Donnerstag, 7. April 2016

IC-7300 vs FT-991 - Teil 2



Nun habe ich die ersten QSO's mit dem ICOM IC-7300 und dem Yaesu FT-991 gefahren und dabei weitere Erfahrungen gesammelt.
Manchmal habe ich mich dabei im Dschungel der Menüs und Einstellungen verloren und bei beiden Geräten ist es mir passiert, dass ich plötzlich wie der Ochs vorm Berg stand. In der Schweiz steht übrigens nicht der Ochs vorm, sonder der Esel am Berg. Doch das Resultat ist das gleiche: Rien ne va plus.
Wieso kann ich jetzt die Bandbreite nicht mehr einstellen (beim Yaesu)? Wieso geht das Mikrofon plötzlich nicht mehr (beim Icom)? Ist das Gerät schon kaputt?
In beiden Fällen half ein intensives Studium des Handbuches.
Die Beispiele zeigen, wie komplex die Geräte geworden sind.

Doch kaum einer wird alle Funktionen nutzen. Man pickt sich die raus, die man braucht. Je nach Interessenlage.

So habe ich u.a. mal die vielfältigen Contest-Funktionen, den Relaisbetrieb und den Scanner außen vor gelassen und mich dem gewidmet, was mich besonders interessiert:

Zum Beispiel der Frage: Wie ist die Modulation?

Beim IC-7300 war diese Frage rasch beantwortet: Er klingt bereits mit den Werkseinstellungen und dem mitgelieferten Handmikrofon ausgezeichnet. Wem das nicht reicht, der hat genügend Einstellmöglichkeiten um Abende mit Modulations-Tests zu verbringen.

Bei FT- 991 war es ein wenig anders: Denn am mitgelieferten Uralt-Mikrofon MH-31 hat sich nichts geändert, und dieses klingt mit seiner dynamischen Kapsel so, als würde man in einen Yoghurt-Becher sprechen. Das ist auch beim FT-991 nicht anders.
Zwar haben sich die Yaesu-Ingenieure einen parametrischen Equalizer ausgedacht. Doch dessen Einstellung ist so kompliziert, dass man nicht nur Abende, sondern Jahre mit Modulations-Tests verbringen kann.
Mir fehlte die Geduld und so habe ich zum Mikrofon von Joachim Münch DF4ZS gegriffen, das ich bei den FT-8x7 Geräten im Einsatz habe. Joachim ist übrigens seit letzten Oktober SK, wie ich mit Bestürzung erfahren habe. Er war ein sehr kompetenter und liebenswürdiger OM. Sein Geschäft wird jetzt durch Ivonne DO2AL und Harry DO5AL weitergeführt.
Mit diesem Mikrofon war die Modulation perfekt. Und zwar ohne den Clipper einzuschalten, nur mit der Elektret Kapsel alleine!
Doch das ist noch nicht alles: Die Modulation des Yaesu war wesentlich kräftiger als die des Icom, und dies ohne den Compressor des Transceivers zu benutzen. Eine klare, saubere und unverzerrte SSB-Modulation mit einem PAPR, wie ich es bisher höchstens beim IC-765 angetroffen habe. Der FT-991 ist in SSB ein Hammer!

Das PAPR - auch Crest-Faktor genannt, heißt ausgeschrieben "Peak to Average Power Ratio". Auf  Deutsch: Verhältnis von mittlerer Sprechleistung zu Spitzenleistung. Je höher die mittlere Sprechleistung zum PEP-Wert ist, desto kräftiger ist ein SSB-Signal. So kommt es, dass ein Transceiver zwar 100W PEP bringt, aber nur schwach auf der Brust ist, während ein anderer mit 100W PEP ein viel kräftigeres Signal hinstellt. Oft ein Grund, um ganze Foren mit Unverständnis und verqueren Ansichten zu fluten.
100W sind in SSB eben nicht gleich 100w ;-)
Mir sind schon Unterschiede bis zu 10dB begegnet. Ein Unterschied, der dem Einsatz einer Kilowatt-Endstufe entspricht!

Doch das PAPR lässt sich nicht so einfach messen. Es lässt sich mit Amateurmitteln nur ungefähr abschätzen: Nämlich am Zeiger-Ausschlag des Leistungsmessers in Stellung Average.

Dazu ein Beispiel: Im folgenden Video sehen wir einen originalen TS-590 im Test von Olivier F4AHK. Die Modulation ist sehr schwach:


Und nun das Video, nachdem Olivier den Woody modifiziert hat. Auch wer kein Französisch  kann, den dürfte der Blitz der Erkenntnis treffen ;-)



Fortsetzung folgt...

Bild: Nochmals einen Blick auf den Schiffenensee. Wie viele Stauseen verbirgt er ein Geheimnis, das nur Taucher zu sehen bekommen.