Mittwoch, 20. Juni 2018
2m horizontal oder vertikal?
"Wieso wird im 2m Band bei FM vertikale und bei SSB horizontale Polarisation verwendet? Wäre es nicht einfacher, beide Betriebsarten wären gleich polarisiert?"
Das sind Fragen, die man oft von Newcomern hört, und sie sind durchaus berechtigt.
Um zu verstehen, wie der Gebrauch der unterschiedlichen Polarisationen zustande kam, muss man in der Zeit Jahrzehnte zurückreisen.
Der Amateurfunk im UKW-Bereich hat in den 20er Jahren seinen Anfang genommen. Zuerst im 5m Band zwischen 56 und 60 MHz. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Amateurfunk auf UKW zusehendes populärer. Zuerst bei den Technikern und nach dem Erscheinen der ersten Kaufgeräte auch bei der großen Masse der OM. In Europa konzentrierte sich der Betrieb vorerst auf das 2m Band, denn der untere VHF-Bereich wurde hier vom Fernsehen in Beschlag genommen. Nur den Amerikanern blieb das 6m Band. Gab man sich doch ennet dem Atlantik mit einer geringeren TV-Qualität zufrieden. Das bedeutete schmälere TV-Kanäle und so blieb den Funkamateuren das 6m Band erhalten.
Wieso auf 2m von Beginn weg mit horizontalen Dipolen gefunkt wurde, lag wahrscheinlich an der einfacheren Befestigung der Yagi-Antennen am Mast. Man kann die 2m Antenne auf die Mastspitze setzten, ohne dass der Mast die Antenne wesentlich beeinflusst. Bei einer vertikalen Yagi haben Mast und Yagi die gleiche Polarisation. Der Mast beeinflusst die Richtcharakteristik, wenn er in die Yagi hineinragt. Horizontale Yagis lassen sich auch einfacher stocken als vertikale. Im Portabelbetrieb - und auch beim Peilen - lassen sich die Horizontalen einfacher handhaben als die Vertikalen. Die horizontale Yagi sticht weniger ins Auge. ;-)
Ein weiterer Grund soll in der etwas geringeren Streckendämpfung liegen, bei Pfaden jenseits der optischen Sicht. Das sei auch der Grund, wieso das analoge terrestrische Fernsehen und der UKW-Rundfunk (in DL und HB) meistens horizontale Polarisation benutzten. Eine Studie dazu habe ich bisher aber nicht gefunden. DAB+ ist allerdings wieder vertikal polarisiert und beim digitalen Fernsehen werden verschiedene Polarisationen benutzt.
Anfang der 70er Jahre kamen dann die ersten FM Geräte auf, und um die Reichweite im Mobil- und Portabelbetrieb zu verbessern, wurden Relaisstationen installiert. Vorbild waren die Kommerziellen. Deren Dienste funkten schon eine Weile vertikal in FM. Und das aus gutem Grund:
Da Autoantennen in der Regel vertikale Stängel sind, genauso wie die Gummiwürste auf den Handy's, war der Fall klar: die Polarisation im FM-Betrieb musste vertikal sein. Richtantennen waren bei FM ja kaum ein Thema. Im Gegenteil: man wollte rundum senden und empfangen. Vor allem im Mobilbetrieb.
Soweit die Historie.
Heute haben wir den Salat. Wer mit seinem Blindenstock in SSB funkt und auf eine horizontal polarisierte Gegenstation trifft, muss mit ca. 20dB Polarisationsdämpfung rechnen. Das ist enorm viel, wie wir alle wissen, und auch der Grund, wieso Stationen mit Blindenstock oft darüber klagen, auf 2m SSB sei nichts mehr los. Das stimmt aber nur teilweise.
Im 70cm Band besteht das gleiche Problem. Nur ist dort außerhalb der Funkwettbewerbe im SSB-Bereich tatsächlich fast nur noch Rauschen zu hören. Seit die Morseprüfung abgeschafft wurde und auch DO und HB3er auf KW funken dürfen, hat auf UKW das grosse Rauschen überhand genommen. Allerdings nicht nur im SSB-Bereich: auf den Relais und den FM Simplex-Kanälen herrscht auch tote Hose. Schade um den Strom und das teure Equipment.
Vielleicht würde eine Radikalkur wieder neues Leben in die Bude bringen: Relais abschalten und alle stellen dafür auf vertikale Polarisation um.
Im Mikrowellenbereich - z.B. im 23cm und 3cm Band - wird in SSB und CW auch horizontal polarisierst gefunkt. Im 6m Band spielt die Polarisation nur bei der Bodenwelle eine Rolle. Horizontal bringt etwas bessere Reichweiten. Bei der Ausbreitung über die sporadische E-Schicht sind jedoch die reflektierten Wellen immer zirkular polarisiert, gleich ob die Sendeantenne das Signal vertikal oder horizontal in die Ionosphäre strahlt.
Bild: 6 Element nach DK7ZB, links davon eine Yagi für das 23cm Band.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Eine Belebung von Repeater-Frequenzen wäre ganz einfach dadurch möglich, dass SOTA, GMA, WCA, WWFF usw. auch Verbindungen über terrestrische Repeater anerkennen und werten - ev. in einer gesonderten Kategorie oder mit verringerter Punkteanzahl.
Als ich das dem britischen SOTA-Management-Team vorschlug, löste ich damit bei Andy Sinclair einen Wutanfall aus. - Bei GMA stand man der Sache dagegen durchaus interessiert gegenüber, meinte aber, der Vorschlag würde derzeit wohl keine Mehrheit finden...
73, Alfred, OE5AKM
Habe gestern leider auch vergeblich auf der 144,300 in ssb CQ gerufen.
Schade. Antenne ist eine Doppelquad mit 10dbi Gewinn in 10m Höhe, habs Richtung Norden versucht und dachte ich schaff es zum Wasted-Feldtag des H60.
Nix....
Daniel
Kommentar veröffentlichen