Yagi-Antennen gehören zu den am weitest verbreitenden Antennentypen. Auf KW sind sie der Wunschtraum jedes "Antennengeschädigten". Doch auf den UKW-Bändern sind sie vom Aussterben bedroht. Der Old Man vertraut heutzutage auf den Blindenstock, einen weiß gefärbter Stängel.
Für die nächsten Repeater und das lokale QSO in FM reicht das in der Regel.
Nur die Old Timer unter den OM erinnern sich noch an die 2m-Yagis, horizontal polarisiert notabene - mit denen Direktverbindungen in AM und CW und später in SSB gefahren wurden: über Hunderte von Kilometern, direkt und ohne Relais.
Frisch geprüfte OM sind meist bass erstaunt ob diesen Geschichten und einige glauben, das sei Hamgarn (analog dem Seemannsgarn).
Die Stadt Basel liegt von mir 80 km entfernt hinter den Hügelzügen des Jura. Zwar höre ich hier auf 2m regelmässig Stationen aus dem Elsass, doch von Basel und Umgebung habe ich noch nie etwas auf UKW empfangen. Troposcatter sollte auf diese Distanz kein Hexenwerk sein, wie mir das Höhenprofil verriet. So packte mich die Neugier und ich versuchte einige OM mit horizontaler Yagi zu finden, die für ein paar Tests bereit wären. Die Ausbeute war minim. In Basel scheinen UKW-Yagis ausgestorben zu sein. OM Bebbi lagert sie im Keller für die paar Contests im Jahr, dazwischen tut's der Blindenstock.
Inzwischen habe auch ich noch eine zusätzliche, vertikal polarisierte Yagi montiert - fix auf meinen "Reflektor-Berg" gerichtet - um mit meinen Blindenstock-Freunden zu kommunizieren, wenn sie sich auf SSB verirren. Nun habe ich festgestellt, dass auch meine Horizontal-Yagi ein Update nötig hat. Und nach der Sichtung meines Rohmaterial-Lagers, habe ich beschlossen, auch diesmal eine selbst zu bauen.
Erste Adresse für Yagi Antennen ist für mich DK7ZB. Ich bewundere die enorme Arbeit, die OM Martin im Verlaufe der Jahre geleistet hat.
Nach einigem Stöbern auf seinen Zeiten, bin ich auf mein Wunschobjekt gestoßen: Die 6 Element Yagi in 50 Ohm Ausführung und 2m Boom.
50 Ohm Ausführungen bringen zwar etwas weniger Gewinn und haben schlechtere Nebenzipfel- und ein schlechteres F/R-Verhältnis als die niederohmigen Typen in 28 Ohm oder 12.5 Ohm Ausführung. Dafür sind sie weniger auf Umgebungseinflüsse empfindlich. In meinem Antennengewirr Indoor und Outdoor ein wichtiges Argument.
Doch oh Schreck: Alles ist vorhanden, sogar Nylonmaterial um daraus Elementhalter zu bauen, doch für die Elemente habe ich nur 5 mm Rundalu gefunden. Und Martin gibt in seiner Tabelle nur die Werte für 6, 8 und 10 mm an.
In diesem Augenblick erinnerte ich mich wieder an das Antennen-Analyse Programm Eznec 5+, das sich auf der Festplatte meines Computers langweilt.
Zuerst habe ich die Werte von DK7ZB in die Simulation gegeben. Alles funktionierte bestens, die Werte waren die gleichen wie bei Martin. Dann habe ich den Elementdurchmesser auf 5mm reduziert. Entgegen meinen Erwartungen fiel die Resonanz unten aus dem Band heraus. Seltsam. Sollte ich alle Elemente etwas verlängern?
Beim Spielen mit den Massen fiel mir aber sofort auf, wie raffiniert das Design von DK7ZB ist und was für eine Arbeit dahinter steckt. Als Laie an allen Schrauben etwas zu drehen ist da kein Weg zum Erfolg. So habe ich denn bloß den Strahler um 2mm verkürzt und alles andere so bleiben lassen, wie es ist. Das Resultat lässt sich sehen. Wobei das Rätsel bleibt: Wieso musste ich verkürzen anstatt verlängern?
Aber da ich schon mal EZNEC aufgestartet hatte, wollte ich wissen, wie sich die Yagi nicht nur im fiktiven Freiraum bewährt, sondern auf der Erde.
Bei 2m Abstand - durchaus ein gängiges SOTA-Szenario - steigt zwar der Gewinn durch den Bodeneffekt gegen 17 dBi, doch die Antenne beginnt merklich in den Himmel zu schielen. Für Troposcatter aus dem Tal nicht unbedingt schlecht, doch nicht gerade das, was man sich auf dem SOTA-Hügel wünscht.
Zum Schluss habe die Antenne noch 2 Wellenlängen über den realen Boden gehoben, als auf 4m. Hier ist das Ergebnis zu sehen:
Zwar bringt der Bodeneffekt 17 dBi Gewinn, doch die Antenne schielt 7 Grad nach oben. Für mich ist das ok. Ich möchte ja Troposcatter über den Jura hinweg machen ;-)
SOTA-Stationen kann ich empfehlen, ihre Antenne einige Meter hangabwärts in ihrer Strahlungsrichtung zu platzieren.
Zum Schluss noch ein Tipp. Du möchtest eine DK7ZB-Yagi, hast aber kein Rohmaterial im Keller oder der Garage und keinen Bock auf den Baumarkt? Dafür gibt es eine ausgezeichnete Lösung:
NUXCOM vertreibt die ganze Palette der DK7ZB-Antennen als Bausatz. Allerdings muss der OM sägen, bohren und löten. Aber die dazu nötigen Geräte lassen sich meistens an der Steckdose anschließen; und so steht auch dem Steckdosenamateur nicht im Weg ;-)
Das gilt natürlich auch für mich: fini Theorie - jetzt geht's ans Bauen.
Bild: Fingertaste im Steampunk-Style, beim Tauchen in der Bucht entdeckt. Wie man die wohl bedient?