Auch die "Karriere" des Funkamateurs findet im Alter oft zu ihren Wurzeln zurück. Dann, wenn das Jagdfieber und der Reiz des seltenen DX nachgelassen hat, wenn man gebaut hat, was man zu bauen vermochte und versucht hat, die neusten Technologien zu versehen und zu benutzen, dann landet man plötzlich wieder dort, wo alles begann.
Einige bauen plötzlich wieder Sender und Empfänger mit Röhren und versuchen nochmals das Gefühl zurückzuholen, das sie empfanden, als Radios noch in der Dunkelheit glühten und die Signale aus dem Aether ein unbeschreibliches Kribbeln auslösten.
Nostalgie nennt man diese Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und alten Erinnerungen.
In meinem Fall sind es die ultrakurzen Wellen, die Morsetelegrafie und QRP auf KW, die mich wiederum gepackt haben.
Doch was man auch unternimmt, es wird niemals wieder gleich sein. Und das ist auch gut so. Ich möchte nicht zurück zum ECO-Oszillator mit EF95, den ich als 80m Sender benutzt hatte. Auch den Empfänger Marconi CR-300 vermisse ich nicht. Der kleine QCX erledigt die Arbeit der beiden mindestens ebenso gut.
Doch eines ist in all den Jahrzehnten gleich geblieben: die Antenne.
Trotz aller Wunderantennen, die in dieser Zeit erfunden wurden: die Physik ist die gleiche geblieben und ein Draht ist nach wie vor ein Draht.
Lediglich die Anpassung ist bequemer geworden, dank Ferrit-Ringkernen und automatischen Antennentunern.
Kürzlich hatte ich ein QRP-QSO auf 80m mit einer Station, die eine Magnetloop verwendete. Eine ungewöhnliche Antenne für QRP auf diesem Band.
Die ML-Antenne ist oft die letzte Rettung für den OM, der keinen langen Draht aufspannen kann. Doch wie gut ist sie wirklich? Wäre nicht ein kurzer Stängel die bessere Lösung?
Wer sich mit diesen Fragen beschäftigt, findet viele interessante Berichte in den Tiefen des Webs.
Einer, der sich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt hat, ist Frank Dörrenberg N4SPP.
Frank ist mehrfach zwischen der neuen und alten Welt hin und hergezogen und schließlich in Toulouse in Südfrankreich "hängengeblieben". Sein Apartment besitzt eine wunderschöne Dachterrasse, doch leider fehlt ihm dort der Platz, eine große Antenne für das 80m Band aufzubauen.
Natürlich hat er es u.a. auch mit verkürzten Dipolen und mit Vertikalantennen versucht.
Seine Antennen-Webseite ist eine wahre Schatztruhe, insbesondere für Funkamateur mit beschränktem Platz.
Hier noch ein ausführlicher Artikel von Frank über ML-Antennen. Nur in Englisch, aber für den, der dieser Universalsprache mächtig ist, bietet der Artikel einen umfassenden Einblick in die Problematik der ML-Antennen.
Wer ernsthaft daran denkt, eine ML zu bauen oder zu kaufen, dem empfehle ich, ein bisschen mit diesem Tool zu spielen, um das Gefühl für derartige Antennen zu bekommen.
Man merkt dabei rasch, dass ein ML für die kürzeren KW-Bänder eine interessante Alternative sein kann, wenn er verlustarm aufgebaut wird.
Doch spätestens auf 80m wird es schwierig, einen guten Wirkungsgrad zu erzielen. Wer mit 5 bis 10% nicht zufrieden ist, muss sich anstrengen. Das bedeutet einen großen Loop-Durchmesser, starke Alurohre und sehr gute, verlustarme Kondensatoren. Und dann wird das Teil nicht mehr so klein und unscheinbar, wie sich das der OM vorgestellt hat.
1 Kommentar:
Lieber Anton
Deine Worte klingen oft etwas poetisch. Du kennst die neue und die alte Welt offenbar sehr genau. Und damit meinst du wohl der Ort, wo ein Herr Trump aus good old Germany her kam (alte Welt) und in welcher neuen Welt die Trumps dann ankamen (Achtung ohne "f", ich glaube zum Trumpf Puur kann er hier definitiv nicht werden).
Ja, in der neuen Welt spielen Antennenmasten in der Höhe oft kaum eine Rolle. Elemente an den "Monobändern" auch nicht und manche Installationen sehen dort so aus, als müsste man noch immer jeden Tag mit dem Mond im Funkkontakt stehen. Oder zumindest mit der ganzen Welt, was ein wenig grössere Antennen im 20 m Band erfordert als bei uns.
Zudem ist dort die Heimatschutzbehörde auch viel weiter vom Ort des Geschehens entfernt und kann darum nicht jeden Tag vorbei schauen, was sich auf der Wiese hinter dem Haus wieder getan hat.
Loops sind wirklich interessant. Es sind wunderschöne Gestaltungselemente in einer architektonisch hoch sensiblen Umgebung.
Sie vermittelten das Gefühl einer der Umgebung wohlgesinnten Rundung. Mit ein wenig Anstrengung bekommt man sie sogar symmetrisch hin, so dass auch die schon zur Geometrie affine Kinder daran Freude haben können.
Dass diese wunderbaren Metallteile auch ein wenig Elektrosmog von sich geben könnten, muss man ihnen einfach nachsehen. Macht ja das IPhone auch so. Dafür filtern die Loops brav Störsender weg und entlasten auch den Empfängereingang.
Allerdings bei zu viel Güte, wollen sie auch gut nach gestimmt werden. Alles kann man dann doch nicht haben. "Gute Signale" und gute Bandbreite mit guter Anpassung. Zudem ist die räumliche Filterwirkung nicht ganz zu vernachlässigen.
Pro Raumvolumen bringen die Loops sehr viel Signal.
Nachbarschutz - Loop, wo sich der Wellensittich darin vor der Katze retten kann
Da sind doch die Loops dann ganz besonders stark. Viele "liebe" Nachbarinnen wollen in keinem Moment ihres zarten Lebens unter dem schrecklichen Elektrosmog leiden. Dieser kommt fast immer von einer bösen Antenne. Die Loop ist aber der Sitzplatz des künftigen oder verflossenen Papageis oder Wellensittichs. Er ist dort vor der bösen Katze geschützt, die nicht auf die runde Stange springen kann oder will (hoffentlich der Stubentiger genug dick und ängstlich dazu).
Man kann ja dort einmal einen künstlichen Vogel hinsetzen. Damit wird das Gebilde nicht mehr als "böse" wahrgenommen und in der Nachbarschaft vielleicht bald dem IPhone gleich gestellt, welches auch keinen Smog produzieren soll.
Und dann haben wir ja wirklich eine wunderbare Antenne. Zumindest bei beengten Verhältnissen.
73 de HB9CRN
Hermann
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