Dienstag, 12. April 2016

Mit dem Strom schwimmen nur tote Fische

Offensichtlich schwimme ich wieder einmal gegen den Strom. Guckt man auf Eham, sieht man bereits 30 Bewertungen für den IC-7300, alle mit der Note von 5 von 5. Das ist ein Top-Resultat und meines Wissens noch nie vorgekommen. Die OM sind begeistert - Friede, Freude, Eierkuchen. Wahrlich ein Coup für Icom und Pain in the Butt für die Konkurrenz.
Dass sich viele am ungenügenden Dynamikbereich stoßen werden, ist nicht zu erwarten. Nur an guten und breitbandigen Antennen wird ab und zu die Overflow Anzeige aufflackern und die meisten OM werden die Intermodulationsprodukte für natürliche Signale halten oder geflissentlich darüber hinweg sehen. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. So wie beim KX3 mit dem AM-Durchschlag.

Abgesehen vom ungenügenden Dynamikbereich glänzt die Kiste ja. Die Modulation ist bereits mit den Werkseinstellungen und dem mitgelieferten Handmikrofon ausgezeichnet, NR, NB und Filterfunktionen sind gut und die Wasserfallanzeige ist eine Spielwiese, die das Herz jedes OM höher schlagen lässt.

Ich erwarte deshalb auch nicht, dass viele vor lauter Enttäuschung den Transceiver wieder verkaufen werden, wie in einigen Foren vermutet wird.
Apropos Foren: Ich bin ja kein Fachmann und verstehe als Generalist von allem ziemlich nichts. Aber da behaupten Experten zum Teil seltsame Dinge und es werden komische Vergleiche angestellt. Ein Youtube-Video zeigt zum Beispiel den Vergleich zwischen dem K3S und dem IC-7300 beim Empfang eines schwachen Signals:



Doch das ist leider nicht das Problem und zeigt nur, dass viele die Problematik eines Direct Samplers und den grundlegenden Unterschied zum Superhet (mit oder ohne DSP) nicht verstanden haben.
Wie dem auch sei: Es lohnt sich, die Erscheinung des IC-7300 zum Anlass zu nehmen, um in die Literatur der A/D-Wandler und Direct Sampling Receiver einzutauchen.

Gestern habe ich den IC-7300 mit dem IC-7200 verglichen. Natürlich macht der IC-7200 wegen einem weit entfernten starken Signal keine Fisimatenten, während beim IC-7300 die Overflow-Anzeige flackert, wenn ich über eine Hilfsantenne ein solches Signal "einspeise".

Andererseits ist es aber auch interessant zu sehen, wie inzwischen die digitale Signalverarbeitung Fortschritte gemacht hat. Der IC-7300 klingt in meinen Ohren wesentlich besser als der "nervöse" IC-7200.

Ich habe übrigens auch mit dem IC-7300 im 630m und im 2200m Band gelauscht. Schaltet man die MW/LW-Dämpfung im Menü aus, ist die Empfindlichkeit mehr als ausreichend. Probleme mit dem A/D-Wandler sind an abgestimmten Antennen auf diesen Bändern nicht zu befürchten. Diese Antennen sind extrem schmalbandig, außerdem sind die MW-Sender in Europa weg.
Dank der guten Filter und der ausgezeichneten NR/NB hört der IC-7300 auf diesen Bändern sehr gut.
Natürlich vermisse ich den Drive-Ausgang des TS-590, der es einfach machte, auf Lang- und Mittelwelle QRV zu werden. Aber der IC-7300 wurde ja als Low Cost und Einsteigergerät konzipiert. Darum muss man auch auf eine zweite Antennenbuchse verzichten.

Gehen wir also mit dem neuen Icom nicht zu hart ins Gericht.

Was mir übrigens positiv aufgefallen ist, ist das moderate Lüftergeräusch, das nur beim Senden wahrzunehmen ist und die ausgezeichnete Autotune-Funktion per separaten Knopf, mit der sich der Transceiver blitzschnell und zuverlässig auf eine CW-Station abstimmen lässt. Einpfeifen adé.

Trotz des ungenügenden Dynamikbereichs werde ich das Gerät nicht verkaufen. Ich hoffe vielmehr auf ein (Update-) Wunder. Vielleicht findet man irgendwo noch ein paar dB. Andere Direct Sampler (auch mit 14Bit-Wandlern) scheinen ja noch einige dB besser zu sein, wie man auch in Rob Sherwoods Liste nachlesen kann.

Hier noch das berühmt- berüchtigte Unboxing:



Und hier die Fortsetzung. Ekki von Wimo macht das ganz toll:








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