und auch Sende-TPF) leider nicht das einzige Kriterium. Die Kondensatoren müssen zum Teil auch recht große Blindströme bewältigen!

Sogar bei den Elkos in der Steuerung wurde gespart. Anstatt 105 Grad Typen sitzen dort nur 85er. Im Innern von Remote Tunern wird es oft ziemlich heiß. Die ersten Komponenten, die demzufolge bei normalem Betrieb ausfallen dürften, sind die Elkos.

Gelötet wurde professionell, soweit ich das beurteilen kann. Der JC-4 macht einen sehr guten Eindruck, wenn man bedenkt, dass es sich wohl um eine erste Kleinserie handelt. Guckt man zum Vergleich in einen MFJ Tuner kommen einem die Tränen.

Das Gehäuse ist spritzwasserfest und aus verständlichen Gründen habe ich hier auf eine Brennprobe verzichtet. Einzig die beiden Antennenausgänge ohne zusätzliche Durchführungsisolatoren scheinen mir etwas gewagt. Nicht für den normalen Betrieb. Doch auf Booten und an der Küste könnte sich rasch ein leitender Salzfilm auf dem Gehäuse bilden, und daher sollte in diesen Fällen der Tuner zusätzlich durch eine Abdeckung geschützt werden (Installation unter einem umgedrehten Papierkorb/Kübel aus Kunststoff).

Leider liefert Stockcorner kein Schema zum Tuner. Dabei ist es heutzutage kein Geheimnis, wie man solche Dinger baut. Daher kann ich z.Z. die Schaltung nicht beurteilen und einiges bleibt somit im Dunkeln. Dafür strotzt das Manual nur so von Warnungen.

1kW PEP gelte nur bei SSB und Drähten mit einer bestimmten Länge. Und bei Dauerbetriebsmodi, sogar auch bei CW, gelte eine Limite von 300W und auch das auch nur bei kurzen Durchgängen.
Nur bei Betrieb mit 100W könne bedenkenlos Betrieb auch mit einer 6m langen Antenne von 160 bis 6m gemacht werden.

Aus der Traum vom Kilowatt-Tuner? Hätte ich den grösseren, zur Zeit wegen Beschaffungsproblemen bei den Bauteilen nicht erhältliche, 4kW-Tuner bestellen sollen?

Nein. Stockcorner ist bloß ehrlich und schreibt klar und deutlich, was andere verschweigen. Wie viel ein Remote Tuner verträgt, der direkt am Speisepunkt der Antenne hängt, ist in einem enorm großen Bereich von der Antennenimpedanz abhängig. Absolute Werte anzugeben ist gewagt.

Besonders der gutgläubige OM mit bescheidenem Rucksack ist dann sehr enttäuscht, wenn sein Tuner plötzlich abraucht.

Generell sind kurze Antennen für lange Bänder kritisch, ebenso  Antennenlängen in der Nähe von Lambda/2 bzw. ein Vielfaches davon. Im ersten Fall muss der Tuner sein ganzes Arsenal an Induktivitäten zuschalten, im zweiten Fall muss er sehr große Spannungen abkönnen. Der OM hat also die Wahl zwischen Hitzetod oder Exitus durch Hochspannung.

Wer die Impedanz seiner Antenne kennt, schläft ruhiger. Er kann dann die gemessenen Werte zum Beispiel hier eingeben und so besser abschätzen, was sein Tuner leisten muss.
Unter uns gesagt: Ich habe meinen CG-3000 (ein 200W Tuner) auch schon mit 800W in SSB betrieben. Und er ist immer noch frisch wie ein Ei direkt von der Henne.

Soweit mein erster Bericht zum JC-4. Da die Bilder (insbesondere des Unterdecks) auf der Stockcornerseite nicht sehr aufschlussreich sind, hier die Serie, die ich geschossen habe:





































Ob der JC-4 wirklich der Hilberling unter den Tunern ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Ich bin jedenfalls zuversichtlich. Was ich bisher gesehen habe, gefällt mir.

Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht, das Ding zu zerlegen und das ist schon mal die halbe Miete. Es hat mich daran erinnert, wie ich als kleiner Junge den Radioapparat meines Großvaters auseinandergenommen habe. Er hat darauf nie mehr richtig funktioniert (Der Apparat, nicht der Großvater)

So, jetzt muss ich den JC-4 zuerst mal wieder richtig zusammensetzen :-)


PS. Heute Nachmittag habe ich ihn wieder zusammengesetzt. Und wie beim Radio meines Großvaters hat er natürlich nicht funktioniert. Er klapperte zwar, doch ein SWR schien er nirgends zu entdecken. Typisch Anton, dachte ich, no risk no fun. und habe nochmals den Deckel abgeschraubt. Klar hatte ich vergessen, ein Kabel auf dem Unterdeck einzustecken.
Jetzt funktioniert er perfekt. Immer 1:1, mit allem was irgendwie nach einer Antenne aussieht. Ich denke, er würde auch eine nasse Schnur anpassen ;-) 



Freitag, 15. Mai 2015

Der neue K3S von Elecraft



   Es gibt zwei Themen, die bei einem Amateurfunkblog am meisten Klicks zur Folge haben: Artikel über Wunderantennen und neue Transceiver.
Ohne Werbung bringen zwar viele Klicks nichts, trotzdem fühlt sich ein Autor gebauchpinselt, wenn sein Geschreibsel von vielen gelesen wird.
Daher will auch ich meinen Senf zum neuen K3S geben, der dieses Wochenende an der Hamvention in Dayton vorgestellt wird.

Elecraft ist zweifellos die Firma für Amateurfunkgeräte mit dem besten Marketing. Wer sonst bringt es zustande, seine Geräte durch den Kunden fertig entwickeln zu lassen?

So haben die Macher bei Elecraft meiner Ansicht nach ein klares Ziel vor Augen. Der Nachfolger des legendären und bewährten K3 soll nicht bloß ein paar Schwachstellen korrigieren, wie das beim TS590SG von Kenwood der Fall ist. Elecraft will sicher mit dem K3S an die Spitze. Konkret: ich fresse mein Baofeng samt Antenne, wenn es der K3S nicht schafft, an die Spitze der Sherwood-Liste zu gelangen.

Diese Liste ist in den letzten Jahren zum Olymp der Transceiver geworden. Ein einziges Kriterium entscheidet dort über Sieg und Niederlage: der Dynamikbereich bei 2 kHz Abstand. Da wird knallhart gemessen und bescheißen kann keiner wie in Contesten offenbar üblich.

Doch was sind schon die inneren Werte ohne äußeren Bling Bling? Und so haben auch die Macher von Elecraft dem K3S etwas Flitter und Glitter verpasst. Hier zum Vergleich der bewährte K3, wie er beim OM von Welt im Shack steht:


Wie wir sehen können: eine Minimalleistung. Die Geräte sind gerade knapp differenzierbar.

Gucken wir also mal unter die Haube. Doch bei Elecraft ist es nicht so einfach, die Motorhaube zu öffnen. Wir können heute nicht viel mehr tun, als die Datenblätter zu vergleichen. Aber vielleicht geht es noch einfacher. Elecraft ist trotz dem guten Marketing eine Ingenieurfirma, und Ingenieure sind grundehrliche Typen, nicht wahr?

So stoßen wir, ohne groß suchen zu müssen auf eine Aufstellung der Dinge, die beim K3S wirklich neu sind. Und da steht:

1. Zusätzlicher 5/10/15dB Attenuator auf dem RF Board

2. Tieferer Rauschpegel (Das bedeutet ein ruhigerer Empfänger)

3. Bessere "Port to Port Isolation" auf dem RF Board (Keine Ahnung was das bringt).

4. Die Frequenzbasis der "Borduhr" ist nun regelbar und die Ganggenauigkeit wurde verbessert. Haltet euch fest! Auf +/- eine halbe Sekunde pro Tag. OMG it's awesome, really awesome!

Huch, die Waldfee! Ist das wirklich alles? Kein neues Konzept? Keine echte SDR Architektur wie bei Flexradio oder Elad? Kein 136 oder 472 kHz Band? Kein neues S-Meter, bei dem S9 mindestens in der Mitte liegt? Kein PLC Blanker? Nicht einmal ein drahtloses Mikrofon eingebaut?

Hoffentlich muss ich mein Baofeng nicht verspeisen :-(






Donnerstag, 14. Mai 2015

Unregelmäßigkeiten im CQ WW Contest: Der Fall TO7A




Aus dem Blog von XV4Y übersetzt und gekürzt:

Schummeln in Contesten ist einfach. In 99,99% der Fälle ist niemand da, der kontrolliert und die große Mehrheit der QSOs findet mit Stationen statt, die ihre Logs nicht einsenden. Es ist wie beim unerlaubten Doping im Sport: Bei der Jagd nach dem Titel bleibt die Moral oft auf der Strecke.

Wie bereits berichtet, haben diesmal beim CQ WW die Organisatoren etwas genauer hingeschaut. Einige Teilnehmer wurden disqualifiziert oder öffentlich gerüffelt.

Unter den disqualifizierten Teilnehmern befindet sich auch Dimitri UT5UGR, der als TO7A von Martinique aus Betrieb machte. Dimitri ist zweifellos ein herausragender Teilnehmer und hält mehrere Rekorde und Titel in verschiedenen Wettbewerben.

Sein Log wurde wegen nicht gemeldetem IT-Support und nicht überprüfbaren QSOs abgelehnt. In der Folge schickte ihm Randy K5ZD eine E-Mail, damit er dazu Stellung nehmen konnte. Doch Dimitri antwortete nicht innerhalb der gesetzten Frist von 5 Tagen.

Mit der Veröffentlichung seiner Disqualifikation hat Dimitri nun protestiert und behauptet, er sei nie kontaktiert worden. Gewissermaßen als Gegenbeweis veröffentlichte er ein Video, das zeigt, wie er gleichzeitig auf zwei Bändern CQ ruft.

Doch damit rief er nur weitere Kritiker auf den Plan und viele haben danach sein Log bei CQ heruntergeladen und genauer unter die Lupe genommen.

Dabei stießen sie auf seltsame Dinge. Zum Beispiel auf viele QSOs auf dem 160m Band mit Stationen, die ihre Logbücher nicht eingesandt haben – also mit so genannten „Punkteverteilern.“

Interessanterweise fehlen diese Stationen in den anderen Logs der Teilnehmer. Sie scheinen also nur QSO’s mit Dimitri gemacht zu haben.

Auch auf dem Reverse Beacon Network waren keine Spuren von ihnen zu finden. Schlimmer noch: einige davon sind gar nicht auf 160m QRV oder machen kein CW. Auf den gespeicherten Aufnahmen von SDR-Empfängern wurden diese Stationen auch nicht gefunden.

Seitdem schweigt Dimitri und einige „neugierige“ OM haben nun auch die Logs vergangener Conteste untersucht.

Auch dort wiederholte sich das Schema.

XV4Y kommt daher in seinem Blog zum harten Schluss, dass


- - UT5UGR seit Jahren in Contesten schummelt. Die vermutung liegt nahe, dass er nicht der Einzige ist.

- - Die Zweitklassierten fühlen sich nun betrogen und verlangen in Zukunft eine schärfere Überwachung

- - Öffentliche Logs und Analyseprogramme wie QScope könnten in Zukunft für mehr Fairness beitragen

- - Aber auch auf „technisches Fehlverhalten“ sollte in Zukunft mehr geachtet werden: u.a. zu breite Signale und zu hohe Leistung.


Soweit die Überlegungen von XV4Y in seinem Blog.

Ob das hilft, ist fraglich. Der Mensch ist erfinderisch, wenn es darum geht seine Zwangsneurosen auszuleben. Beim Reinhören in DX-Pileups und Conteste kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass einige OM sogar am Tourette-Syndrom leiden. Five Nine.

Ein neuer Transceiver von Elecraft?

Die Dayton Hamvention findet am nächsten Wochenende statt. Über Neuigkeiten ist bisher nur wenig an die Öffentlichkeit gedrungen. Aber Elecraft könnte für eine Überraschung sorgen - nach diesem Tweet von Eric Swartz:



Auf jeden Fall ist mir noch kein Elecraft begegnet, der genauso aussieht :-)

PS. Gerade schreibt mir Alexander OE9DAI, dass das neue Teil K3S heißen soll!

Und hier ist er bereits zu sehen :-) Im Prinzip also eine aufgemotzte Version des K3. 


Mittwoch, 13. Mai 2015

Millimeterwellen

    Die wenigsten Funkamateuren werden je das Vergnügen haben, im Millimeter-Aether zu lauschen, geschweige denn dort zu senden. Viele OM dürften schon längst vergessen, dass wir Bänder im EHF Bereich haben (Extrem High Frequencies 30 - 300 GHz) zur Verfügung haben.

Während man für das oberste Zentimeterwellen-Band bei 24 GHz (1.2cm) immerhin noch Transverter kaufen kann, ist darüber fertig lustig. Bauanleitungen und Bauteile sind nur sehr schwer zu beschaffen und ohne feinmechanisches Talent ist es im Millimeterbereich ziemlich hoffnungslos.

Das erste Millimeterband liegt bei 47 GHz. Dann folgt eines bei 76 GHz, ein Band bei 122 und eines bei 134 GHz. Wer noch höher hinaus will, findet bei 241 GHz eine weitere Herausforderung. Ein Rundhohlleiter hat dort noch eine Öffnung mit 0.8mm Durchmesser!

Die dortigen Amateurfunkbänder sind riesig - mehrere Gigahertz breit. Platz hat es also mehr als genug. In UK sind es gerade mal 8 Stationen, die dort Versuche unternehmen.
In ganz Europa werden es wohl kaum mehr als zwei Dutzend sein.

Die Ausbreitung der Millimeterwellen gleicht dem Licht. Und damit ist auch unsere Atmosphäre nicht mehr ganz durchsichtig für diese Wellen. Sauerstoff und Wassermoleküle absorbieren die Wellen und sorgen für eine zusätzlich Dämpfung, neben der normalen Streckendämpfung durch die "Verdünnung" der Wellen:



Die gestrichelte Linie zeigt die Absorption durch den Wasserdampf und die durchgezogene steht für die Absorption durch den Sauerstoff. Im nächsten Bild sehen wir die Kombination von beiden auf Meereshöhe:

    Wie wir sehen, spielen diese bei 10 GHz noch keine wesentliche Rolle, doch bereits im 24 GHz fängt der Spaß an. Richtig gruselig wird es bei 60 GHz. Dort hat die Absorption durch die Sauerstoffmoleküle einen ersten Peak und wir müssen mit einer Zusatzdämpfung von 10 bis 20 dB rechnen (je nach Höhe über Meer und Wetter) und das pro Kilometer. Gut haben wir dort kein Amateurfunkband, denn nach wenigen Kilometern wäre bereits Schluss. Für gewisse kommerzielle Verbindung ist das 60 GHz Band jedoch ein Hit: Kurzstreckenverbindungen sind dort sehr abhörsicher.
Unser 47 GHz  Band liegt da gerade goldrichtig in der Dämpfungssenke.
Das 122 GHz Band liegt aber weniger günstig und "profitiert" vom zweiten Sauerstoff-Peak bei 118.5 GHz. Für Funkamateure ist es deshalb nicht interessant und das ist wohl auch der Grund, wieso wir ein zweites Band bei 134 GHz zugeteilt bekamen.
Dort liegt die Zusatzdämpfung durch die Atmosphäre bei rund einem dB pro km. Das höchste Band (in der Schweiz übrigens von 241 bis 250 GHz) liegt zwar auch in einer Dämpfungssenke, trotzdem müssen wir dort bereits mit 2 bis 3 dB pro Kilometer (je nach Höhe und Wetter) rechnen. Immerhin könnten wir dort noch bis in den Weltraum funken, sofern der Satellit direkt über unseren Köpfen steht und die Wellen deshalb keine längere Distanz durch die Atmosphäre zurücklegen müssen. Aber dies auch nur bei wolkenlosen Himmel. Wolken sind für Millimeterwellen zusätzliche Hindernisse. Die gestrichelte Linie im ersten Bild steht ja nur für die Absorption durch den (unsichtbaren) Wasserdampf in der Luft. Wolken bestehen aber aus winzigen Wassertröpfchen, bzw. Eiskristallen.
Schon im 10 GHz-Band kann man erleben, wie gut Gewitterwolken die 3 cm Wellen reflektieren, streuen und absorbieren.



















In diesem Bild mit dem ganzen Spektrum der elektromagnetischen Wellen sehen wir, wie schmal unser Fenster zum Weltraum ist. Hier der Ausschnitt 0-300 GHz im Detail.

Doch die schwierige Ausbreitung der Millimeterwellen und der Mangel an Equipment, bzw. die Schwierigkeit solches zu bauen, sind nicht die einzigen Hindernisse auf dem Frequenzweg nach oben.

Unsere Transceiver haben in der Regel eine Frequenzgenauigkeit von +/-0.5ppm. Am Ende des 160m Bandes, bei 2 MHz, bedeutet das 1 Hertz maximale Abweichung und auch auf 2m können wir damit rechnen, die Frequenz noch auf 72 Hz genau zu treffen.
Doch auf 241 GHz bedeuten 0.5ppm 120.5 kHz. Stellt euch vor, ihr müsstet nach einem CQ-Ruf auf dem 10m Band ganze 240 kHz absuchen um die Gegenstation zu finden!
Ohne Anbindung des Lokaloszillators an eine hochgenaue und stabile Frequenzreferenz geht im Millimeterwellen- Aether nichts.

Zumal noch ein weiteres Problem hinzukommt: Die Leistung, die mit Amateurmitteln erzeugt werden kann, ist sehr gering. Wer ein Milliwatt macht, ist eine QRO-Station. Auch die Empfängerempfindlichkeit ist mangels geeigneter Vorverstärker nicht sehr gut. Deshalb müssen stark bündelnde Antennen verwendet werden. Diese sind sehr schmal - der Strahl ist nur Bruchteile eines Grades breit, und es werden deshalb zum Ausrichten auf die Gegenstation Zielfernrohre verwendet.
Allerdings sind die Antennen nur winzig.
Ein Hornstrahler bei 241 GHz gleicht einem Schnapsglas ;-)

Wer mehr über den Millimeterfunk erfahren möchte, dem kann ich diese Präsentation von Roger G8CUB und Chris G0FDZ empfehlen. Bereits die Bilder sind sehr eindrücklich.







Montag, 11. Mai 2015

Einfache Antennen für Mittelwelle

   Das 630m Band von 472 bis 479 kHz ist kein leichtes Terrain. Die Ausbreitung ist launisch und oft unterbricht langsames QSB ein laufendes QSO. Das QRN und die Störungen durch Elektronik-Schrott sind groß. Tagsüber spielt nur die Bodenwelle und wenn der OM wie ich im voralpinen Hügelland wohnt, ist die Reichweite auf etwa 100 km begrenzt. Am Meer sieht es natürlich anders aus. Nachtsüber kann jedoch auch von hier aus (fast) ganz Europa gearbeitet werden. In CW oder einer schmalbandigen digitalen Betriebsart.
Stark bevölkert ist die Mittelwelle nicht; das Band ist meist ruhig und oft verklingt ein CQ-Ruf im Nichts.
Beliebt ist das Band bei den "Flüsterern". Denn der Ultimate 3 von Hans Sommers kann auch WSPR auf 630m und obschon die Leistung dieses Senders nur klein ist, wird das WSPR Signal mit etwas Glück trotzdem empfangen.
Wer noch eine kleine Endstufe dazu baut, der kann sicher sein, dass er in ganz Europa gehört wird.

Doch das "Piece de Résistance" ist und bleibt die Antenne. Wie bekomme ich meinen Draht dazu, die Mittelwellen in den Aether zu schicken?

Um es gerade vorweg zu nehmen. Ein Dipol in "Amateurfunk-Höhe" ist nutzlos. Er stellt für die elektrischen Feldlinien einen Kurzschluss gegen Erde dar.
Für unser Mittelwellenband gibt es nur zwei Lösungen: eine Vertikalantenne möglichst mit Kapazitätshut oder eine magnetische Antenne.

Die NDB (Non Directional Beacon) für den Flugfunk arbeiten ausschließlich mit der ersten Lösung. Das sieht dann etwa so aus:



 


































Wie man leicht erkennen kann, sind diese Antennen für die Wellenlänge viel zu kurz und das lässt uns hoffen. Die Bilder zeigen uns, dass man für das untere Mittelwellenband keine Monsterantennen braucht um ein Signal abzustrahlen (Die NDBs sitzen im gleichen Wellenbereich wie wir)

Die einfachste Variante für den Funkamateur ist aber zweifellos ein L-Antenne:


























Diese einbeinige Antenne ist natürlich auf ein Gegengewicht angewiesen: d.h. möglichst viele Radiale beliebiger Länge auf den Boden legen oder vergraben. Und natürlich muss sie angepasst werden. Und zwar direkt am Speisepunkt und nicht etwa nach x Metern Koax im Shack. Denn meist ist sie viel zu kurz und deshalb ist der Strahlungswiderstand sehr tief - im Ohm-Bereich oder darunter.

Am besten geschieht die Anpassung einer solchen Antenne, mit L<<Viertelwellenlänge, mit einem Variometer. Das ist eine kleine Spule, die in einer grösseren dreht. Beide sind in Serie geschaltet. Haben beide Wicklungen den gleichen Wicklungssinn, wird die Gesamtinduktivität grösser, dreht man dann die innere Spule um 180 Grad, haben beide Spulen einen entgegengesetzten Wicklungssinn und die Gesamtinduktivität wird kleiner.
Hier im Bild sehen wir ein Variometer für Langwelle. Es steckt zum Wetterschutz in einem verschließbaren Kunststofffass.

  
Und hier mein Variometer für das Mittelwellenband:





























Beide Variometer vertragen problemlos 1kW HF. Viel davon wird allerdings nicht abgestrahlt. Besonders die Erdverluste sind bei viel zu kurzen Lang- und Mittelwellenantennen enorm.

Der Abgleich ist einfach. Mit dem Variometer (indem die kleine Spule in der großen gedreht wird) gleicht man die Antenne auf Resonanz ab. Mit einem Abgriff für das Koax, einige Windungen über dem kalten (geerdeten Ende) der Hauptspule wird auf bestes SWR abgestimmt.



Was uns unweigerlich zur großen Preisfrage führt: Welche Induktivität muss mein Variometer haben und wie berechne ich das?

Zuerst muss ich wissen, welche Kapazität meine Antenne hat (zu kurze Strahler sind kapazitiv, bei sehr kurzen Strahlern kann ich die Induktivität vernachlässigen). Pro Meter Antennenlänge (Horizontal- und Vertikal-Teil zusammen) muss ich je nach Umgebung mit 5 bis 7 pF pro Meter rechnen. Das ist schon mal ein Anhaltspunkt und reicht für heuristische Versuche (Try and error). Denn ein gutes Variometer kann einen recht großen Induktivitätsbereich überstreichen.

Aber es gibt heutzutage natürlich moderne Messmittel, wie zum Beispiel Antennen-Analysatoren. Hier das Resultat meiner L-Antenne (etwa 12m vertikal und 40m horizontal):







 Die Antennenkapazität beträgt also 366.7 pF. Also etwa 7pF pro Meter. Wäre sie nicht in Haus- und Baumnähe wären es vielleicht eher 6 oder gar 5pF/m.
Wie dem auch sei. Wir erinnern uns an die Lizenzprüfung und stellen rasch die Thomsonsche Schwingungsgleichung nach L um. Oder wir benutzen einfach diesen Online-Rechner.
Das Resultat: Unser Variometer sollte 309uH haben. Können wir einen Bereich von 250-350uH überstreichen, sind wir zufrieden und können die Antenne sicher tunen.

Der Bau eines Variometers ist euch zu kompliziert?

Dann gibt es noch eine andere Lösung. Und die funktioniert auch, wenn ich fast den ganzen Prüfungsstoff vergessen habe. Wie oben auf dem Analyser zu sehen ist, habe ich eine Impedanz gemessen von
Z = 36 - j916.7 Ohm.
Ich gebe diesen Wert hier in diesen praktischen Online-Rechner von DG0SA ein. Und oh Wunder, oh Schönheit: ein einfaches Anpassglied mit Spule und Kondensator passt uns die Antenne ans 50 Ohm Koax:
Das mit der negativen Kapazität geht natürlich nicht und Lösung Nummer Zwei benötigt einen Riesenkondensator. Ich entscheide mich daher für Lösung Nummer drei (Hochpass-Ausführung): Seriekondensator von 311.56 pF und 167.144uH parallel:


Für einen U3 mit ev. kleiner Endstufe genügt eine kleine Spule. Als Kondensator nehmen wir einen Drehko. Damit lässt sich dann die Antenne gut abstimmen. Aber Achtung Hochspannung! Wie wir aus der Berechnung von DG0SA sehen, müssen wir mit einer Spannungsüberhöhung von 21.63 rechnen. Was heißt das?

Bei 50W und 50 Ohm habe ich nach der bekannten Formel: Wurzel aus P mal R gerade mal 50 Volt.
Doch mit 21.3 multipliziert erreiche ich am Antennenanschluss 1065 Volt! Das muss der Drehko aushalten, sonst knallt's ;-)

Noch ein Wort zum Realteil von 36 Ohm, den der AA-600 zeigt. Das ist keineswegs der Strahlungswiderstand der Antenne. Diese 36 Ohm sind zur Hauptsache Verlustwiderstände!