Dienstag, 5. April 2016

Ein ungleiches Duo: IC-7300 vs FT-991



Als ich gestern von einer langen Wanderung am Schiffenensee zurückkehrte, war der ICOM IC-7300 vor der Tür. Heute morgen lieferte DHL den YAESU FT-991. Die beiden Geräte werden nun bis auf weiteres in meiner Funkbude ihren Dienst verrichten und ich werde in der nächsten Zeit über meine Erfahrungen mit dem Duo berichten.


Wie so oft im Leben ist es der erste Eindruck, der zählt.
Beide Geräte waren ordentlich verpackt, mit deutschen Bedienungsanleitungen und etwas Zubehör. Doch der ICOM schnitt bereits beim Auspacken besser ab. Als Zubehör gab's beim Yaesu bloß eine Sicherung, beim ICOM immerhin noch die wichtigsten Stecker, plus zwei CD's mit zusätzlichen Informationen, unter anderem dem Schema. Der Yaesu wurde ohne Schema geliefert.
Das ist das erste Mal, dass ich ein neues Amateurfunkgerät ohne Schema bekomme, für mich ein Graus und ein bedenkliches Zeichen. Dabei ist die Kiste schon ein ganzes Jahr auf dem Markt. Der ICOM hingegen ist brandneu.
Weniger schön hingegen ist das klobige Filter in der Speiseleitung beim ICOM. Ofenbar kann ICOM nur so die europäischen Normen einhalten. Der Yaesu schafft's ohne.

Beide Geräte ließen sich problemlos in Betrieb nehmen. Doch die Ergonomie könnte nicht unterschiedlicher sein. Und hier hat meines Erachtens der ICOM die Nase vorn. Die Bedienung ist einfach und logisch und wer sich mit ICOM-Geräten auskennt, fühlt sich sofort daheim. Das Display ist scharf und der Touchscreen funktioniert einwandfrei. Alles was der OM braucht, ist höchstens zwei Klicks weit. Der Abstimmknopf ist leichtgängig und die Tasten und Knöpfe sind angenehm zu bedienen und machen einen wertigen Eindruck.

Auch beim Yaseu findet man sich sofort zurecht, wenn man schon mit FT8x7-Geräten gespielt hat. Doch die Ergonomie ist bei weitem nicht so gut. Die Tasten rund um den Abstimmknopf sind zu nahe dran und so verstellt man zuweilen den Abstimmknopf, wenn man mit dicken Fingern eine Taste treffen will. Gewisse Funktionen sind umständlich zu erreichen. Doch dazu später mehr. Die Fingermulde des Abstimmknopfes ist m.E. zu klein, die Knöpfe wirken billig. Der Touchscreen ist rudimentär und das Spektrumscope ein Witz.

Gegenüber dem ICOM ist der FT-991 ein armer Teufel. Wenn er nicht 2m und 70cm hätte - das war mein Kaufgrund - wäre er total uninteressant. Er kann außer dem C4FM nicht viel mehr als der FT-897. Nur das S-Meter ist schöner.

Ich habe das Duo über einen Umschalter an die gleiche Antenne angeschlossen, sodass ein Vergleich jederzeit möglich ist. Sofort ist mir aufgefallen, dass der Empfänger des ICOM ruhiger ist. Doch beim Vergleich mit schwachen, kaum aufnehmbaren Stationen schenken sich die beiden Geräte nichts. Beide Empfänger klingen über den eingebauten Lautsprecher sehr gut. Der Yaseu bei CW in meinen Ohren sogar noch eine Spur angenehmer. Doch Vorsicht: Noch habe ich nicht am Frequenzgang herumgeschraubt.

Der Noiseblanker lässt sich bei beiden konfigurieren und funktioniert bei beiden Geräten sehr gut. In meiner Umgebung mit elektrischen Viehzäunen ein Muss.

Die Noisereduction beim Yaesu ist keinen Schuss Pulver wert. Doch die NR im ICOM ist die erste wirksame NR, die ohne das künstliche Blubber-Geräusch auskommt, das man oft bei den anderen hört. Ein dicker Pluspunkt für das Gerät.

Mein erster Eindruck: Der IC-7300 hat das Zeug zu einem großen Erfolg und die Konkurrenz wird sich warm anziehen müssen. Es ist alles dran und drin, was die meisten Funkamateure je benötigen. Für mich ist das Teil ein Keeper.

Anders beim FT-991. Ich weiß schon jetzt, dass ich ihn eines Tages wieder verkaufen werde. Spätestens dann, wenn ICOM für UKW eine Kiste im Stil des IC-7300 herausbringt.

Fortsetzung folgt....


Bild: Blick über den Schiffenensee. In der Ferne das Schloss von Barbarêche (Bärfischen).