Antennen für das Baofeng UV-3R, Teil I
Veröffentlicht am 26. Juni 2012
Surft man quer durch die E-Bucht, so kommen einem jede Menge Antennen in die Quere – auch für das UV-3R. Alle wollen 2m und 70 können, doch welche kann es am besten? Um diese Frage zu beantworten, habe ich in einem Anfall von dB-Fieber einen ganzen Strauss dieser Antennen bestellt und damit einen privaten Antennentest veranstaltet.
DER GROSSE UV-3R ANTENNENTEST, Teil I
Darf ich vorstellen: Ganz links oben im Bild seht ihr die SC-951 von Surecom. Gleich danach kommt die CH-701X von Harvest. Miracle Boy 2 steht auf der Antenne und sie ist in jeder Hinsicht ein Wunder, doch dazu später mehr. Danach, an dritter Stelle von links, folgt die NA-773 von Nagoya, dem Hersteller der zurzeit das Segment dominiert. Es handelt sich dabei um eine ausziehbare Teleskopantenne. Die rechts davon ist eine NA-773, die ich modifiziert habe. Bei dieser Gelegenheit muss ich bemerken: ich hatte bisher drei Stück von dieser Sorte und keine war gleich wie die andere. Dann kommt die mit dem blauen Fuß: ein selbst gebauter Viertelwellenstrahler für 2m aus einer alten Teleskopantenne eines Radios. Der nächste Kandidat ist eine Nagoya 775. Eine Gummirute mit einem sehr schlanken Fuß. Rechts davon die RH-771 von Harvest, eine ähnliche Gummirute. Dann kommen die drei Zwerge: die bekannte NA-666, die NA-401 und die NA-626, alle von Nagoya. Die 626 ist eine teilweise ausziehbare Antenne und lässt sich deshalb auch gut verstauen. Im Bild im ausgezogenen Zustand zu sehen.
Was tut der durchschnittliche OM, wenn er die Wahl der Qual hat? Er greift zum Antennen-Analyzer und sucht nach SWR und Resonanz. Doch ist das der richtige Ansatz für eine Handyantenne? Muss die Antenne überhaupt in Resonanz sein um gut zu strahlen und welche Rolle spielt das SWR, wenn es keine Speiseleitung gibt und die Antenne direkt auf dem Ausgangskreis liegt? Genügt eine Messung auf dem Labortisch oder muss man den OM simulieren, eine In-Situ-Messung vornehmen?
Darüber und über meine Versuche morgen im Teil 2 des Tests. Doch ein "Bonbon" vorweg: Von den zehn Antennen wiesen nur vier eine Resonanz sowohl im 2m wie auch im 70cm Band auf.
Antennen für das Baofeng UV-3R, Teil II
Veröffentlicht am 27. Juni 2012
Nachdem ich alle Antennen auf meinen Analyzer MFJ-269 gesteckt und durchgekurbelt hatte, war ich konsterniert. Die Resonanzen waren zum Teil weit weg vom Schuss. Im 2m Band entweder um die 135 MHz oder bei 160 – 170 MHz. Zuerst dachte ich: “Wer misst misst Mist”. Doch dann fand ich einige Kandidaten, welche tatsächlich um die 145 MHz resonierten. Natürlich meine selbstgebaute Viertelwellen-Telekopantenne, aber auch der Miracle Boy 2. Auch die Teleskop Antenne NA-773 war im 2m Band resonant. Im Gegensatz zu ihren zwei Vorgängerinnen. Das war übrigens der Grund dafür, dass ich eine NA-773 modifiziert habe (verkürzt) um sie ins 2m-Band zu zwingen.
Was das SWR, beziehungsweise die Impedanz angeht, zeigten die Antennen ein hoffnungsloses Bild. Natürlich hingen die Werte davon ab, ob und wie ich den Analyzer in der Hand hielt oder auf den Tisch stellte. Bald war mir klar, dass das mit dem Mist und dem Messen in diesem Fall nicht so abwegig war und ich erinnerte mich an mein früheres Leben. Hatten wir da nicht zum Messen von Handfunkgeräten einen Homunkulus, einen künstlichen Menschen in Form einer Salzwassersäule?
Ohne den OM als Träger, Gegengewicht und Reflektor ist eine Handfunke nur ein Tamagotchi. Deshalb habe ich alle weiteren Messungen In-Situ vorgenommen, was die Sache nicht unbedingt erleichterte. Mussten doch die Messbedingungen für alle exakt die Gleichen sein und im freien Feld stattfinden.
Doch zuerst noch zu den Resonanzen im 70 cm Band. Dort sah das Bild etwas anders aus. Die SC-951, die Antenne mit dem Knollen ganz links, wies im 70cm eine deutliche Resonanz auf (im 2m Band ist sie auf 134 MHz resonant). Dann natürlich mein Viertelwellenstrahler. Er ist für 70 zwar etwas zu lang, aber die Dreiviertelwellen-Resonanz lag doch nahe am Amateurfunkband. Bei der NA-773 Teleskop sah es genau gleich aus. Auch der Miracle Boy 2 konnte wieder mitmischen. Leider gleicht diese Antenne mit ihren satten 100 Gramm mehr einem Totschläger und man benötigt dafür vermutlich einen Waffenschein. Zudem ist der mirakulöse Wunderboy mindestens doppelt so teuer wie alle anderen Antennen. Mitten im 70cm Band war auch die NA-775, während es der kleine NA-626 Zwerg mit dem ausziehbaren Oberteil mindestens in die Nähe des 70cm Bandes schaffte. Ob man ihn auszog oder nicht, war ihm übrigens egal. Auch die RH-771 kam in die Nähe von 70cm, wenn man beide Augen zudrückte und dabei noch schielte.
Die winzige und in Foren hochgelobte NA-666 war nirgendwo resonant, weder im 2 m noch im 70 cm Band. Ebenso der NA-401 Zwerg.
Doch spielt das überhaupt eine Rolle? Die Antennengurus behaupten: eine Antenne muss nicht resonant sein, um zu strahlen. Und auch das SWR sei nicht in allen Fällen das Gelbe vom Ei. Wie verhält sich die Theorie in der Praxis?
Wie es mit den Baofeng-Antennen wirklich ausschaut und wer die Schönste im ganzen Land ist, erfahrt ihr dann im dritten und letzten Teil dieses Testberichts. Doch wie immer ein "Bonbon" vorweg: Der Gummiknüppel Miracle Boy ist seinen Preis wert, leider passt er aufs UV-3R wie die Faust aufs Auge.
Antennen für das Baofeng UV-3R, Teil III
Veröffentlicht am 28. Juni 2012
"Traue keiner Antenne, die du nicht selbst gebaut hast", HB9EXA.
Insgesamt habe ich acht Testreihen gefahren. Sechs davon mit dem UV-3R als Sender und einem in dB geeichten Feldstärkemessgerät. Zwei Testreihen mit einem Messsender und dem UV-3R als Empfänger zur Kontrolle.
Dabei zeigte sich klar – wer hätte das geahnt, hi – dass die längeren Antenne, in der Nähe von λ/4, wesentlich besser sind als die kleinen Stummelchen. Im Schnitt etwa 6 dB.
Gesamtsieger ist, wie könnte es anders sein, die CH-701X Miracle Boy II. Sowohl auf 2m wie auch auf 70cm ist sie Nummer 1. Leider ist diese Antenne für das UV-3R mit ihren 94 Gramm viel zu schwer und daher nicht brauchbar. Der untere Teil der Antenne besteht übrigens aus einem starren Metallrohr, nur der obere Teil, nach dem “Knollen”, ist flexibel. Doch für andere, grössere Handfunkgeräte sollte man sie im Auge behalten, erhält man sie doch in den beiden Stecker-Ausführungen SMA-M und SMA-F.
Die λ/4 Eigenbau-Teleskop war Nummer 2. Ihr Nachteil ist das aufgefächerte Strahlungsdiagramm im 70 cm Band. Eine 3/4λ ist ja bekanntlich kein Flachstrahler. Mit 523 mm ist sie zwar die Längste unter den Kandidaten, doch nur 23 Gramm schwer.
Etwas schwerer (28 Gramm) war Nummer 3, die Nagoya NA-773. Der Unterschied zum Eigenbau ist unwesentlich und ihr grosser Vorteil ist, dass sie sich sehr klein zusammenschieben und so leicht verstauen lässt. Beunruhigend ist jedoch, dass von drei Exemplaren, die ich bisher gekauft hatte, jede anders war.
Diese drei Antennen führen mit Abstand das Feld an. Alle anderen waren entweder im 2m Band oder auf 70cm schlechter, oder sogar auf beiden Bändern.
Ein komischer Fall war die Surecom SC-951. Obwohl auf 134 MHz resonant, war sie auf 2m noch besser als der Miracle Boy. Doch auf 70 cm schnitt sie miserabel ab, obschon sie dort resonant war. Allerdings ist sie bloss 350mm lang. Aber sie wiegt stolze 35 Gramm und ihr Oberteil macht einen fragilen Eindruck.
Bei der RH-771 war es gerade umgekehrt. Auf 2 m flop, auf 70 cm top. Ebenso die NA-775.
Und nun zu den Zwergen: der Kleinste und Leichteste (181mm, 12g) ist die NA-401, und wenn schon Zwerg, würde ich sie deshalb den anderen vorziehen.
Auf 2m sind die Zwerge etwa 6 dB schlechter als die drei Topantennen. Auf 70cm etwa gleichauf mit dem Selbstbau und der NA-773. Bei der NA-626 muss für 2m der Oberteil ausgezogen, für 70cm eingefahren werden. Die in Foren hoch gejubelte NA-666 war von allen Antennen die schlechteste auf 2m, im 70cm Band jedoch im Mittelfeld.
Natürlich gehts noch kleiner. Nach den Zwergen kommen die Liliputaner. Sie sind um die 5cm lang und eignen sich für Funkstrecken, wo man eigentlich keine Funkgeräte braucht, da die Kommunikation durch Zurufen auch klappen würde. Von diesen Dummy Loads habe ich, um meine Nerven zu schonen, keinen bestellt.
Wichtig: Dieser kleine Privattest erhebt keinen Anspruch auf Professionalität. Darum habe ich auch keinen Messaufbau und keine konkreten dB-Werte publiziert.
Persönlich bleibe ich bei meiner Eigenbau-Antenne und werde die Versuchskaninchen wieder verkaufen. Trotzdem hat es Spass gemacht, wieder einmal zu sehen, dass sich die Physik nicht überlisten lässt. Was bei den Segeljachten gilt, gilt auch für die Antennen: Länge läuft! Und natürlich war es wieder einmal lustig zu sehen, dass die Gewinnangaben der Hersteller in der Werbeabteilung gemacht werden. Auch ein Liliputaner mit 50mm Länge soll noch 2.15 dB haben, lese ich gerade in der E-Bucht. Immerhin ist der Anbieter vorsichtig: Er schreibt maximal 2.15 dB Gewinn ;-)
73 de Anton
Dabei zeigte sich klar – wer hätte das geahnt, hi – dass die längeren Antenne, in der Nähe von λ/4, wesentlich besser sind als die kleinen Stummelchen. Im Schnitt etwa 6 dB.
Gesamtsieger ist, wie könnte es anders sein, die CH-701X Miracle Boy II. Sowohl auf 2m wie auch auf 70cm ist sie Nummer 1. Leider ist diese Antenne für das UV-3R mit ihren 94 Gramm viel zu schwer und daher nicht brauchbar. Der untere Teil der Antenne besteht übrigens aus einem starren Metallrohr, nur der obere Teil, nach dem “Knollen”, ist flexibel. Doch für andere, grössere Handfunkgeräte sollte man sie im Auge behalten, erhält man sie doch in den beiden Stecker-Ausführungen SMA-M und SMA-F.
Die λ/4 Eigenbau-Teleskop war Nummer 2. Ihr Nachteil ist das aufgefächerte Strahlungsdiagramm im 70 cm Band. Eine 3/4λ ist ja bekanntlich kein Flachstrahler. Mit 523 mm ist sie zwar die Längste unter den Kandidaten, doch nur 23 Gramm schwer.
Etwas schwerer (28 Gramm) war Nummer 3, die Nagoya NA-773. Der Unterschied zum Eigenbau ist unwesentlich und ihr grosser Vorteil ist, dass sie sich sehr klein zusammenschieben und so leicht verstauen lässt. Beunruhigend ist jedoch, dass von drei Exemplaren, die ich bisher gekauft hatte, jede anders war.
Diese drei Antennen führen mit Abstand das Feld an. Alle anderen waren entweder im 2m Band oder auf 70cm schlechter, oder sogar auf beiden Bändern.
Ein komischer Fall war die Surecom SC-951. Obwohl auf 134 MHz resonant, war sie auf 2m noch besser als der Miracle Boy. Doch auf 70 cm schnitt sie miserabel ab, obschon sie dort resonant war. Allerdings ist sie bloss 350mm lang. Aber sie wiegt stolze 35 Gramm und ihr Oberteil macht einen fragilen Eindruck.
Bei der RH-771 war es gerade umgekehrt. Auf 2 m flop, auf 70 cm top. Ebenso die NA-775.
Und nun zu den Zwergen: der Kleinste und Leichteste (181mm, 12g) ist die NA-401, und wenn schon Zwerg, würde ich sie deshalb den anderen vorziehen.
Auf 2m sind die Zwerge etwa 6 dB schlechter als die drei Topantennen. Auf 70cm etwa gleichauf mit dem Selbstbau und der NA-773. Bei der NA-626 muss für 2m der Oberteil ausgezogen, für 70cm eingefahren werden. Die in Foren hoch gejubelte NA-666 war von allen Antennen die schlechteste auf 2m, im 70cm Band jedoch im Mittelfeld.
Natürlich gehts noch kleiner. Nach den Zwergen kommen die Liliputaner. Sie sind um die 5cm lang und eignen sich für Funkstrecken, wo man eigentlich keine Funkgeräte braucht, da die Kommunikation durch Zurufen auch klappen würde. Von diesen Dummy Loads habe ich, um meine Nerven zu schonen, keinen bestellt.
Wichtig: Dieser kleine Privattest erhebt keinen Anspruch auf Professionalität. Darum habe ich auch keinen Messaufbau und keine konkreten dB-Werte publiziert.
Persönlich bleibe ich bei meiner Eigenbau-Antenne und werde die Versuchskaninchen wieder verkaufen. Trotzdem hat es Spass gemacht, wieder einmal zu sehen, dass sich die Physik nicht überlisten lässt. Was bei den Segeljachten gilt, gilt auch für die Antennen: Länge läuft! Und natürlich war es wieder einmal lustig zu sehen, dass die Gewinnangaben der Hersteller in der Werbeabteilung gemacht werden. Auch ein Liliputaner mit 50mm Länge soll noch 2.15 dB haben, lese ich gerade in der E-Bucht. Immerhin ist der Anbieter vorsichtig: Er schreibt maximal 2.15 dB Gewinn ;-)
73 de Anton
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