Montag, 30. November 2015
Eine neue Single
Morsetasten sind kleine Kunstwerke. Die kompliziertesten unter ihnen sind die Einarmigen, die Single Lever. Viele Morsekünstler, die mit Tempi unterwegs sind, bei denen normalsterbliche OM nur noch ein Zirpen hören, schwören auf diese einarmigen Banditen.
Zwar ist das Squeezen - das gleichzeitige Zusammendrücken beider Paddles - nicht möglich und einige Buchstaben verlangen daher nach "mehr Bewegung", doch mit zwei Paddel macht man auch doppelt so viele Fehler wie mit einem einzigen - wird behauptet.
Im Gegensatz zu Funkgeräten, die noch nie so günstig waren wie heute, steigen die Preise von Morsetasten immer weiter und haben schwindelerregende Höhen erreicht. Doch es sind eben keine Massenprodukte, sondern Kunstwerke, welche einzeln oder in Kleinserien liebevoll von Handarbeit zusammengebaut werden. Da hilft kein Bestückungsautomat, kein Reflow-Ofen und keine 50 Cents Hilfkraft - es braucht den Meister.
Von denen gibt es nicht mehr viele und die Morsekünstler unter den OM sind daher auch bereit, auf der Suche nach neuen Höhen der Perfektion fast jeden Preis zu zahlen. Auch wenn sie dann monatelang nur Kartoffeln und Brot essen müssen, oder die Soupe à la Grimace, welche ihnen die XYL serviert.
Morsen ist ja wieder groß im Kommen und so mancher OM, der eine morsefreie Lizenz ergattert hat, wendet sich dieser ältesten der digitalen Betriebsarten zu - notabene die einzige mit menschlichem Interface. In ein Mikrofon plärren kann ja jeder. Eigentlich bräuchte es dazu nicht einmal eine Prüfung.
Letzte Woche ist eine neue Single bei mir eingetroffen und ich habe mich sofort in sie verliebt. Diesmal stammt sie aus der neuen Welt. Mein Namensvetter Tony N3ZN fertigt in Pittsburgh, PA eine ganze Palette von wunderbaren Morsetasten: von Klopftasten über Iambic-Paddles bis zu den Singles.
Schon das Auspacken war ein Vergnügen. Ich habe selten ein so gut verpacktes Teil erhalten. Manchmal kommt bei mir die Ware an, als hätte sie schon eine Kuh im Maul gehabt.
Doch zurück zu der Single. Ich habe mich für die ZN-SLRjr entschieden, die kleinste Version, lackiert in Alt-Messing.
Ausgepackt und auf den Stationstisch gestellt, war sie bereits perfekt eingestellt. Mit ihrem leichten Hebel und den vielen winzigen Kugellagern ist sie extrem leichtgängig und präzise. Meines Erachtens sogar noch etwas besser als die HST von Begali, oben links im Bild. Die "Schnapsnase" von Palm ist zwar ebenso leichtfüssig unterwegs. Allerdings kann sie punkto Präzision nicht mithalten, aber sie spielt auch in einer anderen Preiskategorie.
Aufgefallen ist mir auch die sehr gute Standfestigkeit der Taste, dank ihren sechs Gummifüssen, sowie die angenehme Haptik des Kunststoffpaddles. Tony liefert ebenfalls einen Inbusschlüssel und eine Anleitung zum Nachjustieren mit. Die Korrespondenz mit ihm war sehr angenehm und die Lieferung erfolgte speditiv.
PS. Noch ein Tipp für HST-Besitzer: wenn diese mit der Zeit etwas schwergängiger wird, wirkt ein "Spruz" WD40 an der richtigen Stelle Wunder.
Samstag, 28. November 2015
Schema im Kopf
Ein Freund von mir hat den QRO-Virus erwischt und baut fleißig an einer Transistor-Endstufe für Kurzwelle. Und da es inzwischen eine ganze Reihe von Amateuren und Halbprofis gibt, die Bausätze oder fertig bestückte Platinen anbieten, hat er sich für eine dieser Lösungen entschieden.
Das Teil scheint auch gut zu laufen - auf jeden Fall ist noch nichts in Brand geraten
oder explodiert ;-) Trotzdem hat die Platine, für die er sich entschieden hat, einen "Schönheitsfehler". Er hat kein Schema dazu. Für einen Inschenör ein unhaltbarer Zustand. Auf Nachfrage (vermutlich nicht zum ersten Mal) bekam er folgende Antwort:
.....dann spar ich mir einfach das Zeichnen der Schaltpläne ganz.
Bist eh der Einzige der danach gefragt hat… Dir und Deiner Familie auch eine schöne besinnliche Weihnachtszeit.
Aber man muss sich mal vorstellen: Da entwickelt und baut einer eine Endstufe und verkauft die Teile und das alles ohne offenbar je ein Schema gezeichnet zu haben. Und der Gipfel dieser lustigen Geschichte: Der einzige Kunde, der nach einem Schema frägt, ist mein Freund. Alle anderen basteln im Blindflug! Das wäre ja zum Mäusemelken.
Mir passiert es zwar auch immer wieder, dass ich etwas baue, nur mit einem Schema im Kopf. Doch spätestens, wenn das Teil fertig ist, mache ich eine Skizze. Sonst ist die Katastrophe vorprogrammiert. Denn über meine interne Festplatte ist bereits so viel Alkohol geflossen, dass sich in meine Kopfskizzen nach ein paar Monaten bestimmt Fehler einschleichen.
Nun, ich nehme ja nicht an, dass der Entwickler dieser Endstufe das Schema nicht rausrücken will, weil er Angst hat, dass sie jemand nachbaut, ohne bei ihm zu bestellen. Oder das er nicht will, dass man sehen kann, wo er seine Schaltung abgekupfert hat. Das traue ich ihm nicht zu, denn er ist ein netter Kerl. Zumal er sich dafür einsetzt, dass alle Endstufenbauer ihre Messungen teilen - im Sinne von Hamspirit. Da gehört "Schema teilen" sicher auch dazu.
Irgendwo wird er sicher eine Skizze haben, vermute ich. Damit bleiben nur noch zwei Möglichkeiten:
1. Mein Freund hat ihn wirklich genervt ;-) Und ich weiß, dass er das gut kann.
2. Der Entwickler ist ein Perfektionist und möchte nicht bloß eine Skizze, sondern ein professionelles Schema abliefern (so wie seine Endstufen) und ihm fehlt einfach die Zeit dazu.
Donnerstag, 26. November 2015
Kartenspiel
Gestern hat mir ein OM gesagt, er habe aufgehört, QSL-Karten zu sammeln und bis auf ein paar alle entsorgt. Das einzige was sich noch lohne zu sammeln, sei Lebenserfahrung.
Das ist eine Erkenntnis, zu der man meist im fortgeschrittenen Alter gelangt. Ob Briefmarken, Bierdeckel oder QSL-Karten. Wenn die Taste schweigt, entsorgen sie die Nachfahren in der Mülltonne. Und sollte es so etwas wie einen Funkerhimmel geben, so werden wir dort nur unsere Erinnerungen behalten können.
Autos, Frauen oder Funkgeräte zu sammeln hat wenigstens noch einen Zweck - man kann damit spielen. Aber wer spielt schon mit QSL-Karten?
Auch ich habe aufgehört mit dem Kartenzauber. Wenn ich aber für ein spezielles QSO eine Karte direkt erhalte, so sende ich auch eine direkt zurück.
Dienstag, 24. November 2015
630m-Band: Ein 100 Watt Verstärker für den Ultimate 3
Immer nur KW-Endstufen bauen ist langweilig. Also musste mal ein Zwischenprojekt her. Hier ist es:
Der Ultimate 3/3S von Hans Summers ist ein tolles Kit. Für wenig Geld ist man damit in einer ganzen Reihe von digitalen Betriebsarten QRV. Vor allem für den Baken-Mode WSPR ist das Teil interessant. Der Ultimate liefert einige hundert Milliwatt auf allen Bändern von 2200m bis 6m.
Besonders spannend finde ich 630m (472 - 479kHz). Denn es ist ein historisches Band. Dort fing die Funkgeschichte an und Generationen von Schifffunkern haben mit diesen Wellen gearbeitet. Die Funkamateure wurden zu Beginn des Amateurfunks aus diesem Wellenbereich vertrieben. Jetzt haben wir die Gelegenheit, zu unseren Wurzeln zurückkehren.
Auch wenn es mit viel zu kurzen Antennen und QRP bereits möglich ist, europäische Distanzen zu überbrücken. Richtig Spaß macht natürlich QRO. Nach dem Spruch: Auf die Dauer hilft nur Power. Zumal man den Ultimate 3 auch als einfachen CW-Sender benutzen kann. Nutzt man den Stationstransceiver als Empfänger und passt der OM seinen Langdraht an die 630m-Welle an, stehen CW QSO's auf Mittelwelle nichts mehr im Wege.
Eine einfache Endstufe habe ich bereits hier vorgestellt. Doch diesmal wollte ich etwas mehr Leistung. Das Ziel war 100W bei 13.5V Speisung. Und das möglichst günstig, ohne teure HF-Transistoren kaufen zu müssen.
Also habe ich mal in meiner Bastelkiste gewühlt, den Taschenrechner angeheizt und den Lötkolben unter Dampf gesetzt. So entstand dann folgende Schaltung:
Hier ein Bildausschnitt der PA. Als 4.7 Ohm Widerstände am Gate dienen zwei parallele 10 Ohm SMD. Die Potmeter wurden nach der Einstellung mit Nagellack fixiert und die Diodenkette auf den Kühlkörper geleimt, zwecks thermischer Kopplung. Nicht gerade die feine Art - aber es funktioniert tadellos. Was will OM mehr ;-)
Die Trafos sind keine TLT's wie in modernen HF-Endstufen, sondern hundskommune RF-Trafos. Der Speisetrafo wird bifilar gewickelt. Notabene mit Elektrikerdraht.
Hier sieht man den Speisetrafo und den Endstufentrafo im Detail. Rechts davon das Tiefpassfilter für den Treiber.
Der Ultimate 3/3S von Hans Summers ist ein tolles Kit. Für wenig Geld ist man damit in einer ganzen Reihe von digitalen Betriebsarten QRV. Vor allem für den Baken-Mode WSPR ist das Teil interessant. Der Ultimate liefert einige hundert Milliwatt auf allen Bändern von 2200m bis 6m.
Besonders spannend finde ich 630m (472 - 479kHz). Denn es ist ein historisches Band. Dort fing die Funkgeschichte an und Generationen von Schifffunkern haben mit diesen Wellen gearbeitet. Die Funkamateure wurden zu Beginn des Amateurfunks aus diesem Wellenbereich vertrieben. Jetzt haben wir die Gelegenheit, zu unseren Wurzeln zurückkehren.
Auch wenn es mit viel zu kurzen Antennen und QRP bereits möglich ist, europäische Distanzen zu überbrücken. Richtig Spaß macht natürlich QRO. Nach dem Spruch: Auf die Dauer hilft nur Power. Zumal man den Ultimate 3 auch als einfachen CW-Sender benutzen kann. Nutzt man den Stationstransceiver als Empfänger und passt der OM seinen Langdraht an die 630m-Welle an, stehen CW QSO's auf Mittelwelle nichts mehr im Wege.
Eine einfache Endstufe habe ich bereits hier vorgestellt. Doch diesmal wollte ich etwas mehr Leistung. Das Ziel war 100W bei 13.5V Speisung. Und das möglichst günstig, ohne teure HF-Transistoren kaufen zu müssen.
Also habe ich mal in meiner Bastelkiste gewühlt, den Taschenrechner angeheizt und den Lötkolben unter Dampf gesetzt. So entstand dann folgende Schaltung:
Grundlagen waren meine bisherigen Experimente mit 630m -Verstärkern und natürlich die legendäre Motorola Applikation EB104 von Helge Granberg.
Die Schaltung liefert gut 100W HF bei einem Wirkungsgrad von ca. 65%. Die Gesamtverstärkung beträgt etwa 35dB und kann daher direkt mit dem Ultimate angesteuert werden. Reserve ist also genügend vorhanden und der Pegel wird mit dem 220 Ohm Potmeter eingestellt. Die Oberwellendrückung beträgt ca 50dB und die PA ist dank umfangreicher Entkopplungsmassnahmen sehr stabil. Einen 24 Stunden "Einbrenn-Test" am Dummy Load hat sie klaglos überstanden, ebenso die Praxis im WSPR-Betrieb im 4 Minuten Takt.
IMD ist bei WSPR und CW kein Problem. Entsprechende Tests werde ich aber noch nachholen.
Als Transistoren dienen IRFP264, der Einfachheit halber wird auch im Treiber der gleiche Typ eingesetzt. Als Kühlkörper kommt ein CPU-Kühler aus Kupfer zum Einsatz. Ein Cu-Heatspreader erübrigt sich damit. Natürlich muss zusätzlich noch mit Luft gekühlt werden: dafür sorgt ein 12V Axialventilator direkt auf dem Kühlkörper.
Je nachdem, was gerade zur Hand war, habe ich SMD und bedrahtete Bauelemente eingesetzt. Und wie immer wird dieser Prototyp keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. So habe ich zum Beispiel eine Glühlampe als Betriebsanzeige eingesetzt, da mir gerade die LEDs ausgegangen waren. Das verhilft dem Teil zu einem gewissen Steampunk-Aspekt ;-)
In den folgenden Bildern sind die wichtigen Details gut erkennbar. hier der Treiber, den ich zuerst als separaten Baustein aufgebaut hatte:
Hier ein Bildausschnitt der PA. Als 4.7 Ohm Widerstände am Gate dienen zwei parallele 10 Ohm SMD. Die Potmeter wurden nach der Einstellung mit Nagellack fixiert und die Diodenkette auf den Kühlkörper geleimt, zwecks thermischer Kopplung. Nicht gerade die feine Art - aber es funktioniert tadellos. Was will OM mehr ;-)
Die Trafos sind keine TLT's wie in modernen HF-Endstufen, sondern hundskommune RF-Trafos. Der Speisetrafo wird bifilar gewickelt. Notabene mit Elektrikerdraht.
Hier sieht man den Speisetrafo und den Endstufentrafo im Detail. Rechts davon das Tiefpassfilter für den Treiber.
Zu verbessern gäbe es noch vieles. Nicht nur was die Schönheit anbelangt. Sicher lässt sich der Eingangsteil des Treibers verbessern. Auch etwas mehr Verstärkung könnte drinliegen um die PA zum Beispiel auch mit dem Treiberausgang des TS-590 anzusteuern. Und schließlich ließe sich auch noch etwas mehr Leistung herausholen, wenn der Ausgangstrafo entsprechend umdimensioniert würde. Doch das überlasse ich gerne meinen Nachbauern. Jetzt werde ich erst mal gehörig Flüstern (whispern)
Donnerstag, 19. November 2015
Das 60m Band wird Wirklichkeit
Die Weltradio-Konferenz in Genf hat heute Nachmittag in ihrer Plenarsitzung der Schaffung eines neuen Amateurfunkbandes zugestimmt. Damit wird das 60m Band Wirklichkeit. Allerdings in stark geschrumpftem Zustand und mit QRP.
Nur 15W EIRP werden im Bereich von 5351.5 bis 5366.5 kHz zugelassen sein.
Das spricht für schmalbandige Betriebsarten wie PSK31 und CW. Hätten doch in den 15kHz nur 5 SSB Kanäle Platz. In CW könnten 30 oder mehr QSO's nebeneinander stattfinden und in PSK31 noch wesentlich mehr.
Das Band hat gute NVIS-Eigenschaften und ist fast 24 Stunden für Kurzstrecken- und Europaverkehr nutzbar.
Was sich mit 15 WEIRP machen lässt, veranschaulicht die Bake HB9AW auf 5291 kHz, die alle fünf Minuten Striche mit abnehmender Leistung sendet: zuerst mit 10W, dann 5W, 1W, 100mW und zuletzt noch mit 10mW. Der Sender benutzt einen niedrig hängenden Dipol mit Reflektor am Boden, also eine typische NVIS (Springbrunnen) Antenne.
Bild: Ein Lichtblick in düsteren Zeiten. Kirche in Le Castellet
OT: Für alle, die Opern und Kinder mögen:
Dienstag, 17. November 2015
Baofeng: immer noch die gleiche Leier?
In meinem alten Blog habe ich bereits über die Baofeng Handfunkgeräte berichtet. Insbesondere über das UV-3R. Das ist damals auf großes Interesse gestoßen und Baofeng wurde zum meistgesuchten Begriff in meinem Blog.
Die Handys funktionierten gut, waren klein und extrem günstig. Leider kamen sie mit einem Fake-CE daher, und schlimmer noch: waren Oberwellenschleudern weit jenseits von Gut und Böse.
Auch viele OM aus HB9 haben sich in der E-Bucht Baofeng's direkt aus China kommen lassen. Das ging so lange gut, bis eines Tages das BAKOM ein solches Gerät durchgemessen hat. Als dann ein OM einen ganzen Sack dieser Geräte importieren wollte, war fertig lustig. Das BAKOM statuierte ein Exempel. In der Folge wurde der Import, der Weiterverkauf und sogar das Verschenken dieser Geräte verboten.
Zu Recht, muss man sagen. Denn die Geräte könnten mit ihren Oberwellen andere Funkdienste stören. Zwar wurde meines Wissens der Betrieb durch Funkamateure nie explizit verboten. Wer aber ein solches Gerät benutzt, verletzt die Lizenzbestimmungen und macht sich strafbar. Es sei denn, er habe es modifiziert und die Nebenwellaussendungen liegen in der Norm.
Doch Baofeng war das offenbar wurscht. Die Schweiz ist für den Hersteller sicher kein relevanter Markt. Daher bestand für die Firma kaum Handlungsbedarf.
Die ARRL misst - als Dienstleitung - an Ham Conventions die Handys interessierter OM. Im QST vom November 2015 ist nun eine Statistik über diese Messungen in den Jahren 2012 bis 2015 erschienen. Und die hat es in sich:
Während, bis auf ganz wenige Ausnahmen, alle Handfunkgeräte von Kenwood, Icom und Yaesu die Normen erfüllten, wiesen die Baofeng meist unzulässig hohe Nebenwellaussendungen auf. Und Besserung scheint nicht in Sicht. Waren es im Jahr 2012 31% und 2013 49%der Baofeng-Geräte, die in Ordnung waren, wurden 2014 nur noch 10% und 2015 nur 25% als gut befunden. Der Großteil der Geräte hielt die Normen also nicht ein und dürfte nicht betrieben werden.
Aber auch Wouxun war nicht über alle Zweifel erhaben: 2013 nur 77%, 2014 nur 67% und 2015 nur 86% gute Geräte, die gemessen wurden.
Gemessen wurden alle Modelle der jeweiligen Marken, die den Testern von OM zur Verfügung gestellt wurden.
Das ist ein schlechtes Zeugnis für die chinesischen Amateurfunk-Geräte, und es zeigt, dass die Entscheidung des BAKOM richtig war, diese Geräte zu verbieten.
OT: Ob sich da nicht ein paar Länder selbst bombardieren sollten?
Donnerstag, 12. November 2015
Das 60m Band wird geschrumpft
News von der Radio-Konferenz in Genf. Nach zähen Verhandlungen wurde ein vorläufiger Kompromiss erzielt. Dabei wurde unser zukünftiges 60m Band auf magere 15 kHz geschrumpft. Und zwar auf den Bereich von 5351.5-5366.5 kHz. Dabei soll die Leistung je nach Region auf 15 bis 25 Watt EIRP beschränkt werden.
Dieser Vorschlag der Arbeitsgruppe muss aber noch zwei Meetings überstehen. Die Möglichkeit, dass wir gar nichts erhalten, bleibt also nach wie vor offen.
Zwar sind 15 kHz verdammt wenig und SSB können wir uns abschminken. Doch für schmalbandigen Digitalfunk und CW wird es reichen. Auch von der Leistung her. Lieber ein Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach. Und schließlich sind ja unsere Bänder bei 630m und 2200m noch schmäler und noch mehr QRP.
Doch nix ist fix, und wir müssen noch zwei Wochen Geduld haben, bis das endgültige Resultat feststeht. Ob und wann dann unsere Behörden das neue Band freigeben, ist eine andere Geschichte. Wenns so läuft wie bei 630m wird die Bundesnetzagentur wohl rasch grünes Licht geben und das BAKOM wird vermutlich wieder ein Jahr brauchen. Ist ja ein schaurig komplizierter Vorgang.
Ein niedriger Erwartungshorizont schützt vor Enttäuschungen ;-)
Bild: Das Resultat meines Flüsterns (WSPR) vergangene Nacht im 630m Band.
Mittwoch, 11. November 2015
Lasst uns die Sendeleistung verbraten!
Einige Transceiver vertragen sich schlecht mit Transistorendstufen. Bei den gekauften geht nach dem ersten Druck auf die Taste die rote Lampe an und bei selbst gebauten riskiert der OM seine teuren LDMOS.
Das liegt daran, dass moderne Transistoren große Verstärkungen haben und man deshalb den Transceiver auf einige Watt zurückregeln muss. Und das passt nicht allen. Der Kenwood TS-590, zum Beispiel, "reklamiert" mit einem kräftigen Impuls (bei mir bis zu 10ms) am Zeichen- oder Wortanfang, der einem Mehrfachen der eingestellten Sendeleistung entsprechen kann (bei mir max. 120W). Dieser ALC-Fehler wurde übrigens beim Nachfolger, dem TS-590SG, behoben.
Ohne Schutzschaltung vertragen das die PA-Transistoren schlecht. Die maximal erlaubte Gate-Source-Spannung wird überschritten und es knallt.
Aber auch Schutzschaltungen mit Dioden am Eingang sind nicht das Gelbe vom Ei. Denn sie generieren Oberwellen (-Impulse), wenn sie ansprechen.
Doch es gibt dagegen ein todsicheres Rezept. Wir drehen unseren Transceiver einfach auf volle Pulle und verbraten die überschüssige Leistung in einem Dämpfungsglied. Das ist zwar nicht elegant und eine Lösung mit der Brechstange, dafür sparen wir uns die Schutzschaltung am Eingang und auch der DAU kann da nichts mehr falsch machen,
Doch hübsch verpackte 50 Ohm HF-Dämpfungsglieder für hohe Leistungen sind teuer. Basteln ist angesagt.
Ich habe mir zu diesem Zweck bei Henry Radio in Kalifornien einen Dämpfungschip besorgt. Er soll - entsprechend gekühlt - 250W vertragen und 10dB dämpfen. Von meinen 100W kommen dann noch zehn raus. Die werden anschließend mit einem kleinen Dämpfer noch zur Hälfte erledigt (-3dB). Dazu habe ich ein paar SMD-Widerstände verlötet. So erhält die Endstufe nur noch maximal 5 Watt.
Der 10dB 250W Chip sitzt auf einem CPU-Kühler und wird mit einem kleinen und leisen Axial-Lüfter beatmet. So sieht das im Testaufbau aus:
Spezialisten werden natürlich sofort erkennen, dass mein SMD-Dämpfungsglied nicht genau -3dB hat. Doch die Bastelkiste hatte nichts anderes zu bieten ;-)
Und die gleichen Spezialisten werden natürlich nach der Temperatur fragen, die ich bei 100W auf beiden Teilen gemessen habe.
Ich habe bei 50W Dauerstrich gemessen, denn das reicht für CW und SSB Betrieb füglich. Dabei wurden 80 Grad auch nach einer halben Stunde nicht überschritten.
Das reicht wohl nicht ganz für ein Spiegelei, doch die Dämpfer fühlen sich dabei noch pudelwohl.
PS und OT: en faisant n'importe quoi on devient n'importe qui. Oder auf Deutsch: Wenn du irgendwas machst, wirst du irgendwer. Könnte auch für Politiker zutreffen ;-)
Das liegt daran, dass moderne Transistoren große Verstärkungen haben und man deshalb den Transceiver auf einige Watt zurückregeln muss. Und das passt nicht allen. Der Kenwood TS-590, zum Beispiel, "reklamiert" mit einem kräftigen Impuls (bei mir bis zu 10ms) am Zeichen- oder Wortanfang, der einem Mehrfachen der eingestellten Sendeleistung entsprechen kann (bei mir max. 120W). Dieser ALC-Fehler wurde übrigens beim Nachfolger, dem TS-590SG, behoben.
Ohne Schutzschaltung vertragen das die PA-Transistoren schlecht. Die maximal erlaubte Gate-Source-Spannung wird überschritten und es knallt.
Aber auch Schutzschaltungen mit Dioden am Eingang sind nicht das Gelbe vom Ei. Denn sie generieren Oberwellen (-Impulse), wenn sie ansprechen.
Doch es gibt dagegen ein todsicheres Rezept. Wir drehen unseren Transceiver einfach auf volle Pulle und verbraten die überschüssige Leistung in einem Dämpfungsglied. Das ist zwar nicht elegant und eine Lösung mit der Brechstange, dafür sparen wir uns die Schutzschaltung am Eingang und auch der DAU kann da nichts mehr falsch machen,
Doch hübsch verpackte 50 Ohm HF-Dämpfungsglieder für hohe Leistungen sind teuer. Basteln ist angesagt.
Ich habe mir zu diesem Zweck bei Henry Radio in Kalifornien einen Dämpfungschip besorgt. Er soll - entsprechend gekühlt - 250W vertragen und 10dB dämpfen. Von meinen 100W kommen dann noch zehn raus. Die werden anschließend mit einem kleinen Dämpfer noch zur Hälfte erledigt (-3dB). Dazu habe ich ein paar SMD-Widerstände verlötet. So erhält die Endstufe nur noch maximal 5 Watt.
Der 10dB 250W Chip sitzt auf einem CPU-Kühler und wird mit einem kleinen und leisen Axial-Lüfter beatmet. So sieht das im Testaufbau aus:
Spezialisten werden natürlich sofort erkennen, dass mein SMD-Dämpfungsglied nicht genau -3dB hat. Doch die Bastelkiste hatte nichts anderes zu bieten ;-)
Und die gleichen Spezialisten werden natürlich nach der Temperatur fragen, die ich bei 100W auf beiden Teilen gemessen habe.
Ich habe bei 50W Dauerstrich gemessen, denn das reicht für CW und SSB Betrieb füglich. Dabei wurden 80 Grad auch nach einer halben Stunde nicht überschritten.
Das reicht wohl nicht ganz für ein Spiegelei, doch die Dämpfer fühlen sich dabei noch pudelwohl.
PS und OT: en faisant n'importe quoi on devient n'importe qui. Oder auf Deutsch: Wenn du irgendwas machst, wirst du irgendwer. Könnte auch für Politiker zutreffen ;-)
Dienstag, 10. November 2015
Wir bestellen uns einen elektronischen Sarg
Als heute die Postbotin anrückte - diesmal Monika und nicht Sonja - traf mich fast der Schlag. Hatte ich dieses Riesending wirklich bestellt? Der Karton war fast so groß wie ein Sarg.
Doch bevor ich mit dieser Geschichte weiterfahre, muss ich etwas zurückspulen. Nämlich zu den Netzteilen, die ich in Zofingen erstanden habe. Drei Stück für hundert Franken. Schaltnetzteile aus ausgeleierten Servern oder Telefonzentralen, oder was weiß ich. 48V, 1100W. Von einem norwegischen Hersteller in Drammen, der Powec hieß. Unterlagen dazu sind kaum mehr zu finden, denn die Firma wurde verkauft. Zuerst an Power-One in Kalifornien, um dann irgendwann bei ABB zu landen. Darum sind Unterlagen über diese Netzteile im Web kaum mehr aufzutreiben.
Doch wo der Saft rauskommt und wo man mit einem externen Poti die Spannung einstellen kann, findet man noch raus. Man muss nur bei PA0FRI nachgucken ;-) -runterscrollen!
Diese Netzteile eignen sich gut, um damit eine Transistor-Endstufe zu speisen. Sie lassen sich dazu auch parallel schalten. Sogar ohne Dioden.
Leider kam aus einem der drei kein Strom, sondern Rauch raus und in Ermangelung eines Schemas war es somit ein FUBAR.
Doch die Idee, ein günstiges, gebrauchtes Schaltnetzteil zur Speisung meiner PA zu benutzen, hatte mich gepackt. Und da stieß ich beim Server Shop auf dieses Teil. Denn Server brauchen genau wie unsere Endstufen ebenfalls 48V - und das nicht zu knapp. Server sind gefräßige Monster.
48V 1776 Watt steht da unter anderem auf der Etikette. Eine Recherche im Internet brachte nicht mehr zum Vorschein. Nicht einmal ein Anschluss-Schema. Doch was will man bei diesem Preis? Für 25 Euronen kriegt man ein Netzteil für eine Kilowatt PA.
Wie gesagt, heute morgen hat Monika das Teil gebracht. Es sieht aus wie neu und innendrin steckt Technik vom feinsten. Und wo der Saft rauskommt, werde ich auch noch rausfinden, wenn ich die richtigen Gerätestecker für die 220V Speisung besorgt habe (C20, waagrechte Messerkontakte!). Doch einbauen kann ich so ein Trum nirgends. es sprengt sämtliche Dimensionen. Aber am besten seht ihr selbst (zum Vergleich habe ich ein FT-817 draufgelegt):
Das ist natürlich schade. Denn dieses Netzteil kann wesentlich mehr liefern als nur 1776 Watt bei 48V, wie die diversen Verkäufer behaupten. Ein genauer Blick auf die Etikette und in die Elektronik dieses Elektrosargs bringt es an den Tag: Drin stecken zwei identische Netzteile mit zwei 48V Ausgängen, von denen jeder 37 Ampère liefern kann. Redundanz heißt das - bei Servern ein wichtiges Wort. Doch das ist noch nicht alles: als Bonus erhält man auch noch 12.5 Volt bei maximal 16.6 A. Zum Beispiel für die Hilfsschaltungen der PA. Also ein ideales Teil, um damit eine Transistor PA zu füttern.
Doch wie gesagt: Diese Größe ist für meinen Shack tabu. Ich werde mich wohl mit den zwei überlebenden Norwegern anfreunden müssen. So sehen sie drinnen wie draußen aus:
Nicht nur die Netzteile aus der IT Branche kommen für Transistor Endstufen wie gerufen. Man findet dort auch Kühlkörper, die jedes Alublech in den Schatten stellen. Punkto Kühlung ist man bei Computern an vorderster Front (Ich habe darüber berichtet).
Kürzlich habe ich mir für meinen nächsten Versuch ein paar CPU-Kühlkörper gekauft. Auch wieder beim Server Shop, der auch auf diesem Gebiet allerhand Gebrauchtes günstig anbietet. Sie sind aus Kupfer, ein Heatspreader wird dadurch obsolet. Und sie bieten durch ihre hohe Zahl an Finnen eine enorme Kühlfläche. Hier meine Prachtstücke, die ich zusammengelötet habe:
Das sind mehr als zwei Drittel eines Quadratmeters an Kühlfläche und mit zwei Axial-Lüftern kriege ich problemlos 400 Watt weg, ohne auch nur entfernt an der Temperaturgrenze der Transistoren zu kratzen . Das würde sogar für 1kW HF in SSB oder CW reichen.
Draufmontiert habe ich eine Platte von Victor für vier VRF2933.
Spezialisten werden auf dem nächsten Bild sicher bemerken, dass die VRF2933 einen Motorola- statt einen Microsemi-Stempel haben. Sind das etwa "Fakes"?
Doch so einfach ist das nicht. Was würdet ihr denn auf eure Kopien stempeln, wenn ihr ein Fake-Produzent währt? Richtig! Genau das gleiche wie auf dem Original ;-)
Die Erklärung für dieses Mysterium liegt also anderswo. Doch das ist ein Geschichte für ein andermal.
Doch bevor ich mit dieser Geschichte weiterfahre, muss ich etwas zurückspulen. Nämlich zu den Netzteilen, die ich in Zofingen erstanden habe. Drei Stück für hundert Franken. Schaltnetzteile aus ausgeleierten Servern oder Telefonzentralen, oder was weiß ich. 48V, 1100W. Von einem norwegischen Hersteller in Drammen, der Powec hieß. Unterlagen dazu sind kaum mehr zu finden, denn die Firma wurde verkauft. Zuerst an Power-One in Kalifornien, um dann irgendwann bei ABB zu landen. Darum sind Unterlagen über diese Netzteile im Web kaum mehr aufzutreiben.
Doch wo der Saft rauskommt und wo man mit einem externen Poti die Spannung einstellen kann, findet man noch raus. Man muss nur bei PA0FRI nachgucken ;-) -runterscrollen!
Diese Netzteile eignen sich gut, um damit eine Transistor-Endstufe zu speisen. Sie lassen sich dazu auch parallel schalten. Sogar ohne Dioden.
Leider kam aus einem der drei kein Strom, sondern Rauch raus und in Ermangelung eines Schemas war es somit ein FUBAR.
Doch die Idee, ein günstiges, gebrauchtes Schaltnetzteil zur Speisung meiner PA zu benutzen, hatte mich gepackt. Und da stieß ich beim Server Shop auf dieses Teil. Denn Server brauchen genau wie unsere Endstufen ebenfalls 48V - und das nicht zu knapp. Server sind gefräßige Monster.
48V 1776 Watt steht da unter anderem auf der Etikette. Eine Recherche im Internet brachte nicht mehr zum Vorschein. Nicht einmal ein Anschluss-Schema. Doch was will man bei diesem Preis? Für 25 Euronen kriegt man ein Netzteil für eine Kilowatt PA.
Wie gesagt, heute morgen hat Monika das Teil gebracht. Es sieht aus wie neu und innendrin steckt Technik vom feinsten. Und wo der Saft rauskommt, werde ich auch noch rausfinden, wenn ich die richtigen Gerätestecker für die 220V Speisung besorgt habe (C20, waagrechte Messerkontakte!). Doch einbauen kann ich so ein Trum nirgends. es sprengt sämtliche Dimensionen. Aber am besten seht ihr selbst (zum Vergleich habe ich ein FT-817 draufgelegt):
Das ist natürlich schade. Denn dieses Netzteil kann wesentlich mehr liefern als nur 1776 Watt bei 48V, wie die diversen Verkäufer behaupten. Ein genauer Blick auf die Etikette und in die Elektronik dieses Elektrosargs bringt es an den Tag: Drin stecken zwei identische Netzteile mit zwei 48V Ausgängen, von denen jeder 37 Ampère liefern kann. Redundanz heißt das - bei Servern ein wichtiges Wort. Doch das ist noch nicht alles: als Bonus erhält man auch noch 12.5 Volt bei maximal 16.6 A. Zum Beispiel für die Hilfsschaltungen der PA. Also ein ideales Teil, um damit eine Transistor PA zu füttern.
Doch wie gesagt: Diese Größe ist für meinen Shack tabu. Ich werde mich wohl mit den zwei überlebenden Norwegern anfreunden müssen. So sehen sie drinnen wie draußen aus:
Nicht nur die Netzteile aus der IT Branche kommen für Transistor Endstufen wie gerufen. Man findet dort auch Kühlkörper, die jedes Alublech in den Schatten stellen. Punkto Kühlung ist man bei Computern an vorderster Front (Ich habe darüber berichtet).
Kürzlich habe ich mir für meinen nächsten Versuch ein paar CPU-Kühlkörper gekauft. Auch wieder beim Server Shop, der auch auf diesem Gebiet allerhand Gebrauchtes günstig anbietet. Sie sind aus Kupfer, ein Heatspreader wird dadurch obsolet. Und sie bieten durch ihre hohe Zahl an Finnen eine enorme Kühlfläche. Hier meine Prachtstücke, die ich zusammengelötet habe:
Das sind mehr als zwei Drittel eines Quadratmeters an Kühlfläche und mit zwei Axial-Lüftern kriege ich problemlos 400 Watt weg, ohne auch nur entfernt an der Temperaturgrenze der Transistoren zu kratzen . Das würde sogar für 1kW HF in SSB oder CW reichen.
Draufmontiert habe ich eine Platte von Victor für vier VRF2933.
Spezialisten werden auf dem nächsten Bild sicher bemerken, dass die VRF2933 einen Motorola- statt einen Microsemi-Stempel haben. Sind das etwa "Fakes"?
Doch so einfach ist das nicht. Was würdet ihr denn auf eure Kopien stempeln, wenn ihr ein Fake-Produzent währt? Richtig! Genau das gleiche wie auf dem Original ;-)
Die Erklärung für dieses Mysterium liegt also anderswo. Doch das ist ein Geschichte für ein andermal.
Montag, 9. November 2015
Über Wunder und andere Dinge
Ein Wunder ist ein Ereignis, das sich den physikalischen Gesetzen entzieht. Es lässt sich weder veri- noch falsifizieren.
"Wunderantennen" dagegen können der Physik nicht entkommen - obwohl es ihre Erfinder immer wieder versuchen. Von daher sind diese winzigen Antennen eigentlich keine richtigen Wunderantennen. Denn sie funktionieren immer - je nach Umgebung mal schlechter, mal besser. Wunderantennen heißen sie nur deshalb, weil ihre Erfinder ihnen Wunder zuschreiben. Sie sollen angeblich (fast) so gut funktionieren wie ausgewachsene Dipole und dabei Gesetzen gehorchen, von denen Maxwell keine Ahnung hatte.
Ein Beispiel dafür ist die allseits bekannte Microvert. Man beachte die Links unten auf der Seite. Quasi das Who is Who der Wunderantennen-Apologeten.
Das Geheimnis aller Wunderantennen liegt darin, dass es sehr schwierig ist, eine Antenne zu bauen, die nicht strahlt. Ob Bier- oder Spraydose, ob Ofenrohr oder Hühnergitter, sobald ein Strom von A nach B fließt, ensteht zwangsläufig ein elektromagnetisches Feld.
Eigentlich ist es wurscht, was man als Strahler nimmt. Die Hauptarbeit leistet bei den so genannten Wunderantennen sowieso das "Gegengewicht". Bei Mobilantennen ist es das Autoblech und anderswo ist es der Mantel des Koaxkabels.
DJ5IL erklärt hier genau, wie so eine Microvert- Antenne eigentlich funktioniert.
Um eine Bierdose oder ein Stück Hühnergitter dazu zu bewegen, möglichst viel von der zugeführten Leistung abzustrahlen, muss die Anpassung stimmen. Zu kurze Antennen sind immer kapazitiv. Das heißt, ihnen fehlt Induktivität. Daher kommt der OM nicht darum herum, eine kräftige Spule zu wickeln. Ein verlustreiches Element, besonders bei dünnem Draht.
Doch das ist leider nur die Hälfte der schlechten Nachricht: Je kürzer die Antenne, desto niedriger wird der Strahlungswiderstand. Schon bald ist man im einstelligen Ohm-Bereich und bei Wunderantennen auch darunter. Natürlich lässt sich der Strahlungswiderstand auf verschiedene Weise auf die Impedanz des Speisekabels hochtransformieren.
Doch dummerweise liegt dieser in Serie mit den Verlustwiderständen der Antenne (die Spule ist so einer). Ein klassischer Spannungsteiler. Je kleiner der Strahlungswiderstand (Wirkwiderstand) im Verhältnis zu den Verlustwiderständen, desto weniger Leistung geht in den Aether und desto mehr wird verheizt.
Trotzdem: Ich liebe Wunder. Sie lassen uns Menschen staunen.
Kürzlich musste ich darüber staunen, wie viel Rauch in einem Netzteil steckt, das ich in Zofingen am Flohmarkt erstanden hatte. Doch das Megakühlblech, das ich von Fred geschenkt bekam und die drei Siebkondensatoren von den Leidensgenossen am Stand nebenan, waren ein guter Trost. Vielen Dank!
Der Grundstein für einen weiteren PA-Prototyp ist damit gelegt.
In Deutschland soll jetzt wegen den Zuzügern das Schulniveau allgemein gesenkt werden, habe ich gelesen. Das deckt sich voll und ganz mit dem Trend im Amateurfunk.
Vielleicht wäre es an der Zeit, die Lizenzprüfungen radikal zu überdenken. Das mit dem Kreuzchenmachen hat sich doch ausgeleiert.
Wenn es nach mir ginge, müssten die Kandidaten nur zwei Dinge beherrschen. Die vier Gleichungen von Maxwell und das Morsen. Alles andere lässt sich in der Bedienungsanleitung des Funkgerätes nachlesen ;-)
Apropos Maxwell. Gestern habe ich mir zur Auffrischung und als Erinnerung an meine Studienzeit wieder einmal eine Vorlesung gegönnt. Nämlich diese hier. Ein wahres Vergnügen!
PS. Zwar OT, aber aus aktuellem Anlass: Die NZZ zur Merkeldämmerung
Mittwoch, 4. November 2015
WRC-15: In Genf werden die Frequenzweichen gestellt
In Genève (Genf) hat gerade die WRC-15 begonnen. Das ist die Welt Radio Konferenz, die alle drei Jahre stattfindet. Die letzte Konferenz im Jahr 2012 hat uns das Mittelwellenband 472-479 kHz beschert. Mit was wird uns die laufende Konferenz überraschen? Erhalten wir zusätzliche Frequenzen oder wird uns etwas abgezwackt?
Natürlich geht es bei der WRC nicht in erster Linie um den Amateurfunk. Für uns ist das zwar die wichtigste Nebensache der Welt, doch für die Konferenzteilnehmer stehen andere Funkdienste im Vordergrund.
Trotzdem: Diesmal wird über eine mögliche Zuteilung von Frequenzen im 60m Band an den Amateurfunk entschieden: Im Bereich von 5250 bis 5450 KHz. Vorgespurt wurde dieser Entscheid bereits an der letzten Konferenz im Jahr 2012. Jetzt geht es um die Wurst.
Apropos Wurst: Das die schädlich sein soll, habt ihr sicher auch mitgekriegt. Jetzt verlangen doch tatsächlich Vegetarier, dass Würste mit einem ähnlichen Warnhinweis versehen werden wie Zigarettenpackungen. Doch zurück zur WRC-15.
Einige unserer Bänder stehen unter Beschuss.
Denn der Appetit der Kommerziellen im Mikrowellenbereich ist ungebrochen. Diesmal stehen unsere Bänder bei 10, 24 und 77 GHz zur Diskussion.
Wer das Geschehen in Genf in den nächsten Wochen verfolgen möchte, dem kann ich diese spezielle Seite des RSGB empfehlen.
Wie bei jeder WRC werden auch diesmal die Themen für die nächste Konferenz diskutiert. Und einige werden wahrscheinlich auch uns Funkamateure betreffen. Denn das 23cm Band steht auf der Kippe. Das Europäische Satelliten Navigationssystem Galileo wird dieses Band benutzen und es ist fraglich ob eine friedliche Koexistenz mit dem Amateurfunk möglich sein wird. Wenn wir Glück haben, können wir einen schmalen Bereich oberhalb 1300MHz für uns reklamieren.
Auch das 13cm Band wird in den nächsten Jahren vermehrt unter Druck kommen. Die drahtlose, virtuelle Gesellschaft braucht Bandbreite.
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