Freitag, 26. Mai 2017

Im Irrgarten der Kondensatoren

Wer selbst baut, braucht Kondensatoren. Oft fördert ein tiefer Griff in die Junk Box das benötigte Teil ans Licht der Sparlampe - andernfalls bestellt der OM im Web. Entweder beim Distributor seines Vertrauens oder mit der Hoffnung auf ein Schnäppchen bei Ebay.

Kürzlich habe ich dort ein paar Elkos gefunden, die genau meinen Vorstellungen entsprachen: 1000uF, 250V, tiefer ESR, und erst noch von Rubycon, einem der Top-Hersteller. Natürlich aus dem Land der Morgenröte, Free Shipping, versteht sich.



Erst als die Kondensatoren auf meinem Basteltisch landeten, fiel mir ein "winziges" Detail auf dem Datenblatt auf: Der Typ auf meinem Tisch kam darin nicht vor!
Rubycon fertigt diesen Kondensator (USR) nur in 85 Grad Ausführung und nicht in 105 Grad, wie ich sie erhalten hatte. Und so fügte sich ein weiteres chinesisches Rätsel an die vielen anderen, die noch auf eine Lösung harren.

Eins dieser Rätsel habe ich aber in der Zwischenzeit lösen können: Was ist ein CBB-Kondensator?

Die Palette an Folienkondensatoren scheint für den Laien unübersichtlich und es gibt ein Wirrwar von Bezeichnungen. Dabei sind für den OM nur drei Typen von Relevanz (Achtung! Stark vereinfacht):

1. Die Polyester-Kondensatoren, kompakte Massenware für wenig anspruchsvolle Aufgaben. Meistens sind sie mit MKS bezeichnet. Sie vertragen Frequenzen oberhalb des Audiobereichs schlecht.



2. Die Polypropylen-Kondensatoren für anspruchsvolle Aufgaben u.a. als Entstörkondensatoren (X2) und - für OM wichtig - in höheren Frequenzen brauchbar (LW/MW). Sie sind meist mit MKP markiert und tragen oft auch die Bezeichnung X2.



3. Polystyrol-Kondensatoren für Filteranwendungen bis in den KW-Bereich. Die Old Timer unter den OM kennen sie unter dem Namen Styroflex. KS wird manchmal als Bezeichnung benutzt.



Aber die meisten kennt man wegen ihrer typischen Erscheinung:


Sie sind sehr temperaturstabil aber sie vertragen Wärme schlecht. Beim Löten ist deshalb Vorsicht angebracht. Styroflex-Kondensatoren werden heute nicht mehr hergestellt, sie wurden durch keramische NPO-Kondensatoren substituiert. Aber es gibt noch Unmengen von NOS (New Old Stock).

Doch zurück zum chinesischen Rätsel: Die Chinesen haben für Folienkondensatoren eigene Bezeichnungen und eine eigene Norm. Darüber etwas in den Tiefen des Internets zu finden, ist nicht einfach. Doch chinesische Folienkondensatoren gibt es wie Sand am Meer, wie ein Streifzug auf Ebay zeigt. Im wesentlichen gibt es zwei Sorten: Die billigen Grünen und die Rostroten.


Die Grünen sind nichts anderes als Polyester-Kondensatoren (MKS). Während westliche Fabrikanten wie WIMO ihre Kondensatoren in kleinen Kunststoffboxen eingießen, taucht man in Fernost den Folienwickel einfach in ein Harz. Dabei scheinen alle das gleiche Grün zu gebrauchen ;-) aber vielleicht stammen alle einfach aus derselben Fabrik? Aufgedruckt ist oft nur der Kapazitätswert, alles andere darf man erraten.

Die Rostroten, die in seltenen Fällen auch mal blau sein können, tragen die Bezeichnung CBB21 oder CBB22. CBB steht im fernen Osten für Polypropylen-Kondensatoren, also das Äquivalent unseres MKP. Sie sind bei gleicher Kapazität und Spannung etwas grösser und natürlich auch teurer als die grünen Polyester-Kondensatoren. Man findet sie u.a. in Netzteilen aus Fernost als Störschutzkondensatoren. Für Lang- und Mittelwellen Fans sind sie besonders interessant.



Alle Folienkondensatoren unbekannter Art habe ich inzwischen aus meiner Bastelkiste verbannt. Drei Sorten genügen mir vollkommen. Im Alter muss man einiges vereinfachen ;-)

OT
Wisst ihr was ein Googol oder gar ein Googolplex ist? Es ist etwas, das wir uns kaum vorstellen können:


Und ja: Googol hat sehr wohl etwas mit Google zu tun. Es ist der Ursprung für den Namen der Suchmaschine.


Montag, 22. Mai 2017

Da vergeht einem Hören und Sehen





Mathias versucht immer noch seiner Waschmaschine das Senden auszutreiben:

Guten Tag liebe Funkfreunde,

heute war die Bundesnetzagentur im Haus.
Aus meiner Einladung zum Kaffee wurde ein dreistündiges Intermezzo bei bestem Sommerwetter:-)
Gemessen wurde meine neue Waschmaschine.
Leider waren bei einem BNETZA Messgerät der Akku leer, zudem ein Messkopf defekt.
So konnten nicht alle Parameter erfasst werden.
Die Grenzwerte sind leider zu hoch, für uns Funkamateure somit tödlich.
Miele schaltet leider auf Stur, nicht sehr kundenorientiert.

Somit jetzt mein erstes youtube-Video:-)

Viel Spaß beim Hören und Sehen...

vy73s de Mathias, DK4BM


Danke lieber Mathias. Spaß klingt anders - da vergeht einem Hören und Sehen!

Donnerstag, 18. Mai 2017

Perlen für jeden Geschmack



Bei meinem letzten Streifzug durch die Tiefen der Matrix des Webs habe ich allerlei Interessantes gefunden. Fangen wir doch mal beim Gleichstrom an und arbeiten uns dann hoch durch die Langwellen bis in den UHF-Bereich.

Wer ein Gerät aus China kauft, bekommt in der Regel kein Schema dazu. Manchmal gibt es zu einem Bausatz aus dem Reich der Mitte nicht mal eine Anleitung.
Kürzlich habe ich zwei ausrangierte 12 Volt Netzteile seziert. Ein 33 und ein 50 Ampère. Zwei Billignetzteile, wie sie auch heute noch für eine Handvoll Dollar angeboten werden.

Beide sind nach dem gleichen Muster gestrickt. Nämlich nach diesem hier. Dabei sind mir verschiedene Dinge aufgefallen. So unter anderem: Die Umschaltung von 220 auf 110 Volt geschieht, indem bei 110 Volt-Betrieb auf Spannungsverdopplung umgestellt wird. Daher haben diese Teile zwei Elkos und nicht nur einen nach dem Gleichrichter.
Die Drosseln am Ausgang, die den hohen DC-Strom verkraften müssen, ohne viel Spannungsabfall zu erzeugen, wurden mit vier parallelen Drähten bewickelt, anstatt mit einem einzigen dicken. Die Platinen wurden von Hand bestückt und dann auf der Lötwelle gelötet. Beim Älteren der beiden noch einigermaßen ordentlich, beim Neueren schludrig, mit schief stehenden Komponenten und mit Verdacht auf kalte Lötstellen. Wie es wohl in heutigen Netzteilen aussieht?
Im Gegensatz zu Industrie-Netzteilen - wie dem Meanwell, das ich hier beschrieben habe - befinden sich der 220V Eingang und der DC-Ausgang auf der gleichen Seite der Platine. Die Leiterbahnen der beiden Spannungen kommen sich dabei zum Teil gefährlich nahe.
Der Unterschied zwischen dem 33A und dem 50A NT liegt übrigens nur in der höheren Schaltfrequenz. Darum ist beim 50er auch der Trafo kleiner!

Gleich über den Schaltfrequenzen dieser Netzteile liegt unser Langwellenband. Auf den ersten Blick eine Domäne für Nostalgiefunker. Auf den zweiten jedoch ein Experimentierfeld für schmalbandige, digitale Betriebsarten und eine Herausforderung für Konstrukteure. Bei 2200m Wellenlänge sind unsere Amateurfunkantennen im Normalfall winzig klein. Die zugelassenen 1W EIRP sind daher nur durch dicke Endstufen zu erreichen. Wer bei diesem Unterfangen nicht ganz bei Null anfangen möchte, sollte sich diese Leiterplatte mal anschauen. Sie kostet 30 Euronen und lässt sich auch für unsere 630m-Mittelwellenband verwenden. Bei entsprechender Bestückung liefert sie gute 500 Watt HF bei exzellentem Wirkungsgrad.

Bleibt dann noch das Antennenproblem. Da kann ich die LF-MF Antenna Notes von Rudy Severns N6LF empfehlen. Er behandelt in sechs ausführlichen Kapiteln alle Aspekte des Lang- und Mittelwellen Antennenbaus.

Weiter geht's zu den kurzen Wellen. Die Bedingungen sind z.Z. ja nicht besonders gut und werden in den nächsten Jahren noch schlechter werden. Alles drängt in die längeren Bänder. 40m ist Trump und natürlich auch die geriatrische Klinik des Amateurfunks - das 80m Band. Eine gute Antenne  kann sich da lohnen. Für die, die immer noch am Balun herumrätseln, hier der DL0WH Work Shop, der dazu kaum eine Frage offen lässt.

Auch wer vor den schlechten Bedingungen auf den höheren KW-Bändern in noch höhere Gefilde flieht, braucht eine gute Antenne. Doch bei der Vielzahl an VHF und UHF Bändern kann nicht jeder Alu-Tannenbaum vor den Augen der Nachbarn bestehen. Gerne behilft sich da der OM mit einem "Blindenstock". Fürs nächste Relais reicht das allemal. Wer weiter als über den eigenen Horizont hinaus funken möchte, braucht aber einen Beam. Vorzugsweise horizontal polarisiert, sonst wird das nix mit SSB.
Wie wär's zum Beispiel mit einer 1.6m langen Logper-Antenne, die alle Bänder von 2m bis 23cm abdeckt? Oder mit einer Variante für 6m/4m/2m und 70cm, wenn das 23cm nicht von Interesse ist?

Je höher die Frequenz, desto mehr spielt die Frequenzgenauigkeit eine Rolle. Sonst passiert das, was im Eheleben oft geschieht: man redet aneinander vorbei. Am besten, man holt sich die Referenzfrequenz aus den GPS-Satelliten. Die haben bekanntlich Atomuhren an Bord. Dieser Kit liefert ein atomgenaues Signal - wählbar zwischen 450Hz und 800MHz und kostet nicht alle Welt.

So, jetzt muss ich wieder in die Küche. Für mich ein weiteres, wichtiges Experimentierfeld auf dem es noch viel zu lernen und zu erforschen gibt ;-)







Sonntag, 14. Mai 2017

Nadeln im All



Der Weltraum um die Erde gleicht einer Müllhalde. Immer mehr Weltraumschrott gefährdet die Raumfahrt. Denn schon winzige Teile können bei hohen Geschwindigkeiten die Hüllen von Raumschiffen durchschlagen.
Doch nicht aller Schrott dort draußen stammt aus jüngerer Zeit.
1963 kamen die US-Streitkräfte auf die Idee, 480 Millionen kleine Kupferdrähte ins All zu schießen.
Sie waren als Dipole für eine Frequenz von 8 GHz bemessen und sollten rund um die Erde einen Reflektor bilden.
Die Idee schien genial: Mit einem 8 GHz Reflektor in 3500 bis 3800km Höhe würde man nicht mehr auf die launische Ionosphäre angewiesen sein und jederzeit eine sichere Verbindung herstellen können.
Doch das funktionierte nur während kurzer Zeit. Als die Dipole weiter auseinander trieben wurde der künstliche Reflektor zu schwach. Zudem verklumpten viele Drähte zu Haufen und wurden so nutzlos.

Natürlich liefen auch die Astronomen Sturm gegen dieses Projekt, das "West-Ford" genannt wurde. Die Entwicklung in der Satelliten-Technik und internationale Proteste gaben dem Projekt den Rest und es wurde schließlich eingestellt. Glücklicherweise - denn hätte man den nahen Weltraum weiter mit Kupferdipolen "gefüllt", wäre vielleicht eine Raumfahrt, wie wir sie heute kennen, unmöglich geworden.  

Bild: Mein erster Empfänger, mit dem ich nächtelang in den Aether gelauscht habe - ein Marconi CR300.

Dienstag, 9. Mai 2017

100 Watt auf Langwelle mit dem IC-7300



Der IC-7300 ist nicht nur ein guter Mittel- und Langwellenempfänger, er sendet auch auf diesen Bändern, wenn man die entsprechende Modifikation vorgenommen hat. Im 630m Band (472 - 479 kHz) kommen immerhin zirka 20 Watt raus. In WSPR und JT65 reicht das für Europa-Verbindungen.
Doch auf Langwelle (135.7 - 137.8 kHz) ist das Signal aus dem Icom nur noch hauchdünn. Auch wenn man die Leistung voll aufgedreht hat (100%), sind es nicht mehr als -10dBm - also ganze 100 Mikrowatt. Zudem liefert der Icom auch kaum gedämpfte Oberwellen gratis mit.
Angst um seinen IC-7300 muss man dabei aber nicht haben. Auch wenn der Leistungsregler bei 136 kHz auf 100% steht, fließen in der Endstufe nur die Ruheströme.

Zwar habe ich einen 1kW-TX für Langwelle im Keller, den wir bei der Operation HE3OM gebraucht haben, doch der kann nur CW - normal und QRSS. Würde es gelingen, das winzige Signal des IC-7300 zu verstärken, würden mir alle digitalen Betriebsarten offen stehen.

Deshalb habe ich ein altes Brotbrett zersägt um eine Breadboard-Schaltung zu bauen. Ziel waren 100 Watt Sendeleistung auf 137 kHz bei 13.5V Speisung.

von 100 Mikrowatt auf 100 Watt bedeuten 60 dB Verstärkung. Mindestens, denn die Verluste der Filter und Fehlanpassungen (man ist ja Amateur und kein Profi) müssen auch berücksichtigt werden. Zudem kann etwas Reserve nicht schaden. 70 dB Gesamtverstärkung ist daher realistisch.

Das ist viel und stellt hohe Anforderungen an die Entkopplung der Speisung. Ein Kondensator zuwenig oder am falschen Ort und das Teil schwingt. Da lohnt es sich, nicht am falschen Ort zu sparen und nach dem Prinzip "lieber zuviel als zuwenig" vorzugehen. Entkopplungskondensatoren auf der Speisung setzt man am besten im Dreierpack ein: Ein Elko, ein Folienkondensator und ein Kerko parallel. Damit hat man den ganzen Frequenzbereich im Sack ;-)

Nach dem Umschaltrelais für Senden und Empfang gelangt das Signal des IC-7300 zuerst auf ein Tiefpassfilter um die mitgelieferten Oberwellen loszuwerden. Wie beim gesamten Experiment, habe ich genommen, was die Bastelkiste zu bieten hatte: zwei 68uH SMD-Induktivitäten mit zwei 30nF und einem 47nF Kondensator geben ein passables TPF fünfter Ordnung. Die 30nF bestehen dabei aus drei parallel geschalteten 10nF Kondensatoren. Am besten verwendet man nur X7R oder noch besser NP0 Kerkos oder Folienkondensatoren für diesen Job. Z5U oder Y5V sind nicht stabil genug.



Der darauf folgende Treiber besteht aus zwei Stufen: einem npn Darlington Transistor BD679 und einem MOSFET IRF510:






Bis zu 1uF wurden Folienkondensatoren verwendet. MKS sind hier noch ok, in der PA müssen es aber schon MKP sein, wenn die Hütte nicht plötzlich brennen soll. Die Drossel habe ich auf einen unbekannten Ferrit Ringkern aus der Bastelkiste gewickelt.
Erste Versuche mit einer einfachen BIAS-Schaltung für den FET - inspiriert aus den Tiefen des Internets - gingen prompt in die Hosen. Der Verstärker begann nach Lust und Laune auf der ersten Subharmonischen zu schwingen.
Der IRF510 hat in dieser Schaltung ungefähr 50 Ohm Ausgangsimpedanz. Ein Trafo ist deshalb nicht notwendig und man kann direkt in das nächste Tiefpassfilter einsteigen. Ich habe es ähnlich aufgebaut wie das erste.
Die Ausgangsimpedanz von Transistorendstufen kann man übrigens folgendermaßen abschätzen:

  Nachdem wiederum ein Tiefpassfilter für die "fünfte Ordnung" gesorgt hat, geht's zum Pièce de résistance: Die Endstufe wurde großzügig dimensioniert, mit zwei IRFP264 und einem CPU-Kühler aus Kupfer. Ein Lüfter sorgt für den notwendigen Durchzug, damit auch längere WSPR-Sendungen cool bleiben:




























Bis und mit 4.7uF wurden MKP-Folienkondensatoren eingesetzt. Bei einem ersten Versuch machte die Endstufe ab 50W nicht mehr mit, wurde unstabil und hängte sich auf. Durch den großzügigen Einsatz von weiteren Kondensatoren an neuralgischen Punkten der Speiseleitung konnte das Problem aber behoben werden.
Kapazitive oder induktive Kopplung war dagegen kein Problem und so konnte auf Abschirmungen verzichtet werden. Alle drei Transformatoren wurden auf Epcos Toroide mit dem Material N30 gewickelt. Die Kerngrösse wurde durch den Inhalt der Bastelkiste und den Kupferdraht bestimmt (2mm Durchmesser). Die Kerne werden auch bei Dauerbetrieb mit 100W nicht einmal handwarm.

Wenn man schon mal 100W hat, reut einem jedes Watt, das man im letzten Tiefpassfilter verliert. Darum habe ich mir da etwas mehr Mühe gegeben. Die Spulen wurden auf T200-2 (rot) mit Trafodraht von 1mm Durchmesser gewickelt und die Kapazitäten aus der Kiste mit den russischen Glimmerkondensatoren bedient:


Nun muss ich noch das Breadboard "aufräumen", die beim Löten angebrannten Komponenten ersetzen und die kalten Stellen nachlöten. Dann steht einer ersten WSPR-Sendung auf Langwelle nichts mehr im Wege.

Die Sende-Empfangsumschaltung ist auch schon parat. Ein Sequenzer wäre purer Luxus. Hier meine Holzhammer-Methode. Auch wieder mit einem Darlington Transistor, diesmal die pnp-Version:


Nachtrag 22.5.2017
Der Eingangstrafo der PA wurde auf 8 Windungen zu 8 Windungen geändert und auf einen Doppellochkern gewickelt (BN-43-3312). Damit wird die Anpassung verbessert und die Sendeleistung steigt noch etwas an (aktuell 110W). Die Windungszahl der bifilaren Speisedrossel der PA wurde auf 5 Windungen reduziert. Damit kann ein kleinerer N30-Kern verwendet werden. Der Sender hat inzwischen etwa 10 Stunden WSPR klaglos überstanden und auch ein paar mal schlechtes SWR verdaut ;-)

Freitag, 5. Mai 2017

Schrott aus Fernost

In China gibt es kaum etwas, das nicht kopiert wird. Eier zum Beispiel. Auch wenn die Künstlichen nur wenige Cent günstiger als die von echten Hühner sind: Dank dem Skaleneffekt (economies of scale) kommt gleichwohl eine hübsche Summe zusammen. Zudem sind Menschen produktiver als Hühner: eine einzelne Person produziert ca. 1500 Fake-Eier pro Tag. Hier ein Link, der zeigt, wie diese künstlichen Eier gemacht werden und wie man sie von echten unterscheiden kann. Doch das ist noch nicht alles.
Im folgenden Video wird gezeigt, wie künstlicher Kohl gemacht wird:


Auch der Reis wird nicht von den Kopisten verschont. Im folgenden Video wird aus Plastikabfall Reis gemacht. Eine besonders fiese Art "Recycling":


Es gibt nichts, was nicht kopiert, gefälscht oder manipuliert wird. Oft mit fatalen Folgen für die Konsumenten.  Ob die oben aufgeführten Beispiele von Fake-Nahrungsmitteln der Wirklichkeit entsprechen, wird von vielen bezweifelt. Vielleicht sind das Fake-Meldungen von Fakes.

Doch bei der Elektronik kann ich aus eigener Erfahrung berichten.

Wer oft auf Ebay und Konsorten aus Fernost bestellt, kommt früher oder später unweigerlich in Kontakt mit Fake-Waren aus Asien. Und manchmal rutscht sogar einem seriösen Distributor in Europa etwas durch die Eingangskontrolle.

Dabei gibt es unterschiedliche Grade von Fake-Waren: Vieles wird einfach kopiert und funktioniert wie das Original. Nur weniger gut und mit reduzierter Lebensdauer wegen eingesparten oder qualitativ minderwertigen Komponenten. Wie zum Beispiel bei diesem Ladegerät:


Aber auch bei einzelnen Komponenten wird beschissen, was das Zeug hält: Schlimm ist es bei den Akkus. Li Ion-Akkus aus Fernost sind eine Lotterie. Aus eigener Erfahrung schätze ich die "Gewinnchancen" auf etwa 50:50.  Hier ein Video wie gute von schlechten Akkus unterschieden werden können. Leider funktioniert diese Methode erst nach dem Kauf:



das folgende Video zeigt den Grad der Kreativität der Fake-Akku Hersteller:


Nicht weniger schlimm ist es bei anderen Komponenten. Halbleiter sind auch ein beliebtes Fälschungs-Objekt: Die Original-Beschriftung wird abgeschliffen und dann wird das Teil neu bedruckt oder graviert. Natürlich mit der Bezeichnung eines teureren Teils. So wird aus einem einfachen NF-Halbleiter zum Beispiel ein begehrter HF-Leistungstransistor für eine CB-Funke.

Viele Fake-Hersteller machen sich aber nicht nur am Äußeren zu schaffen. Immer wieder trifft man auf Transistoren oder integrierte Schaltungen mit einem faschen (minderwertigen) Chip:


Es gibt also für jeden etwas. Auch Kopisten ohne High-Tech Equipment finden in Asien ihre Nische. Wieso nicht einen Fake-Transformator. Dann entfällt das lästige Wickeln und Kupfer kann man so auch noch sparen:


Auch Elkos sind ein beliebtes Sujet, wie folgendes Video zeigt:


Auch mich hat es damit wieder einmal erwischt. Allerdings nicht auf diese offensichtliche Art. Ich hatte vier Elkos 1000uF/250V bestellt. Das Quartett trudelte außergewöhnlich rasch bei mir ein und da ich eine bekannte Marke (Rubycon) bestellt hatte, hielt sich mein Misstrauen in Grenzen.
Aber als gebranntes Kind mache ich immer eine Eingangskontrolle, wenn Sonja, die Pöstlerin, die exotischen Päckchen bringt.
Und siehe da: Die Elkos waren allesamt außer Toleranz: entweder hatten sie zuwenig Kapazität oder der ESR war zu hoch. Ein typisches Fake-Produkt?
Nicht unbedingt. Denn auf Ebay und Konsorten trifft man oft auf eine weitere Art von Elektronikschrott: Auf Ausschussware.
Elkos herstellen ist keine einfache Sache und manchmal geht ein ganzer Batch in die Hose. Dazu gibt es in der Fabrik drei Behälter: einer für die Guten, einer für die B-Ware, zwar außerhalb der Spezifikationen aber noch brauchbar und einer für den Abfall. Dreimal dürft ihr raten, wo die B-Ware landet: beim Ebay-Händler eures Misstrauens ;-)

Das nächste Mal bestelle ich lieber wieder bei Reichelt, Mouser oder Digikey etc., anstatt mich auf ein Ebay-Abenteuer einzulassen. Und bei Elkos sowieso nur von Premium-Herstellern wie Nichicon, ELNA, Nippon Chemi-Con oder Rubycon. Auch wenn die Kondensatorenseuche, über die ich hier berichtet hatte, schon lange vorbei ist.

Aber es gibt aus Fernost neben Fake und "Out of Spec" noch eine weitere Kategorie von Verdächtigen. Das sind die Rezyklierten. Ein ganzer "Industriezweig" lebt davon, Elektronikschrott zu zerlegen und Komponenten auszulöten. Bei den recycelten Halbleitern werden wohl die meisten noch gut sein, doch bei anderen Komponenten wie Elkos sieht es nicht zu toll aus. Die Vertragen die Hitze aus den Heißluftgebläsen und den Schmelzöfen weniger gut.

In meinem Fall waren es Transistoren des Typs 2N5109, wie sie zum Beispiel in der bekannten Mini Whip Aktivantenne eingesetzt werden. Leider waren die Gehäuse von einer Zange eingedrückt und die Anschlussdrähte nahe am Abbrechen.

Aber am schlimmsten ist wohl das "Recyclen" von Li Ionen Akkus. Denn in Fernost enstehen dabei nicht immer neue Akkus aus den separierten Grundmaterialien: Alte Akkus werden oft einfach neu verpackt (refurbished) und als neu verkauft. Kein Wunder, wenn daher der neue Akku im Laptop kaum besser läuft als der alte.  

Hier noch eine Zugabe. Hoffentlich habt ihr einen starken Magen und müsst nicht mit dem großen weißen Telefon sprechen, wie der freundliche Herr im Film:



Mittwoch, 3. Mai 2017

Leserpost

Post kommt oft. Leider kann ich nicht alle beantworten. Sonst bleibt mir keine Zeit mehr zum Funken, Basteln, Schreiben und Träumen. Hier die Gedanken, Erlebnisse und Beobachtungen einiger meiner Leser aus der letzten Zeit:

Erich, HB9FIH, ist mit seinem FT-991 auch nicht immer zufrieden:
Er wundert sich, wieso VFOA und B nur im Splitbetrieb Verwendung finden können und auch er hat, wie viele andere, Probleme mit den Digi-Modes. Zudem findet er den Klang des eingebauten Lautsprechers blechig.
Genau aus diesem Grund möchte ich in der nächsten Zeit einen externen Lautsprecher für diesen Transceiver bauen. Ich werde hier darüber berichten.

Über Umwege hat mich Norberts DL9NEI Einschätzung zum Betrieb auf dem 60m Band erreicht (Danke Ralf).
Sein Resumee aus 200+ QSOs:
90% JT65
5% CW
5% SSB
PSK31 macht nur einer (YL2GC)
RTTY macht nur einer (DK7UY)

Werner HI3WL macht mich auf die Seite CQ NRW aufmerksam und freut sich auf die neuen 65 Volt LDMOS um damit dicke Endstufen zu bauen. Die höhere Spannung scheint in der Tat einige Vorzüge zu haben.

Pascal HB9EXA hat sich einen RISEN RS918SSB alias mcHF bestellt. Notabene für 380$ inklusive Shipping. Er ist nicht der Erste, der dieses Risiko eingegangen ist:



Jürgen DL4KE macht mich auf diesen drahtlosen Feldstärkemesser aufmerksam. Das Teil funkt auf 433 MHz und ermöglicht damit eine unbestechliche Art, u.a. den mit Hühnerleiter gespeisten Dipol richtig abzustimmen.

Ludwig DH8WN hat einen Technologie-Sprung gemacht und ist vom FT-757 auf den IC-7300 umgestiegen. Er ist damit sehr zufrieden und betreibt ihn an einem V-Dipol mit zweimal 13m für alle Bänder von 80 bis 10m:

Seit 2 1/2 Wochen bin ich, für meine Verhältnisse viel, mit dem IC-7300 auf KW aktiv. Die Modulationsrapporte sind durchweg sehr positiv. Die Bedienung macht Freude. Das Handbuch habe ich nur selten benötigt. Mein "alter" Tuner kann PEP und Mittelwert anzeigen. Danach hat der TRX eine ordentliche Sprechleistung, mit moderater Kompression im Mittel so ca. 50 % vom PEP-Wert. Dabei merken die Gegenstationen meist nicht, dass die Kompression aktiv ist. Da bleibt für QRM und Contest noch Luft. Die Spektrumsanzeige nützt mir meistens sehr, ist manchmal aber auch deprimierend. Mir wird überdeutlich bewusst, wie zu und leer viele Bänder oft sind :-(

Mathias DK4BM hat mit einem Störer der besonderen Art zu kämpfen. Seine Miele Waschmaschine funkt:

heute war der Miele Kundendienst da.
Außer einer Öffnung der Maschine, einer VDE Überprüfung der Ableitströme und ein paar Versuchen mit Klappferriten gab es keine
Lösung.
Ich erinnere: Die Maschine verursacht ein Störspektrum mit Peaks von 3 MHz-5 MHz.
Die Kundendienstmonteure sind wie immer die letzten in der Kette, die den Sch... der Einsparmaßnahmen der Gier-Unternehmen ausbaden
dürfen.
Angefügt ein Bild, wie sich der Aufbau im Inneren darstellt: Unten rechts im Bodenbereich das Netzteil mit Frequenzumrichter für den
Antrieb.
Alles ungeschirmt ohne Blechgehäuse und nur zwei winzige Ferrite ab Werk zeigen den hoffnungslosen Versuch, das Schlimmste zu
verhindern.
So sieht es heute überall aus in den Haushaltsgeräten, leider eben auch bei Premium-Marken.
Ich werde also nun selbst tätig werden müssen.