Donnerstag, 14. September 2017

S-Meter



Früher waren S-Meter nicht mehr als Schätzeisen. Doch die heutigen Transceiver sind in dieser Hinsicht seriöser geworden. S9 entspricht in der Regel 50uV.
Allerdings meist nur unter der Bedingung, dass weder Vorverstärker noch Abschwächer eingeschaltet sind. Auch der RF-Gain hat einen Einfluss auf das S-Meter. Bei den "klassischen" Transceivern lupft es den Zeiger, wenn der RF-Regler zugedreht wird. Doch an der Genauigkeit der Anzeige über dem erhöhten Schwellwert ändert sich dabei nichts. Ganz anders bei einem "Direct Sampler" wie dem IC-7300. Dreht man bei diesem den RF-Regler zurück, so sinkt auch die S-Meter-Anzeige und wird unbrauchbar.
Dabei bezieht sich die Norm - die eigentlich eine informelle Abmachung ist - auf den Antenneneingang des Transceivers. Das Meter sollter also S9 zeigen, wenn dort 50uV anliegen. Unabhängig davon, ob ich Abschwächer, Vorverstärker oder RF-Regler benutze! Etwas, das sich mit der heuten Technik problemlos realisieren ließe.

Vielleicht kann mir ein Leser sagen, ob das schon irgendwo so gemacht wird (Flexradio, Elecraft)?

Auch oberhalb von S9 zeigen die S-Meter heutiger Transceiver faire Werte an. 20dB über S9 entsprachen bei den Transceivern, die ich bisher gemessen habe, etwa 500uV. Auch plus 40dB und sogar plus 60dB lagen mehr oder weniger in der Norm.
Ganz anders verhält es sich bei den S-Stufen unterhalb S9. Sowohl beim IC-7300, wie auch beim FT-991 und dem Kenwood TS-590 habe ich feststellen müssen, dass zwischen den einzelnen S-Stufen nicht mehr 6dB sondern etwa 3dB liegen.

S8 entspricht also nicht 25uV, wie es sein sollte, sondern etwa 35uV. Erst S7 sind dann 25uV.
Die Folge dieser "japanischen" S-Meter ist, dass kleine Signale gar nicht mehr angezeigt werden und dass schon eine Verdoppelung der Sendeleistung zu einem Sprung von einer S-Stufe auf der Anzeige führt. Und vor allem, dass der Störpegel, der uns alle plagt, geschönt wird.
Wenn dieser zum Beispiel im 80m Band scheinbar bei bloß S5 liegt - gemäß unserem "Schätzeisen" - wäre, nach der richtigen Regel, das Gebrodel schon bei S7!

Trotzdem: Da die heutigen S-Meter alle ungefähr das Gleiche anzeigen, sind unsere Rapporte vergleichbarer geworden. Abgesehen von den unsäglichen 59-Rapporten in den Contesten und bei den DX-Peditionen.
Nicht vergessen darf man aber dabei, dass die S-Meter-Anzeige immer unsere individuelle Antennensituation widerspiegelt. Ein S9 Rappport an einer Mobilantenne zeugt von einem wesentlich stärkeren Signal der Gegenstation, als S9 an einem ausgewachsenen Dipol.

Für die, denen amerikanisches Englisch keine Mühe macht, gibt es in diesem Podcast der ARRL noch mehr über S-Meter und ihre Geschichte zu erfahren.

Und für die, die sich nicht mehr an ihre Lizenz-Prüfung erinnern, hier kurz ein paar Zusammenhänge:
Bei Spannungen - und dabei geht es bei den Mikrovolt am Antenneneingang - bedeuten 6dB immer das Doppelte, bzw. -6dB die Hälfte. 20dB bedeuten das Zehnfache, bzw. -20dB ein Zehntel.
Sprechen wir aber von Leistung, sind bereits 3dB das Doppelte und demzufolge 6dB das Vierfache (das Doppelte vom Doppelten).
Daraus können wir ersehen, dass der OM die Leistung vervierfachen muss, um die Spannung am Empfänger der Gegenstation zu verdoppeln.
Bei Leistung sind dann 10dB das Zehnfache und 20dB das Hundertfache - und bedeuten z.B. ein Sprung von 1W auf 1000W Sendeleistung. Das relativiert die Wirkung von Linearendstufen und gibt QRP eine Chance ;-)

1 Kommentar:

Hubert, HB9JND hat gesagt…

Hallo Anton

Einer der ersten Empfänger (die ich kenne), dessen S-Meter die Bezeichnung verdient haben, war der Perseus. Einerseits stimmt der Pegelwert auf +/- 0.5 dB und andererseits lässt sich der Anzeigewert zwischen "RMS" und "PEP" umschalten (dies bereits vor 10 Jahren).
So können Zweitonsignale, SSB-Signale oder Rauschen in Abhängigkeit der gewählten Filterbandbreite korrekt gemessen werden.
Seit ein paar Monaten verwende ich einen SDR2 Pro Transceiver. Auch dieses unscheinbare und tolle Kistchen hat ein S-Meter, welches unabhängig von der Attenuator-, RG-Gain- und Vorverstärkereinstellung stets den korrekten Pegel anzeigt, welcher an der Antennenbuchse anliegt.
Bei analogen Transceivern konnte man das ungenaue S-Meter ja noch halbwegs mit dem grösseren Aufwand begründen. Bei SDR's muss man schon ein erfahrener Politiker sein, um es stichhaltig begründen zu können.

vy 73 Hubert, HB9JND