Donnerstag, 30. April 2015

Das 80m Band versinkt im Störnebel - Teil 2



Um den Störungen Herr zu werden, genügt es nicht, über den bösen China-Schrott zu lamentieren. Der OM muss aktiv werden. Und zwar in zwei Bereichen:

1. Nach dem Strategem: Angriff ist die beste Verteidigung, müssen die Störer aufgespürt und vernichtet entstört werden.

2. Der OM muss seine Station gegen Störungen immunisieren.

Natürlich kann er sich auch durch Flucht auf einen Radiohill dem Störangriff entziehen. Oder durch Rückzug ins Automobil. Aber nehmen wir an, wir möchten zu Hause bleiben und auch von dort aus funken.

Was wir in jedem Fall zuallererst tun müssen ist folgendes:

Wir nehmen eine 12V Autobatterie, hängen unseren Transceiver dran und gehen dann in den Keller. Dort schrauben wir die Hauptsicherungen raus. Alle drei Phasen. Sind sie plombiert, werden wir bei der nächsten Kontrolle behaupten, die Plombe sei von selbst abgefallen.
Jetzt sollte es im Haus zappenduster sein, rien ne vas plus. Ausser dem Transceiver an der Autobatterie.

In vielen Fällen ist nun der Störnebel auf 80m nicht ganz verschwunden, aber erheblich reduziert. Denn wenn einem die Läuse jucken, sitzen sie meistens im eigenen Pelz.

Wer diesen ersten wichtigen Schritt unterlässt, wird nie die ganze Wahrheit erfahren. Denn in den letzten Jahren haben wir uns unzählige Läuse in den Pelz gesetzt. Sie heißen zumeist Steckernetzteile oder Wall Warts bei den Angelsachsen. Wir brauchen sie für unser ganzes elektronisches Leben. Als Ladegeräte und als Stromversorgungen. Nur in den Veteranen steckt noch ein richtiger Trafo drin. Alle anderen sind Schaltnetzteile.

Das sind alles kleine Sender mit hübschen Antennen. Natürlich Dipole, wie es sich gehört. Das Anschlusskabel auf der Ausgangsseite und die ganze Hausverkabelung auf der Netzseite.

Selbstverständlich sind sie alle mit China Export beschriftet, abgekürzt CE, Doch das hindert die Hersteller im fernen Osten nicht daran, nur das Notwendigste einzubauen. Und dazu gehören leider keine Teile zur HF-Entstörung. Öffnet man die Dinger, springen einem oft die leeren Plätze nicht bestückter Bauteile auf der Leiterplatte ins Auge.
Manchmal spendiert ihnen ein Importeur, vom schlechten Gewissen geplagt, eine Ferritperle im Piggyback Format. Doch diese Perlen sind keine Funkperlen, schon gar nicht für unsere tiefen Bänder.

Ganz schlimm sind die nachträglich aufgeschnappten Klappferrite, die einem überall angedreht werden. Ihr Luftspalt reduziert die Wirkung erheblich. Etwas Abhilfe bringt nur ein festes Zusammendrücken, zum Beispiel mit einem Kabelbinder.

Aber für 80 oder gar 160m können wir Ferritperlen getrost vergessen. Sie bringen nichts.
Die damit erzielte Induktivität ist zu gering - auch bei mehreren Windungen.

Doch zurück zu den Schaltnetzteilen. Meistens lassen wir sie auch stecken, wenn wir sie nicht benutzen. Doch das hindert sie nur bedingt am Strahlen. Nur Ausschalten oder Ausstecken hilft wirklich.

Aber wie wir aus Kinofilmen wissen, gibt es nicht nur die Bösen, sondern auch die Guten. Also Schaltnetzteile, die recht gut entstört sind. Doch wie im Film manchmal ein Guter zum Bösewicht wird, geschieht dies auch bei den Schaltnetzteilen. Kondensatoren sterben den Wärmetod und nach einiger Zeit wird das Netzteil zum Störsender. Man baut ja nicht die teuersten Komponenten ein.

Wie dem auch sei. Spätestens nachdem die XYL Soupe à la grimace (Grimassensuppe) serviert und der Hausmeister Amok läuft, müssen die Sicherungen wieder rein. Dann fängt die Feinarbeit an. Meistens ist es nicht ein einzelner Störer, der dem OM Kopfschmerzen bereitet, oft stören sie im Chor.

Hier die Liste meiner Störer, die ich eliminieren musste:

- Der DVD Player
- Venta Luftbefeuchter
- Netzteil des Internet Modems
- Netzteil der 12V Küchenbeleuchtung
- Sparlampen aller Couleur
- Ladegeräte für Akkus
- Ladegerät meines 2m Handys!

Die Liste ist nicht abschließend und immer wieder schleicht sich ein Neuer unter die Störer.

Beim Luftbefeuchter hilft nur das Abschalten während der Funkzeiten. Für das Internet-Modem habe ich ein Trafonetzteil gebaut und das mitgelieferte entsorgt. Sparlampen wurden rausgeschmissen und dafür ein "Lebenslager" Glühlampen angelegt. Vielleicht bleib ich darauf sitzen:  inzwischen habe ich störfreie LED Lampen gefunden. Aber für dieses Problem gibt's ja noch den Flohmarkt in Zofingen.

Beim DVD Player musste ich das Gerät bloß erden und bei allem anderen Karsumpel halfen die bewährten N30 Ringkerne von Epcos. Mit diesem Material und mehreren Windungen (mindestens 5) erreicht man genügend Dämpfung für 80 und 160m.

Leider ist das nur die Spitze des Eisbergs. Im nächsten Teil werde ich über weitere Störquellen und Abhilfemaßnahmen berichten.

Bild: Gestern brachte mir Sonja, die Briefträgerin, ein Päckchen aus Kassel. Es enthielt Bernds Starter Kit für den SOTA-OM. Mit den beiden "Abrissbirnen" werde ich etwas üben müssen. Leider konnte ich bei der Abgabe meines Militärmaterials den Helm nicht behalten.
Danke Bernd!





Mittwoch, 29. April 2015

Das 80m Band versinkt im Störnebel - Teil 1





160m ist für viele total unbrauchbar geworden. Der Zeiger des S-Meters sinkt kaum mehr unter die S9-Marke.

Aber auch 80m versinkt immer mehr im QRM. Die Störwelle aus unserem Elektronikschrott frisst sich in immer höhere Frequenzen hinein. PLC, Plasma-Fernseher, Schaltnetzteile und Sparlampen heißen die Störer. Alle mit CE-Zeichen, versteht sich. CE = China Export.

Viele Stationen klagen heute über den Störpegel im 80m Band. Wer kann, weicht für Kurzstrecken auf das 40m Band aus. So auch die RAOTC-Runde (Radio Old Timer Club), bei der ich am Montagmorgen manchmal mitmache.

Es ist schon nicht leicht, in unserer verdichteten Wohnsituation eine gute Antenne für das 80m Band zu errichten. Wenn dann noch ein S9-Gebrodel dazu kommt, vergeht den meisten die Lust am QSO.

Zurzeit stecken wir noch im Sonnenmaximum, die Ausbreitung ist gut und tagsüber gibt’s auf 40m kaum tote Zonen. Doch das wird nicht immer so bleiben. In einigen Jahren wird 40 für kürzere Distanzen ausfallen. Für den Funkverkehr über einige 100km wird dann nur noch das 80m Band übrig bleiben. Und manchmal vielleicht nicht einmal das. Ich mag mich erinnern, dass die berühmte „Bernerrunde“ im letzten Sonnenminimum auch schon Schwierigkeiten hatte, weil die Senkrechtgrenzfrequenz unter 3.5 MHz gesunken ist.

Wenn wir weiter NVIS funken wollen – von DX auf den tiefen Bändern, will ich gar nicht erst reden – so bleibt uns nichts anderes übrig, als die Störsituation zu verbessern.

In den folgenden zwei Berichten möchte ich deshalb über die Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen und über meine Erfahrungen berichten. Auch bei mir stand das S-Meter vor einigen Jahren bei S9. Nun bewegt sich der Zeiger kaum noch und ich höre fast das Gras wachsen.

Im nächsten Teil werde ich berichten, wie es dazu gekommen ist und was ich getan habe.



Bild: Kürzlich hatte ich ein interessantes QSO mit einer Mobilstation. Ich wette, die Gegenstation benutzte genau diese Taste ;-)




Sonntag, 26. April 2015

75-NS-3, ein Empfänger in der Fleischkonserve



National RF heißt die Firma, die diesen schnuckeligen Kurzwellenempfänger als Bausatz vertreibt. Bei diesem Namen ist mir sofort die alte Marke National Radio in den Sinn gekommen. Ihre Empfänger waren damals wie Schlachtschiffe gebaut und sind heute beliebte "Bootsanker". Ich denke, die Firma hat ihren Namen nicht ohne diesen Hintergedanken gewählt. Das zeigt schon das rote rautenähnliche Symbol auf der Frontplatte des Prototyps (Eine Raute ist das, was Frau Merkel macht, wenn sie nachdenkt). Es ähnelt zu sehr dem Label der ehemaligen Empfänger von National Radio.

Wie dem auch sei. Aus meiner Sicht ist das Design sehr gut gelungen und die analoge Skala eine wohltuende Abwechslung in der digitalen Welt, wo sogar kleine Selbstbau-Transceiver eine LED-Zeile als S-Meter haben und die Frequenzanzeige meistens ein LCD ist. Das Teil hat unbestreitbar einen nostalgischen Touch. Doch wie sieht es mit der Technik aus?

Der Empfänger wird in eine mitgelieferte Konservendose gebaut, wie man sie für Fleisch verwendet, zum Beispiel für SPAM. Mit seinem Bereich von 3.5 bis 10.8 MHz deckt er die Amateurfunkbänder 80, 40 und 30m ab, sowie die Rundfunkbänder 75, 60, 49, 41 und 31m.
Selbstverständlich kann man sowohl AM, SSB, wie auch CW empfangen.

Röhren werden natürlich keine verwendet. Russische Miniaturröhren hätten aber gut zu dem Gerät gepasst. Dafür kommt der Empfänger mit einer kleinen 9V Batterie aus, die man hinten ans Gehäuse angeschnallt hat. Piggyback, nennen das die Amis. Dort sitzen auch die BNC-Buchse für die Antenne und der Stecker für den Kopfhörer. Lautsprecher besitzt der 75-NS-3 keinen.

Etwas misstrauisch macht mich der Einfachsuper mit der niedrigen ZF von 455 kHz. Zwar besitzt der RX offenbar eine Art Preselektor (Peak Regler), den man abstimmen muss. Trotzdem wird die Spiegelfrequenz-Unterdrückung auf den höheren Frequenzen nicht gerade überragend sein. Auch die Filter mit 6 und 9 kHz sind eher für Rundfunkempfang als für SSB oder gar CW ausgelegt. Doch das ließe sich durch den gewieften Bastler allenfalls ändern. Nur ist der 75-NS-3 dann kein Anfängerprojekt mehr. Auch die verwendete Leiterplatte sieht nicht gerade danach aus. Aber vielleicht wird das in der Serie verbessert und auch die provisorisch gelöteten Piggyback-Komponenten werden vielleicht noch ihren Platz finden.

Der Bausatz kostet 185 $. Ein stolzer Preis für eine Fleischkonserve.

Samstag, 25. April 2015

Meine Erfahrungen mit Morse Decodern für PC und Android Smartphones




Nicht immer lässt sich ein CW Signal gut aufnehmen. Liegt es am QRM, dann hilft nur das Ohr des OM. Es ist ein ausgezeichnetes Filter und den besten DSP Algorithmen immer noch überlegen.

Wenn jedoch der OM am anderen Ende die Geschwindigkeit nicht anpasst und auch auf PSE QRS nicht reagiert, dann kann ein Decoder Programm ganz nützlich sein.

Ich lasse vielfach einen Decoder mitlaufen, um im Zweifelsfall rasch einen Blick darauf zu werfen. Vor allem bei Kauderwelsch, wenn mein Gehirn nicht mehr in der Lage ist, Fehler automatisch zu korrigieren. Wenn PTON daher kommt, weiß ich, dass Anton gemeint ist und auch aus einer 5 mache ich ggf automatisch ein H oder umgekehrt. Doch bei einem Brei voller Fehler und zufälliger Lücken stehe ich manchmal vor einem Rätsel.

Auf meinem PC habe ich drei verschieden Decoder Programme getestet. Sie sind allesamt Krücken und der menschlichen Ohr-Gehirn-Kombination hoffnungslos unterlegen. Ich habe CW Get gekauft und benutzt, das 35$ kostet, sowie das MRP40 für stolze 49.90 Euronen und auch den kostenlosen CW Decoder (der mit der blauen Taste).

Und das Resultat meiner langjährigen Versuche? Heute benutze ich ausschließlich den kostenlosen CW Decoder. Interessant, nicht wahr?

Ähnlich ist es mir nun mit meinem Smartphone Galaxy S5 ergangen. Zuerst habe ich den kostenlosen Morse Code Reader (der mit dem Walross) geladen.



Später habe ich dann aus purer Neugier noch die Morse Decoder App gekauft.



Ein Schuss in den Ofen. Diese App funktioniert auf meinem Smartphone zwar. Doch muss man das Smartphone direkt an den Lautsprecher halten, damit es decodiert.
Auch wenn die Balkenanzeige schon grün zeigt und die Zeichen auf der Scope-Darstellung schon sauber vorbeiziehen: die Text-Anzeige bleibt leer.
Dafür hat die App ein DSP-Filter, das man umständlich auf den richtigen Ton ziehen muss. Vollständig überflüssig. Meine Transceiver haben bereits CW Filter.
Ich werde also beim Walross bleiben und die paar Franken, die ich Wholpi Solutions gezahlt habe, abschreiben.




Donnerstag, 23. April 2015

Die Grenzen des CG-3000



Gestern hat mir Sonja von der Post den neusten "Funkamateur" gebracht. Wie immer eine spannende Lektüre. Besonders hat es mir der Artikel über "Spulen für Antennenkoppler" von DJ3TZ angetan. Ich hatte Rollspulen schon immer im Verdacht und habe sie gemieden. Kontakte sind bei HF ein kritischer Punkt. Auch habe ich immer wieder darüber gerätselt, ob es bei einer Rollspule oder einer mit Abgriffen besser sei, den unbenutzten Teil offen zu lassen oder kurzzuschließen. Nun warte ich mit Spannung auf den zweiten Teil dieses Artikels im nächsten Heft.

Wie ihr wisst, bevorzuge ich automatische Tuner, bzw. Koppler direkt am Speisepunkt der Antenne - zumindest bei unsymmetrischen. Im Portabelbetrieb gibt es nichts Einfacheres, als einen Draht in den nächsten Baum zu hängen, daran einen Autokoppler anzuschließen und einen Draht als Gegengewicht auf die Erde zu legen. Mit keinem anderen Konzept ist man so rasch und auf mehreren Bändern QRV.

Doch auch ein Autokoppler, wie z.B. der beliebte und preiswerte CG-3000, passt nicht immer jeden Draht an. Manchmal verweigert das Teil seinen Dienst.

Woran liegt das?

Der CG-3000 hat, wie alle Autokoppler, eine begrenztes Repertoire. Er ist als Pi-Koppler ausgelegt, das heißt als Tiefpass zur Impedanzanpassung. Er kann dabei maximal 32 uH in Serie schalten und auf der Sendeseite maximal 6300 pF und auf der Antennenseite maximal 755 pF parallel schalten. Mehr geht nicht. Wenn er diese Werte überschreiten müsste, um die Antenne abzustimmen, steht er am Hag.

Was kann ich nun mit diesen Werten anfangen? Muss ich jetzt komplizierte Formeln benutzen oder ein Ingschenör-Studium machen?

Nein. Es geht auch ohne Formeln. Köpfchen reicht.
Wer Antennen mit dem kostenlosen Analyseprogramm MMANA-GAL oder einem anderen Antennen-Programm analysiert, erhält nicht nur ein hübsches Strahlungsdiagramm, eine SWR-Kurve und einen Antennengewinn, der mehr oder weniger stimmt (je nachdem, wie gut das Programm die Bodenbeschaffenheit in die Analyse einbezieht) , sondern auch die Impedanz bei einer bestimmten Frequenz. Und zwar etwa so:

Z = 120 - j750 Ohm

Einige OM erinnern sich vielleicht noch an den Stoff der Lizenzprüfung. Nein, nicht die, welche bei Contesten immer bescheißen - die müssten eigentlich die Prüfung wiederholen:

Der erste Wert ist der Realteil, der Wirkwiderstand. Der zweite Wert ist der Blindwiderstand, darum das j davor, das uns zeigt, dass wir es mit einer komplexen Zahl zu tun haben. Steht ein Minus davor ist dieser, auch Imaginärteil genannte, Wert kapazitiv, im anderen Fall ist er induktiv.

Aber was kann ich jetzt damit anfangen?

Nun geht es ganz einfach und schnell: Ich suche mir auf dem Internet dieses Programm von DG0SA und gebe dort meine Impedanz und die Frequenz ein. Das Programm errechnet mir dann den Tiefpass, den ich benötige, um mein 50 Ohm Koax an die Antenne anzupassen.

Machen wir mal die Probe aufs Exempel: Wir geben Z = 120 -j750 Ohm, bei einer Frequenz von 3.6 MHz ein.

Resultat gerundet: 21.6 uH und 32 pF auf der Antennenseite des Tiefpasses.
Wir haben Glück, der CG-3000 schafft diese Werte. Einer Anpassung im 80m Band steht nichts im Wege.

Hätten wir aber die gleiche Impedanz im 160 m Band, bei 1.8 MHz, würden wir 63 uH und 64 pF brauchen. Der CG-3000 kann aber nur maximal 32 uH in Serie schalten und er steht wie der Esel am Berg.

So kann ich bereits vor dem Urlaub meinen Draht auf die passende Länge zuschneiden und bin vor unangenehmen Überraschungen gefeit.

Bild: Zacharias der eiserne Astronom

Mittwoch, 22. April 2015

Notfunkkonferenz abgesagt



Dieses Jahr hätte die Notfunkkonferenz GAREC in Tampere, Finnland, stattfinden sollen. Sie war für den 23. - 24. Juni geplant.
Nun wurde die Notfunkkonferenz abgesagt: Wegen mangelnder Teilnahme.
Offenbar ist das Interesse am Notfunk nicht mehr so groß.
Auch hierzulande ist es um den Notfunk deutlich stiller geworden. Herrscht ein Mangel an Interesse und Katastrophen?

Bild: Ein seltsamer Fahnenmast, der mir gestern aufgefallen ist.


Dienstag, 21. April 2015

Disqualifikationen beim CQ WW SSB Contest

Dass die europäischen Funkamateure Amateurfunker ein undisziplinierter Haufen sind, kann man bei jeder DX-Pedition hören. In Contesten ist es genauso. So ist es denn nicht verwunderlich, wenn die meisten disqualifizierten und verwarnten Contestteilnehmer aus Europa stammen wie beim CQ WW SSB-Contest.

Disqualifications

Entrant (Operator)Violation
CT1FHLunclaimed assistance, self-spotting
DJ9ZBunclaimed assistance
E74Yunclaimed assistance
EN0U (UT5UDX)two signals, self-spotting, transmitting above 7200
EU6MLunclaimed assistance
F4BHWunclaimed assistance, self-spotting
F4FLQunclaimed assistance, self-spotting
F4GVZunclaimed assistance
HG1S*time shifting to meet band change rule
HG3M (HA3MY)unclaimed assistance, power, self-spotting
IK4DCXunclaimed assistance
IT9ESWunclaimed assistance
IZ7DMTunclaimed assistance
N3IQ (ND3F)unclaimed assistance
R3BMunclaimed assistance
R4WDXunclaimed assistance
RT4F (RK4FU)unclaimed assistance
RT6A**time shifting to meet band change rule
RX1CQunclaimed assistance
SN5X (SP5GRM)unclaimed assistance
SP3PWLunclaimed assistance
UA5Bunclaimed assistance
UA9JDPunclaimed assistance
YT7A (YU7BJ)unclaimed assistance


Viele halten sich auch nicht an den Bandplan. Schlimmer noch: sie senden ausserhalb der zugelassenen Amateurbänder. Zum Beispiel oberhalb 7200 kHz:


Entrant (Operator)Violation
9A3Btransmission above 7200
E74EBLtransmission above 7200
9K2HNtransmission above 7200
CN2Rtransmission above 7200
CR6Ktransmission above 7200
CR6Ptransmission above 7200
CT1EAVtransmission above 7200
DP6Ttransmission above 7200
E79Dtransmission above 7200
EA3VNtransmission above 7200
ED1Btransmission above 7200
ED1Rtransmission above 7200
EE5Ttransmission above 7200
II2Atransmission above 7200
IK2YCWtransmission above 7200
IO5Otransmission above 7200
IQ2MItransmission above 7200
IR4Mtransmission above 7200
IW2HAJtransmission above 7200
IZ2ODMtransmission above 7200
IZ8EPXtransmission above 7200
LZ5Ktransmission above 7200
LZ5Rtransmission above 7200
OE5Ttransmission above 7200
RA3OAtransmission above 7200
SK3Wtransmission above 7200
SO4Rtransmission above 7200
SO9Ttransmission above 7200
UP2Ltransmission above 7200
UT1AAtransmission above 7200
UT2UUtransmission above 7200
UW7Wtransmission above 7200
OH0Ztransmission above 7200
SV8/HA5OVtransmission above 7200
TM1Atransmission above 1850

Diese Stationen wurden bisher nur registriert, aber noch nicht verwarnt oder gar disqualifiziert. Das soll sich aber beim nächsten Mal ändern, wie das Contest Committee verlauten lässt.

Leider lassen sich Überschreitungen des Leistungslimits nicht so einfach wie Frequenzüberschreitungen feststellen. Das würde vermutlich die obige Liste weit übertreffen.

Norwegen schaltet FM ab



Nein, vorerst nicht die Amateurfunkrelais, sondern den FM-Rundfunk auf UKW.
2017 ist bei den Nordlichtern endgültig Schluss mit analogem Radiohören.

Norwegen eilt damit allen anderen Ländern voraus. Für 2017 wurde ein genauer Abschaltplan erstellt. Nach den angegebenen Daten wird nur noch in DAB gesendet:

















Dabei haben heute (2015) erst 55% aller Norweger einen DAB-Radio zuhause, und bei den Autos sieht es noch düsterer aus: erst 20% der Wagen sind mit einem DAB-Empfänger ausgerüstet.

Von der FM Ausrottung sind 7.9 Millionen Geräte betroffen. Ein riesiger Schrotthaufen, der da ensteht.

Auf der Sendeseite sieht es natürlich anders aus. Das Land ist zu 99.5% vom NRK in DAB abgedeckt und die Versorgung des Straßennetzes ist auf DAB in der Regel besser als in FM. Selbstverständlich werden in den vielen Tunnels des Landes die FM-Sender ebenfalls gegen DAB getauscht.

Zum Bild (Wikimedia): Die Brox-Sisters beim Radiohören. Hier sind sie zu hören und zu sehen. Das sind keine hundert Jahre her! Wie die (Radio)-Welt wohl in weiteren hundert Jahren aussehen wird? Vermutlich wird dann der DARC Funkamateure klonen um die Mitgliederzahl zu steigern ;-)



Funkperlen reloaded: Wie schwer ist die US-Lizenzprüfung?


In Deutschland wird zurzeit über eine Einsteigerlizenz (Klasse K) diskutiert. In diesem Zusammenhang hier nochmals ein Rückblick auf das Lizenz-System in den USA:
Wie schwer ist die US-Lizenzprüfung?
Veröffentlicht am 28. August 2014



Obschon die USA bei CEPT mitmacht und wir Europäer auf der anderen Seite des Atlantiks problemlos funken dürfen, ist es für viele OM reizvoll, ein amerikanisches Call zu besitzen. Die Gründe dafür sind verschieden. Für manchen ist es ein Challenge, eine Herausforderung, die US-Prüfung in Englisch zu absolvieren. USA-Reisenden geht es dagegen um ein einfacheres Rufzeichen ohne Schrägstrich, und manch ein OM macht die Prüfung für “die Gallerie”; Diplomsammler gehören zu dieser Kategorie. 

Wie dem auch sei. Für eine US-Funkerprüfung muss man nicht in die USA reisen. Man kann sie zum Beispiel auch in Deutschland absolvieren. Denn die USA haben ein anderes Prüfungssystem als die meisten europäischen Staaten. Während hier normalerweise die Behörden die Prüfungen abnehmen, geschieht das in den USA durch Volontäre des ARRL, also durch andere Funkamateure. Diese müssen dabei nicht zwingend US-Bürger sein. 

Die USA kennen drei Lizenzklassen mit unterschiedlichen Privilegien: Technician, General und Extra. Wobei die General etwa unserer HB3 und die Extra unserer HB9 Prüfung entsprechen sollen, wie mir Insider versicherten. 

Früher gab es noch eine Advanced zwischen General und Extra und eine Novice-Class, doch diese wurden im Jahr 2000 im Zuge einer Reorganisation abgeschafft.
Kritisiert wird oft, dass durch die Reorganisation 2000 die Ansprüche an die Ausbildung der Funkamateure gesunken seien. Kritiker sprechen von einem Dumbing Down der Funkamateure – einer Verdummung. Ein Trend, den manche auch in Europa glauben feststellen zu können. 
Macht nix. Die Menschheit wird eh immer dümmer.









Was die Funkerprüfungen anbelangt, werden Behauptungen aufgestellt, Expertenmeinungen abgegeben, und es wird darüber philosophiert, welche Prüfung nun einfacher oder schwieriger sei und ob sich die Fragenkataloge auswendig lernen lassen. Mir schwirrt heute noch der Kopf ob all der Diskussionen, die ich bereits hatte ;-)

Interessant war's trotzdem. So erfuhr ich zum Beispiel, dass die HB3er Prüfung die leichteste in ganz Europa sei – vielleicht mit Ausnahme der österreichischen. Dass die US Technician Prüfung einfacher sei, wollte man nicht gelten lassen. In der Vergangenheit seien sogar HB9er im ersten Anlauf an der Technician gescheitert. Die notwendigen Englischkenntnisse, inklusive technischem Vokabular, würden oft unterschätzt.
Doch zurück zur eigentlichen Frage: Wie schwer sind die US-Prüfungen wirklich?
Das kann jeder ganz einfach selbst herausfinden. Zum Beispiel bei QRZ.com.
Dort können alle drei Prüfungen – Technician, General, Extra – online und übungshalber absolviert werden.
Ich habe das gerade getan, ohne Vorbereitung.
Die Technician war Pipifax. Die technischen Fragen sind CB-mässig. Nur meine fehlende Kompetenz in Sachen US-Regeln haben zu ein paar Punkten Abzug geführt. Ich hätte aber eine excellente Chance, die Prüfung in Wirklichkeit zu bestehen, meinte qrz.com. Also nix wie los zu den nächsten 35 Fragen der General Class. 26 Richtige muss man mindestens haben. Hier zeigt sich der Mangel an Kenntnissen bei den US Regeln noch stärker. Ein paar Mal muss ich raten, manchmal hilft der gesunde Funkerverstand.  Aber ich bestehe die General auch.
Nun hält mich nichts mehr auf. Es geht um die Extraklasse. Diesmal klicke ich mich nicht im Schnellzugstempo durch den Test wie zuvor. Trotzdem, kaum angefangen passiert schon ein erster Flüchtigkeitsfehler. Anstatt Upp berechne ich nur Up. Jetzt muss ich mich am Riemen reißen. Denn die Fragen zu den Vorschriften lauern noch auf mich. Von 50 Fragen muss ich 37 richtig beantworten.
Nach weniger als einer halben Stunde ist es geschafft: Zu 94% bestanden. Die Chancen seien sehr gut, meint der Bildschirm, dass ich die Prüfung auch in Wirklichkeit bestehen würde.
Doch das werde ich nicht tun. Amerika ist zwar ein wunderbares Reiseland und ich habe mich dort – speziell in New England – immer wie zuhause gefühlt. Doch die CEPT Lizenz reicht mir. So weiß mein Gegenüber sofort, woher der OM mit dem komischen Dialekt kommt ;-)

Fazit: Auch ohne Lernen kann ein "interessierter" Funkamateur die US-Prüfungen bis zur höchsten Lizenzklasse bestehen. Allerdings empfehle ich zur Sicherheit, die FCC-Regeln durchzulesen. Wer so angefressen vom Funk ist, wie ich, dem bleibt automatisch alles im Gedächtnis hängen, auch wenn er sich sonst nicht einmal den Namen seiner Schwiegermutter merken kann :-)
Wer vor zwanzig Jahren die HB9/Klasse A Prüfung gemacht hat, keinen Selbstbau betreibt und sich auch sonst nicht für technische Details interessiert, der muss büffeln. 6 Monate Vorbereitung dürften reichen. Alternativ lassen sich die Antworten auch auswendig lernen.


Zweites Bild: Fredvang auf den Lofoten. Zelten mit Cadi und Delta Loop für 40m.

Montag, 20. April 2015

880 Perlen



Kürzlich bin ich auf eine wunderbare Bilderserie gestoßen. Es handelt sich um ein Flickr-Album mit dem Namen:

Amateur Radio Equipment Past & Present

Neben einer großen Sammlung schöner Morsetasten, trifft man auf bekannte und längst vergessene Funkgeräte, sowie auf interessante Aufnahmen von Antennen.

Eine ebenfalls schöne Foto-Serie von SM6BGP ist hier zu bewundern.
Sie zeigt den Aufbau einer Antenne für die Bänder 136 kHz und 472 kHz. Kein Wunder hat Gunnar ein so gutes Signal. Er hat als Gegengewicht einen ganzen See zur Verfügung und verlegt die Radials per Boot. Man beachte das Loch, das Gunnar in die Wand seiner Werkstatt machen musste, um ein Mastrohr auf der Drehbank zu bearbeiten :-)

Zum Schluss noch eine Seite für audiophile Steampunker. Diese fantastischen Röhrenverstärker aus Kupfer und Edelholz sind eine wahre Augenweide. Interessant ist auch das "making of".

Bild: Schon bald beginnt die Ferienzeit. Natürlich mit Funk :-)







Samstag, 18. April 2015

Ein Blog aus Österreich - von Thomas OE6TZE

Diese Woche habe ich mein altes Steinzeit-Telefon endlich gegen ein Smartphone getauscht.
Und natürlich all die schönen neuen Goodies ausprobiert. What's up, pardon whatsApp, inbegriffen. Etwas umständlich,  das moderne Zeug, und ein fürchterlicher Stromfresser. Meine Präferenz gilt nach wie vor CW ;-)
und natürlich dem Bloggen.

Es gibt in der Tiefe des Webs unzählige Blogs. Auch über den Amateurfunk.
Kürzlich bin ich auf das von Thomas gestoßen. Nein, nicht das von Thomas dem Bruchpiloten und Sklavenhändler aus meinem Steampunk-Universum, sondern auf das von OE3TZE:





























Hier ist sein Blog. Es heißt Tom's Funkwellen. Ähnlichkeiten mit meinem Blog sind rein zufällig und unbeabsichtigt, hi.
An dieser Stelle muss ich mal erwähnen, dass ich selbstverständlich bei anderen Blogs abkupfere: keine Artikel, aber Ideen. Wir Funkblogger sind schließlich eine große Familie und da kann es nur von Vorteil sein, wenn man sich zuweilen gegenseitig inspiriert.

Disclaimer: Bei meinen Büchern trifft das jedoch nicht zu - die sind unique.

Doch zurück zu Thomas. Er scheint ebenfalls breitbandige Interessen zu haben. Ein Punkt, an dem viele Blogs scheitern. Steht nur ein Thema im Vordergrund, hat man das Magazin irgendwann mal leergeschossen.

Thomas schreibt sehr interessante Beiträge und macht wunderbare Fotos. Das war auch in seinen vorherigen Blogs der Fall. Denn Tom's Funkwellen ist nicht sein erstes Werk.

In seinem Ersten hat er sich hauptsächlich mit EME beschäftigt. Ein Einblick loht sich, besonders für Einsteiger auf diesem Spezialgebiet.
Zwischendurch gab es auch mal einen Abstecher zu alten Röhrenradios. Aber der war nur von kurzer Dauer.

Wenn man im Web etwas tiefer taucht, findet man noch andere Perlen von Thomas. Zum Beispiel diesen computerisierten Röhrentester. Eine beeindruckende Arbeit.

Hoffentlich schreibt Tom fleißig weiter. Ich werde auf jeden Fall dran bleiben.

Doch jetzt möchte ich den Kreis schließen und zu meinem Eingangs-Statement zurückkehren. Bitte beachtet den netten Herrn rechts im Bild:

























Quelle: CW-Schule Graz

Anton in den Baunataler Nachrichten


Mein Besuch beim DARC ist jetzt auch in den Baunataler Nachrichten aufgeschlagen (Seite 34).

Einen ersten Blogeintrag dazu habe ich wieder gelöscht, wie vielleicht einige von euch bemerkt haben. Aus folgendem Grund:
Ich hatte dort danach gefragt, ob noch andere als Mitglieder des DARC abgelehnt worden sind. Die darauf folgenden Zuschriften haben mich dermaßen erschreckt, dass ich den Eintrag gelöscht habe.

Da ist soviel Toxisches aus vergangenen Jahren und Jahrzehnten hochgekommen, dass es mir zuviel wurde. Ich beschäftige mich lieber mit positiven Dingen.
Hoffentlich gelingt es dem DARC, die Vergangenheit aufzuarbeiten und so den Weg in eine neue Zukunft freizumachen.


 

Röhrenaudion für Amateurfunk mit 2 x ECC81





Was gibt es Schöneres, als beim warmen Glühen der Röhren den Signalen aus dem Aether zu lauschen?

Audion-Empfänger stammen aus den Anfangszeiten des Amateurfunks und sind schon längst aus der Mode gekommen. Nur noch als Bastelprojekte werden sie ab und zu gebaut, doch meistens mit Transistoren, wie das zum Beispiel "Popcorn" tut.

Röhren sind NOS (New Old Stock) noch massenweise erhältlich, doch die Spannungsversorgung bereitet manch einem Kummer. Woher soll ich 6.3 Volt für die Heizung nehmen? Und dann die lebensgefährliche Hochspannung! Ein falscher Griff in die Schaltung und plötzlich ist man SK. Das kann einem mit Transistoren nicht passieren.

Ein Freund von mir, Andy HB3YAF, hat es trotzdem gewagt. Er hat ein Röhren-Audion gebaut und kürzlich haben wir bei einem Glas Epesses das Teil in Betrieb genommen. Mit zirka zwei Meter Draht als Antenne. Die Schaltung stammt aus Jogis Röhrenbude und man findet dort nicht nur das Schema sondern eine genaue Bauanleitung. Hier ist sie! 

Der Empfänger lief auf Anhieb, der Rückkopplungseinsatz war butterweich und die Signale im abendlichen 80m Band glasklar. Keine DSP-Artefakte, kein Rauschen schlecht dimensionierter NF-Verstärker. Das Hören war ein Vergnügen und die Schaltung erstaunlich stabil. SSB-Signale waren problemlos aufzunehmen und als wir dann im CW-Bereich landeten (Andy macht fast ausschließlich Telegrafie), konnte ich zu meiner Freude einige bekannte Signale hören. Aus Kassel/Baunatal notabene.

Euch ist sicher auf dem Bild ein Teil aufgefallen, das inmitten der "antiken" Bauteile wie ein Alien aussieht. Es handelt sich dabei um einen Ringkern-Trafo und er stammt vom Musikerkram. Er liefert 6.3V für die Heizung und 250V für die Anodenspannung.

Mittwoch, 15. April 2015

Externe 10 MHz Referenz für alle Transceiver!

Was bedeutet das? (Ingschenöre bitte den nächsten Abschnitt überschpringen)

Für viele Transceiver gibt es einen TCXO. Entweder ist das Teil schon eingebaut oder kann als Option eingebaut werden. Es handelt sich dabei um einen Temperatur kompensierten Oszillator, mit dem das Funkgerät frequenzstabiler ist, als mit dem bereits eingebauten "gewöhnlichen" Oszillator.

In letzter Zeit werden solche TCXO für die Yaesu-Geräte FT-817, FT-857, FT-897 sehr günstig aus chinesischer Produktion auf Ebay angeboten. Erstaunlicherweise halten diese Teile meistens, was sie versprechen. Die Frequenzkonstanz der Transceiver wird wesentlich verbessert. In der Regel auf +/-0.5ppm. Das heißt, auf +/- ein halbes Hertz pro Megahertz. Im 144 MHz-Band sind das also +/- 144 Hertz. Das reicht in der Regel.

Für einige Anwendungen genügt das aber nicht mehr. Zum Beispiel für Mikrowellen und einige digitale Betriebsarten.
Um eine höhere Frequenzkonstanz zu erzielen, muss der Oszillator des Transceivers noch stabiler werden. Das geschieht, indem dieser an eine externe Referenzquelle angebunden wird, die eine noch höhere Präzision und Konstanz hat. Standard ist 10 MHz und die Referenz kann zum Beispiel aus einem Atom-Normal (Rubidium) oder aus dem GPS-Netz oder vom Zeitsender DCF77stammen. Auch ein OCXO, ein "Quarzofen" ist eine Möglichkeit. Noch genauer wäre eine Cäsium-Fontäne, aber diese Atomuhr ist so schweineteuer, dass sie sich nur Warren Buffet leisten kann.
Aber ein GPS-Modul, das die Navigations-Satelliten empfängt und daraus ein hochstabiles 10 MHz-Signal "zieht", kann sich jeder OM leisten.

Doch die meisten Transceiver haben keinen 10 MHz-Eingang und der interne Oszi, bzw. TCXO benutzt eine krumme Frequenz.

(Ingschenöre bitte wieder lesen)

VK3HZ bietet nun einen universellen Referenzoszillator an, der sich in jeden Transceiver einbauen lässt. Damit erhält der TRX einen 10 MHz Eingang und kann an ein externes Referenzsignal angebunden werden.
Zum Beispiel der IC-910, IC-9100 oder der altbewährte IC-706. Aber auch der TS-2000 von Kenwood oder der FT-847 von Yaesu. VK3HZ liefert dazu detaillierte Einbauanleitungen. Hier als Beispiel für den IC-910.



Dienstag, 14. April 2015

KO für 23 Euro/CHF



Die Dinger heißen heute nicht mehr KO, Kathodenstrahloszillografen, weil sie keine Kathodenstrahlröhren mehr haben, sondern schlicht Oszilloskope.
Doch nützlich sind sie mehr denn je. Neben einem Multimeter und einem SWR/PWR-Meter ein Teil, das in keiner Funkbude fehlen sollte.

Ja, eigentlich noch fast wichtiger als das Multimeter. Denn gewiefte Bastler lassen dieses gerne links liegen und messen mit dem Oszilloskop. Denn es zeigt nicht nur die Spannung (oder via Seriewiderstand auch den Strom), sondern auch, wie diese aussieht.

Oszilloskope waren früher teuer und sperrig. Heute sind sie billig und flach wie Flundern. Und sie können mehr als je zuvor. Meines kann speichern, rechnen, Frequenz, Zeit, Spannung direkt in Zahlen anzeigen und überhaupt viel mehr, als ich je brauchen werde (oben im Bild).

Alte Kathodenstrahloszillografen werden daher reihenweise ausgemustert. Man kann von sehr günstig bis gratis erwerben. Für den weniger betuchten Funkamateur eine gute Gelegenheit.

Wem die Dinger zu sperrig sind und wer trotz klammer Kasse ein modernes Scope haben möchte, der kann sich auch selbst eins bauen. Zum Beispiel dieses hier für 23 Franken/Euronen.

Einen Nachteil hat das Bausatz-Instrument jedoch: Es ist nur für NF geeignet. So kann man damit zum Beispiel nicht die Ausgangsleistung eines Senders messen, indem man das Scope an die 50 Ohm Dummyload klemmt und aus der angezeigten Spannung die Leistung ausrechnet.

Vorsicht! Angezeigt wird immer Upp (Das ist der Wert Spitze zu Spitze). Erst durch 2.88 dividiert, erhält man den benötigten Effektivwert der Spannung und kann dann mit der bekannten Leistungsformel P ausrechnen (Mein Scope rechnet das selbst aus). Eine bewährte Methode und oft genauer als das SWR/PWR-Meter.

Natürlich nur, wenn die Bandbreite des Scopes genügend groß ist. Achtung! Die angegebene Bandbreite bezieht sich auf -3dB. Für KW muss es also schon ein 60MHz oder 100MHz Oszi sein.

Wer noch nie mit einem Oszilloskop gearbeitet hat: hier ein Grundkurs zum Thema.

Sonntag, 12. April 2015

Mini Whip Aktivantenne - ein Versuch

    Die Mini Whip ist vermutlich die kleinste Aktiv-Antenne für Lang- bis Kurzwelle. Sie wurde vom holländischen Funkamateur Rohloff Baker PA0RDT entwickelt und wird von SWL und Funkamateuren als Empfangsantenne eingesetzt. Prominentestes Beispiel ist der SDR an der Universität Twente. Über diesen Empfänger, der das Spektrum von 0 bis 29.16 MHz empfängt, hören täglich Tausende von SWLs und Funkamateuren via Internet gleichzeitig auf verschiedenen Frequenzen und in verschiedenen Betriebsarten in den Aether. Und alle über die gleiche Mini Whip auf dem Dach des Gebäudes.

Ich habe schon viele Aktivantennen ausprobiert und im Garten steht auch eine ALA1530LF von Wellbrook, eine magnetische Aktivantene, die ich verwende, wenn der Empfang über die Sendeantenne kritisch wird. Manchmal hilft's, manchmal nicht - die Bilanz ist durchzogen.

Nun wollte ich einmal die berühmte Mini Whip ausprobieren. Bausätze oder fertige Antennen werden von verschiedenen Händlern angeboten und im Internet findet man unzählige Berichte zu dieser populären Empfangsantenne. Ich habe in der Bucht einen Printsatz bestellt. Die Komponenten dazu lieferte meine Bastelkiste. Meine Print kamen aus den USA und wurden von WA3IAC entworfen:


Der Print links ist die eigentliche Antenne. Das heißt, die freie Printfläche links wirkt als Antenne, rechts befindet sich die zugehörige Elektronik. Der kleine Print rechts ist die Weiche zur Fernspeisung. Die Antenne wird über das Koaxialkabel mit 12VDC versorgt.

Bestückt habe ich sie an einem Abend zwischen zwei CW QSO's ;-) Und so sehen meine bestückten Print aus:


Wie meistens, wenn das Material aus der Bastelkiste kommt, hat man nicht gerade die verlangten Komponenten zur Hand. Ich habe anstelle des Transistors 2N5109 einen 2N3866 eingesetzt und anstelle der 470uH Drosseln 1mH. Das sind die beiden dicken schwarzen Töpfe.

Die Mini Whip, mit ihrer winzig kleinen Antennenfläche, ist natürlich eine kapazitive Antenne mit einer sehr großen Impedanz. Diese wird mittels eines FET heruntertransformiert, und das schwache Signal wird dann durch einen nachfolgenden NPN HF-Transistor verstärkt. Eine solche Antenne nimmt praktisch nur die elektrische Feldkomponente der elektromagnetischen Wellen auf.

Das kann ein Vorteil sein - magnetische Störungen aus der Umgebung werden kaum empfangen - aber auch ein Nachteil: Elektrische Störfelder nimmt sie bevorzugt auf. Dies im Gegensatz zu den aktiven Loopantennen wie die erwähnte Wellbrook. Bei denen ist es gerade umgekehrt.

Am meisten Erfolg hat man mit der Mini-Whip, wenn sie möglichst weit weg vom häuslichen Störnebel platziert wird.

Für einen ersten Versuch habe ich sie an eine Angelrute geklebt und durch das Dachfenster geschoben:


Erstaunlicherweise war damit das Signal etwas stärker als von der Wellbrook unten im Garten. Aber auf KW waren die Resultate nicht berauschend. Besonders auf 160 und 80m war der Geräuschpegel vom China-Schrott aus dem Haus noch sehr hoch. Doch von der Mittelwelle an nach unten, begann die Mini Whip ihre Qualitäten auszuspielen. Der Langwellenempfang war fantastisch und als ich sie direkt an den Mikrofoneingang meines Notebooks anschloss, konnte ich mit dem SAQ-Programm, das ich hier vorgestellt habe, Signale bis in den kHz-Bereich hinunter empfangen, die ich bisher nicht hören konnte, auch nicht mit meiner Langdraht am PC. So sah das Spektrum von 0 bis 22 KHz aus:


Eine Mini Whip in Kombination mit dem PC dürfte also ideal sein, um die sporadischen Aussendungen von SAQ auf 17.2 kHz zum empfangen. Die Signale im kHz Bereich sind wahrscheinlich Netz-Steuersignale. Diese werden vom EW zwar auf das Stromnetz eingespeist, aber von diesem eben auch abgestrahlt. Dabei können sie recht große Distanzen überbrücken. Bekannt ist zum Beispiel, dass hierzulande die Netz-Steuersignale aus Italien empfangen werden.

Als nächster Versuch werde ich mal mit dem FT-817 und der Mini Whip durch die nähere Umgebung streifen, um einen optimalen Standort zu finden. Die Antenne ist ein Keeper und ich werde sie fix installieren, wenn ich sie in ein Gehäuse verpackt und Lust darauf habe, ein weiteres Koaxkabel im Garten zu vergraben.

Dabei werde ich auch nach einigen Meter Koax eine Mantellwellensperre einbauen. Denn auch die Mini Whip ist - wie alle Antennen - ein Dipol. Das Gegenstück zur Printfläche ist der Mantel des Koaxialkabels. Ein bisschen davon muss man der Antenne also lassen ;-) Aber es gilt zu verhindern, dass Störungen aus dem Haus zur Antenne verschleppt werden.

Samstag, 11. April 2015

Ein Transceiver für weniger als 5 Euro:


Pixie heißt ein Transceiver-Bausatz, der zurzeit auf dem Internet angeboten wird. Er kann CW im 40m Band und liefert so um ein Watt HF. Hier ein Screenshot dieses famosen Teils:

Betrachtet man das Schema, wird einem rasch klar, dass der Pixie nur etwas für hartgesottene QRPeter ist:


Der Transistor Q1 spielt den Oszillator, Q2 hat eine Doppelrolle als Sendeverstärker und Empfangsmischer und für die Verstärkung der NF sorgt der venerable IC LM386. Ein dreipoliges Tiefpassfilter soll für die Harmonischen genügen und eine Vorselektion für den Empfänger sucht man vergebens. Der RX wird nicht sehr empfindlich sein, trotzdem wird man mit diesem Teil funken können, in günstigen Fällen sogar von Pixie zu Pixie quer durch Europa. 
In China heißt er übrigens Schuh.

Doch jetzt kommt der Clou! Dieser Bausatz wird von verschiedenen Händlern angeboten. Dieser hier will dafür nicht 4 Franken, sondern sage und schreibe 40 Euronen. Notabene ohne BNC Buchse.

Den Pixie haben übrigens nicht die Chinesen erfunden, sondern im Jahre 1982 George Burt GM3OXX. Damals hatte er noch fünf Transistoren, lieferte 2.5 Watt und hieß Foxx.
Oleg Borodin RV3GM vereinfachte darauf die Schaltung zum "Micro 80" und schließlich brachte WA6BOY den Transceiver in die heutige Form, indem er den Transistor für die NF Verstärkung durch den LM386 ersetzte.

Natürlich fehlt dem Pixie oder Pixie2, wie er auch genannt wird, eine Schaltung für ein Paddle. Der mutige OM muss also eine Klopftaste bemühen. Auch empfiehlt es sich, einen Kopfhörer zu benutzen. Die Gesamtverstärkung im Empfangszweig ist für schwächere Signale ungenügend.

Wer etwas mehr Geld in der Portokasse hat und weniger masochistisch veranlagt ist, der greift lieber zum Frog Sounds, der ebenfalls von mehreren Händlern aus China angeboten wird. Die Schaltung hat zwar auch keinen Morsegenerator für ein Paddle, ist aber komfortabler mit einem empfindlicheren Empfänger und mit einem zusätzlichen Quarz zur Vorselektion. Zudem hat der zweistufige TX die doppelte bis dreifache Leistung. Da wird schon eher ein Schuh draus:


Wie im Schema zu sehen ist, hat der Frog Sounds, der auch als Forty-9er verkauft wird, einen NE602 als Mischer/Oszillator. Eine in QRP-Schaltungen bewährte integrierte Schaltung. Zudem sorgt ein Vierfach Nand-Gatter 74HC00 für einen Mithörton.



Frog Sounds gibt es schon ab 10 Dollar, free shipping. Wer in der Bucht taucht, wird diese Perle finden. 

Freitag, 10. April 2015

Die Herstellung von Lötsauglitze


Wer lötet, muss zuweilen auch entlöten. Am besten eignet sich dazu Lötsauglitze, in der Bucht auch unter "Solder Wick" zu finden. Oft sind die kleinen Spulen mit dem bisschen Litze teuer oder von schlechter Qualität. Doch wirklich penibel ist der Umstand, dass man breite Litze für große Lötstellen kaum findet. Mein letztes Stück 6 mm breite Lötsauglitze hatte ich kürzlich aufgebraucht und so musste ich mich nach einer Alternative umsehen.

Wieso Lötsauglitze nicht selber machen? Das Prinzip ist einfach und ein ideales Projekt für den OV-Abend. Es braucht dazu jede Menge Koaxialkabelreste, von dick bis dünn, einen Viertelliter Spiritus, ein Gefäß, alte Zeitungen, Abisolierwerkzeug und als Wichtigstes: ein Stück reines Kolophonium.

Musikern mit Streichinstrumenten ist dieser Stoff wohlbekannt. Sie behandeln die Saiten ihrer Instrumente damit. Er wird aus dem Harz von Koniferen gewonnen und ist auch ein ausgezeichnetes Flussmittel in der Löttechnik. In seiner reinen Form, unversetzt mit chemischen Zusätzen, wird Kolophonium auch als Räucherwerk geschätzt.

Der "Fabrikationsprozess" ist denkbar einfach: Ein Kolophonium-Stück von 100 Gramm in einem Viertelliter Brennsprit aufgelöst, reicht für den Lebensbedarf eines ganzen Amateurfunk-Ortsverbandes. Mindestens sechs Stunden vor dem OV-Abend sollte das Kolophonium in den Spiritus gegeben werden, damit er genügend Zeit hat, sich aufzulösen.

Nachdem aus den Koaxresten die Abschirmlitze gewonnen wurde, wird diese kurz in die Lösung getaucht und dann auf dem Zeitungspapier zum trocknen ausgelegt. Sobald der Spiritus verdunstet ist, ist die Lötsauglitze fertig.

Oben im Bild sind zwei Kolophoniumbarren à je 100 Gramm zu sehen (das Harz ist sehr leicht), links die angesetzte Lösung und davor einige Koaxreste. Vorne im Bild das fertige Produkt. Es funktioniert mindestens so gut wie gekaufte Ware und duftet beim Entlöten angenehm. Die Kolophoniumreste müssen nach dem Löten/entlösten nicht unbedingt entfernt werden. Sie schaden den Lötstellen nicht und bilden sogar einen Schutzfilm.

PS. Ich habe das Kolophonium hier gekauft 

Donnerstag, 9. April 2015

Anton bekommt einen Korb vom DARC



Gestern ist etwas passiert, mit dem ich nicht gerechnet hatte:

Der DARC hat mir einen Korb gegeben. Nein, keinen Geschenkkorb wie man ihn zu einem Jubiläum bekommt. Mein Antrag auf Mitgliedschaft wurde abgelehnt. Die Absage war kurz und bündig, um nicht zu sagen schroff und für mein Empfinden ziemlich unhöflich:
Guten Tag Herr Bärtschi,
hiermit teilt Ihnen die Geschäftsstelle mit, dass Ihre Aufnahme gemäß § 5 der Vereinssatzung durch den Vorstand nicht beschlossen wurde, Sie also somit kein Mitglied im DARC e.V. werden können. Bei Fragen wenden Sie bitte direkt an: ............................

Ich bin baff. Dabei wurde ich erst letzte Woche beim DARC sehr zuvorkommend und freundlich empfangen und alles schien in bester Ordnung zu sein. Das hat sich dann auch in meinem wohlwollenden Blog-Kommentar widergespiegelt.

Nun rätsle ich darüber, was da passiert sein könnte. Hätte ich mich um eine Stelle beworben, könnte ich die Absage gut verstehen. Allerdings wäre sie dann wohl anders formuliert worden. Zum Beispiel so:
Guten Tag Herr Bärtschi
Vielen Dank für Ihre Bewerbung auf eine Mitgliedschaft beim DARC. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihrem Antrag nicht stattgeben können. Sie erfüllen nicht in allen Punkten unsere Anforderungen an Kandidaten aus Nicht-EU-Staaten.  
Wir bedauern, Ihnen keinen besseren Bescheid geben zu können und wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg und Befriedigung mit Ihrem Hobby. Sollten Sie Fragen zu unserem Auswahlverfahren haben, gibt Ihnen Herr XY gerne Auskunft.
Aber ich habe mich ja nicht um eine Stelle beim DARC beworben, sondern wollte bloß die CQ-DL abonnieren.
Natürlich würde ich auch den DARC managen, wenn man mich fragen würde. Sogar ehrenamtlich, denn Zeit und Geld habe ich genug. Und entsprechende (internationale) Erfahrung bringe ich auch mit. An Ideen würde es ebenfalls nicht fehlen. Abspecken des Verwaltungsapparates ist eine, Verflachung der Hierarchie und Einführung von Basisdemokratie eine andere. 96 Euronen als Mitgliederbeitrag scheinen mir bei diesem Leistungsangebot - das vermutlich nur von wenigen Mitgliedern ausgeschöpft wird - zuviel. Sollte sich der DARC finanziell nicht völlig vergaloppiert haben, was ich annehme, wäre ein vernünftiges Ziel m.E. 75 Euro. Ein Pannendienst wie beim ADAC wird ja nicht angeboten. Im Wesentlichen geht es um die CQ-DL, die notabene von den Autoren getragen wird, und den QSL-Service. Die DARC Email-Adresse ist Pipifax und auch das Bisschen Behördenkontakt und PR sollte man nicht überbewerten.  

Natürlich mache ich mir keine Illusionen :-)
Aber wundern tue ich mich schon. Diese Absage war alles andere als souverän.


Nachtrag: Vielen Dank für die vielen Zuschriften und Angebote und nein, es handelt sich nicht um einen verspäteten Aprilscherz!