Mittwoch, 25. Oktober 2017

Unterschied KW - Mittelwelle




Auf meinen letzten Beitrag hin, habe ich einen "Dämpfer" erhalten. Darin hatte ich stolz berichtet, mein Mittelwellensignal sei in WSPR auf Island und Lanzarote empfangen worden.

Stefan DL8SFZ hat mir dazu folgendes geschrieben:

Hallo Anton,

jetzt hat mich aber dein wspr-versuch schon zum Schmunzeln gebracht. Haben wir doch im Verein P02 ein Bastelprojekt gestartet mit dem WSPR-lite. Dieses kleine Gerätchen kann gerade mal 0,2 Watt maximal. Zuerst stutzte ich auch, aber wenn man bedenkt, dass 1 Watt WSPR einer Leistung von 1000 bis 1500 Watt SSB entspricht, dann hast du so zu sagen mit „läppischen“ 5000 bis 7500 Watt Leistung gearbeitet! Holla, mit so viel Leistung sollte es doch besser gehen, oder?

Das erinnert mich an einen Funkfreund, der in unserer What-App-Gruppe nett verlautete, das 10m-Band sei offen, postete ein Bild von einer Verbindung in WSPR nach Südamerika bei einer HF-Sendeleistung von 40 Watt an der Antenne… Bei der Leistung ist glaube ich jedes Band offen…

Ohne deine Leistung dabei zu schmälern, aber im Vergleich zu einem SSB-Signal, das die meisten OM´s kennen, sind das dann doch andere Dimensionen.


Ja und Nein, lieber Stefan. Du hast Recht bei deinem Leistungsvergleich. Ein WSPR-Signal kann noch detektiert werden, wenn es 30 DB unter dem Rauschen liegt. Bei eine SSB-Signal mit nur 6dB über dem Rauschpegel muss ich ganz schön die Ohren spitzen. CW geht etwas besser. Geübte Telegrafisten verstehen CW noch bei 0dB SNR.

Doch wie immer steckt das Problem im Detail. Die Ausbreitung der Mittelwelle bei 472 kHz unterscheidet sich wesentlich von der Ausbreitung in unseren Kurzwellenbändern. 
Das liegt an der Ionosphäre. 

Während die kurzen Wellen an der obersten Schicht, der F-Schicht, reflektiert werden, muss unsere Mittelwelle mit tieferen Schichten Vorlieb nehmen. Die F-Schicht befindet sich, je nach Tages- und Jahreszeit, in 250 bis 600km Höhe. 
Die Ionenwolken, die unsere Mittelwelle reflektieren, sind weiter unten. Sie befinden sich in 90 bis 250 km Höhe. 
Daher muss das MW-Signal mehr Sprünge machen, um eine bestimmte Distanz zurückzulegen. 

Jeder Sprung kostet es dabei Energie. Denn die Ionosphäre ist kein perfekter Spiegel und arbeitet nicht verlustlos. Und bei 472 kHz sind diese Verluste höher als bei 28 MHz. 
Aber auch der Boden, der das Signal wieder zurück in die Ionosphäre schickt, fordert seinen Tribut. Am besten geht's übers Meer, den Salzwasser ist ein viel besserer Reflektor als der Erdboden. 

Leider ist das noch nicht alles: Auch das atmosphärische Rauschen ist im Mittelwellenband viel höher als in den oberen Kurzwellenbändern.

Bild-Quelle: Wikipedia

Wenn man am Meer wohnt und übers Wasser strahlt, dann schafft man im 630m Band maximal 2000 km pro Sprung unter den günstigsten Bedingungen. Davon kann ich nur träumen. Für Finnland, Lanzarote und Island brauche ich mindestens zwei Sprünge.

Im 10m oder 11m CB-Band schafft man mit einem einzigen Hopser mindestens 3200 und maximal 4800 km. Zudem ist dort, am obere Rand der Kurzwelle, die Dämpfung der Ionosphäre am geringsten. 
Darum kann auch der CB-Funker mit 5W und einem simplen Stängel mit Südamerika sprechen.

Doch je tiefer die Frequenz, desto schwieriger wird dieses Unterfangen. Schon das 20m Band liefert nicht mehr die Bombensignale eines offenen 10m Bandes - gleiche Leistung und Antenne vorausgesetzt. Und wenn man mal in Winternächten US-Stationen auf 80m hören kann, so kann man sicher sein, dass es sich um Big Guns handelt. Am oberen Rand des Mittelwellenbandes, auf dem 160m Band, wird es nochmals eine Stufe schwieriger. DX ist dort den Spezialisten vorbehalten.
Obwohl auf 160m bei guten Bedingungen noch die F-Schicht mitspielt.

Unterhalb 1 MHz muss man aber mit dem oberen Rand der D-Schicht oder den unteren Regionen der E-Schicht Vorlieb nehmen.

Die WSPR-Rapporte, die ich erhalten habe, liegen bei Distanzen von 2000km und darüber alle an der Grasnarbe, das heißt in der Nähe von -30dB SNR. Dass ich mit meiner Station jemals den großen Teich schaffen werde, wird wohl ein Traum bleiben.

Auch René HB9EYB hat mir zum Thema 630m geschrieben: Er macht mich mich darauf aufmerksam, dass man den IC-735 leicht für das 630m Band modifizieren kann. Sein Gerät liefert dort 50W.

Danke für die Zuschriften Stefan und René.

Bilder: Der goldene Herbst bringt auch ausgezeichnete Sicht. Oben in Bildmitte ist der Mont Blanc in 117km Distanz sichtbar. Unten die Berner Alpen. Von links: Schreckhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau. Der schwarze Hubel ganz rechts im Bild ist das Stockhorn.
Aufgenommen mit einer simplen Kleinbildkamera in der Nähe meines QTH's.  






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