Freitag, 27. Oktober 2017
Das wunderbare 10m Band
Wenn ich nur ein DX-Band benutzen könnte, ich würde das 10m Band wählen. Es ist das spannendste alle Amateurfunkbänder.
Natürlich ist es einfacher, auf 20m nach begehrten DX-Stationen zu jagen. Ganz besonders im Sonnenflecken-Minimum. Doch auf die Dauer ist das Einfache langweilig - es fehlt die Herausforderung.
An Herausforderungen mangelt es auf dem 10m Band wahrlich nicht. Die Ausbreitung ist extrem vom Sonnenflecken-Zyklus abhängig. Während im Maximum das Band fast 24 Stunden am Tag offen ist, ist es im Minimum scheinbar tot und leer. Nur die sporadische E-Schicht bringt im Juni und Mai etwas Abwechslung in die Bude. Allerdings liegen kaum mehr als 2000 km drin - die maximale Sprungdistanz über die tief liegende E-Schicht. Zwei oder mehr Sprünge kommen selten vor, da sporadische E-Schichten regionale Phänomen sind, die selten zeitgleich auftauchen.
Doch auch in Zeiten mit wenig Sonnenflecken ist das 10m Band oft nur scheintot. Wer sich diesem Band mit Leib und Seele verschrieben hat und es tagaus tagein beobachtet, der entdeckt immer wieder Perlen, die unverhofft auftauchen. Das 10m Band ist wie eine Wundertüte - voller Überraschungen.
Die Beobachtung der zahlreichen Funkbaken ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel. Es gibt unzählige davon und man findet sie am unteren Bandende, gemäß offiziellem Bandplan zwischen 28.19 und 28.225. In Wirklichkeit sind sie aber über den ganzen Bereich zwischen ca. 28.1 und 28.4 MHz verstreut. Hier geht es zu einer aktuellen Bakenliste.
An Platz fehlt es ja nicht im 10m Band. Ganze 1.7 MHz groß ist es, mehr als alle anderen KW-Bänder zusammen, und fast so groß wie das europäische 2m Band.
Auch an "Bewohner" mangelt es nicht. Und damit meine ich nicht die Illegalen, angefangen von russischen Taxis bis zu Bojen von Treibnetzen. In vielen Ländern ist das 10m Band Bestandteil einer Einsteigerlizenz (z.B. DO in Deutschland, HB3 in der Schweiz). In den USA ist aber die Technician-Klasse auf den Bereich 28.0 bis 28.5 MHz beschränkt.
Das 10m Band ist aber auch das billigste: Dank dem CB-Funk gibt es Transceiver für wenig Geld, die auf 10m umgerüstet wurden. Auch CB-Antennen sind günstig und man kann sie in der Regel sehr gut auf das 10m Band abstimmen, wenn man den Strahler ein bisschen verkürzt.
Auch kommt die 10m Antenne mit wesentlich weniger Platz aus, als Antennen für die längeren Kurzwellen. Ein Viertelwellenstrahler misst ganze zweieinhalb Meter. Ist auch das noch zuviel, kann man auch mit der Hälfte noch leben. Denn die Ionosphäre ist dem 10m Band gut gesonnen. Reflektiert sie erst einmal die 10m Welle, tut sie das mit weniger Verlusten als bei anderen Bändern. Darum sind die Signale stark - auch über die sporadische E-Schicht. Mit 5W und einer GP geht es mitunter nach Südamerika, wie viele CB-Funker wissen.
Apropos Südamerika: Es sind vor allem die südlichen Pfade, die 10m Wellen bevorzugen. Nach den USA oder gar über den Nordpol sind die Öffnungen eher auf die Jahre mit vielen Sonnenflecken beschränkt.
Wer sich dem 10 m Band verschreibt, ist ein Freak. Daher gibt es dort auch ein gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit. Man steht sich weniger auf den Füssen rum als auf den schmalen Bändern und ist gelassener. Ausdruck findet diese Haltung im weltweiten Ten Ten "Verein", der übrigens (wie die Rocker) in "Chapter" organisiert ist. Eine verschworene Gesellschaft mit weltweit mehr als 77'000 Mitgliedern. Dabei ist es gar nicht so einfach, in diesem Verein aufgenommen zu werden. Aber was leicht ist, hat oft wenig Wert, wie man von Schulabschlüssen her weiß.
Da das 10m Band eine riesig große Spielwiese ist, gibt es dort auch genügend Platz für alle möglichen Spielarten. Für AM zwischen 29.0 und 29.2 MHz zum Beispiel. Was im überfüllten 40m Band Egoismus pur ist, ist auf 10m gerne gesehen. Auch FM findet man am oberen Bandende und sogar einige Relaisstationen.
Natürlich gibt es eine Unmenge von Netzen und Clubfrequenzen. Diese Tabelle gibt einen Eindruck von der Vielfalt im 10m Band.
Als OV-Frequenz ist das 10m Band eine gute Alternative zum 2m Band und könnte in manchen Fällen etwas frischen Schwung in die Bude bringen ;-)
Auch Mobilbetrieb ist eine feine Sache, wenn man denn gewillt ist, ein Loch ins heilige Blech zu bohren. Magnetfüsse haben zuwenig Koppelkapazität um die Autokarosserie als wirksames Gegengewicht zu nutzen. Aber es muss schon das Dach oder der Kofferraumdeckel sein, hinten an der Stoßstange oder Anhängerkupplung vergeudet man Sendeleistung und das Richtdiagramm wird verzogen.
Wo es Freaks gibt, existieren auch Blogger. Einer der vielen, die sich dem 10m Band verschrieben haben, ist Tony G4CJC. Seine Reports geben einen guten Überblick über die Aktivitäten.
10m ist, wie man sieht, keineswegs tot, oft einfach nur scheintot.
Bild: besser als manche Premium-Marke. Seit 1964 kein Rückruf ;-)
Trotzdem bin ich froh, dass das nicht meiner ist. 26 PS aus einem Zweitakter ohne Lenkservo und Bremshilfe sind echt mühsam.
Mittwoch, 25. Oktober 2017
Unterschied KW - Mittelwelle
Auf meinen letzten Beitrag hin, habe ich einen "Dämpfer" erhalten. Darin hatte ich stolz berichtet, mein Mittelwellensignal sei in WSPR auf Island und Lanzarote empfangen worden.
Stefan DL8SFZ hat mir dazu folgendes geschrieben:
Hallo Anton,
jetzt hat mich aber dein wspr-versuch schon zum Schmunzeln gebracht. Haben wir doch im Verein P02 ein Bastelprojekt gestartet mit dem WSPR-lite. Dieses kleine Gerätchen kann gerade mal 0,2 Watt maximal. Zuerst stutzte ich auch, aber wenn man bedenkt, dass 1 Watt WSPR einer Leistung von 1000 bis 1500 Watt SSB entspricht, dann hast du so zu sagen mit „läppischen“ 5000 bis 7500 Watt Leistung gearbeitet! Holla, mit so viel Leistung sollte es doch besser gehen, oder?
Das erinnert mich an einen Funkfreund, der in unserer What-App-Gruppe nett verlautete, das 10m-Band sei offen, postete ein Bild von einer Verbindung in WSPR nach Südamerika bei einer HF-Sendeleistung von 40 Watt an der Antenne… Bei der Leistung ist glaube ich jedes Band offen…
Ohne deine Leistung dabei zu schmälern, aber im Vergleich zu einem SSB-Signal, das die meisten OM´s kennen, sind das dann doch andere Dimensionen.
Ja und Nein, lieber Stefan. Du hast Recht bei deinem Leistungsvergleich. Ein WSPR-Signal kann noch detektiert werden, wenn es 30 DB unter dem Rauschen liegt. Bei eine SSB-Signal mit nur 6dB über dem Rauschpegel muss ich ganz schön die Ohren spitzen. CW geht etwas besser. Geübte Telegrafisten verstehen CW noch bei 0dB SNR.
Doch wie immer steckt das Problem im Detail. Die Ausbreitung der Mittelwelle bei 472 kHz unterscheidet sich wesentlich von der Ausbreitung in unseren Kurzwellenbändern.
Das liegt an der Ionosphäre.
Während die kurzen Wellen an der obersten Schicht, der F-Schicht, reflektiert werden, muss unsere Mittelwelle mit tieferen Schichten Vorlieb nehmen. Die F-Schicht befindet sich, je nach Tages- und Jahreszeit, in 250 bis 600km Höhe.
Die Ionenwolken, die unsere Mittelwelle reflektieren, sind weiter unten. Sie befinden sich in 90 bis 250 km Höhe.
Daher muss das MW-Signal mehr Sprünge machen, um eine bestimmte Distanz zurückzulegen.
Jeder Sprung kostet es dabei Energie. Denn die Ionosphäre ist kein perfekter Spiegel und arbeitet nicht verlustlos. Und bei 472 kHz sind diese Verluste höher als bei 28 MHz.
Aber auch der Boden, der das Signal wieder zurück in die Ionosphäre schickt, fordert seinen Tribut. Am besten geht's übers Meer, den Salzwasser ist ein viel besserer Reflektor als der Erdboden.
Leider ist das noch nicht alles: Auch das atmosphärische Rauschen ist im Mittelwellenband viel höher als in den oberen Kurzwellenbändern.
Bild-Quelle: Wikipedia
Wenn man am Meer wohnt und übers Wasser strahlt, dann schafft man im 630m Band maximal 2000 km pro Sprung unter den günstigsten Bedingungen. Davon kann ich nur träumen. Für Finnland, Lanzarote und Island brauche ich mindestens zwei Sprünge.
Im 10m oder 11m CB-Band schafft man mit einem einzigen Hopser mindestens 3200 und maximal 4800 km. Zudem ist dort, am obere Rand der Kurzwelle, die Dämpfung der Ionosphäre am geringsten.
Darum kann auch der CB-Funker mit 5W und einem simplen Stängel mit Südamerika sprechen.
Doch je tiefer die Frequenz, desto schwieriger wird dieses Unterfangen. Schon das 20m Band liefert nicht mehr die Bombensignale eines offenen 10m Bandes - gleiche Leistung und Antenne vorausgesetzt. Und wenn man mal in Winternächten US-Stationen auf 80m hören kann, so kann man sicher sein, dass es sich um Big Guns handelt. Am oberen Rand des Mittelwellenbandes, auf dem 160m Band, wird es nochmals eine Stufe schwieriger. DX ist dort den Spezialisten vorbehalten.
Obwohl auf 160m bei guten Bedingungen noch die F-Schicht mitspielt.
Unterhalb 1 MHz muss man aber mit dem oberen Rand der D-Schicht oder den unteren Regionen der E-Schicht Vorlieb nehmen.
Die WSPR-Rapporte, die ich erhalten habe, liegen bei Distanzen von 2000km und darüber alle an der Grasnarbe, das heißt in der Nähe von -30dB SNR. Dass ich mit meiner Station jemals den großen Teich schaffen werde, wird wohl ein Traum bleiben.
Auch René HB9EYB hat mir zum Thema 630m geschrieben: Er macht mich mich darauf aufmerksam, dass man den IC-735 leicht für das 630m Band modifizieren kann. Sein Gerät liefert dort 50W.
Danke für die Zuschriften Stefan und René.
Bilder: Der goldene Herbst bringt auch ausgezeichnete Sicht. Oben in Bildmitte ist der Mont Blanc in 117km Distanz sichtbar. Unten die Berner Alpen. Von links: Schreckhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau. Der schwarze Hubel ganz rechts im Bild ist das Stockhorn.
Aufgenommen mit einer simplen Kleinbildkamera in der Nähe meines QTH's.
Montag, 23. Oktober 2017
630m in Topform
Vergangene Nacht habe ich wieder im 630m Band geflüstert. Mit dem IC-7300 und einer selbstgebauten 100W PA an einer L-Antenne, 12m hoch und 43m lang. Mit etwas Rückenwind lande ich mit diesem Equipment bei den hierzulande erlaubten 5W EIRP. Hier geht es zu einem praktischen Tool, mit dem die EIRP geschätzt werden kann.
Bisher bin ich nur knapp über die 2000km Gerenze hinausgekommen. Finnland war das höchste der Gefühle. Doch letzte Nacht waren die Bedingungen gut. Zum ersten Mal wurde ich in Reykjavik auf Island gehört. Von Halldor TF3HZ in 2611km Entfernung. Doch das wurde noch getoppt durch Peter EA8BFK auf Fuerteventura (2726km). Peter ist übrigens auch ein bekannter 10 GHz DXer, wie auf dem Bild zu sehen ist. Sein 10GHz ODX beträgt 1600km!
Oft treffen sich ja die Freunde der langen Wellen am anderen Ende des Spektrums wieder. Was dazwischen liegt, ist ihnen oft zu langweilig.
Natürlich erhielt ich wieder viele WSPR-Rapporte aus dem "näheren" Europa. Insgesamt wurde ich von 100 Stationen geloggt.
Je schlechter die Bedingungen auf den höheren KW-Bändern werden, desto besser werden sie auf den längeren Bändern. Auch auf 160 und 80m. Wobei im 80m Band im Kurzstreckenverkehr bereits tote Zonen auftreten können. Bleibt dann nur noch 160m für einen SSB Chat.
Interessant war, dass die beste Zeit im 630m Band zwischen 04 und 05 Uhr MEZ lag. In den frühen Morgenstunden waren die Signale am stärksten. Wie die erhaltenen Rapporte zeigten, wären mit einer ganzen Reihe Stationen auch normale CW-Verbindungen möglich gewesen. Allerdings muss ich meine Empfangssituation verbessern. Auf 630m gleiche ich zurzeit leider einem Krokodil: großes Maul, kleine Ohren ;-)
Von Elecraft gibt es die Nachricht, dass auch der K3 für 630m fit gemacht werden kann. Der IC7300 ist also nicht die einzige Möglichkeit. Freilich geht es nicht ohne etwas Selbstbau: PA und Antennen-Anpassung sind Stichworte.
OT: Als Steampunk-Autor freut es mich, dass auch die Computerbranche dieses Genre entdeckt hat.
Freitag, 20. Oktober 2017
Ein chinesischer Fuchsjäger
Vergangenen Sonntag waren wir oben im nahen Wald wieder mal auf Fuchsjagd. ARDF heißt das bei den Profis - Amateur Radio Direction Finding. Doch von den OM, die sich wettbewerbsmäßig an ARDF beteiligen, sind wir so weit entfernt wie der Mond von der Erde.
Es ging nur um einen einzelnen 80m Fuchs und auch nicht darum, wer diesen zuerst findet. Also eine rein hedonistische Veranstaltung ohne kompetitive Komponente. Das war zumindest die Absicht. Doch die jüngeren Peiler übermannte bald einmal das Jagdfieber. Die uralten menschlichen Instinkte lassen sich nicht einfach ausschalten.
Beim Verstecken des Fuchses, 1.2km vom Start entfernt, habe ich mir ziemlich Mühe gegeben. Ein 15m Teleskopmast an eine Buche gebunden und mit einem einzigen Radial in Richtung Start versehen, wurde mit dem Antennenanalyzer abgestimmt. Das heißt: einfach Draht auf die Basis gewickelt, bis das SWR etwa stimmte. Als Sender diente der bewährte U3 von Hans Summers mit ca. 800mW. Das Teil steckte soweit im Unterholz, dass man aufpassen musste, nicht über ein Wildschwein zu stolpern.
Gestolpert sind wir aber bloß über Pilze. Zurzeit haben gerade Hallimasch Hochsaison. Erstaunlich für den trockenen Herbst hierzulande.
Entgegen meinen Erwartungen fanden alle problemlos den Fuchs, sogar mein Sohn Tom, der noch nie einen Peiler in den Händen gehalten hatte.
Es gab nur eine Ausnahme. Ein Freund von mir, dessen Namen und Rufzeichen ich hier nicht erwähnen möchte, fiel schon beim Start mit einem komischen Equipment auf: Eine Yagi für das 70cm Band mit einem daran montierten Ferritstab. Vielleicht war er in Gedanken noch bei unserer letzten Fuchsjagd, die auf 70cm stattgefunden hatte. Auf jeden Fall lief sein Equipment nicht, obschon er eine Weile daran herumlaborierte. Zwar lieh ich ihm meinen Kontrollempfänger, ein FT817 mit Rahmenantenne, doch dieses Teil besitzt keinen Abschwächer und keine Seitenbestimmung. Und so kam es,wie es kommen musste: sein Team irrte am Zielort ziellos umher, als alle anderen schon längst zurück waren, und musste "gerettet" werden. Zumal diese "Jäger" schon die doppelte Distanz zurückgelegt hatten als alle anderen. Warum nur erinnert mich das an meinen Militärdienst?
Leider hatte ich keinen richtigen Peiler mehr, den ich ihm ausleihen konnte. Mein Snoopy und der Selbstgebaute waren schon vergeben. Und erst gestern brachte Sonja, die Briefträgerin, den chinesischen Peiler ins Haus, den ich vorausschauend geordert hatte. Leider ein paar Tage zu spät. Das Paket sah aus, als hätte es schon eine Kuh im Maul gehabt, doch der Inhalt war unbeschädigt.
R3500D heißt das Teil und man bekommt es als Bausatz in UK für 25.50£, bzw. 30.60£ in der EU (VAT) plus Shipping. Ein Schnäppchen, seit das Pfund wegen dem Brexit abgesoffen ist. Ich habe meinen aber direkt in China bestellt. Bei CRKits, dem Hersteller, kostet der Bausatz 30$ plus 6$ Shipping. Das Fertiggerät ist für 39$ zu haben. Also hier in der Schweiz unter dem Zollradar.
Handbuch und Gerät sind chinesisch beschriftet, doch das Gerät mach einen soliden Eindruck und erfüllt gut seinen Zweck. Die Empfindlichkeit ist vergleichbar mit dem Snoopy und meinem Eigenbau. Abstimmregler und Abschwächer gehen stramm und sind nicht so ein Gelotter wie beim Snoopy.
Die Schaltung ist primitiv, doch mehr braucht es nicht. Auch die Abschwächung ist genügend. HF und NF werden über ein Tandempotmeter gleichzeitig zurückgeregelt.
Drei chinesische 9014 Transistoren erledigen die Aufgaben HF-Vorverstärker, Oszillator und NF-Vorverstärker. Eine integrierte Schaltung TDA2822M übernimmt in Brückenschaltung die restliche Verstärkung bis auf Kopfhörerlautstärke. Der Kopfhörer wir übrigens mitgeliefert - aber ein x-beliebiger Stereokopfhörer tut's auch.
Erwähnenswert ist der Mischer des Direkt-Überlagerungsempfängers: eine einzelne Diode. Was in einem Amateurempfänger an einer großen Antenne eine Katastrophe wäre, funzt an der Ferritantenne problemlos.
Eine Teleskopantenne dient zur Seitenbestimmung. Sie ist länger als gewohnt, damit konnte ein separater Vorverstärker eingespart werden.
Eingeschaltet werden die sechs LR6 Mignon Batterien durch das Einstecken des Kopfhörers.
Für Spaßpeiler wie mich genügt der Chinese durchaus. Damit lässt sich jeder Fuchs finden. Wenn nicht, liegt's am OM.
Für die unter euch, die des Chinesischen nicht mächtig sind, geht's hier zur englischen Bedienungsanleitung ;-)
Dienstag, 17. Oktober 2017
Antennentest der Schweizer Pfadfinder-OM
Im HB-Radio Nr.5, das die USKA (Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure) herausgibt, wurde ein Antennentest publiziert, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Es ging darum NVIS, also steilstrahlende Antennen, zu vergleichen, wie sie für JOTA- und Notfunkverbindungen im 80m Band gebraucht werden.
Zu diesem Zweck wurden auf offenem Feld eine ganze Palette unterschiedlicher Antennen aufgebaut. Die damit gesendeten Signale wurden von Empfangsstationen in der ganzen Schweiz mit SDR aufgezeichnet und verglichen.
Der Aufwand, der dafür getrieben wurde, war enorm und man muss den Organisatoren zu dieser Meisterleistung gratulieren.
Die meisten OM in der Schweiz haben zwar keine freie Wiese zur Verfügung und können von den Antennen-Ungetümen, die dort ausprobiert wurden, nur träumen. Trotzdem machte es Spaß, über dieses Experiment zu lesen, und einige Erkenntnisse können vielleicht auch dem einen oder anderen OM dienen, der seine Antenne in die Häuserschluchten quetschen muss.
Aufgebaut wurden vor allem Militärantennen (für SE-430), darunter eine liegende Quad in 12m Höhe mit Reflektor auf 6m, aber auch eine Carolina-Windom (im Artikel als FD4 bezeichnet) und eine T2FD.
Letztere geistert schon seit Jahrzehnten durch die Literatur und ist nichts anderes als ein Schleifendipol, der mit einem Widerstand abgeschlossen und damit breitbandig wird. Im Zeitalter der automatischen Antennentuner keine berauschende Idee. Je nach Frequenz wird eine mehr oder weniger große Sendeleistung im Abschlusswiderstand verbraten. Vor 30 Jahren hatte ich eine selbstgebaute T2FD in Betrieb, doch nach einem halben Jahr verschwand sie wieder in der Versenkung. Alles was ich darüber sagen kann ist: es war eine sehr ruhige Empfangsantenne, aber zum Senden nicht viel mehr als ein Dummy Load mit angehängtem Draht.
Leider war unter den Versuchskaninchen keine Antenne für den OM ohne Wiese nebenan, wie zum Beispiel ein Inverted-V Dipol. Gerne auch niedriger als 12m. Das wäre doch die klassische Notfunkantenne, nicht wahr?
Das Resultat des Großversuchs war, wie es der gewiefte "Antennensimulant" erwarten würde. Das ist der Typ von OM, der zuerst eine Antennesimulation auf dem Computer laufen lässt, bevor er nach Draht und Isolatoren greift ;-)
Die T2FD war im Test natürlich grottenschlecht und weit abgeschlagen und die liegenden Quad und ihre Schwester, die liegende Delta-Loop, schwangen oben aus.
Auch die Carolina-Windom, obwohl mit ihrer stolzen Länge von 42m ebenfalls in luftigen 12m Höhe schwebend, schwächelte gegenüber den Militärantennen. Zwar ist die Carolina eine Windom, aber eben keine FD4. Die Carolina hat eine vertikale Komponente!
Ein Rätsel blieb für mich die Referenzantenne, eine 88m lange Beverage, die in der Mitte an einem 8m hohen Mast hing und von diesem beidseitig bis auf einen halben Meter über Boden herunterlief. Wieso nicht ein gemeiner Dipol als Referenz benutzt wurde, erschließt sich mir nicht.
Aber vielleicht werden wir in der nächsten Ausgabe des HB-Radio in einem Folgeartikel mehr darüber lesen.
Erstaunt hat mich, dass die Experimentatoren keine Wirkung der Reflektoren feststellen konnten. Woran das liegen könnte, darüber könnte eine Antennensimulation Aufschluss geben.
Schmunzeln ließ mich auch die Erkenntnis, dass es wegen Übersteuerung mit den SDR Schwierigkeiten gab. Gerade gestern Abend hat mich mein IC-7300 wieder auf 160m mit Phantom-Signalen genervt, die erst mit dem externen Preselektor wieder verschwanden.
Nächstens ist dieser interessante und umfangreiche Bericht der Pfadi-OM sicher im Archiv der USKA zu lesen, das auch Nicht-Mitgliedern offen steht. Empfehlenswert!
Für Military-Fans: hier geht es zur Beschreibung des SE-430 Funksystems
Bild: Gemischtwarenladen
Mittwoch, 11. Oktober 2017
Die Antenne - der beste HF-Verstärker
Nach einem wunderbaren Sommer genießen wir hierzulande nun einen ebenso schönen Oktober.
Stabile Hochdrucklagen im Herbst sind in den letzten Jahren selten geworden, demzufolge auch entsprechende Überreichweiten auf den VHF/UHF/SHF Bändern. Vielleicht können wir aber in den nächsten Tagen von guten UKW Bedingungen profitieren. Zumindest hier im Südwesten. In Norddeutschland sieht es dagegen zappenduster aus. Und vom Atlantik her droht weiteres Ungemach. Der Tropensturm Ophelia zieht nicht in die Karibik, wie das Tropenstürme in dieser Jahreszeit tun, sondern gegen Nordspanien.
Nicht nur die Weltpolitik spielt verrückt, auch das Wetter macht mit.
Wer eventuelle UKW-Überreichweiten frühzeitig erkennen möchte, findet hier und hier zwei hilfreiche Seiten.
Um UKW-Überreichweiten zu nutzen, braucht es natürlich entsprechendes Equipment und vor allem gute Antennen. Hier meine beiden Lieblingsseiten was dieses Thema anbelangt:
Da ist mal das ausgezeichnete Antennen-Blog von Willi HB9PKZ. Wichtig vor allem, wenn man an der theoretischen Seite interessiert ist und nach höheren Frequenzen strebt.
Und hier die mehr praktische Seite von DK7ZB. Seine Antennen funktionieren, wie ich bereits mehrfach feststellen konnte (1,2)
Zum Thema andere Länder, andere Sitten:
Bild 1: Antennen oder Landesignale für Aliens?
Bild 2: "Matratzen-Antenne für TV-Empfang. Man beachte die unterschiedlichen Quad-Abmessungen!
Bild3: Drahtloser Internet-Zubringer via Mikrowellen.
Mittwoch, 4. Oktober 2017
DX im Rauschen
DX - weltweite Funkverbindungen - faszinieren fast jeden frischgebackenen Funkamateur. Und so ist es denn in der Regel auch das erste was der Newcomer nach der Lizenzprüfung tut: er geht auf die Jagd nach Stationen auf anderen Kontinenten und Inseln in den Weiten der Ozeane. Manch ein OM kann sich ein Leben lang dieser Faszination nicht entziehen, auch wenn heute im Zeitalter des Internets die Welt zu einem Dorf geworden ist.
Zur Zeit sind die Bedingungen günstig. Der Oktober zählt zu den besten DX-Monaten des Jahres. Obwohl sich der laufende Sonnenzyklus seinem Ende nähert, sind die höheren KW-Bänder wieder etwas zum Leben erwacht. Doch das wird leider nicht so bleiben.
Trotzdem gibt es für den DXer Hoffnung, auch in Zeiten geringer Sonnenaktivität seiner Leidenschaft frönen zu können. Im neusten QST (Oktober 2017) beschreibt Carl K9LA, wie man der Ausbreitung ein Schnippchen schlagen kann und auch dann noch QSO's zu Stande bringen kann, wenn es gemäß VOACAP nicht mehr gehen sollte.
Eine alte Indianer-Regel sagt zwar, dass man absteigen soll, sobald man merkt, dass man ein totes Pferd reitet. Doch auf den KW-Bändern sollte man sich das mit dem "Absteigen" gut überlegen. Auch wenn das Band scheinbar tot ist und keine SSB oder CW Signale zu hören sind, könnten Funkverbindungen trotzdem möglich sein.
Der Trick ist: anstatt absteigen muss man umsteigen.
Die digitalen Betriebsarten JT65, JT9 und FT8 funktionieren auch dann, wenn die Signale für das Ohr des Operateurs nicht mehr hörbar sind. Signale die bis ca. -26dB unter dem Rauschpegel liegen, können noch decodiert werden.
Das reicht, um auch dann noch über die Ionosphäre zu funken, wenn es die MUF eigentlich nicht mehr erlauben würde. Carl zeigt in seinem Artikel auf, dass noch bei einer MUF von 23 MHz im 10m Band digitale Verbindungen möglich wären.
Zwar wird der Großteil der 10m Welle in diesem Fall nicht mehr von der Ionosphäre reflektiert, aber trotzdem sollen noch Reste des Signals zur Erde zurück gestreut werden, wie Carl anhand eines Beispiels ausführt.
Doch wie immer im DX-Universum gilt auch hier: gute Antennen und genügend Leitung erhöhen die Chancen.
Montag, 2. Oktober 2017
Schlechte Prognosen für den nächsten Sonnenzyklus
Langsam geht der momentane Sonnen-Zyklus (Nummer 24) zu Ende. Er war der schwächste seit fast 200 Jahren. Sein Vorgänger, Nummer 23, war übrigens der längste seit 200 Jahren und einer der längsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1755. Er dauerte ganze 151 Monate oder 12.6 Jahre.
Wie lange die Nummer 24 wird, steht noch nicht fest. Das letzte Minimum war ja ungewöhnlich lang und das vergangene Maximum überraschte mit einem Doppel-Peak. Die Sonne sorgt immer wieder für Überraschungen.
Die Experten rätseln aber bereits am nächsten Zyklus (Nummer 25) herum. Und wie immer ist die Bandbreite der Vorhersagen groß.
Die gute Nachricht ist, dass bisher niemand ein Ausbleiben des 25. Zyklus prophezeit.
Die schlechte Nachricht: Nummer 25 soll nur halb so groß werden wie Nummer 24.
Kurzwellenfunker gehen also vermutlich schlechten Zeiten entgegen. Ausbreitungsbedingungen wie sie ältere Semester noch erlebt haben, wird es vermutlich in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr geben.
Ein rund um die Uhr offenes 10m Band mit sehr starken Signalen aus Japan am frühen Morgen und "Lokalrunden" mit kalifornischen Stationen am Abend.
Ich erinnere mich an die Zeit, als die Ortsfrequenz in Bern 29.6 MHz AM war - 2m FM existierte damals noch nicht. Lustigerweise hatten auch die New Yorker ein Netz auf 29.6 MHz. Und so kam es zu regelmäßigen Verbindungen über den Atlantik - auch zwischen Mobilstationen. Benutzt wurden umgebaute CB-Geräte.
Aber auch in SSB und CW ging die Post ab. 10m DX Mobile war damals meine Lieblings-Betriebsart. Der Transceiver hockte in den 70er Jahren auf dem Beifahrersitz im Triumph GT6 und die lange Fiberglas-Rute hinten auf dem Kotflügel war damals die Standardantenne. Wir nannten sie Italiener-Antennen und eigentlich waren sie für den Radioempfang gedacht. Natürlich auf Lang- Mittel- und Kurzwelle, versteht sich. Die Italiener-Rute wurde für das 10m Band vorsichtig in der Mitte aufgeschlitzt um an den innen liegenden Draht zu gelangen, um diesen zu unterbrechen. Dann wurde eine Spule gewickelt und diese nach dem Fine-Tuning in Kunstharz eingegossen.
Bild: Die Fähre von Dénia nach Ibiza. Im Hintergrund der Montgo.
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