Mittwoch, 27. Dezember 2017
Eine 10 GHz Antenne auf dem Prüfstand - Teil 2
Auf 10 GHz mitzumachen ist nicht billig. Wer nicht nur von Bergkuppe zu Bergkuppe mit ein paar Milliwatt funken will, der muss mit Investitionen in der Höhe eines High-End Transceivers rechnen.
Klar, mit entsprechendem Know-how lässt sich alles auf Komponenten-Ebene selber bauen.
Doch ohne teures Mess-Equipment geht das nicht. Und das bedeutet unter anderem Zugriff auf einen Spektrum-Analysator für diesen Frequenzbereich. Damit sind wir schon bei einem grösseren Preisschild angelangt.
Auch wenn man sich mit Zubehör wie Relais, Hohlleiter und Adapter etc. auf dem Occasionsmarkt eindecken kann, für den benötigten Transverter und die Endstufe ist man auf wenige Lieferanten in Deutschland und den USA angewiesen. Hier ein Beispiel:
- Transverter
- Endstufe
- Vorverstärker
- Sequenzer
Hier die etwas günstigere Konkurrenz.
Zur PA lässt sich sagen, dass man lieber klotzen statt kleckern sollte. Früher oder später kommt sonst die Reue und dann wird ein Upgrade fällig. Auch bei den 3cm Wellen gilt: Auf die Dauer hilft nur Power.
Gute gebrauchte Relais kriegt man ab 100 Euro. Wer es neu mag, muss tiefer in die Tasche greifen.
Im Übrigen macht man sich das Leben einfacher, ein 12V Failsafe SPDT Relais zu kaufen.
Kabel und Stecker aus dem VHF-Gebiet sind natürlich ein No-Go. Da könnte man gleich mit einem Dummy Load senden. Hier ist nur das Beste gut genug. Und wer sein Equipment nicht direkt hinter der Antenne montieren kann, ist entweder auf Hohlleiter oder superteures Koax angewiesen. Aber möglichst nicht mehr als 1 bis 2m davon. Auch die einzelnen Komponenten müssen mit hochwertigen Mikrowellen-Kabeln verbunden werden. Steckerstandard ist hier SMA.
Tipp: Sucoflex und Minibend gibts gebraucht in der E-Bucht. Aber auch Aircom Plus geht noch bei 10 GHz und einen Meter davon kann man sicher verkraften, wenn die N-Stecker Tipp-Top montiert sind.
Natürlich braucht es auch noch ein Steuergerät. Viele OM benutzen dazu den FT-817. Mit nachgerüstetem TCXO, versteht sich. Und damit sind wir bei der vorletzten Komponente, die der angehende Mikrowellen-Lehrling dringend braucht: einem stabilen und präzisen Frequenznormal für seinen Transverter. Also entweder ein Rubidium-Oszillator oder eine GPS-Anbindung oder zumindest ein OCXO Doppelofen.
Denn die in den Transvertern eingebauten Oszillatoren sind oft zuwenig stabil.
Bei einer Mikrowellenverbindung geht es u.a. darum, dass sich die Partner mit ihren sehr scharfen Antennenkeulen aufspüren. 2-3 Grad daneben und man verpasst die Gegenstation. Muss man dazu noch die Frequenz des Partners suchen, kann man gleich wieder einpacken und zum Apéro übergehen.
So, damit haben wir mal eine schöne Stange Geld ausgegeben und können bereits QSO fahren. Allerdings befinden wir uns noch im Blindflug. Wir können zuhause mit unserem Multimeter, dem KO und dem Frequenzzähler weder Leistung noch SWR oder die Frequenz auf 10 GHz messen. Aber das ist ein separates Thema. Vertrauen wir also unserem Lieferanten und unserer Fähigkeit, alles richtig miteinander zu verbinden und kommen wir zum letzten und wichtigsten Element unserer 10 GHz Station - der Antenne.
Lustigerweise ist das das einfachste und günstigste Teil und lässt sich auch von Laien mit einer entsprechenden Anleitung auf dem Küchentisch zusammennageln.
Satellitenschüsseln gibt es für lau und alles was man tun muss ist, den LNB zu demontieren und mit einem eigenen Feed zu ersetzen. Denn das TV-Teil ist nicht zum Senden geeignet. Natürlich an gleicher Stelle und in gleicher Ausrichtung. Am einfachsten ist ein kleiner Hornstrahler. Derartige Antennen sind relativ unkritisch, da breitbandig. Ein bisschen Spielraum in der Z-Achse (näher oder weiter weg vom Spiegel) hilft, den genauen Fokus zu finden.
Aber auch andere Strahler sind denkbar und man kann sie sogar für wenig Geld kaufen. Zum Beispiel die Leiterplatten-Antennen von WA5VJB. Wieso nicht einmal eine Vivaldi anstatt ein Horn?
Für die Blindenstock-Generation unter den OM: auf 10 GHz wird mit horizontaler Polarisation gearbeitet. Der Schlitz des Hohlleiters steht also hochkant und die kleine GP im Koax-HL-Übergang ist waaagrecht ;-)
Und damit sind wir wieder bei unserer Expedition durch Schneegestöber an die Gestade des Bodensees, zwecks Messung des Wok. Noch ist nicht ganz klar, ob unsere kleine Schüssel 29 oder 30dB Gewinn hat, aber eigentlich spielt das keine grosse Rolle. Denn die begleitenden Diskussionen haben die eine oder andere Perle an den Rand unseres Erkenntnishorizonts befördert.
Zum Beispiel die, dass der Deckel auf dem Spiegel Dreiviertel dB wegfrisst, was bei einer Verbindung von Wok zu Wok bereits 1.5 dB ausmacht. Oder die, dass man aus einem kleinen Horn mit wenig Aufwand ein grosses machen kann und Hörner im Allgemeinen sehr tolerante Wesen sind.
Oder auch die Erkenntnis, dass man Hohlleiter mit kleinen Beulen nicht ausbessern sollten. Oft sind die nämlich nicht einfach runtergefallen, sondern wurden mit der dicken Zange "abgestimmt."
Fortsetzung folgt...
Bild zuoberst: Fio HB9DWK im Winter-Contest
Bild unten: Ein kleines Plastikhorn mit dicken Backen.
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