Samstag, 2. September 2017

Flexradio kontra IC-7300



Marc DO5AMF hat kürzlich einen interessanten Kommentar zu einem älteren Blog-Eintrag veröffentlicht: zu IC-7300 gegen Radio China. Damit dieser Kommentar nicht verloren geht, will ich ihn hier nochmals direkt ins Blog stellen.
Marc berichtet darin über seine Erfahrungen mit dem Flex 6300, den er vornehmlich für VHF-Conteste einsetzt. Gerade dort ist es sicher sehr praktisch, nicht nur eine Frequenz hören zu können, sondern gleichzeitig auch das Band zu beobachten.

Meinen IC-7300 habe ich nun schon mehr als ein Jahr in Betrieb. Ab und zu flackert die Overflow-Anzeige zwar noch, doch da sorgt mein selbstgebauter Preselector für Abhilfe.
Im Grossen und Ganzen bin ich mit dem kleinen Kistchen zufrieden. Technische Probleme hatte ich bisher keine und auch das Lüftergeräusch stört mich nicht groß.
Aber ich habe festgestellt, dass ich den IC-7300 nicht mehr so häufig benutze. Ich habe mich inzwischen an den farbigen Bildschirm mit der Spektrum- und Wasserfallanzeige gewöhnt. Der Neuheitseffekt ist verpufft und für meine Funkaktivitäten ist die Anzeige des Spektrums nicht notwendig, bzw. bringt keinen Zusatznutzen.
Denn ich nehme nicht mehr an Contesten teil, und den Jagdinstinkt des DX-Jägers habe ich im Laufe der Jahre auch verloren. Im Vordergrund stehen mehr der Gedankenaustausch mit Funkfreunden und Versuche. Eine Alterserscheinung.
Auch ist der IC-7300 in meinen Augen/Ohren nicht besser als andere, auch ältere Transceiver. Ich finde, dass meine IC746/IC7400 genausogut klingen, ja im QRN oft sogar besser.
Auch den TS-590, den ich verkauft habe, vermisse ich manchmal. Heute würde ich ein TS-590SG einem IC-7300 vorziehen. Er hatte weniger Farbe, dafür Dinge, die ich nun vermisse.
Trotz SDR hat die Amateurfunktechnik in den letzten zehn Jahren keine wesentlichen Fortschritte mehr gemacht. Abgesehen von einigem Schnickschnack wie der erwähnten Bandanzeige.
Auch die Störunterdrückung ist kaum besser geworden. Dabei wäre das heutzutage im verseuchten Aether besonders nötig. Und schließlich funken wir seit Jahrzehnten immer noch in SSB und CW wie eh und je. Sind neue digitale Betriebsarten wie WSJT im Spiel, übernimmt ohnehin der Computer die Hauptarbeit. Da tut es ein älterer Transceiver noch lange.
Ob der mit viel Vorschusslorbeeren bedachte ICOM IC-7610 wesentlich besser als sein Vorgänger sein wird, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht ein paar "Nice to have" mehr, doch im wesentlich dasselbe im neuen Kleid. Aber vielleicht kann ich nächstens günstig einen 7600er kaufen, wenn ihn ein OM durch den Neuen ersetzt - ein Gerät mit dem ich lange geliebäugelt habe.
Doch jetzt zum Kommentar von Marc:

Servus Anton,

ich kann glaubhaft behaupten, dass ich am Flex 6300 solcherlei Probleme mit einem zugestopften RX bisher noch nie erleben durfte. Egal auf welchem Band. Bisher habe ich nur Drahtantennen genutzt aber auch da kamen mir derlei Probleme nicht unter.

Ich setze das Gerät hauptsächlich (Anschaffungszweck) für VHF Conteste ein, an einem Transverter von HA1YA.
Genaue Daten bzgl. der Eingangsspannungen des RX liegen mir natürlich nicht vor. aber ich kann sagen, dass eine Übersteuerung des Empfängers sehr sehr selten vorkommt. Die Situation auf VHF kennst du ja auch und hast du ja auch schon beschrieben.

Sie ist katastrophal und wenn man in Deutschland zwischen DL0GTH und DA0FF positioniert ist, ist katastrophal kein Ausdruck mehr. Mit normalpreisigen Funkgeräten, die VHF ab Werk können, ist kein Arbeiten mehr möglich. Der 991 machte in dieser Situation eine einigermaßen gute Figur, wenn man mit einer spitzen Antenne an den Big Guns vorbei zielt. Aber nur mit dem Flex6300 und Transverter war auch ein Funken in diese Richtungen erst wieder möglich. Dass der EMpfänger überfordert war, war wirklich sehr, sehr, sehr extrem selten, obwohl gerade z.B. DA0FF mit Signalen um die 140dB auftrumpfte.

Deine Aussage bzgl. der Schwachstelle, die alle SDR gemeinsam haben, ist natürlich im Grunde genommen korrekt aber zumindest die Flexradios haben diesbezüglich sehr gute Eigenschaften und gewinnen den Direktvergleich zum IC7300 ganz, ganz, ganz deutlich - praktisch erprobt.

Übrigens lese ich deinen Blog schon lange, in letzter Zeit etwas unregelmäßiger aber immer mit wachsender Begeisterung, wenn ich mal wieder dran denke. Schön, was du alles schreibst, das hat mir schon sehr viele gute Ideen gebracht.

73 de Marc, DO5AMF




Zum Thema Direct Sampling SDR vs "klassische" Transceiver von Adam Farson, dem "ICOM Guru".

Bild: Südsee? Nein, Bornholm.
 

Keine Kommentare: