Sonntag, 15. April 2018

Morsen: ein oder zwei Paddle?

Bei der klassischen Klopftaste* ist der Fall klar: sie hat nur einen Hebel. Viele, die gelernt haben damit umzugehen, greifen auch heute noch gerne zu diesem Klassiker. Doch die Taste hat einen Nachteil: mehr als 80 bis 100 Buchstaben pro Minute kriegt man in der Regel nicht hin. Doch keine Regel ohne Ausnahme:


Alle anderen wechseln bei höheren Tempi auf das Paddle. Viele jüngere OM haben gar nie mit der klassischen Taste gearbeitet und sind gerade mit dem Paddle eingestiegen. Sie benutzen es auch für langsames CW.

Doch ohne einen so genannten Iambic-Keyer ergibt das Paddle keinen Sinn. Glücklicherweise ist heutzutage in jedem KW-Transceiver so ein Iambic-Keyer eingebaut und man braucht bloß sein Paddle anzuschließen um loszulegen. Das englische Iambic hat hier seinen Ursprung.
Der Iambic-Keyer generiert automatisch Punkte und Striche und macht so ein schnelleres Morsen möglich. Doch nicht nur das: mithilfe der Squeeze-Technik lassen sich die benötigten Bewegungen für viele Zeichen reduzieren. Das Geben der Morsezeichen wird damit effizienter:


Doch nicht alle kommen mit diesem "Squeezen" klar. Es erfordert ein gutes Timing beim Drücken der Hebel, das mit zunehmender Geschwindigkeit immer präziser werden muss. Viele OM lassen deshalb das Squeezen sein. Für sie würde eigentlich ein einziges Paddle genügen: eine Einhebeltaste.
Im folgenden Video ist ein Meister seines Fachs mit einer Einhebeltaste bei Tempo 300 Buchstaben/Minute zu sehen:


In der Tat arbeiten die meisten "High-Speeder" bei Wettbewerben mit einer Einhebeltaste. Dies obschon sie wesentlich mehr Bewegungen für den gleichen Text wie bei einem Iambic-Paddle absolvieren müssen.

Der Grund dafür liegt in einer geringeren Fehlerquote. Das Squeezen fehlerfrei bei 300 Buchstaben in der Minute und darüber fehlerfrei zu beherrschen ist schwierig. Von erfahrenen Telegrafisten hört man zuweilen den Spruch: "Mit zwei Paddle macht man doppelt so viele Fehler wie mit einem."

Letztendlich ist es aber eine Sache der persönlichen Präferenz, bzw. des Geschicks.

Was mich betrifft, so bin ich mit der Klopftaste* "aufgewachsen" und habe ziemlich spät zum Paddle gegriffen. Mit dem Squeezen konnte ich mich nie anfreunden, und so wechselte ich nach einiger Zeit zum Einhebel-Paddle. Für den Wechsel gab es aber noch einen anderen Grund: Das Rheuma ist meiner Feinmotorik nicht gerade förderlich. Vielleicht geht es dem einen oder anderen OM ähnlich?

*Auch Handtaste (engl. Straight Key) genannt. M.E. etwas irreführend, bedient man doch auch ein Paddle mit der Hand ;-)


Weitere Quellen zum Thema:

The Secrets of easy Morse Code Sending

Iambic Keying - Debunking the Myth

LA3ZA The advantage of the single lever paddle




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