Mittwoch, 28. Dezember 2016

Geflüsterte Funkperlen

Dunkle Zeit ist Bastelzeit. Und während der Lötkolben raucht und das Oszilloskop interessante Bilder zeigt, flüstert meine Antenne mit dem Aether. So war es auch vergangene Nacht. Mein WSPR-Signal suchte auf dem 160m Band ferne Empfänger und der IC-7300 lauschte in den Flüsterpausen gespannt auf schwache Signale.

 Die Stationen aus den USA konnte ich zwar hören, aber das 5W-Signal von meiner bescheidenen Antenne reicht nicht aus, um den Atlantik zu überqueren. Die am weitest entfernte Station, die mein Flüstern aufnehmen konnte, war SWLKQ40LS im nördlichsten Zipfel Norwegens in 2900km Entfernung.
Wie das seltsame Rufzeichen bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um einen SWL. Und zwar um Bjarne Melde in Vadsø. Hier geht es zu seinem Blog. Zurzeit geht dort oben die Sonne nie auf und es bleibt den ganzen Tag dunkel. Doch im Sommer ist es gerade umgekehrt und die arktische Sonne zaubert ein ganz spezielles Licht in eine Landschaft wie aus einem Märchen. Wer sie einmal gesehen hat, kann ihrem Zauber kaum mehr entrinnen und viele kehren immer wieder in den hohen Norden zurück.

Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks lohnt es sich, den WSPR-Stationen nachzuspüren. Zum Beispiel bei KD6RF in Texas, dessen Signal mein PC in der vergangenen Nacht decodieren konnte. Oft stelle ich fest, dass es bei den Freunden dieser speziellen Betriebsart um technisch interessierte und versierte OM handelt. Das ist auch bei David der Fall. Ein Blick auf seine Seite in QRZ.com genügt, um dies zu bestätigen. Wer sich mit Mikrowellen beschäftigt, dem sticht sofort die Vivaldi-Antenne ins Auge, die auf dem ersten Foto zu sehen ist:



Und David's erster Satz bestätigt dann den "Verdacht":
I am an RF/microwave engineer specializing in ultra-wideband circuitry and antenna design for communications and radar. Current project - 140MHz through 10GHz medium to high gain ultra-wideband antenna.
Interessanterweise liebt David auch Bootsanker. Damit werden scherzhaft alte Funkempfänger und Sender mit Röhren bezeichnet. Sie sind alle so schwer, dass man sie als Anker benutzen könnte.

Aber es nicht diese sympathische Facette, die mich bei David am meisten interessiert. Sondern seine Kurzwellenantenne mit einem Weidezaun als Gegengewicht. Denn genauso einen Zaun brauche ich auch bei mir als Gegengewicht für meine "Universalantenne". Und gerade dieser Zaum dürfte der Grund dafür sein, dass meine Antenne nicht nur auf 160, sondern auch noch auf 630m respektablen Ergebnisse zeigt, obwohl sie viel zu kurz und viel zu niedrig ist und auch sonst keine nennenswerte "Erde" aufzuweisen hat.

Hier geht es zu David's Beschreibung dieser Zaunantenne. Heute morgen ist zwar der Server von Eham down, aber irgend ein IT-Mensch wird den sicher in der nächsten Zeit wieder zum Laufen bringen ;-)



Donnerstag, 22. Dezember 2016

Frohe Weihnachten



Auch Deutschland erhält ab 1.1.2017 sofort* das 60m Band - sozusagen als Weihnachtsgeschenk.
Und zwar wie an der letzten Radiokonferenz beschlossen mit max. 15W EIRP von 5351.5 kHz bis 5366.5 kHz. Als maximale Bandbreite sind 2.7 kHz zugelassen.

Für dieses Band kämpfte die IARU mit dem Argument des Notfunks. Für kurze Distanzen von einigen hundert Kilometern sei wegen der toten Zone das 40m oft nicht mehr brauchbar und auf 80m die Dämpfung der D-Schicht bereits zu hoch. Deswegen brauche es ein Band dazwischen. Nur so könne eine lückenlose Verbindung in Katastrophenfällen gewährleistet werden.

Dieser narrative Ansatz wird konsequent weitergeführt, wie man aus der Mitteilung des DARC ersehen kann. So wird vor allem der NVIS-Betrieb mit Senkrechtstrahlern propagiert.

Dabei wird übersehen, dass in den kommenden Jahren des Sonnenflecken-Minimums die Senkrechtgrenzfrequenz oft unter 5 MHz sinken wird. Manchmal werden sogar Verbindungen innerhalb der Schweiz im 80m Band unmöglich sein, wie wir aus Erfahrung wissen. Was dann noch bleibt ist das 160m Band.

In Wirklichkeit dürfte das 5 MHz Band ein ausgezeichnetes Band für Europaverkehr sein und nachts auch ab und zu DX möglich machen. Trotz der kleinen Leistung. Schließlich gibt es ja gescheitere Betriebsarten als Sprechfunk, die auch mit winzigen Signalen zurecht kommen. Und von einer Verpflichtung, eine NVIS-Antenne zu benutzen, habe ich nirgendwo etwas gelesen. Nur die 15W EIRP müssen eingehalten werden.
Was das bedeutet, habe ich bereits hier beschrieben.

In 15 kHz haben nicht viele Stationen Platz. Das Miniband würde gerade einmal für fünf SSB-Stationen reichen. Fleißige "Verwaltungsamateure" haben aber bereits einen Bandplan erstellt. Darin hat es für jeden etwas.
Die ersten 2.5 kHz sollen für CW und Digital reserviert sein. Von 54 bis 66 soll USB (!) gemacht werden und die letzten 500 Hz bleiben für JST65, WSPR und Konsorten reserviert.

Dass das Schwergewicht auf SSB gelegt wird, passt natürlich ins Notfunk-Narrativ. In einem QRP-Miniband hauptsächlich auf Sprechfunk zu setzen ist m.E. jedoch nicht zweckmäßig.
Aber warten wir auf die Praxis - dann kann man immer noch das Tor in den Schuss verlegen.

Ich wünsche allen meinen Lesern ein frohes und friedliches Weihnachtsfest

Bild: Quelle

*damit waren die Deutschen wieder einmal schneller als die Schweizer ;-)





Samstag, 17. Dezember 2016

Heute schon Gehirn gewaschen?

Wenn nicht, schaut ihr zuwenig TV und in die Zeitung.

Das nächste Jahr kommt rasend schnell auf uns zu. Zwischen ihm und uns liegt nur noch die Weihnachtsfeier im Betrieb. Seid brav, bleibt politisch korrekt und trinkt nur soviel, dass ihr nachher nicht in das grosse weiße Telefon sprechen müsst.
Und vor allem: lasst euch im Betrieb nicht stressen:


Freut euch lieber auf die neuen Funkgeräte, die sicher unter eurem Weihnachtsbaum liegen werden.
Auf einige Spielsachen müssen wir aber noch länger warten. Zum Beispiel auf den neuen IC-7610 von Icom, Nachfolger des IC-7600 und grosser Bruder des IC-7300. Er soll erst im Frühsommer auf den Markt kommen.

Wie er aussieht und was er kann, könnt ihr aber bereits heute bewundern. Auf dieser japanischen Seite ist dieses Wundergerät nicht nur im Detail abgebildet, sondern auch beschrieben. Wer nicht japanisch kann, für den übersetzt Google gerne. Bitte nicht vergessen, auch auf die Seiten 2 und 3 weiterzuklicken.



Freitag, 16. Dezember 2016

Auf der Pirsch in kalten Gefilden



Die Sonne schwächelt und die Funkbedingungen sind mies; vermutlich ist Putin daran schuld.
Höchste Zeit, dass endlich ein Wahrheitsministerium ins Leben gerufen wird. Das wird auch uns Funkamateuren helfen, das Richtige zu denken.

Füchse jagen macht Spaß. Bisher habe ich allerdings nur kleinere erlegt. So 70 cm bis maximal 2 m lang. Aber nächstens geht es auf zur Großwild-Jagd. Ich habe einen 80 m Fuchs im Visier.

Dazu braucht es natürlich das richtig Instrument.
Doch die Zahl der Waffenhändler ist klein und mit Plunderware aus dem Reich der Mitte bin ich bedient.
Dieses Mal sollte es echte deutsche Wertarbeit sein. Ich entschied mich für einen Snoopy80 aus dem QRP-Shop. Er soll für Opa und Enkel gleichermaßen geeignet sein. Ich gehöre zur ersten Kategorie.

Kaum bestellt, brachte Sonja, die Pöstlerin, den Bausatz. Notabene unterhalb des Zollradars, denn der QRP-Shop hatte, wie es sich gehört, die deutsche MwSt. abgezogen. Wir sind ja Gott sei Dank nicht im EU-Verein. Trotzdem müssen wir natürlich machen, was die Königin von Europa, der Buchhändler und der Weinliebhaber befehlen und zahlen auch reichlich Tribut.

Säuberlich verpackt und ohne fehlende Teile lag der Snoopy80 in zerlegtem Zustand vor mir. Hier das Bild, das sich mir bot:



Die Anleitung ist von deutscher Gründlichkeit geprägt und entspricht dem legendären Heathkit-Standard. Wer sich genau daran hält, kann nichts falsch machen. Auf jeden Fall nicht, was die elektrische Seite des Peilers betrifft. Die Mechanik wurde etwas stiefmütterlich behandelt. Das fing bei den (zu großen) Lötnägeln an, die man, gemäß Anleitung, mit dem Hammer in die Platine schlagen sollte und hörte mit dem halben Bohrplan für das Gehäuse auf. Ich habe mir ein Presswerkzeug gebaut und den fehlenden Teil des Bohrplans selbst ausgemessen.

Doch das tat der Freude keinen Abbruch. Denn der Snoopy hat einiges auf der positiven Seite der Bilanz:
- die ins Gehäuse integrierte Ferritantenne
- die geniale und einfache Schaltung mit dem geringen Stromverbrauch
- die "end of life" Anzeige für die Batterie

Der Snoopy lief auf Anhieb und ich konnte damit am Abend sogar Stationen aus England hören. Schon erstaunlich, was so eine winzige Ferritantenne und sechs Transistoren leisten. Eigentlich sogar nur vier, denn ein Transistor steuert den HF-Abschwächer und ein zweiter dient als Vorverstärker für die "Antenne de lever de doute". Auf Deutsch könnte das Zweifelsantenne heißen? Für die, welche noch nie auf der Jagd waren: eine sehr kurze Vertikalantenne, die der Jäger zuschalten kann um eindeutig zu bestimmen, was vorne und hinten ist.

Eine kurze Jagd runs ums Haus mit dem U3 von Hans Summers und einem Stück Draht als Fuchs vertrieb jeden Zweifel. Ich mag den Snoopy und kann ihn weiter empfehlen.



Erstes Bild: 23cm Yagi in der Kälte. Wer sich über den scheinbar nackten LNA wundert: er ist mit Gießharz überzogen :-)





Montag, 12. Dezember 2016

Ein RTL-SDR-Dongle zur Bandbeobachtung auf 10 GHz


Für das 10 GHz Band benutze ich als Nachsetzer einen TS-811E, einen gut 30 Jahre alten 70cm Transceiver. Er kann FM, SSB und CW und hat noch ein richtiges S-Meter - zum genauen Ausrichten des Spiegels genau das Richtige.
Der alte 811er kann natürlich weder Spektrumanzeige noch Wasserfall. Für die Bandbeobachtung bei Rainscatter oder Überreichweiten durch Inversionslagen wäre das aber ein vortreffliches Tool.

Als mir Arnold HB9AMH in einem 10 GHz QSO von seinem RTL-SDR-Dongle erzählte, war ich begeistert. Das wollte ich unbedingt einmal ausprobieren. Allerdings ohne viel zu investieren.

Aber zuerst einmal muss ich erklären, was ein RTL-SDR-Dongle ist:

Wie man oben im Bild sehen kann, ist so ein Teil nichts anderes als ein USB-Stick, wi er auch als Speeichermedium benutzt wird. Allerdings hat er noch einen Antennenanschluss (SMA). Sein Innenleben besteht im wesentlichen aus zwei Chips, einem A/D-Wandler und einem Tuner.
Der A/D-Wandler ist ein 2832U von Realtek. Als Tuner kommen, je nach Fabrikat, verschiedene Versionen zum Einsatz. Der Dongle oben im Bild hat einen R820T intus, der den Frequenzbereich von 24 - 1850 MHz überstreicht.
Entwickelt wurde das Teil natürlich nicht für Funkamateure und SWL, sondern für den Fernsehempfang. Ein paar findige Köpfe haben ihn dann zweckentfremdet, wie hier nachzulesen ist.

Das reicht natürlich nicht für einen Direktempfang auf 10 GHz, aber das war auch nicht das Ziel. Denn ich schließe den RTL-SDR an meinen Transverter an, der auf 432 MHz umsetzt. Und schon habe ich das ganze Band im Blick - bei Bedarf mehr als ein ganzes MHz.

Erwartet habe ich von dem Teil, das 20$ (free shipping) kostet, nicht viel - schon gar keine Empfindlichkeit. Und so fischte ich vorsorglich einen alten 70cm Vorverstärker aus den Tiefen meiner Funkperlen-Truhe, um damit etwas nachzuhelfen.

Zu meiner großen Überraschung war das gar nicht notwendig. Der 20$-Dongle ist mindestens so empfindlich wie mein TS-811E, also >10dB SNR bei 0.1uV SSB. Dank des eingebauten TCXO ist er auch stabiler als der TS811E. Die Frequenzabweichung betrug in meinem Fall nur wenige Hz und blieb bockstill während Stunden auf der Frequenz stehen.
Im folgenden Video empfange ich mit dieser Kombination die Bake HB9G via Reflexionen am Jura-Gebirge

Natürlich ist der Dynamikumfang nicht berauschend - keine 80dB, wie ich feststellen musste. Der Realtek ADC hat ja nur 8 Bit. Eine Vorselektion ist auch nicht enthalten. Aber diese besorgt bereits der Transverter von Kuhne. So sehe ich denn wirklich nur, was auf 3cm los ist.

Mehr über dieses Wunderteil erfährt man hier. Auch über die zu verwendende Software. Denn die Hauptarbeit muss natürlich der Computer leisten. In meinem Fall ein Notebook mit einem Intel i-5.
Die Installation der SW nach Anleitung erfolgte ohne Zwischenfälle und der Empfänger lief auf Anhieb.

Nun werde ich einen Koax-Umschalter montieren um den Transverter zwischen RTL-SDR und TS-811E hin- und herzuschalten.

Hier gehts zum RTL-SDR Wiki für weitere Infos und:
Wer sich für Schemata interessiert, wird hier fündig.


Freitag, 9. Dezember 2016

Déjà-vu


Offenbar ist da ein Funker mit seinem IC-7300 nicht ganz zufrieden. Der Transceiver sei für 11m erweitert, schreibt derVerkäufer zu dem geklauten Bild ;-)
Danke Gregor für den Tipp.

Wenn er nicht meine Geräte verkauft und nur mein Bild benutzt, habe ich nichts dagegen.
Denn ich möchte mich von meinem IC-7300 keineswegs trennen; er ist mir ans Herz gewachsen. Er ist der beste Transceiver, den ich je hatte. Mehr Funkgerät brauche ich auf KW nicht.

Eine Zeit lang habe ich noch dem TS-590 nachgetrauert, doch inzwischen bin ich davon überzeugt, dass die Zukunft den SDR-Transceivern mit Direct Sampling gehört. Und zwar den Geräten mit integriertem User-Interface. Die Blackboxen, die zum Funken noch einen PC brauchen, bringen dem 08/15-Amateur m.E. keinen echten Mehrwert.

Die Störunterdrückung ist sehr wirksam (NR, NB) und mit einem einzigen Tastendruck erreichbar - für viele OM ein sehr wichtiger Punkt in unserer gestörten Zeit. Besonders im 80 und 160 Band verdirbt einem die Plunderware in der nahen Umgebung den Spaß. Ohne NB/NR etc. könnte ich auf 160m nicht funken. Bereits die Viehzäune lassen das S-Meter auf +10dB schnellen. Schaltnetzteile und Sparlampen geben dem Band dann noch den Rest. Mit dem IC-7300 komme ich in SSB immerhin auf S5 runter.

Die Spektrum- und Wasserfall-Anzeige möchte ich nicht mehr missen, auch wenn man auf diese in vielen Fällen verzichten könnte. Aber im Pile-up ist sie eine unschätzbare Hilfe; auch bei Bandöffnungen im 50 MHz Band. Im letzten 160m CW Contest der ARRL konnte man damit leicht die Stationen aus USA/Canada aufspüren. Ihre feinen Striche im Wasserfall waren neben den dicken der Europäer ein untrügliches Zeichen. So hat es mein IC-7300 - trotz mediokrer Antenne und Störungen - auch auf 160 über den Teich geschafft.

An die kleinen Unzulänglichkeiten habe ich mich inzwischen gewöhnt. Auch an das Herumtappen auf dem Bildschirm. Man darf zum Funken einfach kein Butterbrot verspeisen.
Die zweite fehlende Antennenbuchse hat ein Koaxschalter kompensiert.
Der zeitweisen Übersteuerung des D/A-Wandlers (OVL-Anzeige) begegne ich mit dem Zurückregeln des RF-Gain oder mit meinem selbstgebauten Presesektor.

Im Normalfall sind die CW und SSB-Signale glasklar und ohne Artefakte. Das Hören ermüdet nicht.

Das S-Meter zeigt zwar korrekt bei Signalen über S9, doch unter S9 ist eine S-Stufe bloss 3dB und nicht 6dB. Aber der Icom ist damit nicht allein.

Eine erfreuliche Überraschung war das 630m Band. Der IC-7300 kann auch auf 472 kHz senden! Und das natürlich auch digital - z.B. in WSPR.

Der IC-7300 ist ein Keeper. Der rechts daneben ist ein anderes Kapitel.



Dienstag, 6. Dezember 2016

"Wunderantenne" vs HB9CV

Sobald ich in meinem Blog das Wort "Wunderantenne" verwende, bekomme ich Post :-) Diesmal auch eine ausführliche von Willi Göldi HB9PZK, der sich die Antenne von Gerd Janzen DF6SJ genau angeschaut und mit einer HB9CV verlichen hat. Er kommt zu einem anderen Schluss, als die bisherigen Zusender. Gerne geben ich hier seine Sicht wieder, die er mit einer ganzen Reihe von Diagrammen illustriert hat.

Lieber Anton Mit dem Titel ‘ … Wunderantenne’ hast du wahrscheinlich bewusst provoziert. Das Thema Wunderantennen ist ja auch etwas vorbelastet. Der Vorwurf von Peter HB9PJT, dass die Gewinnangaben ungenau seien, ist meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Auf der WiMo-Seite wird klar darauf hingewiesen, dass sich die Gewinnangaben auf 1 bis 3m Aufbauhöhe beziehen. Auch dein Einwand, die Diagramme seien kaum lesbar, kann ich nicht nachvollziehen. Hier sind die Diagramme, kopiert von der WiMo-Seite:







Die Diagramme enthalten alle nötigen Informationen. Nur der verwendete Ground ist nicht genau beschrieben. Die Form der Strahldiagramme deutet aber darauf hin, dass ein realer Ground für die Simulationen verwendet wurde. Die Gewinnangaben in dBi sind eindeutig und sinnvoll. Für mich sind Gewinnangaben, bezogen auf einen Dipol, so unzeitgemäss, wie die angelsächsischen Masseinheiten. Ein Vergleich der VRG-Antenne mit einer HB9CV ist durchaus interessant. 


Das angehängte 3D pdf-File (die Ansicht ist dreh- und zoombar) zeigt einen Vergleich der beiden Antennen in realen Grössen für 2m. Diese Geometrien habe ich für ein paar Simulationen verwendet. 

1m über Grund



2m über Grund



3m über Grund




Der Vergleich zeigt, dass die VRG-Antenne auch gegenüber einer HB9CV-Antenne einige Vorzüge hat. Der Abstrahlwinkel ist für eine horizontal polarisierte Antenne sehr flach. Als Portabelantenne ist die VRG-Antenne durchaus interessant.  Die Antenne von Gerd Janzen DF6SJ ist weder eine Wunderantenne noch eine Luftnummer. Aus meiner Sicht ist es ein interessantes und gelungenes Antennendesign.  Liebe Grüsse, Willi HB9PZK

Vielen Dank lieber Willi für deinen interessanten Bericht. Leider kann mein Blog kein PDF darstellen, aber deine Bilder zum Text sind bereits sehr aufschlussreich. Dass die Diagramme bei WIMO sehr wohl gut leserlich sind, habe ich inzwischen begriffen, nachdem mich verschieden Leser darauf aufmerksam gemacht haben :-)))



Samstag, 3. Dezember 2016

Bodengewinn



Peter HB9PJT hat auf mein letztes Blog hin einen interessanten Kommentar geschrieben:

10-12 dBi, Gewinnangabe wie früher, ohne genaue Hinweise, worauf sich die Angabe bezieht. Rechnet man dies korrekt um, bleibt ein Gewinn, der wirklich nicht sexy ist: 
> 11 dBi-2.15 db = 9 dBD> 9 dBD - 6 dB Ground gain = 3 dBD
Mit 3 dBD Gewinn ist die Antenne schlechter als eine HB9CV Antenne mit 4.2 dBD.

Die Angaben auf der WIMO-Seite sind tatsächlich etwas verwirrend. Normalerweise wird bei Antennen der Gewinn ohne Bodengewinn angegeben (dBi im Freiraum). Die leider kaum leserlichen Diagramme bei WIMO lassen jedoch darauf schließen, dass der Bodengewinn bei der Antenne von DF6SJ bereits berücksichtigt wurde. In dem Fall hätte Peter recht. Die Antenne wäre eine Luftnummer. Ein simpler CV-Beam auf dem Balkongeländer wäre mindestens gleich gut, dafür aber weniger auffällig.

Endgültige Klarheit kann nur die Praxis bringen: und das bedeutet reproduzierbare Vergleichsmessungen. EZNEC-Simulationen, so sehr ich diese schätze, genügen nicht.

Vielleicht könnte man die potenziellen Kunden bei dieser Gelegenheit auch darüber aufklären, was eine "VGR-Antenne" ist.

Leider kann ich das nicht. Dieser Begriff ist mir unbekannt. Aber mindestens den Bodengewinn (Ground Gain) will ich hier mal erläutern:

Bei horizontal polarisierten Antennen (z.B. Yagis) werden die abgestrahlten Wellen auch vom Boden vor der Antenne reflektiert. Bei einem gewissen Winkel sind beide Wellen in Phase und verstärken sich. Abhängig ist dieser Effekt von der Antennenhöhe/Wellenlänge und dem Terrain in Strahlrichtung. Im VHF/UHF-Bereich kann dieser Zusatzgewinn 5 bis 6 dB ausmachen.
Und das etwa bei einem Abstrahlwinkel von 3 Grad im 2m Band bei 10m Antennenhöhe. Auf 50 MHz sind es bei gleicher Antennenhöhe 9 Grad und im 70cm Band 1 Grad.
Wird die Höhe verdoppelt, halbiert sich der Abstrahlwinkel. Im 2m Band sind es dann noch 1.5 Grad. Allerdings wird dann das Richtdiagramm immer mehr aufgefächert in steilere Nebenkeulen, die immer stärker werden.

OZ1RH zeigt dies am Beispiel einer 2m Yagi mit einem Gewinn von 17.5 dBi im freien Raum.
Ist die Yagi nur 1/2 Wellenlänge, also 1m über Boden montiert, ergibt das nicht einen Bodengewinn, sondern einen Bodenverlust von -1.7dB. Bei 2m Aufbauhöhe hat sie aber schon einen Gewinn von 2.6dB, schielt aber mit 11 Grad ziemlich in die Höhe. Nicht gerade der Idealfall im flachen Land.
In 4m Höhe über Grund steigt der Bodengewinn bereits auf  4.8dB und die Hauptkeule hat noch 7 Grad Elevation. Bei 8m sind es dann 5.4 dB Bodengewinn bei 3.5 Grad.

Sitzt die Yagi inmitten von bebautem Terrain, wird die ganze Sache natürlich etwas unübersichtlich. Der Grundgewinn sinkt, die Fragmentierung der Nebenkeulen geht zurück.  Trotzdem ist man gut beraten, den Bodengewinn bei der Errichtung seiner Antennenanlage zu berücksichtigen. Auch auf den kurzen KW-Bändern. Immerhin erhält man da schon 2.6 Gratis-dB, bei einer 10m Yagi auf einem 10m Mast - bei einem günstigen Abstrahlwinkel für DX.
Das gilt aber nur für horizontal polarisierte Antennen. Grundgewinn und Abstrahlwinkel von Vertikalstrahlern sind viel mehr von der Bodenleitfähigkeit abhängig.

Da der Grundgewinn derart varrieren kann, sollten sich Gewinnangaben immer auf dBi im Freifeld beziehen - also ohne Berücksichtigung des Bodens. Alles andere ist m.E. nicht seriös.

PS. Gerade erreicht mich zu diesem Thema eine interessante Mail von Wolf-Henning DF9IC, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Hallo Anton,

ich wusste gar nicht, dass Du jetzt auch auf Wunderantennen stehst...
Diese von DF6SJ als "VGR" bezeichnete Antenne ist doch nichts anderes als eine in die Länge gezogene Doppelquad ohne Reflektor, mit Einspeisung unten statt in der Mitte. Die in die Länge gezogene Quad heisst Oblong; durch den größeren Abstand der stromführenden Horizontalelemente steigt der Gewinn der Einzelschleife von etwa 1 dBd der Quad auf etwa 2,5 dBd beim Oblong.
http://www.qsl.net/dk7zb/DK7ZB-Quad/Oblong.htm
Zwei davon sehr suboptimal gestockt dürften bei ca. 4-4,5 dBd herauskommen - etwa vergleichbar mit einer HB9CV.

Alles andere ist das übliche Antennenmärchen. DF6SJ hat die Antenne in der Zeitschrift UKW-Berichte sehr ausführlich beschrieben, allerdings primär als Antenne für KW (10 m), und dort mit sehr niedrigen Aufbauhöhen von 1-2 m und realem Boden Gewinne von 9 dBi in der elevierten Hauptkeule ermittelt. Ein Halbwellendipol, den man zwecks Äquivalenz in der Höhe der Antennenmitte (6-8 m) aufhängen müsste, hätte mit dem Boden zusammen vermutlich ca. 7 dBi.
http://www.voacap.com/antennas/squeezing-decibels-out-of-dipole/Für KW (10-15 m) mag eine solche "VGR"-Antenne mit geringer horizontaler Ausdehnung und einfacher Montage sinnvoll sein.

Bei 144 MHz in 1-3 m Höhe montiert ergibt sich, wie zu erwarten, 4...4,5 dBd (realer Gewinn im freien Raum) + 5...6 dB ground gain + 2,15 dB (d/i), also 11-12 dB Gewinn unter den genannten Rahmenbedingungen. Nur, dass glücklicherweise sonst niemand im UKW-Bereich den ground gain der Antenne zuschlägt - ist das Grundstück dafür im Preis der Antenne enthalten?

Und wer tatsächlich irgendeine 2-m-Antenne in nur 1-3 m Höhe über flachem Boden montiert, darf sich angesichts der resultierenden Erhebungswinkel nicht wundern, wenn es nichts wird mit dem gewünschten DX.

Gruss  Henning


Bild: "Himmelstür" für das 6m Band. Ebenfalls eine horizontal strahlende Antenne, trotz vertikaler Struktur.


Donnerstag, 1. Dezember 2016

Eine richtige Wunderantenne



Immer wieder erfinden OM neue Antennen. Manchmal auch gerade die passende Physik dazu. Die Wirksamkeit der wundersamen Konstruktionen wird in der Regel mit Anekdoten und einer Prise Glauben angepriesen.
Wunderantennen sind heutzutage sehr gefragt. Denn die Menschen wohnen immer dichter, oft wie Kaninchen in ihren Ställen. Da haben keine großen Antennen Platz.
Dummerweise besteht aber immer noch ein Zusammenhang zwischen der Größe und der Wirksamkeit einer Antenne, bei gegebener Wellenlänge.
Darum wird es für den  wohnverdichteten OM umso schwieriger, je länger die Wellen sind. Das 80m oder gar 160m Band bleibt manchem deswegen verschlossen.

Aber auch auf UKW reicht es oft nur für einen Blindenstock.
Darum ist der SSB-Teil im 2m Band in den letzten Jahrzehnten immer mehr ausgetrocknet. "Da ist ja nichts los", wird oft geklagt. Und die OM verkriechen sich als Alternative hinter ihrem Computer. Obwohl eigentlich bekannt sein müsste, dass Computer keine Funkgeräte sind - höchstens Störgeräte.

"Nichts los" liegt natürlich auch am Blindenstock, denn die falsche Polarisation frisst bis 20dB weg. Das sind Welten.

Nun ist eine "Wunderantenne" aufgetaucht, die zwar vertikal aussieht, aber trotzdem horizontal polarisiert ist - und das noch bei respektablem Gewinn, vergleichbar mit dem einer kleinen Yagi.

Und das beste kommt zum Schluss: Nicht OM Waldheini hat sie entwickelt, samt zugehöriger Esoterik-Physik, sondern der bekannte und renommierte Prof. Dr.-Ing Gerd Janzen DF6SJ.
 Hier kann man dieses Wunder kaufen.
Bald soll es auch eine Ausführung für 70cm ... und noch wichtiger, für 6m geben. Ich bin gespannt wie eine Büroklammer.

Bild: Mikrowellenrelais oberhalb Monte Carlo

PS. "Blindenstock" ist ein Synonym für VHF-Vertikalstrahler. SSB-Verkehr im 2m Band findet im Gegensatz zu FM mit horizontaler Polarisation statt.