In der Zeit als Telefone eine Wählscheibe hatten
und oft noch an der Wand hingen, war bereits klar, dass man für eine gute
Sprachkommunikation den Bereich 300 bis 3400 Hertz übertragen musste. Damit
ließen sich Frauen- und Männerstimmen unterscheiden und man konnte in der
Regel den Sprecher, bzw. die Sprecherin anhand der Stimme identifizieren. Dies
obwohl sonore Sprecher Frequenzen bis zu 200 Hz hinunter und brillante
Sprecherinnen Frequenzen bis 4000 Hz benutzen.
Im Amateurfunk wird bei SSB in der Regel oben noch
etwas abgezwackt und man begnügt sich mit 300 bis 2800 Hz - also einer
Bandbreite von 2500 Hz. Trotzdem können so die Sprecher – und in einem etwas
geringeren Mass auch die Sprecherinnen – noch identifiziert werden. Dank der „Interpretationsfähigkeit“
unseres Gehirns.
Darum muss man bei SSB zum nächstgelegenen QSO
mindestens einen Abstand von 2.5 kHz einhalten. Höfliche Amateure halten 3 kHz
Abstand.
Unsere Sprache weist eine sehr hohe Dynamik auf. Also
einen großen Unterschied zwischen leisen und lauten Passagen. Gelingt es, die
Dynamik zu verringern, steigt die Verständlichkeit unter schwierigen
Bedingungen (kleiner Signal-Rauschabstand, QRM, QRN).
Mit dieser Erkenntnis wurde das „Clipping“ geboren.
Man schnitt im Sender die höchsten Sprachspitzen ab und erhöhte dann den
durchschnittlichen Pegel. Doch je mehr man abschneidet, desto grösser werden
die Verzerrungen.
Daher suchte man nach anderen Verfahren um die Dynamik
des Sprachsignals zu verringern. Aus Clippern wurden Kompressoren und schließlich
sogar Sprachprozessoren. Sie alle taten vor allem eins: sie reduzierten die
Dynamik der Sprache. Sie machten leise Stellen lauter und laute leiser.
Doch die Lautstärke (Sprachenergie) ist im Frequenzband
nicht gleich verteilt. Vokale (die stimmhaften Laute i, u, a, o etc.) sind am
stärksten und sie befinden sich im unteren Teil des Frequenzbandes, meistens
unter 500 Hz. Darum sind Hundenamen reich an Vokalen ;-)
Die Konsonanten wie B, K, T, L sitzen im mittleren
Teil des Sprachbandes bei etwa 1000 bis 2500 Hz. Sie sind wesentlich schwächer
als die Vokale. Doch gerade sie sind essentiell für die Verständlichkeit.
Dann gibt es noch die Sibilanten, die Zischlaute. Sie
sind für die Verständlichkeit weniger wichtig und liegen im oberen Teil des
Sprachbandes, zum großen Teil über 3000 Hz. Während sie beim Telefon noch teilweise
durchkommen, werden sie im SSB-Sender meistens abgeschnitten. Unser Gehirn
rekonstruiert sie aber aus dem Kontext des Gesprochenen.
Bei der Sprachkompression im SSB-Sender muss man also
darauf achten, die Konsonanten zu bevorzugen. Sie brauchen die meiste
Unterstützung, damit das Sprachsignal auch unter widrigen Umständen
verständlich wird.
Wer an seinem Transceiver über einen ZF-Shift verfügt
oder sogar die untere und obere Grenzfrequenz des Filters einstellen kann wie
z.B. bei TS-590, kann leicht feststellen, wie sich die Beschneidung der
Bandbreite auswirkt. Erstaunlich wie schmal man das Frequenzband machen kann,
ohne viel an Verständlichkeit zu verlieren – solange man die Konsonanten „leben
lässt“.
Bild: Ja so warn's die alten Rittersleut