Du darfst
keine Antenne bauen? Keinen Fahnenmast, da du zur Miete wohnst. Keinen Draht
zum nächsten Baum, weil der Hausmeister keine Drähte mag und der Mieter neben
dir zwar den ganzen Tag mit dem Handy telefoniert aber angeblich HF-sensibel
ist. Virtueller Funk per Internet findest du x%6@#.
Du hast kein
Geld um dir eine Remote-Station zu leisten und deine XYL möchte auch keine
Magnetic Loop auf dem Balkon oder in der Wohnung. Das einzige was dir bleibt,
ist deine Handfunke und der nächste Relaiskanal.
Dann habe
ich eine gute Nachricht für dich: Ab sofort darfst du auf Kurzwelle funken –
von zu Hause aus. So oft und soviel du möchtest. Denn du hast vermutlich eine
Antenne in deiner Nähe, die du noch nicht entdeckt hast.
„Ja, ich
weiss“, wirst du jetzt sagen. „Meine Dachrinne. Aber die ist an den
Blitzableiter angeschlossen und unten geerdet. Eine Modifikation wird der
Vermieter nicht zulassen.“
Das sind ja
schon mal gute Voraussetzungen! Alles was du jetzt brauchst ist eine Delta-Anpassung
und einen Tuner. Damit kannst du alles in eine Antenne verwandeln: Die
Dacheinfassung aus Metall, die Dachrinne, den Blitzableiter.
Schlecht isoliert?
Ist egal! Geerdet? Ist auch egal! Nicht resonant? Schnurzegal!
Mit der
Delta-Anpassung, im VHF-Bereich auch T-Anpassung, wird in der Regel ein Dipol an
die Speiseleitung angepasst. So wie hier:
Beachte
bitte, dass der Dipol keine Auftrennung aufweist. Auf den ersten Blick sieht es
also nach einem Kurzschluss aus. Ist es aber nicht, sagt EZNEC, das Programm
zur Antennensimulation.
Nun, das ist
Theorie. Beweisen kann man es nur durch den heuristischen Ansatz: Try and
Error :-)
Was bei
einem Halbwellen-Dipol funktioniert, funktioniert auch bei unsymmetrisch
gespeisten Dipolen – sogar wenn ein Ende geerdet ist. Und es funktioniert auch
bei so unübersichtlichen Gebilden wie Blitzableitern, die über das ganze Haus
mit allem und jedem verbunden und an allen vier Ecken geerdet sind.
„Ja, aber
wie kann ich das berechnen? Wie weit müssen in einem bestimmten Fall die Anschlusspunkte
auseinander liegen um eine Delta-Anpassung hinzukriegen?“, wirst du vielleicht
einwenden.
Natürlich
kann man das auf EZNEC simulieren und ich habe es auch getan. Das Resultat: In
den meisten Fällen wird ein Tuner mit den entstehenden Impedanzen fertig. Ein
Remote-Tuner wäre ideal, aber es tut‘s auch ein Tuner im Shack, wenn die
Zuleitung kurz ist.
Nun, wie
sieht das in der Praxis aus und wie gut funktioniert es? Ich habe das heute mal
ausprobiert:
Dachfenster
auf und mit je einem Meter Laborkabel und zwei Krokoklemmen den Blitzableiter
links und rechts angeschlossen. Als weitere Vereinfachung habe ich auf den
Tuner verzichtet und die Kabel über zwei Meter RG-58 direkt an meinen TS-590
angeschlossen. Mal sehen, ob der eingebaute Tuner was taugt ;-)
Resultat:
Ich kann den Blitzableiter auf 3.5, 10, 14 und 18MHz abstimmen. Auch noch im
oberen Teil des 160m Bandes. Und mein Antennenanalyzer sagt mir, dass ich auf
allen Bändern abstimmen könnte, wenn ich nicht zu faul wäre, den Tuner aus dem
Keller zu holen.
Das trifft natürlich nur in meinem speziellen Fall zu. Bei euch wird es wieder anders sein. Aber es lohnt sich, das mal zu testen.
Doch
Abstimmen heißt noch nicht funken. Denn meinen Dummy Load kann ich auch immer perfekt abstimmen.
Also habe ich mal ein paar QSO’s gefahren. Und da das so
wunderbar geklappt hat, habe ich jetzt den Kenwood auf 5W runtergedreht und
lasse ihn heute mal den ganzen Tag in WSPR im 10 MHz Band laufen. Das Resultat lässt sich auf
WSPR-Net bewundern. Weiteste Station bisher ist K9AN in Champaign, Illinois. Mit den meisten Stationen wären CW bzw. PSK31 Verbindungen mit 100W gut möglich.
PS. Nein. Ihr
braucht mir nicht zu mailen, dass Funken mit dem Blitzableiter gefährlich oder
verboten ist!
Nachtrag 16:50 MEZ, das Signal meines Blitzableiters ist soeben in Neuseeland angekommen, bei ZL2FT mit -19dB.
Nachtrag 16:50 MEZ, das Signal meines Blitzableiters ist soeben in Neuseeland angekommen, bei ZL2FT mit -19dB.