Das High Speed Amateur Radio Multimedia Network
sollte zuerst ein Ersatz für das Packet Radio Netzwerk sein. Doch inzwischen
wurde das Ziel erweitert und neue Träume und Wünsche sind dazu gekommen.
Wie funktioniert HAMNET?
Wie es sich für Funkamateure
gehört, soll der Zugriff drahtlos erfolgen. Vorzugsweise via 13cm Band auf den
nächsten „Knotenpunkt“. Diese Knoten sitzen – wie die Relais – auf markanten
Punkten, damit sie von möglichst vielen OM erreicht werden können. Mit
Richtfunkstrecken sind dann die Knoten – vorzugsweise im 6cm Band –
untereinander verbunden. Und das, wie es sich für DXer gehört, länderübergreifend
– transnational. Die Mikrowellenbänder kommen ins Spiel, weil die
Übertragungsraten hoch sein sollen und damit auch die Bandbreiten die Möglichkeiten
der VHF-Bänder sprengen würden.
Was soll übertragen werden?
Natürlich Daten und nicht etwa
analoges Zeug wie auf den alten Relais. Und da man das Rad nicht neu erfinden will,
bedient man sich der Internet-Protokolle. Auch VOIP soll möglich sein und wenn
es die Bandbreite zulässt auch Fernsehen. Ein Bildtelefon für Amateure. Kurz:
alles was man übers normale Internet auch kann.
Da kommt man nun unweigerlich zu
dem Punkt mit der Frage:
Wieso ein spezielles Internet für
Öhmer, wenn es nicht mehr kann als das öffentliche Internet?
Bei der Suche nach Antworten bin
ich auf einen Wust von Begründen gestoßen und mir ist aufgefallen, dass die
Protagonisten des HAMNET ihr Tun und ihre Pläne mit einem ganzen Strauß von
Argumenten zu begründen versuchen, die m.E. an den Haaren herbeigezogen wurden.
Aber Ingenieure waren noch nie
gute Verkäufer.
Die meisten Argumente sind in meinen
Augen Nebelkerzen und rechtfertigen in keiner Weise den Aufbau eines HAMNET. Man
merkt rasch, dass hier eine Gruppe von Ingenieuren und IT-Spezialisten am Werk
sind, die einfach Spaß daran haben, ein solches Netz aufzubauen und das nun als
eierlegende Wollmilchsau zu verkaufen versuchen. Ja, vielleicht sogar zu
rechtfertigen versuchen. Ein Wirrwarr von technischen Daten und Träumen.
Beispiele:
-
Remote Bedienung von SDR-Stationen. Auf
den ersten Blick einleuchtend. Doch klappt das nicht bereits mit dem heutigen
Internet?
-
Synergien zwischen Alt und Jung
schaffen. Die Jungen interessieren sich nicht mehr für den Amateurfunk sondern
fürs Internet. Also bauen die Funker ein Internet?
-
Kommunikation der Funkamateure
untereinander. Da schweigt des Sängers Höflichkeit.
-
Selbstbau fördern. Wer bisher
Steckdosenamateur war, wird auch hier zum Fertiggerät greifen, wenn er denn
überhaupt mitmischen will.
-
Das Packet-Radio-Netz substituieren. Ich
dachte, PR sei tot, seit es das Internet gibt? Soll ein totes Pferd
wiederbelebt werden, um es wieder zu reiten? Wozu?
Und so geht es munter weiter.
Keine echten Argumente?
Nur eins habe ich gefunden: Den
Notfunk. Falls das Hamnet wirklich konsequent mit Notstrom-Versorgung errichtet
wird. Wir werden sehen.
Der Rest der Argumente kann man in
der Pfeife rauchen.
Wozu also das alles? Ergibt es
Sinn, das Internet auf Ham-Ebene zu duplizieren?
Ich finde JA. Wir sollten es tun!
Aber wir sollten aufhören uns gegenseitig in die Tasche zu lügen und mit
Scheinargumenten zu fechten. Wir sollten es tun:
1. Weil wir es
können.
2. Weil es Spaß
macht
3. Weil es für
die Experimentatoren unter uns lehrreich ist und neue Erkenntnisse bringt.
Denn schließlich ist der
Amateurfunkdienst ein Experimentalfunkdienst. Und nur dadurch gerechtfertigt.
Alles andere ist CB-Funk (Sorry liebe CBler, ich weiß, auch unter euch gibt es
gewiefte Tüftler und Bastler und einfach miteinander zu kommunizieren ist ebenfalls positiv).
Für Experimente brauchen wir uns
nicht zu rechtfertigen, denn das ist Amateurfunk.
Bild: Auch ein Hobby ;-)