Dienstag, 23. Februar 2016

23cm - Ein Spiel über Bande



Nicht nur im Billard wird über Bande gespielt, auch im Aether.

Euch ist sicher aufgefallen, dass ich kürzlich eine 23cm Yagi und einen Vorverstärker gebaut habe, und vielleicht habt ihr euch gefragt, für welchen Zweck ich diese Teile brauche.

Für ein Experiment natürlich. Denn ohne das Experimentieren wäre der Amateurfunk nur halb so spannend.

Auf den 32 km "Luftlinie" zwischen  Hansjoerg HB9EWH in Münsingen und meinem QTH liegen viele Hügel. Das schaffen die UKW-Wellen nicht. Sie verlieren sich irgendwo in den grünen Wäldern und Wiesen. Wenn wir auf UKW miteinander funken wollen, müssen wir über Bande spielen. Nicht über den Tischrand wie beim Billard, sondern über Berggipfel, die wir beide sehen können. Dort reflektieren unsere Signale.

Im 2m Band klappt das vorzüglich. Wir benutzen den 1607m hohen Chasseral im Jura-Gebirge als Reflektor. Dieser Pfad hat eine Gesamtlänge von 77km und ist daher mehr als doppelt so lang, als die direkte Linie zwischen uns. Aber es klappt perfekt, auch mit bescheidenen Yagi-Antennen und kleinen Sendeleistungen. Notabene auch in FM, was uns zuweilen darüber nachdenken lässt, wieso andere Funker für ein paar wenige  Kilometer eine Relaisstation benötigen ;-)

Auch auf 70cm klappt es noch über den Chasseral, doch auf 23cm hatten wir Schwierigkeiten. Offenbar blieben die Wellen von Hansjoerg im nahen Kirchturm hängen. Seine Sicht auf den Chasseral ist nicht so gut wie meine.

Aber es gibt ja noch mehr Berge hierzulande. Doch manchmal sieht man vor lauter Berge das Gebirge nicht mehr ;-)
So dauerte es eine Weile, bis mir merkten, dass es noch einen anderen prominenten Gipfel gibt, den unsere beiden Antennen sehen können: den Gantrisch. Der ist sogar noch etwas höher als der Chasseral, nämlich 2175m und besitzt eine markanten Flanke.

Unsere Verbindung klappte auf Anhieb  - in SSB mit kleinen Yagiantennen und einigen Watt. Die Gesamtstrecke dieses Bandenspiels beträgt 50km.

So sieht die Antenne von HB9EWH das Panorama mit dem Gantrisch:


Und so sieht meine Antenne diesen Berg. Ein veritables Suchbild ;-)


Natürlich bleibt auch da einiges in den Wäldern hängen, auf dem weiten Weg zum Berg. Denn die Fresnelzone ist durch die vorgelagerten Hügel ziemlich beeinträchtigt. Trotzdem gilt auch hier. Wenn beide Stationen den gleichen Berg sehen können, ist eine Mikrowellenverbindung in der Regel möglich. Schmalbandig versteht sich, in SSB, CW oder PSK31 etc.
Breitbandverbindungen, wie sie zum Beispiel für das Hamnet nötig sind, brauchen wesentlich mehr "Speck".  

PS. Natürlich ist uns klar, dass nicht der Gantrisch alleine für unser Bandenspiel verantwortlich ist. Seine Nachbargipfel werden sicher auch dabei mitmachen. Doch nach der Peilung mit der Yagi von HB9EWH scheint er die Hauptrolle zu spielen.

Bild ganz oben: PC Screenshot von Google Earth. Rot = Funkpfad via Chasseral 77km. Gelb = via Gantrisch 50km.