Dienstag, 21. August 2018

Der nächste Schritt: WSJT-X 2.0



Vergangenen Sonntag war ich wieder digital unterwegs: mit FT-8 im 2m Band. In der Zwischenzeit habe ich mich mit dieser Betriebsart "arrangiert". Das heißt: mir ist es nicht mehr peinlich, mit einem Mausklick ein QSO durch meinen PC abwickeln zu lassen ;-)

Zwar bleibt die soziale Interaktion zum Teil auf der Strecke, bzw. beschränkt sich auf nachfolgende Email oder Whatsapp-Korrespondenz. Doch dafür wird der OM durch Erkenntnisgewinn bei der Ausbreitung der Funkwellen entschädigt. Ich finde es sehr spannend, zu beobachten, wohin die Wellen meiner kleinen 2m Station überall hingelangen. Zu sehen, wie Signale von Reflexionen an Flugzeugen auftauchen und wieder verschwinden und wie sich die Ausbreitung aufgrund der wechselnden Wetterlage ändert. Und das nicht bloß als Momentaufnahme an einem Contest, der ausbreitungstechnisch sowieso meistens zum falschen Zeitpunkt stattfindet und in der Mehrzahl nur Verbindungen mit Monsterstationen auf extremen Standorten zu bieten hat.
Bei FT-8 im 2m Band findet die Mehrzahl der Verbindungen zwischen OM statt, die zuhause an ihrer normalen Station sitzen und keine Superantennen und Kilowatt-Endstufen zur Verfügung haben.

Ich fühle mich dabei ein wenig in die Zeiten zurückversetzt, als das 2m Band an den Wochenenden und Abenden vor Leben nur so sprühte, als Verbindungen in SSB und CW über mehrere hundert Kilometer keine Seltenheit waren, ohne Relaisstationen dazwischen.
Zwar kann man den digitalen Betriebsarten wie FT-8 ankreiden, dass sie von Computer zu Computer stattfinden und weniger von Mensch zu Mensch, und dass sich die Kommunikation auf Rufzeichen, Rapport und Standort beschränkt. Aber immerhin ist es eine Verbindung von Antenne zu Antenne.
Abgesehen davon ist der Kommunikationsgehalt einer FT-8 Verbindung noch höher als das sinnlose 59-Gequake im Pile-up einer DX-Pedition.

Doch auch das befindet sich gerade in einem "Phasenübergang". Ich lehne mich zwar jetzt etwas aus dem Fenster, wenn ich voraussage: "In wenigen Jahren werden die meisten DX-Peditionen ihre QSO's hauptsächlich oder zur Gänze digital abwickeln. Doch wer sich auf den Bändern umhört, muss feststellen, dass der Trend nicht zu überhören, bzw. zu übersehen ist.

Joe Taylor hat den nächsten Schritt bereits angekündigt: Die nächste Version von WSJT-X  soll bei FT-8 und MSK144 wesentliche Änderungen bringen. Noch sind nicht alle zukünftigen Features bekannt. Doch drei hauptsächliche Stossrichtungen sind aus seinen Aussagen herauszulesen:

- Übertragung zusätzlicher, individueller Informationen
- Die Möglichkeit VHF/UHF-Conteste in FT-8 abzuwickeln
- Verbesserung des FT-8 Betriebs bei DX-Peditionen

In FT-8 soll die Empfindlichkeit leicht besser werden. MSK-144 soll dagegen etwa 0.5dB verlieren, aber mit einer verminderten Fehlerquote aufwarten.
Doch bei all diesen guten Nachrichten gibt es auch eine weniger gute. Die verbesserten Betriebsarten werden nicht rückwärts kompatibel sein. Es wird so sein, wie bei der Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr in Schweden im Jahre 1967. Wer die Umstellung verpasst, wird als Geisterfahrer im Aether unterwegs sein. Anfangs 2019 soll es bereits soweit sein.

Vergangenen Sonntag habe ich übrigens zum ersten Mal im 2m Band in FT8 die Suburbs von Kassel erreicht. Ralf DL1EL arbeitete mit 60-80 Watt an einer 4 Element Yagi. Als Transceiver benutzte er den unverwüstlichen FT-817. Auf meiner Seite werkelte ein IC-7400 mit 100W an einer 6 Element Yagi nach DK7ZB. Distanz 515km. Doch Ralf ist inzwischen schon weiter gekommen, wie der Screenshot beweist, den ich heute erhalten habe: F1NZC ist von seinem QTH stolze 792km entfernt.

  Und auch bei mir wird noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Ich werde bei Gelegenheit darüber berichten.

Keine Kommentare: