Um in SSB unter schwierigen Umständen optimal zu
kommunizieren, müssen also die mittleren Frequenzen bevorzugt und die Dynamik
verringert werden.
Neben analogen und digitalen Verfahren im
Audio-Bereich, also zwischen Mikrofon und Modulator, kann man die Kompression auch „über
Bande spielen“.
Eine auf den ersten Blick etwas verwirrende Methode:
Das Audio-Signal wird auf ein HF-Signal amplitudenmoduliert. Dann durchläuft dieses
Signal einen Begrenzer (Clipper) und wird nach einem HF-Filter wieder demoduliert.
Die Verzerrungen entstehen dabei im HF-Bereich und werden ausgefiltert. Das
resultierende Audiosignal ist verzerrungsfrei und je nach Clippgrad komprimiert. Erst jetzt
gelangt es in den richtigen Sendermodulator.
Ein solcher HF-Clipper wird u.a. Von Joachim Münch, DJ4ZF,
angeboten. Eine Version passt dabei perfekt in das MH31 von Yaesu. Dieses
Mikrofon wird mit dem FT-817, FT-857 und FT-897 mitgeliefert. Es hat im
Original eine große dynamische Kapsel. Leider nicht mit einem optimalen
Frequenzgang und es klingt daher (je nach Sprecher) ziemlich dumpf. Abhilfen
habe ich hier und hier beschrieben. Damit erreicht man schon eine wesentliche Verbesserung.
Doch der HF-Clipper von OM Joachim bringt noch mehr,
wie ich feststellen konnte. Zuerst hatte ich mir das MH-31 mit Joachims Clipper
von einem Freund ausgeliehen. Nach einigen Tests und Vergleichen, habe ich mir
dann selbst einen Clipper bestellt. Das hat perfekt geklappt und der Einbau in
das MH-31 ist nicht schwierig und meines Erachtens auch von „Steckdosen-Amateuren“
zu schaffen. Fehlt beim Löten die ruhige Hand, empfehle ich einen Schnaps.
Joachim ist außerordentlich hilfsbereit und seine
Einbauanleitung ist unmissverständlich. Der HF-Clipper passt anstelle der
dynamischen Mikrofonkapsel in das Gehäuse des MH-31. Eine Elektretkapsel sitzt bereits auf der Unterseite des Prints. Mit dem Schalter auf der Mikrofonrückseite lässt
sich der Clipper ein- und ausschalten.
Ausgeschaltet ist das modifizierte Mikrofon bereits
ein Genuss. Die Elektretkapsel allein ist besser als die originale dynamische
Kapsel.
Wird der Clipper zugeschaltet, erhöht sich die mittlere Sprechleistung –
ich nenne das Talk Power – um ca. 6 bis 9 dB. Das komprimierte Signal ist
jedoch nicht für HiFi-Ohren gedacht und der Clipper sollte deshalb nur benützt
werden, wenn man ihn wirklich braucht – als QRM-Bohrer.
Denn beim Clipper geht es nicht um Schönheit, sondern um Verständigung.
Modulationstests mit anderen Stationen sind nicht
einfach, wie ich erfahren konnte. Was der eine noch gut findet, ist für den
anderen schon ein Graus. Besonders das „geclippte“ – oder schreibt man
clippierte? – Signal sollte unter schwierigen Bedingungen getestet werden. Also in QRM, QRN und an der Grasnarbe.
Durch den HF-Clipper gewinnt man also mindestens eine
S-Stufe. Um denselben Effekt zu erzielen, müsste man die Sendeleistung
vervierfachen.
Doch nicht immer wird die erhöhte mittlere Sprechleistung durch
das S-Meter des Empfängers „honoriert“. Je nach AGC und Schaltung: Unter
gewissen Umständen zeigt das S-Meter den Spitzenwert der Feldstärke und nicht
deren Mittelwert. Doch das Ohr trügt nicht. Die Verständlichkeit wird bei mehr „Talk
Power“ besser.
Clippgrad und Frequenzgang lassen sich an Joachims
Schaltung mit zwei Trimmern einstellen. Interessanterweise bin ich nach vielem hin
und her wieder bei den Einstellungen gelandet, die Joachim bei der Auslieferung
eingestellt hat ;-)
Zum Schluss noch eine Bemerkung zur Messung der
Ausgangsleistung. Lese ich doch fast täglich verwirrendes Zeug in einschlägigen
Foren:
PEP, Peak Envelope Power, ist die Spitzenleistung eines
SSB-Senders und diese verändert sich nicht, wenn die mittlere Sprechleistung
durch Kompression erhöht wird. Messen kann man sie nur einigermaßen zuverlässig
mit einem PEP-Meter oder noch besser mit einem Oszillografen. Meistens
entspricht aber der PEP-Wert der Ausgangsleistung in CW.
Die mittlere Sprechleistung zu messen, ist für den OM
schwierig. Doch Vergleiche zwischen Geräten lassen sich einfach anstellen.
Power-Meter auf Average und beobachten, um welchen Wert der Zeiger beim
Sprechen der gleichen Worte schwankt. Da gehen dann manchen die Augen über.
Während es beim einen Gerät bei „Eins-Zwei-Drei“ kaum den Zeiger lupft, pendelt
bei einem anderen Gerät das Instrument um die 20 oder gar 30 Watt-Marke.
Das erklärt recht gut die zum Teil eklatanten Unterschiede
im Æther ;-)
PS. Tipp für Relaismatiker: In FM Clipper bitte nicht
benutzen. Und für 59-Brüller: Übersteuern führt bei vielen (Audio) Clippern/Kompressoren/Prozessoren zu Splatter.