Freitag, 20. Oktober 2017
Ein chinesischer Fuchsjäger
Vergangenen Sonntag waren wir oben im nahen Wald wieder mal auf Fuchsjagd. ARDF heißt das bei den Profis - Amateur Radio Direction Finding. Doch von den OM, die sich wettbewerbsmäßig an ARDF beteiligen, sind wir so weit entfernt wie der Mond von der Erde.
Es ging nur um einen einzelnen 80m Fuchs und auch nicht darum, wer diesen zuerst findet. Also eine rein hedonistische Veranstaltung ohne kompetitive Komponente. Das war zumindest die Absicht. Doch die jüngeren Peiler übermannte bald einmal das Jagdfieber. Die uralten menschlichen Instinkte lassen sich nicht einfach ausschalten.
Beim Verstecken des Fuchses, 1.2km vom Start entfernt, habe ich mir ziemlich Mühe gegeben. Ein 15m Teleskopmast an eine Buche gebunden und mit einem einzigen Radial in Richtung Start versehen, wurde mit dem Antennenanalyzer abgestimmt. Das heißt: einfach Draht auf die Basis gewickelt, bis das SWR etwa stimmte. Als Sender diente der bewährte U3 von Hans Summers mit ca. 800mW. Das Teil steckte soweit im Unterholz, dass man aufpassen musste, nicht über ein Wildschwein zu stolpern.
Gestolpert sind wir aber bloß über Pilze. Zurzeit haben gerade Hallimasch Hochsaison. Erstaunlich für den trockenen Herbst hierzulande.
Entgegen meinen Erwartungen fanden alle problemlos den Fuchs, sogar mein Sohn Tom, der noch nie einen Peiler in den Händen gehalten hatte.
Es gab nur eine Ausnahme. Ein Freund von mir, dessen Namen und Rufzeichen ich hier nicht erwähnen möchte, fiel schon beim Start mit einem komischen Equipment auf: Eine Yagi für das 70cm Band mit einem daran montierten Ferritstab. Vielleicht war er in Gedanken noch bei unserer letzten Fuchsjagd, die auf 70cm stattgefunden hatte. Auf jeden Fall lief sein Equipment nicht, obschon er eine Weile daran herumlaborierte. Zwar lieh ich ihm meinen Kontrollempfänger, ein FT817 mit Rahmenantenne, doch dieses Teil besitzt keinen Abschwächer und keine Seitenbestimmung. Und so kam es,wie es kommen musste: sein Team irrte am Zielort ziellos umher, als alle anderen schon längst zurück waren, und musste "gerettet" werden. Zumal diese "Jäger" schon die doppelte Distanz zurückgelegt hatten als alle anderen. Warum nur erinnert mich das an meinen Militärdienst?
Leider hatte ich keinen richtigen Peiler mehr, den ich ihm ausleihen konnte. Mein Snoopy und der Selbstgebaute waren schon vergeben. Und erst gestern brachte Sonja, die Briefträgerin, den chinesischen Peiler ins Haus, den ich vorausschauend geordert hatte. Leider ein paar Tage zu spät. Das Paket sah aus, als hätte es schon eine Kuh im Maul gehabt, doch der Inhalt war unbeschädigt.
R3500D heißt das Teil und man bekommt es als Bausatz in UK für 25.50£, bzw. 30.60£ in der EU (VAT) plus Shipping. Ein Schnäppchen, seit das Pfund wegen dem Brexit abgesoffen ist. Ich habe meinen aber direkt in China bestellt. Bei CRKits, dem Hersteller, kostet der Bausatz 30$ plus 6$ Shipping. Das Fertiggerät ist für 39$ zu haben. Also hier in der Schweiz unter dem Zollradar.
Handbuch und Gerät sind chinesisch beschriftet, doch das Gerät mach einen soliden Eindruck und erfüllt gut seinen Zweck. Die Empfindlichkeit ist vergleichbar mit dem Snoopy und meinem Eigenbau. Abstimmregler und Abschwächer gehen stramm und sind nicht so ein Gelotter wie beim Snoopy.
Die Schaltung ist primitiv, doch mehr braucht es nicht. Auch die Abschwächung ist genügend. HF und NF werden über ein Tandempotmeter gleichzeitig zurückgeregelt.
Drei chinesische 9014 Transistoren erledigen die Aufgaben HF-Vorverstärker, Oszillator und NF-Vorverstärker. Eine integrierte Schaltung TDA2822M übernimmt in Brückenschaltung die restliche Verstärkung bis auf Kopfhörerlautstärke. Der Kopfhörer wir übrigens mitgeliefert - aber ein x-beliebiger Stereokopfhörer tut's auch.
Erwähnenswert ist der Mischer des Direkt-Überlagerungsempfängers: eine einzelne Diode. Was in einem Amateurempfänger an einer großen Antenne eine Katastrophe wäre, funzt an der Ferritantenne problemlos.
Eine Teleskopantenne dient zur Seitenbestimmung. Sie ist länger als gewohnt, damit konnte ein separater Vorverstärker eingespart werden.
Eingeschaltet werden die sechs LR6 Mignon Batterien durch das Einstecken des Kopfhörers.
Für Spaßpeiler wie mich genügt der Chinese durchaus. Damit lässt sich jeder Fuchs finden. Wenn nicht, liegt's am OM.
Für die unter euch, die des Chinesischen nicht mächtig sind, geht's hier zur englischen Bedienungsanleitung ;-)
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