Montag, 12. Juni 2017

Vorwärts in die Vergangenheit

Gut ein Jahr lang habe ich den Yaesu FT-991 (1,2,3) jetzt auf dem Stationstisch gehabt. Oft mit ihm gehadert, manchmal arrangiert, doch nie richtig akzeptiert. Dieses Gerät ist nie mein Freund geworden. Das liegt nicht an seinen Empfangsleistungen und auch nicht an seinem Sender. Im Gegenteil: die ausgezeichnete Modulation und der "Talkpower" haben mich bisher davon abgehalten, mich von ihm zu trennen. Und was ich mit dem IC-7300 hören konnte, konnte ich auch mit dem Yaesu hören.
Nein, es liegt an mir.
Das Yaesu-Bedienkonzept passt nicht in mein Denkschema. Es verknotet meine Gehirnwindungen. Das war früher nicht der Fall. Bei älteren Yaesu-Geräten (1,2) war die Welt m.E. noch in Ordnung. Doch irgendwann hat es angefangen. Vielleicht mit der Exkursion von Yaesu zu Vertex oder mit dem Übergang zu der digitalen Signalverarbeitung. Bei den kleinen Multibandern wie dem FT-817 und dem FT-857 habe ich die verschachtelten Menüs und die eigenartigen Konzepte der Ingenieure noch in Kauf genommen - als notwendige Konzession an die Miniaturisierung. Die beiden werden auch weiterhin meine treuen Begleiter sein.
Doch beim FT-991 begann das Fass zu überlaufen. Den Vogel schießt wahrscheinlich der FT981 ab. In diesem Fall hat es mir gereicht, den Testbericht im "Funkamateur" zu lesen. Ausprobieren muss ich das nicht noch selbst.

Der langen Rede kurzer Sinn: Seit ein paar Tagen steht der FT-991 zum Verkauf bei Ricardo und ich hoffe, dass er einen guten Shack mit einem verständnisvollen OP finden wird.

Doch wohin soll die Reise nun gehen? Was kommt als nächstes? Vielleicht das Modelleisenbahner-Pult von ICOM? Auf Schweizerisch "Pultli". Mindestens 2m müsste ja bei meinem nächsten Versuch wiederum drin liegen.

Nein. Diesmal habe ich einen Rolle rückwärts gemacht und mich dazu entschieden mir ein Vintage-Gerät anzulachen, mit dem ich bei seinem Erscheinen vor bald 20 Jahren geliebäugelt hatte.

Heute habe ich den Verkäufer getroffen um die Übergabe zu arrangieren. Sein Verkaufsgefährt: ein ehemaliger BAKOM-Bus mit dem früher Schwarzsender aufgespürt wurden (Funkmesswagen). Da ich schon lange nicht mehr schwarz sende, habe ich mich in die Nähe gewagt:


Auch eine Antenne hatte Martin HB9SFL schon aufgerichtet: eine Vertikal mit CG-3000. Ich war baff. Noch nie habe ich einen so zuvorkommenden Verkäufer getroffen. Martin, du hast den Vogel abgeschossen ;-)


Aber ich will euch nicht länger auf die Folter spannen: hier ist mein Neuzugang: Ein IC-746.


Diese Geräteklasse ist einzigartig: KW, 6 und 2m mit jeweils 100 Watt. Wie es für ICOM typisch ist: alle wichtigen Funktionen sind über eine Taste oder einen Regler direkt zugängig. Wenn ich zum Beispiel die Leistung oder die CW-Tastgeschwindigkeit verstellen will, muss ich nicht zuerst im Menü rumgrübeln. Die Schaltung hat viel vom IC-765 erben können, dem besten ICOM, den ich je hatte. Im Gegensatz zum IC-765 wurde hier zum ersten Mal das Twin-Passband-Tuning realisiert, das beim IC-765 noch durch einen Patentstreit blockiert war. Für den CW-Operateur gibt es sogar ein Audio-Peak-Filter, damals ebenfalls ein Novum für ICOM. Und für das 2m-Band natürlich die ganze Palette an FM-Einstellungen. Natürlich noch ohne D-Star und anderen Klamauk.

Der IC-746, damals zwischen dem IC-706 und dem IC-756 positioniert, war aber noch ein "Quarzfilter-Grab". DSP hatte er nur in der NF. Sowohl in der ersten, wie in der zweiten ZF konnten Filter nachgerüstet werden. Zusammen mit dem optionalen TCXO CR-282 schon damals ein teurer Spaß. Wer heute eine solche Kiste im "nackten" Zustand kauft, muss nochmals 400 Euro drauflegen.

Nur ein paar Jahre später schob ICOM daher den IC-7400 nach (in den USA 746Pro). Vom Aussehen her fast identisch, verfügt diese Variante über eine DSP-ZF. Zusätzliche Quarzfilter sind also nicht mehr nötig. Ein seltenes Gerät auf dem Gebrauchtmarkt.

Als die Produktion des IC-7400 eingestellt wurde, verschwand diese Art Transceiver (KW und 2m mit je 100W) für eine Weile. Erst mit dem IC-9100 ist sie wieder aufgetaucht. Zwar mit 70 und 23cm als Zugabe, doch zu einem stolzen Preis.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Kritik am FT-891 kann ich so nicht stehen lassen. Das ist ein hervorragender KW TRX mit einem ausgezeichneten Empfänger und einem ebenso guten Sender. Die IMD-3 Werte des Testers kann ich nicht bestätigen. Quasi on the band werden mir bei 100w stets Werte von 30dB und besser attestiert - von Leuten die wissen was sie sagen. Dass diese klitzekleine Kiste mit ihren zig Einstellmöglichkeiten ein Menue Monster ist, dürfte klar sein. Das einzige was mich persönlich wirklich stört, ist der Umstand, dass man nicht mal einfach so von einem ins andere Seitenband wechseln kann. Man muss ins Menue gehen und das dort umstellen und auch wieder zurück - das ist lästig.

Das kleine Schätzchen war 2 Wochen bei mir im shack im Einsatz, bevor es seinen vorgesehenen Platz im PKW gefunden hat. Ich konnte es auf Herz und Nieren testen auch an der Expert PA und machte stets eine gute Figur. Niemand hat gemerkt, dass ich nicht mit dem FTDX-3000 on air war. An der grossen Schleife zeigten sich auch keine Grosssignalprobleme.

Meiner Meinung nach wird in unseren Gefielden viel Mist und Unwahres über den 891 verbreitet, was schon als Rufmord bezeichnet werden muss. Ich bekam etliche strunzblöde Kommentare von den "grossen" Experten zu hören, als ich mein Verbrechen offenbarte, mit einem solchen Sche.....teil in der Luft zu sein. Das geht mir im übrigen auch so, wenn ich mit meiner grossen Magloop unterwegs bin - viel heisse Luft aber kein fundiertes Wissen.

Viele Grüsse
Manfred, HB9FLU

Traumperlentaucher hat gesagt…

Lieber Manfred
Der FT-891 ist sicher ein tolles Gerät und ein Meisterstück der Miniaturisierung. Perfekt für Mobilbetrieb, wenn man mit dem Menü zurecht kommt. Was den IMD3 des Senders anbelangt, so kommt er im ARRL-Labor nicht so schlecht weg, wie im Link im Blog. Leider ist das Phasenrauschen sehr hoch:
Zitat des Testers:

the transmit phase is about the highest we’ve
yet seen at the Lab. For this reason alone, I would be wary of pairing this transceiver
with an RF amplifier. Users of the FT-891 must watch the ALC level when transmitting
voice, because transmit IMD levels tend to get high if the ALC indicator reaches the
top end of the scale. Keep it halfway or lower for SSB operation.

Zitat Ende

73 de Anton