Mittwoch, 27. Dezember 2017

Eine 10 GHz Antenne auf dem Prüfstand - Teil 2



Auf 10 GHz mitzumachen ist nicht billig. Wer nicht nur von Bergkuppe zu Bergkuppe mit ein paar Milliwatt funken will, der muss mit Investitionen in der Höhe eines High-End Transceivers rechnen.
Klar, mit entsprechendem Know-how lässt sich alles auf Komponenten-Ebene selber bauen.
Doch ohne teures Mess-Equipment geht das nicht. Und das bedeutet unter anderem Zugriff auf einen Spektrum-Analysator für diesen Frequenzbereich. Damit sind wir schon bei einem grösseren Preisschild angelangt.
Auch wenn man sich mit Zubehör wie Relais, Hohlleiter und Adapter etc. auf dem Occasionsmarkt eindecken kann, für den benötigten Transverter und die Endstufe ist man auf wenige Lieferanten in Deutschland und den USA angewiesen. Hier ein Beispiel:

- Transverter
- Endstufe
- Vorverstärker
- Sequenzer

Hier die etwas günstigere Konkurrenz.

Zur PA lässt sich sagen, dass man lieber klotzen statt kleckern sollte. Früher oder später kommt sonst die Reue und dann wird ein Upgrade fällig. Auch bei den 3cm Wellen gilt: Auf die Dauer hilft nur Power.

Gute gebrauchte Relais kriegt man ab 100 Euro. Wer es neu mag, muss tiefer in die Tasche greifen. 
Im Übrigen macht man sich das Leben einfacher, ein 12V Failsafe SPDT Relais zu kaufen.

Kabel und Stecker aus dem VHF-Gebiet sind natürlich ein No-Go. Da könnte man gleich mit einem Dummy Load senden. Hier ist nur das Beste gut genug. Und wer sein Equipment nicht direkt hinter der Antenne montieren kann, ist entweder auf Hohlleiter oder superteures Koax angewiesen. Aber möglichst nicht mehr als 1 bis 2m davon. Auch die einzelnen Komponenten müssen mit hochwertigen Mikrowellen-Kabeln verbunden werden. Steckerstandard ist hier SMA.
Tipp: Sucoflex und Minibend gibts gebraucht in der E-Bucht. Aber auch Aircom Plus geht noch bei 10 GHz und einen Meter davon kann man sicher verkraften, wenn die N-Stecker Tipp-Top montiert sind.

Natürlich braucht es auch noch ein Steuergerät. Viele OM benutzen dazu den FT-817. Mit nachgerüstetem TCXO, versteht sich. Und damit sind wir bei der vorletzten Komponente, die der angehende Mikrowellen-Lehrling dringend braucht: einem stabilen und präzisen Frequenznormal für seinen Transverter. Also entweder ein Rubidium-Oszillator oder eine GPS-Anbindung oder zumindest ein OCXO Doppelofen.
Denn die in den Transvertern eingebauten Oszillatoren sind oft zuwenig stabil.
Bei einer Mikrowellenverbindung geht es u.a. darum, dass sich die Partner mit ihren sehr scharfen Antennenkeulen aufspüren. 2-3 Grad daneben und man verpasst die Gegenstation. Muss man dazu noch die Frequenz des Partners suchen, kann man gleich wieder einpacken und zum Apéro übergehen.

So, damit haben wir mal eine schöne Stange Geld ausgegeben und können bereits QSO fahren. Allerdings befinden wir uns noch im Blindflug. Wir können zuhause mit unserem Multimeter, dem KO und dem Frequenzzähler weder Leistung noch SWR oder die Frequenz auf 10 GHz messen. Aber das ist ein separates Thema. Vertrauen wir also unserem Lieferanten und unserer Fähigkeit, alles richtig miteinander zu verbinden und kommen wir zum letzten und wichtigsten Element unserer 10 GHz Station - der Antenne.

Lustigerweise ist das das einfachste und günstigste Teil und lässt sich auch von Laien mit einer entsprechenden Anleitung auf dem Küchentisch zusammennageln.
Satellitenschüsseln gibt es für lau und alles was man tun muss ist, den LNB zu demontieren und mit einem eigenen Feed zu ersetzen. Denn das TV-Teil ist nicht zum Senden geeignet. Natürlich an gleicher Stelle und in gleicher Ausrichtung. Am einfachsten ist ein kleiner Hornstrahler. Derartige Antennen sind relativ unkritisch, da breitbandig. Ein bisschen Spielraum in der Z-Achse (näher oder weiter weg vom Spiegel) hilft, den genauen Fokus zu finden.
Aber auch andere Strahler sind denkbar und man kann sie sogar für wenig Geld kaufen. Zum Beispiel die Leiterplatten-Antennen von WA5VJB. Wieso nicht einmal eine Vivaldi anstatt ein Horn?
Für die Blindenstock-Generation unter den OM: auf 10 GHz wird mit horizontaler Polarisation gearbeitet. Der Schlitz des Hohlleiters steht also hochkant und die kleine GP im Koax-HL-Übergang ist waaagrecht ;-)

Und damit sind wir wieder bei unserer Expedition durch Schneegestöber an die Gestade des Bodensees, zwecks Messung des Wok. Noch ist nicht ganz klar, ob unsere kleine Schüssel 29 oder 30dB Gewinn hat, aber eigentlich spielt das keine grosse Rolle. Denn die begleitenden Diskussionen haben die eine oder andere Perle an den Rand unseres Erkenntnishorizonts befördert.

Zum Beispiel die, dass der Deckel auf dem Spiegel Dreiviertel dB wegfrisst, was bei einer Verbindung von Wok zu Wok bereits 1.5 dB ausmacht. Oder die, dass man aus einem kleinen Horn mit wenig Aufwand ein grosses machen kann und Hörner im Allgemeinen sehr tolerante Wesen sind.
Oder auch die Erkenntnis, dass man Hohlleiter mit kleinen Beulen nicht ausbessern sollten. Oft sind die nämlich nicht einfach runtergefallen, sondern wurden mit der dicken Zange "abgestimmt."



  Fortsetzung folgt...

Bild zuoberst: Fio HB9DWK im Winter-Contest
Bild unten: Ein kleines Plastikhorn mit dicken Backen.


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Eine 10GHz Antenne auf dem Prüfstand - Teil 1

Die Antenne ist das wichtigste Element bei der drahtlosen Kommunikation. Das gilt auch für die Mikrowellen. Doch während man auf Kurzwelle mit einem ans Fensterbrett genagelten Klingeldraht noch ein QSO zustande bringt, ist mit solchen Späßen im 10 GHz Band Schluss.
Das liegt einerseits an der Ausbreitung der 3cm-Wellen, die ohne Ionosphäre auskommen müssen, andererseits aber an der sehr geringen OM-Dichte im 10 GHz Band. Sie dürfte in der Schweiz so um 0.0005 OM pro Quadratkilometer liegen. Wobei die meisten OM wohl nur bei Funkwettbewerben ihr Equipment aus dem Keller holen.

Wer auf ein QSO hofft, dem hilft unter diesen Umständen kein Draht, obschon Drähte auch auf 10 GHz funktionieren: Mit einem Stück Draht von 7mm Länge in der Antennenbuchse des Transverters hat man bereits einen Viertelwellenstrahler. Solche Strahler sind im Mikrowellenbereich übrigens keine Seltenheit. Man findet sie in vielen Koax-Hohlleiter-Übergängen. Dort drin sitzen diese kleinen Groundplane-Antennen und strahlen ihre Wellen in den anschließenden Hohlleiter. Aber Vorsicht: niemals in einen offenen Hohlleiter gucken, wenn der Sender läuft. Man trocknet seine Katze ja auch nicht im Mikrowellenofen.

Dar langen Rede kurzer Sinn:  Man braucht für den Mikrowellenfunk eine gute Antenne. Also eine mit viel Gewinn. Hier habe ich bereits so ein Teil vorgestellt. Wir nennen das Teil inzwischen Wok, wegen seiner Ähnlichkeit mit einem chinesischen Kochgeschirr.


Oben im Bild ist diese Schüssel zu sehen. Der Hintergrund ist nicht etwa das Innere einer eisernen Jungfrau, sondern eine Messkammer. Sie befindet sich in der Firma MIRAD in Wittenbach in der Nähe von St. Gallen. Die MIRAD microwave AG ist spezialisiert auf die Entwicklung und den Bau von Mikrowellen-Antennen und Systemen. Insbesondere für Erdstationen für die Weltraum-Kommunikation.

Dass wir für den WOK die Messeinrichtung der MIRAD benutzen durften, haben wir Willi HB9PKZ zu verdanken. Willi ist in der Welt der großen Schüsseln eine bekannte Größe. Er entwickelt diese für Firmen und Organisationen wie zum Beispiel die ESA. Hier geht es zu seinem Blog. Für die Freunde der Mikrowellen ist dieses Blog eine Schatzkammer wie Alibabas Räuberhöhle.

Leider passen Willis große Antennen in keine Messkammer und so war es auch für ihn ein besonderes Erlebnis, wieder einmal die Theorie mit der Praxis zu vergleichen. Denn im Vorfeld hatte er unsere Antenne bereits rechnerisch untersucht.

Was dabei herauskam und was wir bei Willi und der MIRAD gelernt haben, darüber werde ich im zweiten Teil berichten.

Doch wer sind wir?

Wir sind ein Dreiergespann mit der gleichen Passion: dem 10 GHz Band. Links im Bild sind Hansjörg HB9EWH, in der Mitte "unser Lehrer" Willi und rechts Christoph HB9DTZ zu sehen.



Bei der MIRAD sind wir dann noch auf einen weiteren Gleichgesinnten gestoßen: auf Fiorello HB9DWK.
Er ist schon länger im 10 GHZ Band tätig und konnte uns über seine praktischen Erfahrungen berichten. Hier ist Fio in voller Aktion zu sehen:
















Fortsetzung folgt

Samstag, 16. Dezember 2017

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Es war einmal ein Professor auf dem Gebiet der Philosophie, der zugleich auch ein Ham war. Damit ist nicht etwa ein Schinken gemeint, wie das englische Wort vermuten lässt. Insider wissen, dass in den USA - dem Ursprungsland des Amateurfunks - mit Ham auch ein Funkamateur gemeint ist. Das beste Hobby der Welt heißt deshalb ennet dem Teich Hamradio. Drüben auf der anderen Seite ist halt vieles anders als in der alten Welt, so gibt es zum Beispiel auch Spam in Büchsen und nicht nur auf dem PC.



Doch zurück zu unserem Professor. Der gute Mann kannte sich nicht nur in Philosophie aus, er wusste auch, was heutige Hams vielfach vergessen haben: dass die Antenne das wichtigste Element einer Funkstation ist, und nicht etwa die Funkkiste. Auch der teuerste und mit den besten Kennzahlen versehene Transceiver nützt nichts, wenn sich der Ham bloß einen Klingeldraht ans Fensterbrett nagelt.

Aufgrund dieser Erkenntnis widmete sich der Professor vor allem den Antennen. Er studierte sie, untersuchte sie und schrieb unzählige Artikel über das wichtigste und zugleich schwächste Glied in der drahtlosen Kommunikation. Keine hochgestochenen Berichte voller Formeln, sondern Artikel für dich und mich: leicht lesbar und verständlich und mit Aha-Effekt.
Dadurch wurde der Professor nicht nur auf dem Gebiet der Philosophie eine anerkannte Größe, sondern auch auf dem Gebiet der Antennen. Mehr noch: er wurde zum "Antennen-Papst".

Doch wie in jedem Märchen gibt es nicht nur einen Guten, sondern auch einen...äh...etwas weniger guten Protagonisten. In unserer Geschichte nennen wir ihn Mister Stone.
Als der Professor spürte, dass sich seine irdische Existenz dem Ende zuneigte, übergab er die Rechte an seinen vielen Publikationen an Mister Stone. Warum und wieso bleibt wohl für immer verborgen. Aber ich denke, der Professor glaubte, Mister Stone würde sein Erbe gut verwalten und der Gemeinschaft der Hams offen zugänglich machen.

Das tat Mister Stone den auch. Doch Stone war nicht vom Hamspirit durchdrungen. Ja, keiner weiß, ob er überhaupt ein Ham war. Aber Mister Stone war ein Businessman. Er hatte unzählige Firmen gegründet - fünfzig wird erzählt. Und so kam es, dass Mister Stone aus dem Erbe des Professors ein Geschäft machte. Er ließ sich für den Zugang zu den vielen Artikeln über Antennen bezahlen.
Dazu gründete er speziell eine Firma - wohl die 51ste - mit einem einprägsamen Namen.
Wer sich in der Geschäftswelt etwas auskennt, der weiß, dass das X der stärkste Buchstabe des Alphabets ist. Und so verquickte Mister Stone die Antennen des Professors mit dem X.

Viele Jahre bezahlten viele Hams viel Geld um des Professors Antennengeschichten zu lesen. Außer denen, die der Professor sonstwo publiziert hatte, zum Beispiel im QST. Die waren und sind immer noch frei zugänglich.

Doch dann geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Die Firma mit dem X von Mister Stone war eines Tages nicht mehr Online. Und wie wir alle wissen, ist nicht Online zu sein die grösste Katastrophe, die einen Menschen in seinem Leben treffen kann.
Die Schatztruhe mit den vielen Antennengeschichten des Professors war plötzlich nicht mehr auffindbar. Was war geschehen? Wo war Mister Stone?
Leider endet hier die Geschichte. Scheinbar ohne Happyend wie es bei guten Geschichten der Fall sein sollte.

Aber noch ist nicht aller Tage Ende. Denn das Netz vergisst nichts, wie wir wissen. Und wer sucht, der findet.
Zum Beispiel hier.

Einer meiner Lieblinsartikel des Professors ist dieser hier. Darin berichtet er über seine fünf Favoriten: Allesamt Antennen für den kleinen Ham, der nicht über ein großes Grundstück verfügt.
Es handelt sich dabei ausschließlich um Drahtantennen und natürlich um Antennen, die der Ham selber bauen muss.






Donnerstag, 14. Dezember 2017

Ein ganz böses Paket

Heute ist ein ganz schlimmes Päckli eingetrudelt.
Bestellt hatte ich dieses Weihnachtsgeschenk für mich schon im September, wohl wissend, dass der Weg kein gerader sein würde. Die Voraussicht lohnte sich: das Paket ging im ersten Anlauf verloren.
Doch der Absender im fernen Osten erklärte sich bereit, einen zweiten Versuch zu wagen - auf seine Kosten notabene. Damit haben die chinesischen Ebay-Lieferanten bei mir wieder einen Punkt gut gemacht, nach all dem Fake-Zeug, das ich dieses Jahr erhalten habe.

Im zweiten Anlauf hat es jetzt geklappt. Das kleine Paket machte einen Umweg über Holland und landete heute in meinem Briefkasten.

Diese Gratislieferung muss ein ganz, ganz böses Paket sein, denn es war in Holland mit einem gelben Kleber verziert worden:


Ei der daus, da habe ich doch gerade zwei EU-Regeln verbrochen.
Wenn das die Menschen machen, die an den Schalthebeln der Macht sitzen, hat das keine Konsequenzen. Doch was passiert dem kleinen Mann, der bloß auf Aetherwellen surft?
Erhält der nur einen grünen Punkt und einen gelben Kleber oder einen Punkt in Flensburg?

Doch bevor ich das Teil nun reuevoll zurückschicke, wollen wir doch wissen, gegen welche Regeln das Päckli verstoßen hat:

Artikel 9:

"In defining and implementing its policies and activities, the Union 
shall take into account requirements
linked to the promotion of a high level of employment, the guarantee of 
adequate social protection, the
fight against social exclusion, and a high level of education, training 
and protection of human health."

Artikel 10:

"In defining and implementing its policies and activities, the Union 
shall aim to combat discrimination
based on sex, racial or ethnic origin, religion or belief, disability, 
age or sexual orientation."

Das Zeug, das da mit der Post via Amsterdam kam, muss also von einem Sklavenhalter stammen.
Es wurde offenbar von ausgebeuteten und diskriminierten Menschen unter desaströsen Bedingungen zusammengenagelt. Die EU weiß das ganz sicher.
Damit mir das nicht mehr passiert, werde ich in Zukunft auf Artikel 9 und 10 achten.
Als Sofortmaßnahme habe ich mal mein Handy und meinen PC und alle anderen elektronischen Dinge im Haus auf gelbe Kleber untersucht. Glücklicherweise habe ich nirgendwo einen gefunden. Das beruhigt mich und dämpft mein schlechtes Gewissen.

Aber schauen wir doch mal, was denn eigentlich in dem Paket mit dem gelben Kleber steckte:












Ein 3000mAh Akku plus Lader für meinen FT-817.
Zurückschicken mag ich es nicht. Ich werde einfach den gelben Kleber unten auf meinem FT-817 anbringen.

Nun frage ich mich, wie das zum Beispiel Amazon macht. Haben die auch gelbe Kleber?
Und hier der ganze EU-Salat zum Thema.

Montag, 11. Dezember 2017

QSO's ab Stange



Wer Nächte lang an einer kleinen Kiste mit vielen Knöpfen sitzt, um nach stundenlangem Bemühen einem Kollegen in Taka-Tuka-Land zwei zum vorneherein bekannte Zahlen über den Aether zuzubrüllen, den sollte man unter Beobachtung stellen.
QSO wird das in Funkerkreisen genannt und ein tieferer Sinn steckt nicht dahinter. Man kann solches Tun auch nicht sozialen Kontakten oder Forschung zuordnen. Höchstens der Selbstbefriedigung.
Wer nicht spricht, sondern morst, ist jedoch entschuldigt, denn wie jeder weiß handelt es sich bei der Telegrafie um eine bekannte Krankheit.

Tauscht der Funker stundenlang mit verschiedenen Stationen Nummern aus, wobei immer eine Fünf und eine Neuen dabei sein müssen, so heißt das Kontest und läuft offiziell unter Funksport. Hier ist der Sinn schon eher zu erahnen: Neben Hören und Schnellsprechen werden auch die Gesäßmuskeln trainiert.
Natürlich kommt, wie beim richtigen Sport, auch eine kompetitive Komponente hinzu. Der Funker an der Kiste mit dem lächerlich kleinen Bildschirm will gewinnen. Er will der Grösste, der Beste, der Schnellste sein. Das liegt in der menschlichen Natur - dafür hat die Evolution Jahrmillionen lang gesorgt. Wie schon früher bei der Mammut-Jagd kommt es dabei leider manchmal zu unschönen Szenen: wegen der geklauten Beute. Begünstigt durch die Anonymität der einsamen Funkbude. Denn der Gegner sitzt jenseits der eigenen Antenne.

Aber es gibt glücklicherweise noch andere Sorten von QSO's, mit denen wir unsere wertvollen Frequenz-Ressourcen verteidigen können: Digitale zum Beispiel.
Diese werden immer beliebter. Aus gutem Grund: zwar werden die Funkgeräte angeblich immer besser, doch die Antenne des Durchschnittsfunkers schrumpft. Dafür ist auch die Evolution schuld. Die hat nämlich dafür gesorgt, dass der Mensch keine natürlichen Feinde mehr hat und sich explosiv vermehrt. Das Resultat: der moderne Funker lebt im Ameisenhügel, Hochhaus genannt, oder in aneinandergereihten Klötzen. Auf jeden Fall wird er immer mehr verdichtet und die Antenne mit ihm. 

Doch zurück zu den digitalen Verbindungen. Diese waren zu Beginn der Entwicklung noch ziemlich individuell - abgesehen von diversen Floskeln. Diese werden übrigens Funkersprache genannt. Kaum einer benutzt sie nicht und bei einigen hat sie gar pathologische Züge angenommen. Das ist zum Beispiel daran erkennbar, dass die Funker auch im Sprechbetrieb immerzu HI sagen, um nicht Lachen zu müssen. Aber auch dafür gibt es ein therapeutisches Angebot.
Doch bei den neuen digitalen Betriebsarten sagt keiner mehr HI; er haut es auch nicht in die Tastatur. Denn das moderne, digitale QSO ist ein QSO ab Stange.
Es folgt einem strengen Protokoll, das neuerdings nicht nur noch standardisierte, minimalistische  Sprechblasen  zulässt, sondern auch zeitlichen Zwängen folgen muss.
Diese QSO's ab Stange haben zweifelsohne ihre Vorteile:

1. Der Funker muss nur noch die entsprechenden Sprechblasen im richtigen Zeitpunkt auslösen und
2. Die damit erzielten Verbindungen können auch mit geschrumpfter Leistung und Antenne ausgeführt werden.
3. Der soziale Aspekt beschränkt sich auf die nachträglich per Post ausgetauschten Pappkarten, die ähnlich den Briefmarken noch von vielen gesammelt werden. Das kommt vielen zupass, den der OM ist nicht nur Sammler und Jäger, sondern oft auch Eigenbrötler.

Ich bevorzuge übrigens die vollautomatische Variante des digitalen QSO's ab Stange. Sie heißt WSPR und verzichtet auf die Anwesenheit des Funkers. Der Computer funkt dabei selbstständig mit anderen Computern. Ich kann mir dann morgens nur noch die Zusammenfassung ansehen.
Das passt zu meinem Wesen, das mit dem Alter eine gesunde Faulheit entwickelt hat.
Gestört wird diese praktische Art QSO nur durch die Konzessionsbehörde, schreibt diese doch die Anwesenheit des Operateurs während des QSO's vor. Als Lösungsansatz habe ich mir eine Récamière in die Funkbude gestellt.

Das alles interessiert euch nicht? Ihr plaudert gerne noch in SSB oder chattet in Telegrafie?
Da habe ich vielleicht etwas interessantes für euch gefunden. Es gab von 1986 bis 2004 eine Zeitschrift, die sich an die Telegrafisten wandte. Sie hieß Morsum Magnificat. Ihr Herausgeber Zyg Nilski G3OKD hat sie nun allen OM zugänglich gemacht. Hier lassen sich alle Ausgaben herunterladen. Eine Schatztruhe für die Freunde der Telegrafie.

OT: Der am schnellsten sprechende Mensch! Er bringt es auf über 500 Wörter in der Minute. Da kann auch der beste Telegrafist nicht mithalten:



Nicht ganz so schnell, dafür mit ihrem Singsang beeindruckend sind amerikanische Auktionäre. Ich könnte ihnen stundenlang zuhören:



 Bild: Regenhorn








Samstag, 9. Dezember 2017

Der QCX läuft wieder!



Kürzlich hatte ich hier von der kurzen Existenz meines QRP-Transceivers QCX berichtet.
Aus unerfindlichen Gründen hauchte sein Mikroprozessor schon nach wenigen Stunden sein Leben aus.
Glücklicherweise habe ich hilfsbereite Seelen in meiner Nähe, die sich mit solchen Dingen auskennen. Mikroprozessoren "flashen" gehört nicht zu meinem Répertoire. Ich bringe es höchstens fertig, mich selbst zu flashen, wenn ich zu schnell unterwegs bin.
Doch jetzt läuft das Teil wieder.
Hansjoerg HB9EWH hat sich seiner erbarmt und ihm ein zweites Leben geschenkt.
Doch so einfach war das nicht. Einfach einen neuen MP nehmen und das Programm in den Speicher laden, genügte nicht. Die Anzeige reagierte darauf mit "use original chip".

Das hat der Entwickler bewusst so angestellt. Denn er fürchtete die Kopisten aus fernen Landen und wollte verhindern, dass aus dem Original ein Fake wird. Deshalb anerkennt das Programm einen jungfräulichen MP nicht.
Clever, aber kaum ein wirkungsvolles Hindernis für entschlossene Programmräuber. Der beste Schutz des Originals ist meines Erachtens sein günstiger Preis.

Dank der Hilfe von Hans Summers von QRP-Labs konnte aber ein Weg gefunden werden, einen neuen MP zu flashen.

Gestern hatte ich mein erstes QSO mit dem QCX auf 80m. Der kleine Transceiver lässt kaum einen Wunsch offen und besitzt einen Empfänger, der es mit viel teureren Geräten aufnehmen kann.

Nur Nummer Zwo aus der gleichen Schmiede finde ich persönlich noch etwas besser punkto Klang und Selektivität. Aber das liegt vielleicht an den Spulenfiltern, die ich ihm spendiert habe. Auch die Seitenbandunterdrückung ist bei Nummer Zwo besser. Wohl wegen den 1%-Kondensatoren im Phasennetztwerk, mit denen ich die mitgelieferten Billig-Kondensatoren ersetzt hatte.

OT aus aktuellem Anlass:





Donnerstag, 7. Dezember 2017

Winter und lahme Sonne = Zeit für das 160m Band



Wegen lokalem Noise und langen Drähten oft verschmäht, spielt das 160m Band jetzt wieder eine wichtigere Rolle. Hier geht's zur Zuteilung in DL.

Nicht nur für die DX-Spezialisten mit ihren hohen Sendemasten und den Beverage-Antennen für den Empfang, sondern auch für den 0815 OM, wie ich einer bin.

Denn das 80m Band trägt derzeit in den Abendstunden die Hauptlast der Kommunikation über mittlere Distanzen. Also über Entfernungen wo man auf 2m nicht mehr hinkommt und wo auf den höheren Bändern wie 40m bereits eine tote Zone herrscht.
Einen freien SSB-Kanal auf 80m zu ergattern, ist in Zentral-Europa nicht leicht, und manchmal kann die tote Zone sogar das 80m Band heimsuchen.
Tot heißt diese Zone, weil senkrecht in die Ionosphäre abgestrahlte Signale nicht mehr zur Erde reflektiert werden. Erst ab einem gewissen Einfallswinkel kommen die Signale zurück. Nahe Stationen, sofern sie nicht in Bodenwellen-Reichweite sind, hören dann nichts. Erst mit weiter entfernten Stationen sind QSO's wieder möglich.

Doch glücklicherweise gibt es das 160m Band. Es ist ein ideales Band für den Verkehr über einige 100 km mit senkrecht nach oben strahlenden Antennen. Und dazu gehören die meisten unserer Gebilde auf diesem Band. Zudem sind ihm tote Zonen unbekannt.

Gestern Abend hatte ich zum Beispiel ein QSO mit Stationen in Kassel. Trotz QRP auf deutscher Seite kam die Verbindung zu Stande. Das sind immerhin 500 km Distanz.
Die Kasseler konnte ich übrigens auch auf dem WEB-SDR in Berlin hören, der knapp 300 km von Kassel entfernt ist.

Wer sein 160m Signal überprüfen möchte, dem kann ich auch den SDR in Nantwich UK empfehlen. Der Empfänger befindet sich in einem alten Atombunker und die Anlage ist sehr empfindlich.
Für Versuche kann ich auch den Web-SDR von G4FPH anraten, der auch sehr ruhig ist und mit wenig lokalem QRM zu kämpfen hat.
Näher am Geschehen und nur 300 km von Kassel entfernt ist der SDR von OK1KPU.

An interessanten Web-SDR mangelt es hier in Europa wahrlich nicht, wie man sich hier überzeugen kann. Natürlich werden auch andere Bänder als 160m bedient. So habe ich mein Signal im 6m Band bereits in Straßburg hören, bzw. auf dem Wasserfall sehen können und ohne 10 GHz SDR auf der Hochwacht bei Zofingen könnte ich nie sicher sein, ob meine Mikrowellen-Anlage noch gut funktioniert.

Web-SDR sind also neben WSPR und dem Reverse-Beacon-Network ein sehr gutes Werkzeug um die Effektivität der eigenen Anlage zu überprüfen.

Bild: Amateurfunk ist eine Passion






Dienstag, 5. Dezember 2017

Der ICOM IC-7300 und seine Macken

Über den IC-7300 habe ich ja schon viel geschrieben. Aber es gibt immer wieder neues zu entdecken.
Seit einiger Zeit produziert er einen ganzen Lattenzaun von Signalen im 160m Band. Woher sie kommen, ist mir nicht klar. Fest steht nur:

- sie tauchen nur nachts auf
- sie verschwinden, wenn ich meinen Preselector benutze.
- die Signalstärken schwanken

Ein klarer Fall, würde man auf den ersten Blick meinen: irgendein Mischprodukt von starken Sendern außerhalb des 160m Bandes.
Doch die Geschichte hat einen Haken: diese Phantom-Signale müssten eigentlich verschwinden, wenn man den HF-Regler zurückdreht, der beim IC-7300 ja nichts anderes als ein variabler Abschwächer ist. Doch das tun sie nicht. Sie werden zwar schwächer, aber sie bleiben da.

Auch mit einer Überlastung des A/D-Wandlers scheint dieser Effekt nichts zu tun zu haben, denn die Overflow Anzeige erscheint nicht.
Im folgenden Video habe ich dieses seltsame Verhalten demonstriert: zuerst die Phantom-Signale, dann ihr Verschwinden beim Einschalten des Preselectors und schließlich die Unwirksamkeit des RF-Reglers.



Immer wieder muss ich feststellen, dass der IC-7300 überschätzt wird. Der farbige Bildschirm mit der praktischen Wasserfallanzeige blendet wohl viele Benutzer und die m.E. unberechtigt hohe Einstufung des Transceivers in der berühmten Sherwood-Liste trägt sicher ein Übriges dazu bei. *

Ich mag den kleinen Transceiver. Er hat viele gute Eigenschaften und hat bisher klaglos seinen Dienst getan. Aber das Teil hat seine Grenzen.

Über die Grenzen des A/D-Wandlers habe ich schon verschiedentlich berichtet. Zum Beispiel hier.

Auch über den Preselector, der mir bis heute in allen Fällen geholfen hat, habe ich in diesem Blog berichtet. Hier geht's zu diesem Artikel.

Frits PA0FRI hat sich kürzlich meiner schlecht lesbaren Schema-Skizze erbarmt und den Schaltplan für den Preselector profimäßig erstellt:


Vielen Dank, lieber Frits. Dein Blog gehört übrigens zu meinen Lieblingsseiten und ich besuche es regelmäßig.

* Der Grund liegt darin, dass die Transceiver nach einem einzigen Kriterium eingeordnet wurden: dem Dynamikumfang bei 2kHz Signalabstand. Doch die Qualität eines Empfängers hängt von vielen verschiedenen Eigenschaften ab. Der Overflow der A/D-Wandler bei SDR-Geräten wird in der Sherwood-Liste leider nicht berücksichtigt.


Sonntag, 3. Dezember 2017

EME aus Kassel



Kassel hat mehr zu bieten als den Herkules, die Wasserspiele und die vielen Museen.
Funkamateure wissen das. Nicht nur der DARC hat seinen Sitz quasi nebenan, auch die "Funkamateure e.V." sind dort zu Hause und überaus aktiv wie ihr Webauftritt beweist. Und natürlich sind in und um Kassel viele illustre OM zu finden.
Einer davon ist der EME Spezialist Hartmut DG7YBM.
Für DUBUS-Leser ist Hartmut kein Unbekannter und wer nach effizienten Antennen und Know-how für seine VHF/UHF-Anlage sucht, ist gut beraten, sich auf seiner Webseite umzusehen.

OT. Als ich kürzlich in Frankfurt war, hatte ich ein Erlebnis der dritten Art. Erstaunlich was dort zurzeit in der Nähe des Flughafens abgeht:


Bild: Morgenstimmung beim Blick aus dem Fenster der Funkbude.

Freitag, 1. Dezember 2017

Gefälschte Halbleiter in Satelliten?



Fake News interessieren mich nicht. Die hat es schon immer gegeben, früher hießen sie einfach anders: Zeitungsenten.
Fake-Komponenten sind m.E. ein ernsteres Thema.
Wie in einem Artikel von Heise zu lesen ist, haben auch die NASA und das Militär ihre liebe Mühe damit.
Wie viele gefälschte Komponenten in Satelliten oder Flugzeugen verbaut sind, kann niemand sagen, denn die Fälscher gehen immer raffinierter vor. Wenn es um viel Geld geht, werden sogar Chips aus Gehäuse herausgelöst und neu verbaut.
Hier geht's zum Artikel von Heise.

Auch in diesem Blog habe ich schon öfter über gefälschte Komponenten aus dem Land des falschen Lächelns berichtet. Inzwischen kaufe ich nur noch von renommierten Distributoren. Halbleiter aus Fernost via Ebay sind für mich tabu.

Zum Beispiel hier über den Transistor RD15HVF1, oder hier über allen möglichen Schrott, den man sich einfangen kann.

Der bisher schlimmste Fall, war der Totalschaden, den ein gefälschter Spannungsregler verursacht hat.

Aber manchmal sind es nicht einmal Fälschungen, die einem das Leben schwer machen. Ich erinnere mich leider noch all zugut an die Transistoren des Typs 2N5109, die ich aus Fernost in der E-Bucht gekauft hatte. Ein begehrter Typ, der gerne noch heute in vielen Selbstbau-Projekten eingesetzt wird: zum Beispiel in Aktivantennen.
Die Transistoren waren zwar echt und funktionierten auch. Aber nur bis sie die wackligen Beine verloren. Sie waren allesamt aus Schrott herausgelötet worden und die Spuren der Klemmzange hatte ihre Spuren auf den Gehäusen hinterlassen.
Doch nicht nur rezyklierte Teile finden ihren Weg auf den Basteltisch des Hobbyelektronikers. Auch der Ausschuss aus den Hallen der großen Fabriken gelangt manchmal ins zweifelhafte Angebot. Zwar noch brauchbar, wenn man keine allzu großen Ansprüche stellt, doch eindeutig außer Toleranz.
Das Web ist voll von Geschichten über gefälschte Komponenten und einige behaupten gar, dass es nicht möglich sei, direkt aus China Originalteile zu bekommen. 100% der Teile seien zweifelhafte Ware.

Zum Schluss noch ein Dokument der NASA zu diesem Thema, das zeigt wie gravierend dieses Problem bereits vor Jahren war. Inzwischen ist es noch viel schlimmer geworden.

Danke Markus HB9EMS für den Hinweis.