Mittwoch, 29. Juli 2015

Die USKA macht sich lächerlich



Was hat sich die USKA bloß gedacht, als sie den Artikel von Felix HB9ABX im letzten HB-Radio publizierte? Und was werden Wissenschaftler, Physiker und Ingenieure von der USKA denken, wenn sie diesen "gequirlten Schweiß" lesen?

Ein Verein von Spinnern?

Jeder hat das Recht, sich die Welt so zu machen, wie ihm lustig ist, wenn andere nicht darunter leiden - inklusive verrückter Theorien. Doch solche abstrusen Theorien telquel - ohne Sachverstand und ohne Peer-Review - in einer "Fachzeitschrift" abzudrucken, ist verantwortungslos.  Der Redaktor nimmt damit in Kauf, dass Newcomer in die Irre geführt - ja, regelrecht desinformiert werden. Das ist bedenklich und der eigentliche Skandal an der Geschichte.

Ich habe inzwischen viele Zuschriften zu dem Vorfall bekommen. Eine möchte ich, stellvertretend für alle, hier wiedergeben:

Hallo Anton, was soll ich sagen. Es ist immer nett dein Blog zu lesen. Man muss nicht immer deine Meinung teilen, aber deine Beiträge spiegeln sehr gut die Stimmung und den Sinn/Unsinn in der Amateurfunkwelt. Ich bin selbst kein Elektroniker, Physiker, Nachrichtentechniker, etc., ich habe eine mathematiklastige Ausbildung mit dem Schwerpunkt FEM (Finite Elementen Methode) an der königlich preußische Technische Hochschule Danzig (heute Technische Universität Danzig) genossen. Schönen Name oder? Das wichtigste, meiner Meinung nach, was mir dort beigebracht wurde, ist die Anwendung der Logik in der Analyse von technischen Problemen. Was ich noch im Gymnasium gelernt habe: Strom fließt durch einen elektrischen Leiter in einem geschlossenen Kreis; Ein elektrischer Leiter ist ein Körper, der bestimmten Voraussetzungen erfüllt. Im Grunde genommen, fließt Strom durch jede Art uns bekannter Materie (Körper), mal besser mal schlechter, je nach Beschaffenheit des Materials, Geometrie des Körpers, Temperatur, etc. – das hat bereits Ohm nachgewiesen. Ein veränderliche Strom, Strom dessen Wert sich in der Zeit ändert, erzeugt rund um den Leiter, durch den Strom fließt, ein veränderliches elektromagnetisches Feld, das wir als elektromagnetische Welle kennen. In Wikipedia hat man das wie folgt definiert: Als elektromagnetische Welle bezeichnet man eine Welle aus gekoppelten elektrischen und magnetischen Feldern. Je nachdem wie schnell sich der Wert des Stroms ändert, entstehen elektromagnetische Wellen, die sich „leicht“ unterschiedlich im Raum ausbreiten und beim sehr schnellen Tempo der Wertänderung können wir sogar diese elektromagnetische Welle visuell wahrnehmen. Irgendwann hat Heinrich Rudolf Hertz die o.g. Eigenschaften des veränderlichen Stroms beobachtet und beschrieben. Später an der Uni habe ich gelernt, dass Maxwell mit seinen Gleichungen die Zusammenhänge zwischen elektrischen und magnetischen Feldern beschrieben hat. Gibt es noch neuere Erkenntnisse in dem Bereich?  Die Tatsache, dass die elektromagnetische Welle wie Materie betrachtet werden könnte, lassen wir erst außer Acht. Jetzt zurück zum Thema der „felixschen“ Antenne: In seinem Dokument „antennas-and-physics.pdf“ mixt Felix kontextfreie Begriffe aus der Physik mit den „Hausfrauenwahrheiten“ wie z.B. „Much wire in the air will bring the best results“ und „antenna at ground level is bad“, ohne richtig sein Konzept der Antenne zu beschreiben. Einzig, was ich aus seiner Beschreibung entnehme, ist der Gedanke, eine Flächenantenne zu bauen, was weder neu noch revolutionär ist. In den Vorcomputer-Zeiten war es praktisch nicht machbar, komplexe Körper mit Approximationmethoden wie FEM zu analysieren und deswegen hat man versucht, einfachere Modelle wie z.B. 1D Modelle (Draht) zu entwickeln, die sogar ausreichend gut die einfache Antenne beschrieben haben – in jedem guten Antennenbuch, das sich mit den Drahtantenne beschäftigt, findet man die Annahme, dass der Leiter (Draht) unendlich dünn ist. Über die „Hintertür“ bringt man dann den Hinweis, dass der Leiterdurchmesser einen Einfluss an die Bandbreite der Antenne hat. Heutzutage hat man die o.g. Probleme nicht so akut und man kann die Antenne und denen Umgebung in 2D oder 3D Modellen analysieren. Vor nicht zu langer Zeit gab es in der in CQ DL einen Artikel, wo dargestellt wurde, wie eine Afu-Antenne, die nah an einem Bauwerk hängt, mit FEM analysiert wurde und die Ergebnisse der Analyse den Beobachtungen entsprochen haben. Es liegt nah zu sagen, dass statt esoterisch eine Antenne zu betrachten eine seriöse Analyse der Antenne mit FEM durchzuführen ist und das wäre die Aufgabe des Erfinders! Macht das Felix nicht und beschränkt sich nur auf die allgemeinen Aussagen und Andeutungen, dann ist seine Arbeit als unseriös zu betrachten, weil die nicht unabhängig verifizierbar ist. Mich wundert auch, dass die Zeitschrift der Union der Schweizer Kurzwellen-Amateure solche Artikel veröffentlicht! Die erscheint mit genauso unseriös wie der Felix selbst zu sein. Möchte er seine Arbeit schützen, dann wäre ein Patent der Antenne zu beantragen der richtige Schritt. Wie weit das mit dem HAM Spirit vereinbar ist, ist eine weitere, noch offene Frage. Ich glaube Anton, dass wir beide den gleichen Fehler machen. Wie regen uns über Sachen auf, die einfach zu ignorieren sind. Aber als Hobbyist tut man es doch gerne, weil man mit dem Herz daran hängt und glaubt, den Unsinn nicht dulden zu dürfen. In meine beruflichen Leben bin ich doch mehr gelassen, aber auch dort fällt es mir schwer, Unsinn zu dulden. 73 de Christoph DK1PLp.s. Schade, dass man zu deinen Beiträgen keine Kommentare mehr im Internet erstellen kann.
Danke lieber Christoph für deine Zeilen. Das mit den Kommentaren ist ein zweischneidiges Schwert. Aber ich publiziere gerne Zuschriften, die ich über Email bekomme, gerade auch von kritischen Lesern, wenn diese wirklich etwas zu sagen haben.

73 de Anton



Bild: Begegnung in den Alpen