Mittwoch, 23. Mai 2018

Morsezeichen aus dem Val d'Anniviers

Das Wetter inmitten der Alpen ist zurzeit so bescheiden wie die Ausbreitung der Aetherwellen. Doch zum Wandern findet man immer wieder mal sonnige Abschnitte und das 80m Band bietet im CW-Reservat nicht nur gähnende Leere, sondern ist auch gut für nette Überraschungen.
Wenn ringsherum der Donner kracht und das QRN knattert, muss auch der Telegrafist die Ohren spitzen. Persönlich bevorzuge ich daher ein geringeres Tempo. Deshalb habe ich nur den Hammer - die Handtaste - eingepackt.
Damit mache ich auch etwas weniger Fehler als mit dem Paddle. Das ist aber nicht eine Frage der Geschwindigkeit. Obwohl ich als Berner nicht so rasch denken kann wie ich morse. Meine Fehlerquote ist beim Paddle übrigens unabhängig vom Tempo. Ein Mysterium, dass ich bisher noch nicht ergründen konnte. Klar ist mir nur der Zusammenhang von Fehlerrate und "Tastenöl".


Die Vibroplex auf dem Bild ist ein grobes Teil, ohne die Raffinesse der Tasten aus den europäischen Edelschmieden. Feingewinde, Kugellager und magnetische Rückstellung sind an ihr spurlos vorübergegangen und mit ihrem Steampunk-Design könnte sie schon auf der Titanic ihren Dienst verrichtet haben.
Den Knopf habe ich modifiziert und die Kanten gerundet, damit er nicht mehr meine Finger wundscheuert. Trotzdem: sie ist robust und wenn man ab und zu ihre Schrauben anzieht, auch zuverlässig.

Wer auf der Suche nach einer Handtaste ist, könnte vielleicht hier fündig werden.
Noch mehr Auswahl bietet dieser Webladen. Dort wird auch jedes Jahr zu Weihnachten ein Xmas-Key angeboten - jedes Jahr ein neues Design. Mit diesen Winzlingen kann der Aficionado nicht nur seinen Tannenbaum schmücken, sondern auch morsen. Der Laden vertreibt übrigens auch die Scheunemann und die Palm Morsetasten. Andere wie Kent, Begali oder die Tasten von UR5CDX fehlen dagegen. Auch die Stampfl Tasten sucht man dort vergebens.

Sicher habe ich noch ein paar wichtige Hersteller vergessen. Aber wie wir sehen, gibt es nicht nur Paddles zuhauf, auch die Handtasten sind keine Raritäten auf dem Markt. Gar nicht zu reden von alten gebrauchten Militärtasten wie man sie auf Flohmärkten finden kann oder den Tasten der Profi-Telegrafisten aus längst vergangenen Zeiten.

Viele QSO's habe ich bisher von hier aus nicht gemacht, ich ziehe die Qualität der Quantität vor. Einige Verbindung haben mich besonders gefreut: zum Beispiel mit Andy HB3YAF, der mit seiner Jeans-Knopftaste und seinem QCX bei mir zeitweise mit unglaublichen 599 ankam. Gestern Abend konnte ich noch I3/HB9EXA erreichen, der mit seinem "Saurier" in Venedig auf den Schiffsverlad nach SV/ZA wartete und mit einer Codan Mobilantenne auf 80 telegrafierte. Auch eine Verbindung mit Bernd DK1DU nach Kassel klappte zu meinem Erstaunen ohne Problem. 600km dürften etwa an die Grenze meiner NVIS-Antenne stoßen.

Leider höre ich immer mehr Telegrafie-Stationen die in Bandwurm-Technik funken. Alle Wörter werden ohne Pause einfach zusammengehängt. Wenn dann noch Fehler und QRN hinzukommen, verschwimmt das Ganze zu einer sinnlosen Soße - zumindest in meinem langsamen Berner Hirnkasten. Andere wiederum verwenden die Salat-Technik. Sie trennen die Wörter willkürlich und zerhacken ihre Wörter und Sätze zu einem Buchstabensalat. Gemischt mit Fehlern und QRN wird dieser Salat unverdaulich. Die dritte Kategorie der Unhörbaren verwendet die Butterbrot-Technik. Diese kann nur mittels Handtaste angewendet werden. Dabei werden die Signale so verschmiert, dass man Punkte und Striche kaum mehr unterscheiden kann. Oft wird das Butterbrot noch mit Salatsauce beschmiert oder einem Bandwurm verziert. Ein wahrer Graus!

Natürlich morse auch ich nicht perfekt und mache viele Fehler, aber ich mache wenigstens anständige Fehler ;-)

Letztes Mal habe ich noch ein Bild des Weisshorns versprochen, eines SOTA-Gipfels. Hier ist es:

Aktiviert wurde der 4506m hohe Gipfel bisher noch nie. Der kleinere Gipfel links ist der Grand Gendarme 4331m hoch. Ihn sucht man vergeblich auf der SOTA-Liste. Dem Gendarmen fehlt es nicht an Höhe, vermutlich aber an "Prominenz" um die SOTA-Regeln zu erfüllen.
Richten wir den Blick etwas mehr Richtung Süden, sehen wir das Zinalrothorn 4221m mit bewölktem Haupt - wiederum ein SOTA-Gipfel und auch noch eine SOTA-Jungfrau:


Kein Wunder existieren hier noch so viele SOTA-Jungfrauen. Würde ich es jemals auf einen dieser Gipfel schaffen, hätte ich alles andere im Sinn, als zu funken.

Auf der anderen Seite dieser Gipfel befindet sich das Mattertal mit Zermatt und dem bekannten Matterhorn.

Zum Schluss wieder einmal ein Bilderrätsel. Was diese seltsame Kapsel ist, konnte ich bisher nicht herausfinden. Dieses UFO hat eine Tür (war verschlossen) Solarpanele und obendrauf einen Metallstab mit Kugel (Blitzableiter?). Aber vielleicht weiß ein Leser Bescheid?


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