Montag, 4. Juni 2018

Der Baum als Antenne



Der Baum ist der beste Freund des Funkamateurs. Wer rund um seine Behausung nur englischen Rasen hat und anstatt Vogelstimmen bloß das Summen des Mähroboters hört, braucht einen Antennenmast. Wer hingegen einen Baum sein Eigen nennt, kann beim Antennenbau weniger auffällig verfahren und eventuellen HF-Phobikern ein Schnippchen schlagen. Ein Draht ist schnell gespannt und der Baum nimmt dies in der Regel nicht übel.
Allerdings gibt es auch Funkamateure, die ganz auf den Draht verzichten und den Baum selbst als Antenne (miss)brauchen wollen.
Der Baum - so lautet ihre Überlegung - leite ja das Wasser von seinen Wurzeln in die Blätter, und dieses könne, angereichert durch die darin gelösten Nährsalze, durchaus als Leiter herhalten.
Und so wird denn immer wieder versucht, mit allerlei Tricks Hochfrequenz in den Baumstamm einzuspeisen.
Den Grundstein zu diesem seltsamen Unterfangen hat wohl eine Untersuchung der US-Army gelegt. Seitdem kommt das Thema in der Amateurfunk-Literatur immer wieder hoch wie ein sporadischer Rülpser. Ein Leser hat mir dazu folgenden Artikel geschickt. Taucht man in die Tiefen des Internets findet man noch weitere, wie zum Beispiel den hier.

Persönlich halte ich nicht viel von einem solchen Unterfangen. Auch grünes Holz ist ein schlechter Leiter und wieso sollte ich meinen Baum mit Gamma und Deltamatch oder Nägeln plagen, die ich ihm ins Holz treibe, wenn es wesentlich bessere und dazu noch einfachere Lösungen gibt?

Auch der älteste OT findet sicher einen jungen Kletterer, der eine unauffällige, isolierte Litze in der Baumkrone befestigen und dem Baumstamm entlang nach unten führen kann. Ein automatischer Tuner am Fuss des Baums, zusammen mit ein paar Radials, vervollständigt diese Antennenanlage. Natürlich geht auch hier durch die Dämpfung des grünen Holzes das eine oder andere dB verloren. Doch diese Art Antenne ist um Längen besser als den Baumstamm als HF-Leiter zu missbrauchen, und sie ist mindestens genauso unauffällig. Zudem dürfte der Autotuner in der Regel den Draht auf den meisten Bändern anpassen, und damit erhält der OM eine Stealth Allbandantenne!
Allerdings nicht für den Kurzstreckenverkehr im 80m Band. Eine solche Antenne ist ein Flach- und kein Steilstrahler.

Bei der letzten 80m Fuchsjagd hatte ich nicht einmal einen jungen Kletterer dabei. Die Jungen wollten nämlich alle den Fuchs jagen. So habe ich halt einen Fiberglas-Teleskopmast mit angeklebtem Draht am Stamm einer großen Buche entlang nach oben geschoben. Ich musste den Mast nicht einmal anbinden; die Äste des Baumes haben ihn gehalten. Und da es ein 15m Mast war, genügten ein paar Windungen am Mastfuss, um die Antenne auf 80m in Resonanz zu bringen. Zu sehen war das Gebilde dank der grauen Farbe auch nur, wenn man schon fast die Nase am Baum hatte ;-)
Grau ist m.E. die beste Tarnfarbe für eine Drahtantenne. Hochflexible isolierte Litze wie diese hier sieht man kaum.

Wer sich für den Einfluss der Bäume auf die KW-Wellenausbreitung (Dämpfung) interessiert, sollte sich die QST vom Februar 2018 besorgen (von einem ARRL Mitglied). Das war nämlich in dieser Ausgabe das Titelthema.

Und noch ein Tipp für das Verlegen von Radials (auch im englischen Rasen). Mit einer alten Kettensäge lassen sich im Nu die Furchen ziehen um die Drähte reinzulegen. 

Bild: Der Findling und sein Baum




 

 

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